Arym Var. Dominik Michalke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dominik Michalke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844201840
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zur Stronghold, als er wie ein Stück Kohle aufglühte und verendete.

      Einige auf der Brücke brachen in Panik aus, weil die fünf Objekte nun geradewegs auf die Stronghold zukamen.

      Doch Morgaine hatte in allem Chaos nicht überhört, wie der Ladevorgang der Absolute-Tachyonlanze abgeschlossen worden war. Die Lanze bündelte das Vierhundertfache einer normalen Tachyonlanze eines Xeter-Kreuzers und schickte es auf einen Punkt. Die Lanze war so groß, dass sie nicht als separat steuerbares Kanonengeschütz an der Olympfregatte angebracht werden konnte. Sie führte vom kompletten Zentrum des Schiffes durch den vorderen Teil und zum Bug hinaus und war somit fest mit dem Schiff verankert.

      »Richten sie die Stronghold auf das erste der fünf Objekte aus. Tachyon-Spulen aufwärmen.« Morgaines Gesicht sah aus, als würde dort ein Gewittersturm toben.

      »Ich schlage die sofortige Flucht vor«, antwortete Khaust.

      »Sofort«, sagte Morgaine kalt.

      Ohne den Blick von ihr abzuwenden, richtete Khaust mehrere Befehle an verschiedene Offiziere. Das Schiff vibrierte. Es richtete den gesamten Schiffskörper aus.

      »Bereit, Captain«, sagte Khaust.

      Morgaine klang emotionslos. »Absolute-Tachyonstrahl Feuer.«

      Das gesamte Schiff schien zu zittern, als die Lanze abfeuerte und die Kühlaggregate kurzzeitig über achtzig Prozent der Gesamten Schiffsenergie in Anspruch nahmen. Morgaine hatte das Gefühl, als würde die Welt um sie herum kurz dunkler werden angesichts der enormen Energie, die soeben freigesetzt worden war.

      Eine weiße Säule war auf dem Hauptmonitor zu sehen, die mit dem Zielobjekt verbunden schien. Alles wurde weiß wie bei einer Atomexplosion. Die Brücke stand einen Moment in gleißendem Licht.

      Dann war absolute Stille zu vernehmen.

      Alle starrten auf den Monitor. Wäre das Zielobjekt ein Mond gewesen, so hätte die Kamera nun lediglich ein Meer von Gesteinsbrocken gezeigt, die sich in gleichmäßiger, expandierender Bewegung vom Zielpunkt entfernt hätten.

      Das feindliche Schiff jedoch stand immer noch da. Aber etwas hatte sich verändert. Der große verschwommene Schleier schien sich fast nicht mehr zu bewegen. Er sah mehr aus wie ein unregelmäßiges Stück Tüte über dem Monitor.

      Ein unhörbares, aber scheinbar spürbares Stöhnen ging durch die Brücke.

      Morgaines Vorteil war, dass sie absolut nichts erwartet hatte und kühl blieb. Dadurch gewann sie all ihre Fähigkeiten als Captain einer Olympfregatte endlich wieder zurück.

      »Sofort Kurs auf die Position der Epos nehmen«, sagte sie ohne zu zögern und fügte schließlich hinzu: »Bericht?«

      Der leitende Offizier der Scan- und Sensorstation antwortete langsam. »Das Objekt ist noch vorhanden, aber dieser Schleier darum scheint gewissermaßen außer Funktion zu sein, soweit ich das behaupten kann. Das Objekt bewegt sich nicht mehr. Ohne vage Vermutungen anstellen zu wollen, behaupte ich, dass wir es zumindest beschädigt und kampfunfähig gemacht haben.« Er machte eine kurze Pause, um erneut zu sprechen. »Es scheint, als hätten die anderen vier Objekte ebenfalls aufgehört, sich zu bewegen.«

      Morgaine spürte, wie die Stronghold ihren Kurs änderte und sich neu ausrichtete. »Sie sind also nicht unaufhaltsam«, murmelte sie grimmig.

      »Aber die anderen vier Schiffe setzen sich wieder in Bewegung!«, sagte der Offizier, der nun wieder schneller Sprach.

      »AZK-Notfallgeschwindigkeit!« Morgaines Mission war erfüllt. Sie wusste, was sie nun wissen musste. Mehr konnte sie hier nicht erreichen.

      »Bestätigt«, sagte der Steueroffizier, an dessen bleichen Gesichtsausdruck man erkennen konnte, dass er auch stark unter dem was passiert war gelitten hatte.

      Morgaine sah Khaust an. Der schwieg nur und blickte viel sagend zurück.

      »Captain, die Energieressourcen haben beträchtlich unter dem Einsatz der Absolute-Tachyonlanze gelitten. Wir können nicht lange mit Notfallgeschwindigkeit fliegen.« Der Offizier der Ressourcenstation hatte sich auf seinem Drehstuhl zu Morgaine umgedreht.

      »Das wird auch nicht nötig sein.« Alle sahen zum leitenden Offizier der Scan- und Sensorstation. »Die Schiffe bewegen sich zwar schneller, als wir erst annahmen, können jedoch nicht im geringsten mit unserer Geschwindigkeit von neun Zehnteln Licht mithalten. Falls diese Geschwindigkeit, mit der sie sich gerade bewegen, ihr Maximum darstellt, so beträgt dieses ein zwanzigstel Licht.«

      »Die erste gute Botschaft an diesem Tag«, knurrte Morgaine. Sie schaffte es immer noch zu verdrängen, dass sie eben fast die Hälfte ihrer Besatzung und gleichzeitig neunzig Prozent der kompletten Streitmacht der Stronghold in einem Massaker verloren hatte.

      »Wir können rein theoretisch auf AKZ-Prioritätsgeschwindigkeit drosseln. Sie werden uns nicht einholen. Bei dieser Geschwindigkeit erreichen sie den Nexus in etwa zwei bis drei Erdwochen, sollten sie Kurs darauf nehmen.« Der Offizier blickte Morgaine an.

      Sie legte die Hand an ihr Kinn und überlegte kurz. »Bestätigt. AKZ-Prioritätsgeschwindigkeit«, sagte sie schließlich und wandte sich leise an Khaust.

      »Khaust, ich bitte sie, kümmern sie sich um ... die Besatzung ... ich ...«

      »Ich verstehe, Captain.« Khaust ließ ein schwaches Lächeln unter seinem Schnauzer erkennen. »Gehen sie. Es ist in Ordnung. Ich kümmere mich um alles. Nehmen sie sich eine Auszeit.«

      »Ich danke ihnen ... Ich danke ihnen, Khaust.« Morgaine ging langsam zu ihrem Büro, durch den Raum hindurch und in ihre Privatgemächer. Mit jedem Schritt spürte sie, wie sehr die Last des eben Erlebtem tatsächlich auf ihr ruhte. Doch diese Last hatte sie allein zu tragen. Diese Last konnte ihr niemand abnehmen, da nur sie der Captain der Stronghold war.

      Langsam ließ sie sich in ihren Sessel sinken. Das entsetzliche zehrende Gefühl in ihrer Brust wurde wieder stärker und die Stimmen und Schreie der sterbenden Xeter- und Scarletpiloten schienen in ihrem Ohr zu hallen wie die Aufzeichnung eines Audiosignals. Wie ein schwarzer Schatten kroch das unangenehme Gefühl der Schuld, der Angst und des Entsetzens in ihr hoch und schien sie in ihrem Sessel zu verschlucken.

      Morgaine hatte keinen Schlaf gefunden, bis sie die Koordinaten erreicht hatten, an denen sich die Epos befand. Die Epos hatte ihren aktuellen Zirkulationspfad verfolgt und war weiter im Arym Var-System vorgedrungen.

      Sie war am Aaron-Schwarm vorbei geflogen und befand sich nun etwa vier oder fünf Tage von Infidelis’ Orbit entfernt, aus Gründen, die Morgaine nicht weiter bekannt waren und sie auch nicht interessierten.

      Was sie vielmehr interessierte, oder vielmehr, wovor ihr graute, war ein erneutes Treffen mit Ravenberg. Noch dazu nach alldem was passiert war. Würde er sie degradieren, weil sie nahezu die komplette Streitmacht der Stronghold in den Tod geschickt hatte? Oder würde er sie sogar ...

      »Captain«, unterbrach sie Khausts Stimme aus dem Kom. »Wir sind in Interstellar-Reichweite zur Epos. Soeben ist eine Kom-Verbindung eingegangen.«

      »Ich komme.« Es ist so weit, dachte Morgaine, nahm ihr vorbereitetes Script-Pad und verließ ihre Privatgemächer.

      Auf der Brücke war bereits das Bild desselben, eigenartigen Mannes auf dem Monitor zu sehen, der ein Headset aufhatte und eine seltsame Vis-Vorrichtung vor seinem linken Auge trug.

      Er sprach in seiner gewohnt monotonen Stimme. »Captain Morgaine Hera von der Stronghold, ein Perser-Shuttle ist bereits unterwegs zu ihrem Schiff, um sie abzuholen und zum Führer des Andragon-Kanton-Zusammenschlusses, Maurizius Ravenberg, zu bringen.« Die Kom-Verbindung wurde beendet, bevor Morgaine überhaupt den Mund aufmachen konnte, um zu antworten.

      Mit steinerner Miene ignorierte sie Khausts Blick von der Seite und verließ die Brücke.

      Morgaine war fast überrascht über sich selbst, als sie das Perser-Shuttle in Hangarbucht 14 auf der Epos verließ und zusammen mit zwei Cyborgs zum Röhrentransporter geführt wurde. Diesmal begrüßte sie keine pferdegesichtige Lieutenant