Arym Var. Dominik Michalke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dominik Michalke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844201840
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kommen auf die Stronghold zu ... Sie sind schneller als wir angenommen hatten!« Er schien einen Moment von einem seiner Monitore abgelenkt zu sein um dann fast gequält fortzufahren.

      »Es sind mehrere ...«

      »Was?« Morgaines entsetzter Ausruf übertönte die ganze Brücke.

      »Die Scanner, sie ... sie zeigen mehrere dieser Objekte an ... zwei, nein drei ... vier! Sie bewegen sich aus Nexusferne auf das andere Objekt zu! Ihre Bauart scheint identisch mit der des anderen Schiffes zu sein. Ich glaube ... ich ...«

      »Was glauben sie? Raus damit?« Partikel von Morgaines Speichel flogen über die Plattform.

      »Ich glaube, sie greifen uns an! Es ist eine Angriffsformation! Fünf Schiffe!«

      Sie haben nur gewartet, dachte Morgaine. Das alleinige Schiff hatte nur gewartet. Sie wollten gar nicht auf Kom-Signale antworten.

      Dies war der Ernstfall. Der Fall, vor dem jedem Captain, ja jeder Spezies grauste. Der Kontakt mit einer ohne ersichtlichen Grund feindlich gesinnten anderen Spezies.

      Morgaine schossen Wortfetzen und Zitate durch den Kopf. »Eine derartige Reaktion muss nicht auf eine feindliche Gesinnung zurückzuführen sein. Eine fremde Spezies kann sich nur bedroht fühlen müssen. Eine fremde Spezies könnte andere Strukturen und Werte aufweisen. Denken sie an die Möglichkeit einer Schwarmspezies, einer kollektiven Spezies. Ein Mord in unseren Augen muss nicht ein Mord in den Augen einer anderen Spezies sein.«

      Alles Geschwätz, alles leeres Gerede. Nichts davon zählte jetzt. Nichts davon interessierte. Keine Reaktion war erfolgt, außer, dass fünfzig Mann getötet worden waren. Morgaine war nicht interessiert an Theorien, sie war interessiert an ihrem Instinkt, ihrem Leben und an denen ihrer Besatzung.

      »Sofort Xeter-Geschwader und Tachyon-Scarlets starten! Gefechtstürme besetzen und auf weitere Instruktionen warten!«, donnerte sie.

      Die Xeter-Gefechtskreuzer waren sechshundert Meter lang und somit etwa zwanzig Mal so groß wie die kleinen Tachyon-Scarlets, die von jeweils einem Piloten geflogen wurden. Es bot sich an, die mächtigen aber trägen Xeter-Kreuzer durch die wendigen Scarlets im unmittelbaren Nahkampf zu beschützen.

      Bei dem Geschwader von zehn Xeter-Gefechtskreuzern und fünf Tachyon-Scarlets pro Kreuzer schickte Morgaine sechzig Schiffe in den Kampf.

      Mit einer derartigen Streitmacht konnte man etwa dreimal Saltoris komplett verwüsten.

      Über das Interstellar-Kom meldeten sich die Xeter-Majore einsatzbereit, die wiederum die Befehlsgewalt über jeweils fünf Scarlets besaßen.

      »Barriereformation einnehmen. Gefechtsgeschwindigkeit Alpha. Visieren sie das Alleinstehende der fünf Schiffe an und zerstören sie es. Dann warten sie die Reaktion der anderen Schiffe ab. Prinzipiell gilt jedoch: Waffeneinsatz nach eigenem Ermessen.«

      Die Majore bestätigten Morgaines Befehle.

      Sie sah durch den Aufruhr auf der Brücke der Stronghold hindurch auf das Hologramm.

      Zehn Objekte, umgeben von einer Anzahl weiterer kleiner Objekte, bewegten sich in gleichmäßigen parallelen Abständen von der Stronghold fort und auf das fremde, allein stehende Schiff zu, hinter dem sich vier weitere Schiffe näherten. Die Xeter-Kreuzer würden das Schiff erreichen, bevor die vier anderen Objekte an dessen Position eintreffen konnten.

      Khaust stand nun neben Morgaine und starrte mit ihr abwechselnd auf das Hologramm und auf den Hauptmonitor, der die Frontkamerabilder der zehn Xeter-Kreuzer, das Frontkamerabild der Stronghold sowie den Status aller sechzig ausgesendeten Raumschiffe darstellte.

      Dann erreichten die Schiffe das feindliche Objekt.

      Morgaine, Khaust und alle anderen auf der Brücke wurden Zeugen eines unglaublichen Schauspiels, das sich innerhalb weniger Erdminuten abspielte.

      Bevor die Xeter-Gefechtskreuzer und Tachyon-Scarlets ihre Waffensysteme überhaupt ausgerichtet hatten, veränderte sich der Schleier um das fremde Objekt erneut. Er zuckte, pulsierte und schleuderte mehrere kaum sichtbare dunkelblaue Lichtblitze in unglaublich schneller Reihenfolge in Richtung der Staffel. Die Blitze durchdrangen sämtliche Magnus-Schutzfelder der Schiffe wie Luft und zerfetzten auf einen Schlag sieben oder acht Tachyon-Scarlets, bevor diese überhaupt mitbekamen, was passierte. Das Ganze wiederholte sich nach drei Sekunden erneut. Die Statusanzeigen auf dem Hauptmonitor erloschen reihenweise, bevor Morgaine überhaupt richtig realisieren konnte, was gerade geschah.

      Als wäre das nicht genug, baute sich auf einmal eine Art schwarze Sphäre um das feindliche Objekt auf. Die Sphäre expandierte und deformierte sich schließlich zu einem scheinbar verbogenen, unkontrolliert tänzelndem Strahl, der über einen der riesigen Xeter-Gefechskreuzer strich und ihn einfach in der Mitte auseinander riss. Der Kreuzer glühte kurz auf und trieb dann als lebloses Wrack durch den Raum.

      Dann feuerten die anderen Xeter-Gefechtskreuzer ihre Absolute-Torpedos und Tachyonlanzen ab. Die Städte vernichtenden Torpedos schienen zu jedermanns Entsetzten in dem Schleier des Objekts zu verlangsamen und nahezu zum Stillstand zu kommen, bis sie schließlich wie im Nichts verschwanden ohne zu detonieren. Die Tachyonstrahlen, die nicht mit Projektilen sondern mit Energiestrahlen gleichzusetzen waren, durchdrangen den Schleier, schienen jedoch keine ersichtliche Wirkung auf der seltsamen Oberfläche des kaulquappenartigen Gebildes zu haben.

      Schreiende und entsetzte Stimmen von Majoren und Offizieren schallten über sämtliche Kom-Verbindungen in die Brücke der Stronghold herein wie ein abscheulicher Chor.

      Ein weiterer Xeter-Kreuzer und acht Tachyon-Scarlets wurden zerfetzt. Die Statusanzeigen auf dem Hauptmonitor erloschen wie Lichter bei einem Stromausfall. Etwa die halbe Stärke an Scarlets war nur noch im Einsatz. Die acht verbliebenen Xeter-Kreuzer feuerten aus allen Rohren. Die wirkungslosen Absolute-Torpedos waren verbraucht. Lediglich die Tachyonlanzen fegten wie ein Lichtermeer, ein Regen aus weißen Strahlen von allen acht Schiffen auf das Objekt, ohne hinter dem verschwommenen, wabernden Schleier eine Wirkung zu zeigen.

      Ein weiterer Xeter-Gefechtskreuzer wurde zerstört. Sieben waren noch übrig. Zwanzig Scarlets. Sechzehn. Zwölf.

      Die vier weiteren feindlichen Schiffe kamen dem Ort des Gefechts bedrohlich nahe.

      »Captain.« Es war Khaust, der sprach. Er klang erstaunlich ruhig. »Captain. Was befehlen sie?«

      Morgaine war starr. Ihr Gesicht war leichenblass und sie brachte kein Wort heraus. In ihrer gesamten Karriere hatte sie noch nie etwas Derartiges erlebt.

      Dies war kein Fehler, kein Desaster. Dies war die Hölle.

      »Captain. Wir sind unterlegen. Das ist ein Feind, gegen den wir nichts ausrichten können. Wir müssen uns zurückziehen. Sofort.«

      Sechs Xeter-Kreuzer. Fünf. Vier Tachyon-Scarlets.

      »Captain.«

      Alle Scarlets zerstört. Vier Xeter-Kreuzer.

      »Captain!« Khaust schrie Morgaine an.

      Sie zuckte leicht zusammen und blickte langsam auf. Ihre Augenlider zitterten unkontrolliert. »Rückzug«, hauchte sie.

      Khaust ließ nicht auf sich warten. »An die komplette Gefechtsstaffel! Sofortiger Rückzug, ich wiederhole: Sofortiger Rückzug!« Aus dem Gewirr von Stimmen und Schreien, die aus dem Kom drangen und deutlich hörbar weniger wurden, war keine konkrete Antwort zu vernehmen. Ein Blick auf den Hauptmonitor jedoch zeigte, dass zwei der Xeter-Kreuzer deutlich ihren Kurs änderten. Sie rotierten seitlich und schienen den neuen Kurs aufzunehmen. Eins der beiden Schiffe wurde zerstört. Das Bild der Frontalkamera erlosch, so auch die Statusanzeige. Das andere Schiff beschleunigte. Es musste bereits eine Geschwindigkeit von einem Zehntel Licht erreicht haben, als es der schwarze verbogene Strahl der Länge nach aufriss. Dann kamen die vier anderen feindlichen Schiffe an.

      Einer der zwei übrigen Xeter-Kreuzer setze nun ebenfalls seinen Kurs auf die Stronghold. Das andere feuerte noch immer aus allen Rohren mit Tachyonstrahlen auf das erste feindliche Schiff. Der schwarze Strahl zuckte und der vorletzte Xeter-Kreuzer zerbrach wie ein Stück Holz.