Die heilige Geometrie der Metatron-Pyramide. Norbert Barthelmess. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norbert Barthelmess
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783738026962
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kam mir vor wie ein Opferlamm. Ich war ein Opferlamm. In der Schule angekommen, natürlich mit Lederboxl ohne Träger, die ich bei jedem Schritt hochziehen musste, setzte ich mich schräg auf meinen Stuhl, damit es nicht so weh tat. Der Lehrer, der mich unbemerkt beobachtet hatte, kam auf mich zu. Er sah mit ernster Miene in meine Augen. „Du tust mir leid mein Junge.“ kam es über seine Lippen.

      Später erfuhr ich, dass meine Mutter eine mächtige Rüge vom Jugendamt bekommen hatte. Mein Vater hatte anhängend an den Wohnblock sein Büro. Struppi unser Mischlingshund war die meiste Zeit unter dem Schreibtisch in diesem Büro.

      Öfter musste ich Vater helfen Briefe einzukuvertieren. Dafür bekam ich auch Taschengeld.

      Wenn ich an manchen Tagen nicht gut drauf war, und das war die Regel, übte ich Lampen zum Flackern zu bringen, was am Anfang überhaupt nicht funktionieren wollte. Ich muss dazu anmerken, dass ich ein Alter von 13 Jahren erreicht hatte. Ich stellte mir einfach eine bescheidene Situation vor, potenzierte diese Situation und mit Konzentration fing die Lampe zu flackern an und dann waren sie nach einer Weile kaputt. Vater sagte nur die Lampen taugen auch nichts mehr. Für mich war es zu der Zeit eine Befreiung von Aggressionen, in dem ich sie an Gegenständen abliess. Ich dachte wenn Du wüsstest lieber Vater. Ich fing an mir vorzustellen zu sterben, und wie es ist zu sterben.

      Auf die Idee hatte mich ein Klassenkamerad gebracht. Der hatte wie ich eine sechs für eine Schulaufgabe in Mengenlehre bekommen. Am nächsten Tag war er tot. Er hat sich vor Vaters Auto, der Bürgermeister von diesem Ort war, das in der Garage stand, gelegt und das war's. Wir hatten erfahren, dass er mit seinem Sohn nicht zufrieden war und dass es für ihn peinlich war, dass sein Sohn in der Schule so schlecht war. Als wir Abschied von ihm nahmen und der Pfarrer seine heiligen Worte sprach und die Scheinheiligkeit den Höhepunkt überschritten hatte, wurde es mir schlecht. Ich möchte Ihnen noch eine Sache mitteilen, die für mich sehr unangenehm war.

      V. und ich freuten uns auf diesen Fernsehabend. Meine Mutter lag schon im Bett und las ein Buch. Ich musste schnell auf die Toilette. „Du Norbert komm mal zu mir!“

      Sie schlug ihre Bettdecke zur Seite und machte mir eine auffordernde Geste in ihr Bettchen zu steigen. Ohne Widerrede folgte ich ihrem Befehl. Ich nahm Abstand zu meiner Adoptivmutter. Sie drückte ihren Hintern sehr nahe an mich. „Du darfst Deine Hand um mich legen.“ Als sie merkte, dass von meiner Seite keine Anstalten zu ihrer Befriedigung kamen, sagte sie erzürnt „Geh!“

      Als ich an diesem Tag von der Schule kam und ich mit Struppi Gassi gehen wollte, kam mein Vater mit tränenden Augen mir entgegen.

      „Du wir müssen mit Struppi zum Tierarzt fahren! Er liegt im Büro und blutet ganz arg aus dem Maul!“ „Warum denn das Vater?“

      „Ich glaube er hat sich einen spitzen Hühnchenknochen in den Kiefer gerammt.“

      Mein Gott Struppi. Er hob leicht den Kopf. Sein ganzes Maul war blutig mitsamt der Umgebung. Hemmungslos weinte ich, als ich Struppi umarmte. Ich trug Struppi zum Auto, und ab ging es zum Tierarzt. Beim Tierarzt angekommen, sollte Struppi auf die Liege hochgehoben werden. Sobald man ihn anfassen wollte, fing er an zu knurren. Weder der Arzt, noch Vati konnten ihn anfassen. Ich sollte es probieren.

      Ohne einen Knurrer konnte ich mit Hilfe vom Tierarzt Struppi auf die Liege transportieren.

      Er stellte fest, dass Struppi viel Blut verloren hatte. „Können Sie Struppi wieder gesund machen?“ war meine Frage. Er sah mir in die Augen und sagte kleinlaut „Ich glaube nicht. Dein Struppi ist schon ein alter Hund. Schau wie müde er ist. Es ist besser wenn wir ihn für immer einschlafen lassen, oder?“

      Ich fühlte mich in diesem Moment wieder mal alleingelassen, machtlos und der flehende traurige Blick von meinen Struppi war für mich in diesem Moment herzzerreissend.

      Struppi war mein Verbündeter. Alles konnte ich ihm anvertrauen. Er hat mich verstanden und jetzt? „Nein ich nehme meinen Struppi wieder mit. Geben Sie ihm eine Spritze und alles wird wieder gut!“ Er gab ihm eine Spritze. Ich werde diesen letzten Blick von meinem Struppi nie vergessen. Ich heulte wie ein Schlosshund, als ich ihm die Augen schloss. Und wieder einmal musste ich das Liebste was ich in diesem Moment hatte, loslassen.

      Die Geister, die ich rief.

      Wir hatten Sommerferien und das für immer. Meine Schulzeit war mit 16 Jahren beendet.

      Mein Abschlusszeugnis war ganz passabel.

      Mutter sagte zu mir: „Was willst Du denn beruflich eigentlich werden?“ Kleinlaut sagte ich: „Tierpfleger“. „Tierpfleger das ist gar nichts, da kann man nichts verdienen, das hat keine Zukunft. Dass du uns nicht zum Schluss noch auf der Tasche liegst. Also was willst Du noch werden?“ „Das ist eigentlich mein Traum, Tierpfleger zu werden“ sagte ich kleinlaut. „Du kochst doch gerne.“ sagte Mutter. Kochen war wohl übertrieben. Ich musste hauptsächlich die Küche putzen und den Abwasch bewerkstelligen. „Wir haben für dich schon eine Stelle besorgt. Morgen kannst du anfangen, und zwar im Pflaum's Posthotel.

      Sie wissen die Verwandtschaft. Morgen schon anfangen, dachte ich. Ich wollte doch eigentlich Ferien machen. Was soll’s, Hauptsache weg von den Alten. Am nächsten Tag war ich schon in diesem Hotel. Das war das gleiche Hotel, das wir besuchten als mein Vater uns von dem Waisenhaus holte. Der Küchenchef begrüsste mich und sagte zu mir: „Morgen darfst Du schon anfangen.“ Mein Zimmer hatte ich in diesem Hotel bezogen. Am nächsten Tag ging es los. Ich bekam noch einen Partner dazu. Als er sich vorstellte, erfuhr ich, dass er Edmund hiess. In dem ersten Jahr waren wir die Neger von den Köchen, die schon länger in diesem Betrieb arbeiteten. Bei uns stand auf dem Plan alles was mit putzen zu tun hatte. Mittlerweile hatte ich ein anderes Zimmer bezogen, auswärts von diesem Hotel. Es war ein kleines, möbliertes Zimmer mit einem alten Schrank und einem alten Bett, wo schon bestimmt einige Menschen ihren letzten Seufzer getan hatten. Ein Waschbecken mit kaltem Wasser gab es aussen im Gang. Im ersten Lehrjahr, wenn ich frei hatte, hielt ich mich in diesem Zimmer sehr oft auf und verschlang dabei Heftromane von John Sinclair. Sie wissen schon, der auch Geisterjäger genannt wird. Als ich an einem freien Tag aus dem Fenster schaute und eine bucklige Frau des Weges lang ging und ich sie nachdenklich beobachtete und fixierte, blieb sie stehen, hob ihren Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Der Blick traf mich unverhofft und eiskalt. Ihr Blick war stechend, ihr Gesicht verzerrt. Als sie weiter ging, musste ich mich erstmal setzen. Ich fing an zu zittern. „Was ist mit mir passiert? Was hat sie mit mir gemacht?“ Dieses Erlebnis beschäftigte mich lange in meinem kleinen Kämmerchen. In diesem Zimmer befand sich ein Spiegel was ja nichts ungewöhnliches ist. Doch dieser Spiegel hatte bei näherer Betrachtung ganz kleine Symbole auf den Seiten eingraviert.

      An diesem Abend ging zur späten Stunde meine Glühbirne kaputt. Ich zündete die Kerze, die vor dem Spiegel stand, an.

      Ich legte mich wieder ins Bett um meinen Roman zu Ende zu lesen. Irgendwann um Mitternacht wachte ich auf. Ich erschrak. Vor meinem Schrank sah ich eine weisse Frau. Schnell zog ich die Bettdecke über meinen Kopf. Als ich sie wieder wegzog, war diese besagte weisse Frau nicht mehr da. Ich dachte mir: „Norbert, das hast du nur geträumt!“ Mit diesem Erlebnis fing ich an mich mit Aussergewöhnlichem zu beschäftigen. Wie durch einen Drang musste ich abends die Kerze anzünden und in den Spiegel blicken. Je länger ich in diesen Spiegel sah, desto mehr verzerrte sich mein Gesicht. Aus meinem eigentlichen Gesicht schob sich ein zweites Gesicht hervor. Ich erschrak. Es war ein ganz anderes Gesicht. Dieses Gesicht war sehr ernst und sehr alt. Nach dieser Art Meditation war ich sehr erschöpft und ging zu Bett. In diesen drauf folgenden Nächten konnte ich nicht mehr einschlafen. In meinem Zimmer fing es an zu wispern. Es wurde in diesem Zimmer sehr unbehaglich. Ich dachte mir: „Norbert die Geister, die du gerufen hast, wirst du nicht mehr los!“ Und so war es. Auslöser dieser ganzen Sache war diese Frau mit diesem stechenden durchdringenden Blick. Mein kleines Zimmer wurde zu einer Art Hexenkessel. Als in einer kalten Nacht der Ölofen, der nicht brennen wollte, zum Tanzen anfing und sogar mein Wasserglas eingefroren war und die Hausleute erschrocken nach oben eilten, war für mich der Entschluss gefasst. In diesem Haus bleibst du keine Minute länger. Ich suchte mir ein anderes, kleines Zimmer bei sehr freundlichen Hausleuten,