Vampire essen keine Pasta. Elke Bulenda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elke Bulenda
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737581219
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ich die Augen: »Sascha, erklärte ich dir nicht gerade, es wäre nicht deine Schuld?«, fragte ich geduldig.

      »Nein, das verstehst du nicht. Ich war es, die zum lieben Gott gebetet hat«, erwiderte sie ein wenig verlegen und betrachtete nachdenklich ihre rosa lackierten Fingernägel.

      »Wie jetzt, du warst das mit dem Gebet?«, fragte ich entgeistert.

      … Wieso ich so erstaunt war? Ganz einfach: Meine verstorbene Frau Amanda glaubte nicht an Gott, und so ging ich davon aus, bei Sascha verhielte es sich genauso ...

      »Ja«, gab sie kleinlaut zu und biss sich auf die Unterlippe.

      »Glaubst du an den lieben Gott?«, fragte ich neugierig.

      »Na ja, nicht so, als sei er irgend so ein alter Opa, der gelangweilt im Himmel herumsitzt. Eigentlich wusste ich, dass es eine Hölle gibt. Ructus erzählt immer sehr viel von seiner Zeit, als er noch dort unten war. Es gibt also folglich den Satan. Und Barbiel ist ein Engel und erzählte mir vom Himmel und den anderen Engeln. Also, wenn es eine Hölle mit Satan gibt, muss im Himmel der liebe Gott sein. Und da ich so verzweifelt war und vor allem, weil ich jemanden den Tod gewünscht habe, betete ich zum lieben Gott, in der Hoffnung, er möge mir meine Sünden vergeben, damit ich nicht in die Hölle komme. Und ich wollte natürlich, dass wir wieder alle zusammen sein können«, endete sie ihre Rede.

      »Okay, das muss ich erst mal sacken lassen. Nur durch´s Gebet, werdet ihr wohl kaum hierhergekommen sein, oder?«

      »Nein, das wäre sicherlich komisch«, kicherte Sascha. »Nein, wir sind von Onkel Ron hierher gebracht worden. Als Tante Dyna mit Nana besprach, wie sie dich am besten retten könnte, rief Nana ihren Sohn Ronald an, damit er uns mit dem Flieger in Sicherheit bringt. Wir durften jeder nur Kleidung und zwei Sachen mitnehmen«, grinste Sascha.

      »Argh, nenne sie lieber nicht Tante Dyna... Okay, leuchtet ein, aber warum grinst du denn so? Ach, ich soll dich etwas fragen. Gut, was hast du mitgenommen?«, tat ich ihr den Gefallen.

      »Meinen Laptop und Duffy«, lachte Sascha.

      »Was? Du hast dein Haflinger-Pony mitgenommen?«, entwich es mir. »Was hat Onkel Ron gesagt?«

      »Er sagte, das Pony gehört nicht ins Handgepäck!«, erwiderte sie. »Wir mussten Duffy in den Frachtraum bringen.«

      »Du kannst von Glück sagen, so einen toleranten Onkel, mit einem dermaßen großen Flugzeug zu haben. Ist Agnir auch draußen?«, hakte ich nach.

      »Ja, ich hol ihn. Ich muss jetzt sowieso ins Bett. Ich habe heute keine Siesta gehalten und bin total platt. Den ganzen Tag mit Agnir und Ructus zu verbringen, nervt total«, gestand sie sehr erwachsen. »Gute Nacht!«, gab sie mir einen Kuss auf die Wange, wischte allerdings ihren Mund ab: »Boah, rasier´ dich mal!«

      »Gute Nacht, Sascha. Und danke, für den Tipp und dein Gebet. Äh, dann lass mal gleich deinen kleinen Bruder rein, ja?«

      »Okay! Nacht!«, winkte sie beim Hinausgehen.

      Unter dem Türsturz kam es kurz zu einer kleinen Slapstick-Einlage, als Sascha hinaus, und Agnir dringend hinein wollte. Sie vollführten einen seltsamen Tanz, der ruckartig vollführt wurde, sie grunzten und verdrehten die Augen. Dabei fiel mir auf, dass Agnir seine Schwester von der Körpergröße her längst eingeholt hatte. Mit seinem wilden Lockenkopf wirkte er ohnehin zusätzlich ein Stück größer. Wir sollten ihm mal dringend das Haar stutzen.

      Endlich waren sie aneinander vorbei, die Tür geschlossen und Agnir kam stürmisch auf mein Bett gesprungen. »Toll! Du bist wieder wach!«, plapperte er drauflos. »Habe ich dir nicht gesagt, dass alles gut wird, und wir zusammen eine Reise machen?«, strahlte er übers gesamte Gesicht. »Nur Nana ist stinksauer auf dich«, meinte er ernst.

      »Ja, das mit der Reise hast du prophezeit. Und ich bin froh, dass wir alle zusammen sein können. Auch wenn ihr euer ganzes Zeug und wir unser schönes Heim verlassen mussten. Natürlich kann ich mir vorstellen, wie sauer Nana auf mich ist, aber sie wird schon wieder runter kommen. Äh, was hast du von zuhause mitgenommen?«

      »Mein Notebook und Saschas Kamera«, antwortete er und bekam rote Ohren.

      »Wieso hast du Saschas Kamera mitgenommen und nicht deinen Teddybären, oder sonst etwas?«, wollte ich genauer wissen.

      »Na ja, Sascha musste ihr Notebook mitnehmen, weil dort unsere ganzen Familienfotos drauf sind. Und sie nahm ihr Pony mit. Damit waren ihre zwei Sachen aufgebraucht. Aber sie kann doch nicht ohne ihre Kamera wegfahren, sonst bekommen wir keine neuen Fotos mehr«, erklärte er weise. »Ach nö! Was soll ich denn noch mit einem Teddybären? Ich bin doch schon ein großer Junge«, verdrehte er die Augen.

      »Das war sehr nett von dir, was du für deine Schwester getan hast. Übrigens, du siehst chaotisch auf dem Kopf aus, wir sollten dir mal die Haare schneiden«, bemerkte ich.

      »Nein, ich will sie wachsen lassen. Du hast ja auch langes Haar! Ein richtiger Krieger muss langes Haar haben und Kriegerzöpfe tragen!«, bekannte er.

      »Oh, na dann...Willkommen im Klub. Sag mal, was habt ihr für mich eingepackt?«, fragte ich skeptisch.

      »Ein paar Klamotten zum Anziehen, Joey, den Kater und deine Rote Drachenklinge«, zählte er auf.

      »Den Kater hättet ihr zuhause lassen, und stattdessen an mein Notebook denken können. Moment mal! Wie seid ihr an das Schwert gekommen? Schließlich sperrte ich es in den Waffenschrank.«

      Agnir wirkte verlegen, rutschte vom Bett, vermutlich weil er möglichst weit weg von mir sein wollte, wenn er mit der Antwort herausrückte. Unruhig lief er durch das Schlafgemach, berührte die große Kommode, untersuchte die Fußbank, die vor dem Bett stand und setzte sich auf den Fensterkasten, der mit rotem Samt gepolstert war, aber erst nachdem er ihn aufklappte und einen Blick hineinwarf. »Da habe ich es reingelegt!«

      Erst jetzt wurde mir gewahr, wie antik die Einrichtung des Gemäuers wirkte.

      »Papa, du musst mir versprechen, nicht wütend zu werden«, bat Agnir. »Es ist so: Ructus fand die Kombination des Waffenschranks heraus. Er hat das Schloss nicht aufgebrochen, sondern einfach nur nach den Daten gefragt, die etwas mit Mama zu tun haben.«

      Ich dachte über das Gesagte nach. In der Tat war die Zahlenkombination des Waffenschranks, Amandas und mein Hochzeitsdatum gewesen.

      »Ructus sagt, alle Leute machen das so«, grinste Agnir verlegen. »Außerdem wollte ich das Schwert mitnehmen, weil es doch ein Familienerbstück ist. Und eines Tages, werde ich dieses Schwert bekommen«, behauptete er kühn.

      »Einspruch! Ich habe zwei ältere Söhne, die vor dir ein Anrecht auf das Schwert haben«, korrigierte ich seine Aussage.

      »Aber Gungnir hat es schon all die Jahre gehabt, und der andere, der immer so einen Bohai um seinen Namen macht, hat sich bisher nie blicken lassen. Außerdem sind deine beiden älteren Söhne Bastarde!«, platzte es in seinem Übereifer aus ihm heraus. Und obwohl er sich anschließend erschrocken den Mund zuhielt, war der Satz bereits ausgesprochen und von mir registriert.

      »Hör mal, wenn deine Mutter nicht mit der Hochzeit einverstanden gewesen wäre, wärst du jetzt ebenfalls ein Bastard. Und noch eins, Freundchen: Ich mag dieses Wort nicht. Sag so etwas nie wieder, hörst du?«

      Agnir nickte verschüchtert, obwohl es nie einen Grund für ihn gab, mich zu fürchten. Niemals war mir bei ihm die Hand ausgerutscht. Selbst wenn er etwas Schlimmes ausgefressen hatte, wurde alles im ruhigen Ton besprochen. Also fuhr ich fort: »Außerdem waren Gungnirs Mutter und ich damals verheiratet. Alle meine damaligen Kinder sind von hoher Geburt. Schließlich ist ihre Mutter eine echte Edelfrau und ich bin ein Ritter. Erst später, als ich längst begraben war, annullierte sie die Ehe. Eigentlich hätte sie es auch sein lassen können, weil sie schließlich meine Witwe war. Aber sie wollte sich vom Schatten befreien, der ihren guten Ruf beschmutzte. Und Gungnir wurde lange Zeit als Thronanwärter gesehen. Wir hegten große Hoffnungen in seine Fähigkeiten. Tja, dann kam alles anders. Ach, Sohn, das ist Schnee von gestern«, gestand ich ein. »Gut, wenn du das Schwert haben willst, dann musst du dich zuerst