Vampire essen keine Pasta. Elke Bulenda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elke Bulenda
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737581219
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nur mein Schädel fühlte sich an, wie Omas Kochwäsche nach einem heftigen Schleudergang mit anschließender Heißmangel. Kein Wunder, zuletzt war ich mit einem unheilvollen Medikamentenmix derartig zugedröhnt, dass ich von der Hochzeitfeier meines Blutbruders Cornelius, nur noch bruchstückhafte Erinnerungen vorweisen konnte. Na ja, unter anderen Umständen, das heißt, ohne Drogen, stattdessen mit mächtig viel Alkohol, wäre es mir wahrscheinlich nicht anders ergangen. Aber wenn die Giftmischer von Salomons Ring gewusst hätten, welche angenehmen Nebenwirkungen das Zeug verursachte, gäben sie das nächste Mal sicherlich eine Prise Salpeter dazu. Junge, Junge! Ich weiß ja nicht, ob ihr schon mal so richtig feuchte Träume hattet; meine waren jedenfalls so etwas von real. Mir war, als hätte mich ein Sukkubus im Schlaf überfallen. Allerdings saß sie auf mir und nicht wie der Name vermuten lässt, unter mir. Äh, sei´s drum. Alles in allem, sollte ich mich eigentlich schämen, von so etwas zu sprechen. Sofort stellte sich bei mir das schlimme Gefühl der Niedergeschlagenheit ein, gewürzt mit einer kräftigen Portion Reue. Und wieder einmal hatte ich alles verkackt, was man nur vermasseln konnte. Dabei dachte ich, der Plan wäre perfekt, den Mörder meiner Frau Amanda, mittels einer Dämonin auszuschalten, ohne dabei die geringste Spur zu hinterlassen... Pustekuchen! Zwar wurde ich nicht beschattet, leider jedoch die Dämonin, die zufälligerweise den Status meiner Ex-Frau trägt. Eigentlich wäre es eine einfache Quid-pro-quo-Sache gewesen. Tja, dumm gelaufen. Anstatt endlich fertig miteinander zu sein, nahm ich die ganze Schuld allein auf mich, als es zu einer internen Verhandlung kam. Ohnehin weiß ich nicht, was in die Leute von Salomons Ring gefahren war. Sonst drückten sie bei jeder noch so großen Verfehlung ein Auge zu, doch diesmal glich alles einem gottverdammten Hexenprozess. Nach der Verurteilung - ich sollte ohne Schonfrist zwanzig Jahre in einem Kryonik-Tank abbrummen -, überredete Cornelius unseren Boss dazu, mir doch noch eine kleine Gnadenfrist einzuräumen, um der Trauung von Cornelius und Cassandra beiwohnen zu können.

      Und jetzt wird´s kompliziert. Als ich meine Kinder ein letztes Mal sehen wollte, wurde ich in Richtung Lift befördert. Es blitzte und tja... mehr weiß ich jetzt auch nicht mehr so genau, denn irgendjemand verpasste mir wieder ein Betäubungsmittel. Also ist es fraglich, was in der Zwischenzeit passierte. Ebenso gut könnten inzwischen zwanzig Jahre vergangen sein, ohne dass ich es bemerkte. Und noch etwas traf mich tief. Was war mit meinen Kindern passiert? Waren sie überhaupt noch Kinder, oder schon Erwachsene? Fakt war, selbst wenn wir bisherig das gleiche Jahr schrieben, wo waren sie abgeblieben? Befanden sie sich in Gefahr, oder brachte Annie sie nach Schottland, so wie ich es Cornelius ausrichten ließ? Selbst wenn sie in Schottland weilten, war es mir nahezu unmöglich, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Wenn die Telefonleitung angezapft, oder Annies Handy überwacht wird, müsste ich unwillkürlich in die Falle tappen, denn ich stehe auf der Abschussliste, gelte nicht mehr als Jäger, sondern Gejagter. Was für ein beschissenes Dilemma.

      Ich seufzte bedrückt und als der Seufzer heraus war, fiel mir auf, dass ich mich gar nicht allein im Zimmer aufhielt. Barfüßige Schritte kamen näher, eine Hand mit rot lackierten Fingernägeln griff nach dem Bettvorhang und zog ihn zur Seite. Vor mir stand eine Frau, die nichts anderes als ihre Tätowierungen am Leib trug. »Ah, Ragnor, du bist wach. Was ist denn? Du hast gar keinen Grund, so zu stöhnen. Weißt du eigentlich, wie verdammt sperrig und schwer du bist? Es war die reinste Plackerei, dich aus der Zentrale von Salomons Ring zu teleportieren«, grinste sie anzüglich und entblößte dabei ihr Raubtiergebiss.

      »Dinah? Wann und wo bin ich?«, räusperte ich mir den Staub aus dem Hals.

      ...Argh, mein Schlund war trockener als eine Handvoll Herbstlaub....

      »Du sprichst mich immer mit meinem früheren Namen an. Mir wäre lieber, du nennst mich Dyna, so wie alle. Dinah gibt es schon lange nicht mehr«, winkte sie ab und setzte sich zu mir aufs Bett. »Keine Bange, wir schreiben immer noch das gleiche Jahr. Drei Tage warst du völlig weggetreten. Wir haben mal analysiert, was sie dir verabreicht haben. Die Giftmischer von Salomons Ring beherrschen wirklich ihren Job; Strychnin, Eisenhut, Ketamin, Acepromazin, Oxycodon, Propofol und Diazepam waren die Hauptbestandteile. Wie geht es dir jetzt? Sei beruhigt, hier bist du sicher, vertraue mir. Du hast mein Wort.«

      »Hm, es geht so. Ich bin froh, nicht wieder irgendwo in einer fremden Gegenwart aufzuwachen«, erwiderte ich heiser. »Vertrauen? Nun hör aber mal auf! Dir vertraue ich nur soweit, wie mich ein Zwerg werfen kann! Du hast mich schon einmal verraten, warum solltest du es nicht nochmals versuchen? Und überhaupt, was zählt dein Wort? Du hast mit meinem Sohn Gungnir geschlafen, und damit meinen anderen Sohn betrogen, beschämt und beleidigt!«, knurrte ich, wieder Herr über meine Stimme.

      »Das musst du gerade sagen, wie?«, fauchte sie ungehalten. »Du, der seinem Dienstherren gegenüber schon etliche Male eidbrüchig wurde? Du schwingst dich mir gegenüber zum Richter auf? Und erkläre mir mal, wieso sollte ich dich erst retten, um dich hinterher zu verraten? Das ergibt überhaupt keinen Sinn!«, gab sie mir heftig Kontra. »Na und? Ich hatte Sex mit Gungnir, weil er so lebendig und voller Pläne ist, und nicht den ganzen Tag in der Kammer sitzt und wie ein Verrückter Leinwände beschmiert, oder auf Marmorblöcke eindrischt. Du kannst gar nicht mitreden, wenn es um das Thema der langen Ehe geht. Du weißt nicht, wie es ist, vom Zweifel zerfressen zu werden, ob es noch Liebe, Bequemlichkeit, oder gar Gewohnheit ist. Mir wurde schlagartig klar, wieso so viele Maler niemals heiraten. Es war für mich einfach unerträglich, jemanden mit so etwas Abstraktem wie der Kunst, teilen zu müssen. Wenn es wenigstens eine andere Frau gewesen wäre. Ohne mich kann er leben, jedoch nicht ohne sein Malen oder die Bildhauerei. Was ist da schon ein kleiner Seitensprung? Schließlich habe ich mit dir auch schon geschlafen«, sah sie mir mit silbrigen Augen herausfordernd ins Gesicht.

      »Schön für dich, jetzt hast du uns alle durch. Ach, komm mir doch nicht schon wieder mit so ollen Kamellen! Das ist jetzt schon über sechshundert Jahre her!«, brummte ich genervt. »Wo ist Wally untergetaucht?«

      »Keine Ahnung, seit unserer Trennung habe ich ihn nicht mehr gesehen. Aber sei gewiss, er ist dort wo die Kunstszene tobt«, meinte sie nüchtern. »Olle Kamellen?« Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte mich aus. Was bildete sich diese dumme Pute eigentlich ein, mich so hemmungslos auszulachen?

      »Über sechshundert Jahre? Da irrst du dich, Schätzchen. Bist du dir wahrhaftig sicher, dass es wirklich so lange her ist?«, lachte sie noch immer.

      ...Oh, oh! Nun war der Groschen gefallen. Darum war es so real. Aber mit dem Sukkubus lag ich gar nicht ganz so weit daneben...

      »Du verdammtes Miststück!«, packte ich sie blitzschnell am Hals. »Du hättest mich wenigstens fragen können! Grundgütiger, ich war nicht einmal bei Bewusstsein!«

      »In gewisser Weise habe ich gefragt und eine eindeutige Antwort bekommen. Würg´ mich ruhig weiter, da stehe ich drauf!«, lachte sei rauchig.

      … Diese verdammten Vampirweiber, jetzt versteht ihr sicherlich, wieso ich Menschenfrauen lieber mag ...

      Sofort ließ ich sie los. Ich wollte Dyna nichts geben, was ihr auch nur im Geringsten Lustgefühle bereiten konnte.

      »Wieso?«, knurrte ich wütend und nicht weniger angefressen.

       »Na ja, ich habe mir sozusagen meinen Lohn für diese Rettungsaktion abgeholt. Und du kannst immer noch nicht ›Danke‹ sagen, wie?«

      »Genau, in dieser Beziehung habe ich einen echten Sprachfehler. Herrgott, Dyna, hier und jetzt zum Mitschreiben: Das nächste Mal sollte ich auch geistig voll da sein, wenn du mit dem rot behelmten Ritter spielen willst. Mein Körper führt ein Eigenleben, unabhängig von meinem Kopf. Außerdem lügt er verdammt gut. Okay, vergessen wir, was hinter diesen Vorhängen vorfiel, sonst kotze ich gleich, obwohl ich einen völlig leeren Magen habe! Bei Odin! Ich wurde vergewaltigt! Und zieh dir gefälligst etwas an!«, raffte ich die Decke über meinen Hüften zusammen.

      Wieder lachte Dyna ihr raues Lachen. »Ja, ich sehe bereits, dein Körper beginnt schon wieder zu lügen! Oder hast du etwa Pinocchio unter der Bettdecke versteckt?« Sie stand auf, drehte mir provokativ ihr pralles Hinterteil zu und bekleidete sich. Als sie damit fertig war, schüttelte sie den Kopf und betrachtete mich nachdenklich: »Wirklich Ragnor, ich hätte niemals gedacht, dich wiederzusehen«, schritt Dyna mit ihrem hautengen, rattenscharfen Latex-Outfit zur Kommode. Diese Frau