Vampire essen keine Pasta. Elke Bulenda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elke Bulenda
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737581219
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streckte nebenbei die Hand in Richtung der Kommode aus, und holte mir mittels meiner Telekinese-Kraft, den Krug ans Bett.

      »Hm, ein Kelch. Wie antik ist das denn? Ja, ich hätte auch niemals gedacht, diesen schrecklichen Godfrey wiederzusehen.«

      »Du hast Godfrey getroffen?«, fragte sie interessiert.

      Ich trank durstig und verzog hinterher angewidert das Gesicht, jedoch nicht wegen des Blutes: »Ja, leider. Nun ist der Knallkopf endgültig mausetot.«

      »Was ist ihm zugestoßen?«, wollte Dyna wissen.

      »Ich bin ihm zugestoßen; habe seinen verrückten Glatzkopf ein gutes Stück tiefergelegt. Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. Wo sind wir hier überhaupt?«, fragte ich, wischte mir die Mundwinkel sauber und stellte den leer gesoffenen Krug auf dem Nachttisch ab. Zwar hatte ich bereits einen Blick aus dem Fenster geworfen, konnte leider nichts anderes als eine Hügelkuppe mit vereinzelten Zypressen erspähen. Das Zirpen der Zikaden sagte mir ebenfalls nicht viel, schließlich verstand ich kein Zikadisch.

      »Niemand konnte unseren Blutsbruder Godfrey - diesen sadistischen Psychopathen - besonders gut leiden. Tja, ich schätze, es gibt nicht mehr allzu viele von uns«, entgegnet Dyna nüchtern.

      »Cornelius ist noch da.«

      »Ja, Connie war schon immer ein ganz Guter«, lächelte sie mit ungewohnter Aufrichtigkeit. »Nun zu deiner Frage. Wir sind in der Toskana, fünfzig Kilometer von Florenz entfernt.«

      »Schöne Scheiße, Florenz liegt verdammt weit weg von Schottland«, brummte ich missgelaunt. »Nichtsdestotrotz, eine Frage würde mich brennend interessieren: Wieso hast du mich überhaupt gerettet, wenn du nicht mal etwas von meiner Wiedererweckung wusstest?«, sinnierte ich nachdenklich.

      »Das liegt an deinen seltsamen Freunden«, grinste sie wie die Cheshire-Katze. »Ich ahnte nichts Böses, da erschien Licht, Musik und ein Kerl, der aussah, als sei er ein Modell von Karl Lagerfeld. Dann das volle Programm mit: ›Fürchte dich nicht‹ und so weiter. Ehrlich, Ragnor! Ich bin eine Vampirin, wovor sollte ich mich noch fürchten?«

      »Nannte er seinen Namen?«, hakte ich nach.

      »Klar, habe ich aber vergessen, irgendetwas mit ›el‹ am Ende, so wie sie eben alle heißen. Das Engelchen trug einen Smoking und ein Glas Champagner in der rechten Hand, das er aber auf seinem Heiligenschein abstellte, als er mir die Baupläne überreichte«, erläuterte Dyna. »Ein wirklich schnuckeliges Kerlchen, dunkles Haar, sehr gut gebaut, wäre selbstredend eine Sünde wert gewesen«, meinte sie süffisant, wurde aber wieder ernst. »Dem äußeren Anschein nach zu urteilen, scheinst du die besten Verbindungen bis ganz nach oben zu haben.«

      »Das war doch nur Barbiel, ein alter Kumpel von mir. Damals ein schlimmer Finger, ein Gefallener, wurde aber rehabilitiert. Lass lieber deine Krallen von ihm, sonst bekommst du es mit meiner Tochter Mara zu tun. Wieso denkst du, ich hätte eine Connection nach oben?«

      »Weil er nicht zufälligerweise vorbeischaute, sondern wie gesagt, spulte er das volle Programm mitsamt des ganzen Tralalas ab. Er behauptete, im Namen des Herren zu mir gesandt worden zu sein, was schon mal ein echtes Unding ist. Ich bin stolz darauf, durch und durch eine Sünderin zu sein. Aber der Engel meinte, du hättest etwas gut bei IHM, also Jahwe, seinem Dienstherren. Angeblich wegen einer Sache in Megiddo, ein verhindertes Armageddon. Was hat das zu bedeuten?«, begehrte Dyna zu wissen.

      »Ist eine ziemlich lange und komplizierte Geschichte. Die Apokalypse konnte noch rechtzeitig verhindert werden, sonst säßen wir jetzt nicht hier, so viel sei dazu gesagt«, blockte ich gelangweilt ab.

      »Aha, normalerweise befürchtet jeder, der dich etwas besser kennt, du könntest eher die Apokalypse auslösen, als sie, entgegen aller Erwartungen, verhindern«, bemerkte sie spitz.

      »Hey, was soll denn das schon wieder heißen? Machst du mir etwa genauso Vorwürfe wie Connie? Weib, erzähl jetzt, was passierte!«, knurrte ich ungeduldig.

      »Okay, er sagte, Jahwe hätte ihn geschickt, weil sein Boss ein Gebet erreichte. Kaum zu glauben, jemand könnte um deinethalben zum lieben Gott beten«, frotzelte Dyna und fing sich von mir einen eisigen Blick ein. »Na ja, ich dachte, Odin wäre für dich zuständig. Kurzum, jemand betete für dich, und da du beim obersten Boss etwas gut hattest, wurde das Gebet erhört und ich unfreiwillig, im Namen des Herren, als verlängerter Arm beauftragt. Barbiel ließ mir die Baupläne von der Ringzentrale da, damit ich sie studieren konnte. Es ist nicht lustig, mitten in einer Wand zu stecken, nur weil man sich irgendwo hinein teleportiert, von dessen Örtlichkeiten man keine Ahnung hat«, erklärte sie und schob sich das purpurfarbene Haar aus den Augen. Dyna und ich kannten uns schon eine halbe Ewigkeit. Auf mich machte sie im Moment den Eindruck, als verschweige sie mir einen erheblichen und wichtigen Teil der Geschichte.

      »Ach ja«, schien sie sich plötzlich zu entsinnen. »Du hast Besuch! Bist du bereit?«

      »Echt, du hast Nerven!«, knirschte ich. »Wie lange wartet die Person schon dort draußen vor der Tür?«

      »Gar nicht, ich habe versprochen Bescheid zu sagen!«, erwiderte sie und verschwand so schnell, dass mir beim Zusehen übel wurde. Teleportation ist nichts für empfindliche Gemüter.

       »Herrgott Dyna! Ich hasse es, wenn du das machst!«, grunzte ich ins leere Zimmer. Es schwieg vorwurfsvoll.

      Wenig später hörte ich Dyna vor meiner Zimmertür mit jemanden reden. Sie sagte, sie sollten sich an die Abmachungen halten. Die Stimmen waren mir bekannt und ich war sehr aufgeregt. Dann klopfte es an die Zimmertür und Sascha streckte ihren Kopf ins Zimmer.

      Bei den Göttern, ich kann euch gar nicht sagen, wie mir ein Stein vom Herzen fiel.

      »Buonasera. Darf ich reinkommen?«, fragte die Kleine.

      »Ja, komm nur rein, ansonsten können wir kaum ein vernünftiges Gespräch führen.«

      Sie trat ein und schloss hinter sich die Tür, dann warf sie mir einen verunsicherten Blick zu.

      … Sascha ist nicht meine leibliche Tochter, sondern das Kind von Amanda. Ich mache da aber keinen Unterschied, auch wenn nicht mein Blut durch ihre Adern fließt. Sie ist meine Adoptivtochter und ich liebe das Mädchen wie mein eigenes. Nur verhält sie sich manchmal eben nicht so wie mein leibliches Kind. Vielleicht kann ich aber auch von Glück sagen, dass es so ist. Zumindest beansprucht sie den Status, in unserer Familie der einzige, vernünftige Mensch zu sein, was ihr keiner abspricht, weil es nun mal stimmt. Ructus ist ein Teufelchen, Agnir ein Vampir-Hybride, auch Dhampir genannt, Annie eine Vampirin und ich bin ebenfalls ein Vampir ...

      »Ragnor? Es tut mir leid!«, meinte Sascha, kam näher und setzte sich auf die Bettkante.

      »Wie? Das verstehe ich nicht. Was tut dir leid?«, fragte ich leicht irritiert.

      »Na, weil ich doch von dir verlangte, du solltest diesen Kolbyr Faksen töten«, erklärte Sascha aufgeregt. So kannte ich sie überhaupt nicht. Doch anstatt sich zu beruhigen, wurde sie immer erregter. »Das war Böse! Ich hätte das nicht von dir verlangen sollen. Dabei wusste ich doch, du würdest es für mich tun, weil du denkst, ich hätte dich nicht lieb, weil du nicht mein richtiger Vater bist. Und du hast diesen Faksen getötet und jetzt bist du in Schwierigkeiten, nur wegen mir!«, rieb sie sich die Tränen aus den Augen, weil sie nicht wie ein kleines Kind dastehen wollte.

      »Hey, Sascha«, legte ich tröstend meinen Arm um sie. »Hör mal, was du da erzählst, ist absoluter Quatsch. Glaubst du, ich würde ohne zu überlegen, einfach losziehen, nur weil du es so wünscht? Nein, ich habe mich dazu entschlossen, weil dieser Faksen es verdiente! Ich tat es für dich, Agnir, und für deine Mutter. Na klar, für mich tat ich es auch. Ich wollte nicht, dass der Mörder die gleiche Luft wie ihr atmet«, erklärte ich. »Und weißt du was? Es ist mir völlig egal, in was für Schwierigkeiten ich stecke. Hauptsache ihr seid bei mir!«, munterte ich sie auf, so dass Sascha wieder lächelte.

      »So will ich mein kleines Mädchen sehen. Du bist wirklich tapfer. Äh, sag mal, sind deine Oma Nana (Annie) und dein Bruder auch hier?«, hakte ich nach.

      »Ja,