Eine zweite Chance ?. Sassika Büthe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sassika Büthe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847655213
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Schulfreundin hatte sitzenlassen. Rückblickend konnte Chris wohl sagen, dass sie schon damals wusste, dass Heiko nicht der Mann war, mit dem sie alt werden wollte. Er war einfach ihre Jugendliebe gewesen, und nachdem sie beide ihren Schulabschluss gemacht hatten, merkte Chris schon sehr schnell, dass sie nicht denselben Weg gingen. Sie lernten beide neue Menschen kennen und entfernten sich langsam, aber sicher immer mehr voneinander, und doch klammerte Chris sich noch eine ganze Weile an die Hoffnung, dass ihre Beziehung mit Heiko ein gutes Ende nehmen würde. Sie hoffte, dass ihre Liebe zu ihm stark genug war, auch wenn es sich nicht mehr so anfühlte wie am Anfang ihrer Beziehung, so wie es sich anfühlen sollte. Doch auch wenn Chris sich ihrer Gefühle für Heiko nicht mehr ganz sicher war, so hatte es sie dennoch sehr verletzt einfach so ausgetauscht worden zu sein, noch dazu mit einer guten Freundin. Was jedoch am meisten wehgetan hatte, war die Tatsache, dass Heiko sie bereits seit einem halben Jahr betrog und weder er noch ihre Freundin es für notwendig erachtet hatten, Chris reinen Wein einzuschenken. Sie kam sich so dumm und naiv vor. Wie hatte sie das übersehen können, dass die beiden direkt vor ihren Augen eine heimliche Affäre hatten. Sie hätte sich gewünscht, dass Heiko ehrlich zu ihr gewesen wäre, denn dann wäre sie nicht mit ihm vier Monate zuvor in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Sie hätte die beiden nicht nackt in ihrem Bett vorgefunden, nachdem sie etwas früher nach Hause gekommen war, da sie sich an diesem Tag nicht besonders wohl gefühlt hatte und deshalb früher Feierabend gemacht hatte. Nachdem sie Geräusche im Schlafzimmer gehört hatte, hatte sie die Tür aufgerissen, um nachzusehen, woher die Geräusche kamen. Sie hatte nicht die leiseste Vorstellung gehabt, was das Geräusch zu bedeuten hatte. Sie hatte noch nicht damit gerechnet, dass Heiko zu Hause sein könnte, da er in letzter Zeit immer sehr spät nach Hause gekommen war. Wie blöd von ihr, nicht schon vorher misstrauisch geworden zu sein, aber sie hatte ihm einfach vertraut. Sie waren schon so lange ein Paar, kannten einander schon so lange. Sie waren schon seit Ewigkeiten in eine gemeinsame Klasse gegangen und schon ebenso lange befreundet gewesen, lange bevor sie angefangen hatten, miteinander zu gehen. Chris hätte nie damit gerechnet, dass er sie dermaßen belügen würde.

       Nachdem Chris die Tür zu ihrem Schlafzimmer aufgerissen hatte, hatte sie einfach nur dagestanden und die beiden angestarrt und zu allem Überfluss hatte sie dann noch vor sich hingestammelt und gesagt:

      „Oh, tut mir leid.“ Dann hatte sie die Tür hinter sich wieder zugemacht und hatte angefangen zu weinen. Sie hatte sich in dem Moment so gedemütigt gefühlt. Sie hätte sich ohrfeigen können für ihre eigene Dummheit. Hatte sie sich tatsächlich auch noch bei den beiden dafür entschuldigt, dass sie in ihr eigenes Schlafzimmer ohne anzuklopfen reinmarschiert war?

       Chris hatte noch am selben Abend ihre Sachen gepackt und war todunglücklich wieder zu Hause bei ihren Eltern eingezogen. Weder Heiko noch ihre Freundin hatte sie seither je wieder gesehen.

       Diese ganze Geschichte war nunmehr bald drei Monate her, als sie von ihrer Arbeitskollegin Tanja, mit der sie sich ein Büro teilte und die sich ebenfalls noch in der Ausbildung befand, eingeladen wurde, sie zu dieser Party zu begleiten. Die Party, die ihr Leben verändern sollte. Chris hatte eigentlich gar nicht mitkommen wollen. Sie war nie ein großer Partymensch gewesen. Noch dazu machte ihr die ganze Geschichte mit ihrem Exfreund noch sehr zu schaffen und die Trennung ging ihr immer noch sehr nahe. Sie wollte keine Spielverderberin sein und auf Krampf versuchen, Spaß zu haben. Sie hatte auch Angst, plötzlich in Tränen auszubrechen, wenn sie andere glückliche Paare sah, die ihre Verliebtheit unbedingt zur Schau stellen mussten. Aber da Tanja nicht locker ließ, sie wegen dieser Party zu bedrängen und Chris schon seit Ewigkeiten nicht mehr ausgegangen war, hatte sie schließlich zugesagt, mitzukommen. Ein anderer Grund dafür war, dass auch ihre eigenen Eltern ihr ständig in den Ohren lagen, mal wieder das Haus zu verlassen und sich zu amüsieren. Sie konnte es nicht leiden, dass ihre Eltern immer noch versuchten, sich in ihr Leben einzumischen. Sie war erwachsen und wollte, verdammt noch mal, dann zu Hause bleiben und unglücklich sein, wann es ihr passte. Sie hatte den Freiraum genossen, nachdem sie zu Hause ausgezogen war und hatte nicht vorgehabt so schnell wieder in ihr altes Kinderzimmer zu ziehen. Doch sie hatte so schnell nicht gewusst, wo sie hätte hingehen sollen und ihre Eltern hatten sie auch mit offenen Armen wieder aufgenommen. Zudem waren Wohnungen, die sie sich von ihrem kleinen Ausbildungsgehalt hätte leisten können, rar gesät und so blieb ihr im Augenblickt wohl leider keine andere Wahl.

       Die Party fand in einer Altbauwohnung statt, die aus fünf Zimmern und einen langen Flur bestand. Nach allem was Chris wusste, wohnten hier mehrere Studenten und die Wohnung wurde in Form einer Wohngemeinschaft genutzt. Drei der Zimmer dienten als Schlafzimmer und das größte Zimmer diente als allgemeines Wohnzimmer oder was auch immer. Der Raum war für die heutige Party komplett ausgeräumt worden. Vielleicht befanden sich aber auch ansonsten nicht besonders viele Möbel in diesem Raum. Chris versuchte durch den Schleier von Zigarettenrauch, einige bekannte Gesichter auszumachen. Doch bis auf zwei oder drei entfernte Bekannte waren ihr die Gesichter alle fremd.

      „Keine Sorge, wir bleiben zusammen“, sagte ihre Begleiterin noch, bevor Tanja sich drei Minuten später von ihrer Seite stahl und sich unter die Leute mischte. Irgendjemand drückte Chris ein Glas Sekt in die Hand ohne überhaupt noch ein weiteres Wort mit ihr zu wechseln. Chris nahm ein Schluck aus ihrem Glas und verzog das Gesicht. Sie hasste Sekt, weil sie ihn nicht gut vertrug und davon schnell einen Schwips bekam. Dieser Sekt schmeckte zudem einfach absolut furchtbar. Chris sah sich nach einem Tisch oder ähnlichem um, um ihr Glas wegzustellen und sich so dieses grässlichen Getränks entledigen zu können, fand aber keinen geeigneten Platz. Seufzend nippte sie erneut an ihrem Glas und mit der Zeit fing sie an, sich sogar an dieses scheußliche Getränk zu gewöhnen und noch bevor ihr Glas ganz leer war, wurde es auch schon von ihr unbekannter Hand wieder gefüllt. Chris sah resignierend auf ihr Glas in ihrer Hand. Sie trank einen großen Schluck und sah sich in der Menge um. Ihre Arbeitskollegin schien sich köstlich zu amüsieren und tanzte zu irgendeiner wilden Musik mit einigen Leuten, wobei sie sich ständig über den Haufen tanzten, da es ziemlich eng war in dem Wohnzimmer oder für was auch immer der Raum ansonsten genutzt wurde.

       Chris lehnte sich an den Türrahmen und sah dem bunten Treiben zu. Sie ärgerte sich mittlerweile ein wenig darüber, dass sie sich überreden lassen hatte, Tanja zu begleiten. Tanja hatte Chris vermutlich vollkommen vergessen. Sie tanzte nun ziemlich eng mit irgendeinem schmierigen Kerl. Chris fragte sich, ob Tanja an Geschmackverirrungen leidete oder ob es an dem widerlichen Sekt lag, den Tanja ebenfalls getrunken hatte. Vielleicht sorgte der Sekt dafür und ließ ihn in ihren Augen schöner aussehen. Bei Chris hatte der Sekt jedoch nicht solche Auswirkungen. Sie empfand diesen Kerl eher als abstoßend. Chris schüttelte sich angewidert und sah in ihr Sektglas, das bereits wieder, wie auf wundersame Weise, gefüllt worden war. Wer zum Teufel schenkte ihr immer wieder nach, fragte Chris sich und sah um sich herum. War es vielleicht irgendein aufmerksamer Gastgeber oder wollte sie wohlmöglich irgendwer betrunken machen. Wie auch immer, sie kam sich auf jeden Fall ziemlich fehl am Platze vor. Sie kannte so gut wie niemanden hier und sie war auch niemand, der schnell Menschen kennen lernte oder besonders aus der Menge herausfiel. Chris ließ ihren Blick wieder quer durch den Raum schweifen und plötzlich sah sie ihn. Danny.

       Er fiel ihr sofort auf, denn er sah unglaublich gut aus und fiel außerdem absolut aus der Reihe. Vermutlich war er gerade erst gekommen, denn er war ihr vordem noch nicht aufgefallen und er wäre ihr auf jeden Fall aufgefallen, da war sie sich ziemlich sicher. Er hatte ihren Blick sofort angezogen, ebenso wie die einiger anderer Frauen in diesem Raum, wie ihr schlagartig bewusst wurde. Er war ziemlich schnell von mehreren Leuten umringt, zumeist waren es Frauen. Er schien einige Witze zu reißen oder musste ein ziemlich lustiger Typ sein, denn die Frauen, die ihn umringten, kicherten ständig. Wie kleine Schulmädchen, fand Chris. Merkten sie denn gar nicht, wie peinlich sie sich benahmen. Es schien, als wollten sie ihm sofort um den Hals fallen. Chris konnte nicht verstehen, wie man sich dermaßen schamlos an einem Mann ranschmeißen konnte und ihm so deutlich signalisierte, dass man sofort mit ihm ins Bett steigen würde, wenn er sie nur fragen würde. Chris würde das nie fertig bringen und wollte es auch nicht. Sicher, er sah verdammt gut aus, aber Chris würde niemals vor einem Mann so zu Kreuze kriechen wie diese Frauen es gerade machten. Aber was wusste Chris schon. Sie hatte nicht allzu viele Erfahrungen mit Männern gesammelt