Eine zweite Chance ?. Sassika Büthe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sassika Büthe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847655213
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Polizeibeamte. In der Hand hielten sie jeweils ihre Dienstausweise in die Luft, um zu vermeiden, dass Chris ihnen wohlmöglich die Tür vor der Nase zuschlug. Einer der beiden Polizisten, der größere von beiden mit einer leicht schiefen Nase und freundlichem Gesicht, richtete das Wort an sie:

      „Sind Sie Frau Brauer?“

      Chris brachte nur ein Nicken zustande und hatte das Gefühl, jeden Augenblick ohnmächtig zu werden.

      „Mein Name ist Tim Haas. Es geht um ihren Mann Danny Brauer.“

      „Was ist mit ihm?“ Ihre Stimme war von Angst erfüllt.

      „Wir haben ihren Mann vor circa eineinhalb Stunden festgenommen wegen schweren Diebstahls. Haben sie schon davon gehört?“

      Chris schüttelte nur benommen mit dem Kopf.

      „Wir hätten da noch einige Fragen an Sie. Haben Sie gewusst, was ihr Mann am heutigen Abend geplant hatte?“

      „Nein .... ich weiß gar nicht, wovon Sie überhaupt sprechen und was hat mein Mann damit zu tun?

      „Er war an einem Autodiebstahl beteiligt. Frau Brauer, wussten Sie, das ihr Mann an kriminellen Machenschaften beteiligt ist?“

      Chris schüttelte wieder nur den Kopf, das Sprechen viel ihr schwer und nur mit Mühe konnte sie dem Polizeibeamten folgen.

      „Frau Brauer, Ihr Mann ist uns nicht ganz unbekannt. Wussten Sie, dass ihr Mann vorbestraft ist?“

      „Ja, aber das ist lange her. Da war er fast noch ein Kind. Seitdem ist er nicht mehr straffällig geworden. Was hat er jetzt hiermit zu tun?“

      „Wir wissen noch nicht so genau, inwieweit ihr Mann in die Sache verstrickt ist. Wir wissen bislang nur mit Sicherheit, dass er daran beteiligt war. Wir beobachten diese Bande schon seit einiger Zeit, konnten jedoch nichts tun bis wir sie heute endlich auf frischer Tat ertappt haben. Wir versuchen diese Leute schon seit einigen Jahren dingfest zu machen und heute ist es uns endlich gelungen.“

      Chris hätte ihm gerne gratuliert, doch sie ahnte, dass dem Polizeibeamten ihr Sarkasmus nicht gefallen würde. Deshalb hielt sie lieber ihren Mund. Sie starrte nur auf dem Kaffeefleck auf der Uniform des Beamten und war unfähig sich zu bewegen. Sie merkte, wie sie leicht zu schwanken anfing und Übelkeit stieg in ihr auf.

      „Frau Brauer, geht es Ihnen gut? Sie sind ganz blass“, vernahm Chris nun zum ersten Mal die Stimme des anderen Polizeibeamten, dessen Name sie vergessen hatte. Oder hatte er sich gar nicht namentlich vorgestellt? Sie konnte sich nicht erinnern. Doch sein Kollege ließ sich nicht unterbrechen und schien nicht zu bemerken, dass Chris ihm jeden Augenblick in die Arme sinken würde. Er sprach einfach weiter.

      „Ihr Mann steckt da irgendwie mit drin, Frau Brauer. Wahrscheinlich ist er nur ein kleiner Fisch, aber er wurde bereits in den letzten zwei Wochen ein bis zweimal mit diesen Leuten gesehen und er war auch heute dabei.“

      „Nein“, schrie Chris auf und stolperte rückwärts gegen die Wand. Unfähig sich noch weiter auf den Beinen halten zu können, rutschte sie mit dem Rücken an der Wand hinunter und setzte sich auf den Boden, wo sie schließlich völlig zusammenbrach.

      Die beiden Polizeibeamten halfen Chris auf und brachten sie ins Wohnzimmer, wo sie Chris in einen Sessel bugsierten. Da es Chris sichtlich nicht gut zu gehen schien und sie unter Schock stand, benachrichtigte der Polizeibeamte Herr Haas ihre Mutter Henrietta, die auch sofort vorbei kam. Chris beobachtete stumm die ganze Szene und sie hatte das Gefühl, dass Henrietta hergeflogen war, denn so schnell war ihre Mutter noch nie da gewesen. Ihre Mutter war eine sehr ängstliche Autofahrerin und fuhr äußerst langsam, heute musste sie jedoch hergerast sein. Tim Hass schilderte Henrietta kurz den Sachverhalt und stellte auch ihr die gleichen Fragen, die er zuvor Chris schon gestellt hatte. Auch Henrietta wurde sehr blass und musste sich erst einmal hinsetzen. Sie ließ sich neben Chris auf die Sessellehne nieder und ergriff die Hand ihrer Tochter. Jetzt konnte sie verstehen, warum Chris so verzweifelt war und unter Schock stand. Sie selbst war ebenfalls kurz davor. Henrietta konnte einfach nicht glauben, was sie da hörte und sagte immer und immer wieder:

      „Ich verstehe das nicht, er ist so ein lieber und netter junger Mann. Das kann einfach nicht wahr sein. Ich kann das einfach nicht verstehen.“

      Chris saß noch immer in ihrem Sessel und starrte aus dem Fenster, wo sich der Garten so langsam aber sicher in eine Schlammgrube verwandelte, wenn es nicht bald aufhören würde zu regnen. Sie versuchte zu begreifen, was heute passiert war, und was gerade hier in ihrem Wohnzimmer vor sich ging. Sie hatte das Gefühl, mitten in einem Film zu stecken, mit ihr in der Hauptrolle. Chris bekam nur teilweise mit, was alles besprochen wurde. Sie hörte kaum hin, wollte es einfach nicht hören. Auch dass ihre jüngere Schwester Nicole plötzlich da war und sich um ihre Kinder kümmerte, bekam Chris kaum mit. Nachdem die Polizeibeamten sich endlich verabschiedet hatten und gegangen waren, brachte Nicole ihre Kinder ins Bett. Chris war ihr dafür sehr dankbar, denn Chris saß noch immer in ihrem Sessel und hatte das Gefühl, dass ihre Beine auch jetzt noch nicht ihrem Gewicht standhalten konnten. Ihre Mutter saß ihr gegenüber auf der Couch und starrte ebenfalls vor sich hin. Niemand sagte ein Wort und es war eine furchtbare Stille in dem Haus, was ansonsten selten vorkam. Henrietta wusste jedoch beim besten Willen nicht, was sie ihrer großen Tochter hätte sagen sollen, sie war selbst ziemlich erschrocken. Chris war in einer elenden Verfassung, doch nichts was Henrietta jetzt hätte sagen können, würde Chris den Schmerz und den Schrecken nehmen.

      Nachdem die Kinder eingeschlafen waren, kam Nicole wieder ins Wohnzimmer. Sie nahm Chris in den Arm und verabschiedete sich von ihr. Henrietta jedoch blieb bei ihr. Sie wollte ihre Tochter in dieser Situation nicht allein lassen. Henrietta ging in die Küche und machte Tee und eine Kleinigkeit zu essen. Nach einer Weile kam sie mit einem Tablett wieder ins Wohnzimmer und stellte es neben Chris. Chris schüttelte angewidert mit dem Kopf.

      „Du musst doch etwas essen“, sagte Henrietta.

      „Ich kann nicht.“

      „Versuch es wenigstens.“

      Chris hatte jedoch überhaupt keinen Hunger und ihr wurde beim bloßen Gedanken an Essen gleich wieder übel. Sie fürchtete sich augenblicklich übergeben zu müssen, wenn sie auch nur einen Bissen aß, folglich rührte sie ihr Essen auch nicht an, sie zwang sich lediglich ein bisschen von ihrem Tee zu trinken. Henrietta war wieder in der Küche verschwunden, um ein wenig aufzuräumen. Anschließend kam sie wieder zu Chris ins Zimmer, gab Chris einen Kuss auf die Stirn und sagte:

      „Ich bin müde und werde versuchen ein wenig zu schlafen. Du solltest auch ins Bett gehen und dich ausruhen.“

      „Ja“, sagte Chris leise.

      Henrietta verließ leise den Raum und verschwand ins Gästezimmer. Chris saß derweil noch die halbe Nacht in ihrem Sessel und versuchte zu realisieren, was passiert war und wie Danny ihr das antun konnte. Was war passiert? Sie konnte nicht glauben, dass ihr Danny das getan hatte, was ihm vorgeworfen wurde, anderseits wusste sie auch von seiner Vergangenheit. Sie hatte gedacht, dass Danny die Vergangenheit jedoch hinter sich gelassen hatte. Sie hatte sich immer davor gefürchtet, dass ihn seine Vergangenheit irgendwann einholen würde, doch nicht so. Danny war immer ihr Fels in der Brandung gewesen. Sie brauchte ihn genauso wie er sie immer gebraucht hatte. Ihre Gedanken drifteten in die Vergangenheit ab.

      Kapitel 2

       Sie kannte Danny nun seit fast sechs Jahren und es war, zumindest für Chris, Liebe auf dem ersten Blick gewesen. Als sie Danny zum ersten Mal traf, war sie gerade mal zwanzig Jahre alt. Sie lernten sich auf einer Geburtstagsfeier von irgendjemandem kennen, dessen Name ihr nicht mehr im Kopf war. Chris war sich nicht einmal sicher, ob sie den Namen des Geburtstagskindes überhaupt je gehört hatte. Es war irgendeine Freundin ihrer Arbeitskollegin Tanja, oder war es ein Freund von ihr gewesen? Sie hatte absolut keine Ahnung.

       Chris hatte gerade eine ziemlich üble Trennung von ihrem Freund Heiko hinter sich. Mit Heiko war sie die letzten drei Jahre zusammen gewesen. Er war ihr erster richtiger Freund gewesen