Eine zweite Chance ?. Sassika Büthe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sassika Büthe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847655213
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ich schätze ich habe mich gehen lassen. Bitte entschuldige.“

      „Nein, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst. Ich habe mich auch vergessen, aber als ich dich sah, konnte ich einfach nicht anders. Du bist etwas ganz besonderes, Chris. Das spüre ich und ich möchte, dass das mit uns auch etwas ganz besonderes wird. Ich schulde dir aber noch ein paar Erklärungen, und ich würde dir gerne etwas über mich erzählen, ehe ich mit dir ins Bett gehe. Dann kannst du entscheiden, ob du das wirklich noch willst.“

       Chris sah ihn strahlend und gleichzeitig etwas ängstlich an. Was er ihr gesagt hatte, war so süß gewesen, und sie fühlte sich mit einem Mal schön und begehrenswert, doch hatte ihr der letzte Teil nicht besonders gefallen. Was hatte er ihr zu sagen, dass er nun ein so verbissenes Gesicht machte.

      „Gut. Lass uns erst etwas essen, ja? Ich möchte nicht, dass du mit leeren Magen gehst, falls du es dir doch anders überlegst“, sagte er schließlich und setzte sich auf seinem Platz ihr gegenüber. Chris lächelte verunsichert über den Tisch hinweg Danny an. Sie fürchtete sich ein wenig vor dem, was er ihr zu sagen hatte. Er hatte so geheimnisvoll getan, dass sie einfach nervös war. Die Spaghetti Bolognese schmeckte wunderbar und doch konnte Chris nicht viel hinunterbringen, ehe er ihr nicht gesagt hatte worum es ging. Nachdem sie eine Weile schweigend dagesessen und in ihrem Essen herumgestochert hatten, begann Danny ganz plötzlich und unvermittelt zu reden.

      „Als du mich vor ein paar Tagen gefragt hast, ob ich eine Bank ausgeraubt habe, hast du beinahe den Nagel auf dem Kopf getroffen.“

      „Waas?“ Chris sah Danny mit weit aufgerissenen Augen an.

      „Nur war es keine Bank, sondern Autos.“

      „Ich verstehe nicht“, sagte Chris mit erstickter Stimme.

      „Ich habe Autos geklaut,… früher.“ Danny sah Chris an und als er ihr entsetztes Gesicht sah fuhr er leise fort.

      „Jetzt bist du entsetzt, nicht wahr?“

       Chris schüttelte nur verwirrt den Kopf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

      „Doch, ich sehe es dir an. Du bist enttäuscht.“

       Als Chris ihre Stimme wieder fand, hörte sie sich kratzig und nicht wie ihre eigene an.

      „Dein Auto…. Ich meine,…“

      „Oh nein. Mein Auto ist nicht geklaut. Ich habe dich nicht angelogen, Chris. Es ist tatsächlich ein Firmenwagen. Ich bin oft beruflich unterwegs und deshalb habe ich diesen Wagen. Ich arbeite auch wirklich in einer Computerfirma als Abteilungsleiter, und wie ich schon sagte, ich hatte einfach Glück.“

       Danny raufte sich die Haare, so dass sie völlig zerzaust waren, allerdings machte es keinen Unterschied, da Chris ihm zuvor schon das Haar verstrubbelt hatte, als sie mit den Fingern durch sein Haar gefahren war. Dann sprach Danny leise weiter:

      „Weißt du, ich bin nicht in so soliden und geordneten Verhältnissen aufgewachsen wie du. Du hast mir von deinen Eltern und deiner Schwester erzählt und ich habe gemerkt, dass dir deine Familie viel bedeutet. Du hast eine tolle Kindheit gehabt, und du hast mir erzählt, dass du dich auch heute noch immer auf deine Familie verlassen kannst.“

       Chris nickte.

      „Ich wünschte ich könnte das gleiche von mir und meiner Familie sagen. Doch so ist es leider nicht. Ich habe es mir zwar oft gewünscht und mir vorgestellt, dass es vielleicht so sein könnte. Du hast mir auch von Urlauben erzählt, die du mit deinen Eltern verbracht hast, auch wenn ihr nicht viel Geld hattet und dein Vater hart dafür gearbeitet hatte, einen Urlaub zu finanzieren. Wir hatten gerade mal genug Geld, um überhaupt etwas zum Essen kaufen zu können, aber meist wurde das Geld für Alkohol ausgegeben und unser Kühlschrank blieb leer.

      „Deine Eltern waren Alkoholiker?“ fragte Chris leise. Danny nickte.

      „Ich habe schon früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, das heißt mir etwas Essbares aus den Lebensmittelläden in die Taschen zu stecken. Später als ich dann älter wurde und ich viel auf der Straße herumhing habe ich gemerkt, dass man mit Autodiebstahl Geld verdienen kann, um zumindest über die Runden zu kommen. Es war meinen Eltern gleich, was ich tat oder wo ich mich gerade aufhielt. Hauptsache, ich ging ihnen nicht auf den Wecker. Ich bin bei der Polizei dann immer öfter aufgefallen, aber mit fünfzehn haben sie mich erwischt, als ich mit einem gestohlenen Wagen unterwegs war. Ich wurde verurteilt und bin dann zu einer Pflegefamilie gekommen. Das meinte ich damit, dass ich Glück gehabt hatte, denn meine Pflegeeltern waren toll. Wir hatten nie ein sehr inniges Verhältnis, aber ich habe bei ihnen gelernt, wie man sich richtig zu benehmen hat und dass ich mich ändern muss. Sie haben mir zu verstehen gegeben, dass ich kein Versager bin wie meine Eltern sondern, dass ich aus meinem Leben etwas machen kann, wenn ich es nur will und ich wollte, glaube mir. Ich hatte mir immer vorgenommen, nie so zu werden wie meine Eltern und mir wurde mit einem Mal klar, dass ich auf dem besten Wege dahin war, vielleicht sogar noch schlimmer.“

      „Was ist dann passiert.“

      „Ich habe mein Leben selbst in die Hand genommen. Ich bin wieder zur Schule gegangen, wo ich schon eine ganze Weile nicht mehr war. Ich habe meinen Schulabschluss gemacht und eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann angefangen. Ein Bekannter meiner Pflegeeltern schuldete meinem Pflegevater glaube ich noch einen Gefallen, und somit bin ich zu der Ausbildung und schließlich auch zu meinem jetzigen Job als Abteilungsleiter gekommen. Ich mache meinen Job wirklich gut, aber ich weiß, dass ich ohne meinen Pflegevater wohl nie so eine Chance bekommen hätte. Ich habe meine Chance genutzt und weder meine Pflegeeltern noch mein Chef haben es je bereuen müssen, mir diesen Job verschafft zu haben. Ich bin vor einem halben Jahr zum Abteilungsleiter ernannt worden. Ich glaube, mein Pflegevater wäre wirklich Stolz, wenn er mich jetzt so sehen könnte.“

      „Was ist mit ihm?“

      „Er ist vor einem Jahr gestorben.“

      „Oh“, machte Chris nur. Danny nickte traurig.

      „Krebs. Zu meiner Pflegemutter habe ich seitdem kaum noch Kontakt. Sie hat sich sehr zurückgezogen und wie schon gesagt, wir hatten nie ein sehr inniges Verhältnis. Sie will mich, glaube ich, nicht in ihrer Nähe haben, sondern sucht Trost bei ihren eigenen Kindern, die schon ein paar Jahre älter sind. Aber es ist in Ordnung. Ich habe beiden viel zu verdanken und sie ist mir nichts schuldig. Die beiden haben mehr für mich getan als meine Eltern in meinem ganzen Leben. Ich kann sie auch ein wenig verstehen. Ich habe noch nie eine so enge Bindung zu einem Menschen gehabt, aber ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwer zu ertragen ist, einem geliebten Menschen mit dem man jahrelang verbunden war, beerdigen zu müssen. Sie hat ihren Mann sehr geliebt.“

      „Was ist mit deinen richtigen Eltern?“, fragte Chris leise.

      „Mein Vater ist vor zwei Jahren verstorben. Seine Leber war völlig kaputt.“

      „Das tut mir leid“, sagte Chris aufrichtig.

      „Nein, dass muss es nicht. Er hat sein Leben selbst zerstört. Ich bin um ehrlich zu sein sogar etwas erleichtert.“

      „Oh.“ Chris starrte ihn mit offnen Mund an. Sie war entsetzt und konnte ihr Entsetzen auch nicht verbergen. Sie konnte, nicht verstehen, wie man so etwas über seinen eigenen Vater sagen konnte.

      „Ich denke, mein Vater war nicht grundlegend schlecht. Ich kann mich auch an ein paar gute Tage mit meinen Vater erinnern. Die seltenen Male, bei denen ich ihn nüchtern erlebt habe, hat er mich als Junge oft auf den Schoß genommen und mir stundenlang Geschichten erzählt oder er hat mir gezeigt, wie man Papierflugzeuge baut, doch ich kann mich fast nur an die schlimmen Tage erinnern. An Tage, an denen er völlig betrunken mitten am Tag nach Hause kam, weil er mal wieder seine Arbeit verloren hatte und er laut brüllend durch unsere Wohnung lief und alles, was ihm in die Finger kam, kurz und klein schlug. Meist blieb es dann an mir hängen, den