Cathelinje - In sündigem Besitz. Swantje van Leeuwen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Swantje van Leeuwen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750242944
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an. Die Adresse lag etwas außerhalb Amsterdams, in einer sehr exklusiven Gegend. Das ›Post-It‹ enthielt auch Datum und Uhrzeit, zu der sie eintreffen sollte. Mit Schrecken stellte sie fest, dass der Termin bereits morgen war – ihr also nur sehr wenig Zeit blieb, sich endgültig zu entscheiden. »Nou ja, wat heb ik te verliezen?[6]«, seufzte sie und dachte an die Frage über die Form des Wassers. Dann ging sie nervös, und nicht ganz sicher, was Juliana mit ›Vielleicht schaffe ich es ja, dem Wasser die richtige Form zu geben‹ meinte, und worauf sie sich da einließ, ins Bett.

      ***

      Kapitel 4

      Am nächsten Tag nahm sie sich ein Taxi und ließ sich zur Adresse auf der Haftnotiz bringen. Sie war unschlüssig, wann sie wieder zurück sein würde und hatte deshalb eine Nachricht bei ihrer Nachbarin hinterlassen, dass sie in den Urlaub fahren und erst in ein paar Wochen zurück sein würde.

      Wie angewiesen, hatte sie etwas bequemes angezogen: Röhrenjeans, weiße Turnschuhe und ein enges rosafarbenes T-Shirt. Schließlich habe ich keine Ahnung, was ein Hausmädchen anziehen soll, war es ihr durch den Kopf gegangen, indessen sie sich angezogen hatte.

      Sie schaute aus dem Fenster des Wagens, der in westlicher Richtung Amsterdam verließ und betrachtete die umliegende Landschaft.

      Es dauerte gute vierzig Minuten, ehe sie zu einem von hohen Mauern umsäumten Anwesen kamen. Es war großflächig und ordentlich, sehr gepflegt und mit hohem Baumbesatz zur Straße.

      Keine Minute später hielt das Taxi vor einem riesigen Haus in kolonialem Stil, das in einer kurvenreichen Straße mit recht ähnlichen Gebäuden erbaut worden war, die durch großzügige Parkanlagen voneinander getrennt waren.

      Sie bezahlte ihren Chauffeur. Dann stand sie auch schon vor Juliana van der Heijdens Villa und betrachtete das Gebäude eingehend.

      Es schien älter, war aber in einem ausgezeichneten Zustand – völlig weiß, mit einem imposanten Eingang, der von zwei großen Säulen flankiert wurde. Der Garten war vorbildlich gepflegt und äußerst dekorativ.

      Cathelinje bemerkte einen Sprinkler, der rhythmisch tuckerte und seine Wasserstrahlen über das üppige Gras schickte, die flüchtige Regenbögen in der morgendlichen Sonne bildeten. Tief Luft holend schritt sie die Auffahrt hinauf, blieb vor der Haustür stehen und sammelte sich noch einmal. Dabei warf sie einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr: Es war exakt neun Uhr. Sie war pünktlich.

      *

      Nachdem sie noch einmal durchgeatmet hatte, legte sie ihren Finger auf den Klingelknopf, drückte ihn entschlossen und wartete darauf, dass jemand antwortete. Als nichts geschah, läutete sie erneut. Na, wenn das mal nicht alles nur ein grausamer Scherz von ihr gewesen ist, dachte sie und verwarf den Gedanken aber sofort, als sie das Klackern von Absätzen im Flur vernahm und die große Tür geräuschlos aufschwang.

      Sie blinzelte, um zu sehen, wer sie begrüßte, und als sich ihre Augen an das dämmrige Licht im Haus gewöhnt hatten, war sie überrascht. Vor ihr stand ein junges Mädchen. Was sie aber vielmehr überraschte, war deren Aufzug.

      Der junge Engel, eine andere Bezeichnung wäre ihr im ersten Augenblick nicht eingefallen, war jünger als sie, vielleicht gerade einmal zwanzig und hatte ein frisches, mädchenhaftes Gesicht. Sie hatte die Aura einer Göttin, der man sich direkt verehrend zu Füßen werfen wollte. Ihre Haut war perfekt und makellos. Dazu trug sie ein Make-Up, das dem von Cathelinjes jährlichem Beurteilungsgespräch ähnelte: rote Lippen, dunkle Augen und rosige Wangen. Sie war brünett und ihr langes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ein Sonnenstrahl fiel auf sie und umschmeichelte sie, tauchte sie auf der Schwelle in ein Licht, das ihre aphroditischen Gesichtszüge unterstrich.

      Cathelinje musterte sie von oben bis unten und betrachtete die Details des Kostüms. Oh ja, dachte sie, das kann man nur als Kostüm bezeichnen!

      Das Mädchen entsprach einer französischen Magd, von der Art, wie man sie nur in Pornofilmen oder heißen ›Late-Night‹-Programmen zu sehen bekam. Sie trug ein schwarzes, tief ausgeschnittenes Kleid, unter ihren Brüsten gerafft, um ein auffälliges und verlockendes Dekoletté zu schaffen. Der Rock war kurz und mit einer frischen, weißen Schürze versehen. Winzige weiße Schleifen bildeten einen sinnlichen Kontrast zwischen dem aufschlussreichen Schnitt und unschuldiger Weiblichkeit.

      Cathelinjes Augen wanderten zu den Beinen des Mädchens und erblickten hauchdünne, schwarze Nylonstrümpfe, von denen sie vermutete, dass sie auch eine Naht und verstärkte Fußsohlen hatten und perfekt polierte schwarze Stilettos mit Fesselriemchen, die wohl gut und gerne an die vierzehn Zentimeter hoch waren. Das Kleid bedeckte nichts und sie konnte die Abschlüsse der Nylons und die blasse Haut der Oberschenkel sehen. Ob von mir auch erwartet wird, mich so anziehen?, fragte sie sich unwillkürlich.

      Das junge Mädchen schien von ihrer genauen Betrachtung nicht beeindruckt zu sein. »Meine Meesteres hat mich über dein Eintreffen informiert, Cathelinje ... Mir wurde aufgetragen, dich für sie vorzubereiten« Sie trat einen Schritt zurück und bat sie mit einer einladenden Geste einzutreten.

      Cathelinje zögerte. Das Mädchen, die Uniform und das bizarre Jobangebot, das ihr Juliana van der Heijden hatte zuteilwerden lassen, löste eine gewisse Skepsis in ihr aus. Dennoch trat sie an dem Mädchen vorbei in den großen, weiten Flur.

      Das Innere der Villa wirkte in seiner modernen Gestaltung gleichsam streng. Es gab ausgedehnte weiße Flächen und Wände, die mit zeitgenössischer Kunst dekoriert waren. Hier und da waren abstrakte Skulpturen und eigenartige Artefakte aufgestellt worden – ein krasser Unterschied zum rein traditionellen Äußerem des Hauses.

      Allerdings musste Cathelinje zugeben, dass es perfekt zu Julian van der Heijdens stets unterkühlter Persönlichkeit passte.

      Ungefragt nahm das Mädchen sie bei der Hand und führte sie die weit ausladende Treppe hinauf, wobei ihre Pfennigabsätze bei jedem Schritt auf den gläsernen Stufen klickten.

      Als sie die Treppe hinaufgingen, erhaschte Cathelinje einen Blick unter den Spitzenrock der gerade Zwanzigjährigen. Sie war ein wenig geschockt zu sehen, dass sie kein Höschen trug, und, soweit sie es beurteilen konnte, glattrasiert war – denn ihr Kätzchen war ein ordentlicher, ein göttlich perfekter Schlitz. Unwillkürlich stieg eine dezente Röte in ihr auf und erhitzte ihr die Wangen.

      Als sie den Treppenaufsatz zu einer gegenüberliegenden Tür überquerten, öffnete sie das Mädchen und führte sie hinein. Sie betrat ein Schlafzimmer, frei von jeder Dekoration, mit leeren weißen Wänden, in dessen Mitte ein breites Doppelbett stand, das in einem ebenso schlichten, jungfräulichen Weiß bezogen war. Auf dem fiel ihr ein Outfit auf, wie es das Mädchen trug – es war eine exakte, mit reichlichen Rüschen versehende Kopie. Augenblicklich wurde ihr klar, dass dieses Kleid für sie bestimmt war und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Andererseits sieht das Mädchen irre heiß darin aus, munterte sie sich auf.

      »Das ist das Zimmer der Hausmädchen«, erklärte die Brünette. »Hier schlafen wir.«

      Cathelinje sah sich um und fragte sich, ob sie etwas verpasst hatte. »Aber hier ist nur ein Bett?«

      Das Mädchen nickte schweigend, als sei es das Normalste der Welt. Und anstatt ihr zu antworten, schritt es durch den Raum zu einer anderen Tür und öffnete sie, um das zugehörige Badezimmer zu enthüllen. Dann bedeutete sie ihr, sich ihr anzuschließen.

      Cathelinje folgte ihr sprachlos.

      *

      Das Bad war, wie alles andere in diesem Haus, weiß und kahl, dafür aber ziemlich groß. Es gab eine Badewanne und eine separate Duschkabine.

      Das Mädchen durchquerte den Raum, griff an den Hebel der Mischbatterie in der Kabine und ließ das Wasser laufen. Dann machte sie einen Schritt zur Seite und begann sich zu entkleiden.

      »Wacht!«, rief Cathelinje erschrocken. »Wat doe je daar?[7]«

      Verwirrt