Cathelinje - In sündigem Besitz. Swantje van Leeuwen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Swantje van Leeuwen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750242944
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Centraal Verkeringen‹ ist Geschichte! Ich werde Ihre sofort Entlassung empfehlen«, fuhr Juliana van der Heijden fort. »Sie werden in Kürze vom Sicherheitsdienst aus den Räumlichkeiten begleitet.«

      Ihr Herz raste. Sie sackte zwischen ihren Schultern zusammen und tiefer auf den Stuhl. Das kann einfach nicht wahr sein, schoss es ihr durch den Kopf. Das sollte doch eigentlich ein Heimspiel werden, eine todsichere Beförderung ... und jetzt werde ich plötzlich gefeuert? Sie hatte das Gefühl, jemand hatte ihr mit einer Eisenstange auf den Kopf geschlagen. »Bitte, Vrouw van der Heijden, ich brauche diesen Job. Ich habe eine laufende Hypothek! Kreditkarten!«, flehte sie und lehnte sich auf ihrem Stuhl nach vorne, worauf ihre Brüste instinktiv nach Aufmerksamkeit verlangten. In diesem Moment wurde die Sache mit dem kleinen, traurigen Mädchen real, und sie erkannte, dass sie keine wirklichen Fähigkeiten und keine Ersparnisse angehäuft hatte, und dass sie nicht auf eine anständige Referenz der Firma zu hoffen brauchte.

      »Es tut mit leid, Cathelinje, aber Sie haben mir keine andere Wahl gelassen. Sie haben sich wie eine Schlampe, eine billige Hure, benommen und den guten Ruf der Versicherungsgesellschaft besudelt ... Das ist mein letztes Wort in dieser Angelegenheit. Bitte, gehen Sie jetzt.« Juliana van der Heijden wandte sich wieder ihren Papieren zu und griff nach einem Stift, um ein Formular zu unterschreiben und zeigte ihr die kalte Schulter.

      Cathelinje war fassungslos, sie öffnete den Mund, um noch einmal zu betteln, erkannte aber, dass es sinnlos war. Sie stand auf, um zu gehen und zog dabei ihren Rock auf ein anständiges Maß herunter.

      »Natürlich könnten wir vielleicht zu einer Einigung kommen ...«, sprach Juliana van der Heijden sie erneut an, kaum das Cathelinje die Tür öffnen wollte und sah sie mit einem ironischen Schmunzeln an.

      Sofort hielt sie inne. Sie verspürte eine gewisse Erleichterung. Vielleicht kann ich meinen Charme ja doch noch nutzen, um sie auf meine Seite zu bekommen? Sie wandte sich ihr wieder zu. »Graag, mevrouw van der Heijden, wat u ook voorstelt. Ik zal er alles aan doen om mijn baan te behouden.[2]«

      Sie sah zu ihr auf. »Ich ben bang dat het is te laat darvoor, Cathelinje.[3] Wie gesagt, Sie wurden bereits entlassen. Ihre Karriere ist vorbei und das Unternehmen wird dafür sorgen, dass Sie nie wieder in dieser Branche arbeiten.«

      Cathelinjes Stimmung rutschte auf den Nullpunkt.

      »Ich habe wegen deiner offensichtlichen ... Talente etwas drastischeres im Sinn«, entgegnete sie. Dabei gestikulierte Juliana van der Heijden mit ihrer Hand über Cathelinjes Körper auf und ab.

      Unwillkürlich wurde sie wieder selbstbewusster.

      »Ich möchte, dass Sie zu mir kommen und für mich arbeiten«, fuhr ihr Gegenüber fort.

      Verwirrt runzelte Cathelinje die Stirn. »Ich verstehe nicht ganz. Arbeiten als was?« Ihre Stimmung sank wieder.

      »Nun, Sie kommen und arbeiten in meinem Haus als mein Dienstmädchen. Sie werden es nicht nur in Ordnung halten, sondern auch bestimmte Dienstleistungen verrichten, die eindeutig Ihren Fähigkeiten entsprechen. Natürlich werde ich Sie entsprechend gut bezahlen, weitaus besser als das was Sie derzeit erhalten. Im Gegenzug verlange ich dafür absolute Loyalität und Gehorsam.«

      »Aber ich bin kein Dienstmädchen!«, reagierte Cathelinje heftiger als gewollt und angewidert von der Vorstellung. »Ich habe was gelernt, habe eine Karriere und bin ganz sicher keine ... Putzfrau!«

      Juliana van der Heijden lächelte süffisant. Es war offensichtlich, dass sie Cathelinjes Dilemma sehr genoss. »Eigentlich sind Sie nichts, Cathelinje! Sie haben keine Karriere mehr ... Sagen Sie mir, Cathelinje: Welche Form hat Wasser?«, fragte sie hinzufügend.

      Cathelinje starrte sie perplex an. »Keine«, kam es ihr über die Lippen.

      »Falsch, Cathelinje, ganz falsch!« Juliana van der Heijden lächelte eines der Lächeln, das die Augen nicht erreichte. »Wasser hat die Form, die man ihm gibt! Im Augenblick sind Sie nichts weiter als eine billige Hure, die in der Firma zu nichts nütze ist und der das Geld fehlt. Ich tue Ihnen einen großen Gefallen, indem ich Ihnen dieses mehr als großzügige Angebot unterbreite.« Sie stand auf, ordnete ihre Papiere und kritzelte noch schnell etwas auf einen ›Post-It‹-Zettel. »Aber ich verstehe natürlich, dass Sie vielleicht etwas Zeit brauchen, um über meinen Vorschlag nachzudenken ... Hier haben Sie meine Adresse. Bis zu dem notierten Datum gebe ich Ihnen Zeit, sich zu entscheiden, ihn anzunehmen. Ich erwarte, dass Sie pünktlich erscheinen. Kommen Sie gern in bequemer Kleidung, und wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja, dem Wasser die richtige Form zu geben, nicht wahr?« Sie grinste diabolisch, indessen sie ihr die Notiz reichte. »Wenn Sie sich dafür entscheiden, dass mein Angebot nichts für Sie ist, dann wünsche ich Ihnen viel Glück für Ihren weiteren Lebensweg ... Goede dag, Cathelinje![4]« Damit schritt sie aus dem Büro, zog die Tür hinter sich zu und ließ Cathelinje mit offenem Mund und geschockt allein.

      ***

      Kapitel 3

      Ihre letzten Minuten bei ›Bakker & Kuiper Centraal Verkeringen‹ waren bestenfalls unwürdig und schlimmstenfalls als demütigend zu bezeichnen. Wie ihr Juliana van der Heijden angekündigt hatte, warteten zwei stämmige Männer des Sicherheitspersonals an ihrem Arbeitsplatz auf sie. Sie bekam zehn Minuten, um ihre Habe in eine Kiste zu packen, ehe sie von ihnen durch das Großraumbüro hinunter in die Lobby eskortiert wurde.

      Sie spürte die Blicke ihrer Mitarbeiter, die sie unverhohlen anstarrten. Sie hasste die meisten von ihnen und war sich sicher, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Oh ja, ich sehe es euch an, wie sehr ihr euch über meinen Untergang freut!, grollte es in ihr. Einige von ihnen schienen hämisch zu grinsen, wenngleich sie alle wegschauten, sobald sie zu ihnen hinübersah und ihrem Blick auswichen.

      Es waren nicht allzu viele Meter, die es bis zum Aufzug brauchte, aber der Weg bis dahin kam ihr wie ein Zehnkilometer-Marsch vor. Sie presste ihren halbleeren Karton an die Brust und wünschte, sie könnte sich in ihm verkriechen.

      Die Männer der ›Security‹ begleiteten sie bis auf die Straße, nur unterbrochen von einer kleineren Pause, in der sie an der Rezeption ihren Mitarbeiterausweis einbehielten. Gleich darauf stand sie allein und verlassen auf dem Trottoir, nicht sicher, was sie als nächstes tun sollte. Sie seufzte, riss sich zusammen und fuhr mit der ›Metro‹ nach Hause.

      *

      In dieser Nacht saß sie allein Zuhause und mit trüben Augen, nachdem sie die Flasche Wein zur Hälfte geleert hatte. Das Haus fühlte sich plötzlich unheimlich groß und leer an – eine unkluge Extravaganz, die sie sich nie wirklich hatte leisten können. Als der Immobilienmarkt einbrach, waren ihr die Felle davongeschwommen und konnte nicht darauf hoffen, allein durch den Verkauf die Hypothek zu tilgen. Schlimmer noch, sie war bereits vor ihrem Jobverlust in Zahlungsverzug geraten!

      Du bist am Arsch, Meisje![5], ging es ihr durch den Kopf, derweil sie einen weiteren Schluck Wein zu sich nahm. Du brauchst einen verdammt guten Plan und zwar schnell!

      Ihr Blick fiel auf ein Stück Papier auf der Arbeitsplatte. Es war die ›Post-It‹-Notiz, die ihr Juliana van der Heijden gegeben hatte, als sie ihr das völlig verrückte Angebot unterbreitete. Sie starrte den Zettel an und zögerte zunächst, ihn überhaupt in die Finger zu nehmen. Ihr Angebot ist eine Beleidigung, ja, genau das ist es! Ich und ein Dienstmädchen? Aber während die Nacht verging und sie sich des tatsächlichen Ernstes ihrer Situation bewusst wurde, dachte sie mehr und mehr über die Offerte nach. Es dürfte mir mit Sicherheit aus meinem gegenwärtigen Dilemma helfen ... Ich werde ein bisschen putzen, vielleicht etwas kochen ... und möglicherweise will sie mich ja auch für mehr. Persönlichere Dienstleistungen? Sie überlegte. Ich hab's noch nie mit einer Frau gemacht, aber schon häufig darüber nachgedacht ... Aber Fantasie und Realität ... Bin ich ernsthaft dazu bereit? Ich bin mir nicht sicher. Sie trank ihren Wein aus, schenkte sich direkt noch einmal nach und dachte weiter