Schneeflöckchen Weißröckchen. K. Spitschka. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Spitschka
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643654
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sah sich im Spiegel an und grinste. Na also! „Was sagst du? Hot or not?“

      Während der Fahrt erzählte Irmi ihre brandaktuelle Lovestory und erkundigte sich über unseren Tunesien Trip. Ich skizzierte oberflächlich Meer, Land und Leute.

      „Wieso fährt Jack eigentlich nicht mit?“, fragte Irmi. „Die kränkelt schon wieder!“

      „Mann! Ben wird sich freuen wenn er dich sieht!“ sagte sie aus heiterem Himmel und ich kam beinahe von der Straße ab.

      „Was machst du denn?“, schrie Irmi.

      „Wieso sollte sich Ben auf mich freuen?“, tat ich überrascht nachdem ich meine Pumpe und den Mini wieder in der Spur hatte.

      „Hallo? Der fährt doch voll auf dich ab!“ Ich stellte die Musik im Auto leiser, nicht dass ich da was überhörte. „Der Typ ist viel zu stolz um direkt nach dir zu fragen. Aber er hat versucht über Robert rauszukriegen, wieso du nicht mehr kommst. Er weiß ja, dass wir beide dicke Freundinnen sind.

      (Naaaaaa jaaaaaa!?!?)

      Jedenfalls steht Ben meistens vor der Disco als in der Disco und checkt traurig die Lage!“

      Ich parkte und machte heimlich ein paar Atemübungen. „Sein Camaro steht da!“, schrie Irmi und erschreckte mich zu Tode.

      Wir bezahlten den Eintritt und stöckelten hinein.

      UND BEN STAND DA UND STRAHLTE MICH AN!

      Er trug ein T-Shirt von den Sex Pistols, Jeans und Motorradstiefel. „Ich habe auf dich gewartet“, sagte er, nahm mich in den Arm und küsste mich.

      „Ich war in Tunesien“, oder vielleicht habe ich nur die Melonen getragen? Keine Ahnung was ich gerade blubberte…..

      Anstatt mit mir in die Disco zu gehen, zog er mich hinaus auf den Parkplatz und ließ mich in sein Auto steigen. Wir fuhren eine Weile ohne Worte, dann bog Ben nach links ab auf eine Aussichtsplattform, drehte den Wagen mit der Motorhaube zur Fahrbahn und stellte den Motor ab.

      Gegenüber war ein Fels. Er stellte unsere Rückenlehnen zurück und sagte, ich soll die Wand anschauen. Der Gipfel sähe aus wie zwei herabschauende Löwenköpfe. Das sei sein ‚Lieblingsnachdenkplatz‘.

      Hier war er jeden Tag in den letzten drei Wochen. Er glaubte mich verloren zu haben und das tat ihm inzwischen körperlich weh. Er machte nichts anderes mehr, als auf mich zu warten. Er wünschte sich mit mir eine Beziehung!

      … Und er hätte Angst dass ich ihn nicht will, wenn er mir sagen müsste, dass er verheiratet ist und zwei Kinder hat.

       Dreizehn

      DJ Alice trug einen bläulich-silber glitzernden Umhang. Die Augen waren stark mit Kajal geschminkt. „Hallo Schönheit! Wieder im Lande?“ rief er freudig von der Kanzel. „Ich war in Tunesien! Wie siehst du denn aus?“ „Heute ist Ozzy Time!“, lachte er. Ich hörte die ersten Takte von ‚Crazy Train‘. Ben kam mit zwei Bier von der Bar zurück. Wir verzogen uns damit in eine Ecke. Ich schüttelte den Kopf. „Ozzy Time! Alice nimmt seinen Job sehr ernst, was? Hat er auch Marylin Manson oder Kiss im Programm?“ „Nö. Alice Cooper ist sein Zwilling und Ozzy sein Bruder, oder umgekehrt, keine Ahnung was der für Filme schiebt!“ Wir tranken schweigend unser Bier. Keiner wusste so recht was er sagen sollte. Dann spielte Ben zu ‚Facing Hell‘ mit seinen Fingern Schlagzeug und fing an zu reden.

      „Meine Mutter hat vor ungefähr drei Jahren eine Arbeitskollegin mit nach Hause gebracht. Ich dachte, die wäre nur zum Abendessen eingeladen, aber meine Ma sagte, dass die Frau Claudia hieße und ein paar Tage unser Gästezimmer benötigte. Sie hätte mit ihrer Familie Schwierigkeiten und bleibe erst mal bei uns. Einige Wochen später war Claudia wie eine Schwester, die meiner Mutter im Haushalt half und klasse backen konnte. Wir mochten sie alle! An einem Wochenende verbrachte mein Bruder die Tage bei seiner Freundin und unsere Eltern waren mit irgendeinem Verein auf Wanderschaft. Claudia und ich kamen uns näher. Ich bin auch nur ein Mann! Von diesem einen mal wurde sie schwanger! Meine Eltern machten mir die Hölle heiß und bestanden darauf, dass wir heirateten. Stell‘ dir das mal vor. Wie im Mittelalter! Claudia war Feuer und Flamme. Sie hatte sich in mich verliebt. Sie wollte mit mir zusammenleben und checkte sofort den Wohnungsmarkt! Ich war gerade 22 Jahre alt und mein Leben war vorbei! Ich kam voll auf den Horror! Ich empfand für Claudia gar nichts und versuchte vernünftig mit ihr zu reden, aber die beiden Frauen zogen gegen mich in den Krieg.

      Ich war so ein Idiot! Wir hatten damals zwei Flaschen Wein getrunken, sie war besoffen, das Fernsehprogramm war Kacke and so on…. Wir landeten in der Kiste!

      Ich blöder Arsch! Als die Frauenärztin verkündete, dass Claudia Zwillinge bekommen würde, haben wir standesamtlich geheiratet. ZWILLINGE! Wir zogen in eine große Wohnung, richteten uns ein, meine Eltern waren glücklich und kümmerten sich um meine beiden Jungs Thomas und Daniel. Ich arbeite im gleichen Betrieb wie mein Vater, weißt du. Wegen mehr Kohle ließ ich mich zur Montage versetzen und war während der Woche meistens 300km weit weg. Ich kam nur am Wochenende nach Hause. Das meine Mutter sehr oft den Babysitter gab, bekam ich erst mal gar nicht mit. Claudia hatte sogar meinen Bruder eingespannt um auf die Kids aufzupassen. Später erfuhr ich, dass sie beinahe jeden Abend in Bremen unterwegs war. Einmal kam ich an einem späten Donnerstagabend nach Hause, weil ich früher mit meiner Arbeit fertig war. Claudia fickte in unserem Bett mit einer schwarzen Amerikanischen Streitkraft, die in Bremen stationiert war und ich hab mich gefreut! Ich fragte sie nur wo die Kinder wären. Sie meinte die hätte meine Mutter.

      Alles schien plötzlich ganz einfach! Der Druck war weg! Ich hätte vor Erleichterung tanzen können! Wir vereinbarten, dass ich wegen der Kinder wohnen bleibe, aber dass jeder in Zukunft sein eigenes Ding machen konnte. Ich stürzte mich in die Arbeit, nachdem ich mit meinen Eltern tierisch Stress bekam, als ich ihnen Claudias und meine Pläne verklickerte. Mein Vater hat getobt wie ein Irrer. Ich hätte keinerlei Verantwortungsgefühl und all so einen Scheiß. So ist er halt der alte Mann!

      Claudia hat seitdem Männer wie ihre Slips gewechselt und hat endlich seit kurzem was Festes. Markus. Er arbeitet mittwochs hier drin als Barmann. Wir kommen gut miteinander aus. Allerdings stört ihn, dass ich immer noch zu Hause auf der Couch schlafe. Tja, und während ich mir Gedanken darüber mache wie mein beschissenes Leben weitergehen soll, lerne ich meine Traumfrau kennen.“ Er sah mich an, dass es mir heiß und kalt den Rücken runter lief. ‚Heaven in Black‘, wie passend!

      „Darf ich darüber nachdenken?“

      „Klar! Warum nicht! Ich liebe dich! Ich habe alles zu verlieren!“, antworte er mit tiefer rauer Stimme. Und dann dieser Blick …

      „Ich warte seit drei Wochen auf dich. Keine Telefonnummer. Keine Adresse. Und dann checke ich, dass Robert mit deiner Freundin rummacht. Ich wollte sie nicht über dich ausfragen, aber Robert hat Hilfe versprochen. Und jetzt bist du hier. Ich …“

      Ich verschloss mit meinem Zeigefinger seine Lippen, beugte mich zu ihm und plötzlich war seine Empfindsamkeit wie weggeblasen. Er zog mich von meinem Stuhl in seine Arme. „Du hast mir so gefehlt! Ich bin total happy weil du wieder da bist! Lass es uns versuchen! Bitte! Gib uns beiden eine Chance!“

      Wir küssten uns leidenschaftlich. In meinem Kopf drehte sich alles. Keine Ahnung wie das ist, wenn der Partner bereits eine Familie hat. Ich müsste ihn mit den Kindern teilen. Wollte ich das?

      „Vielleicht könnten wir ja zusammen …“

      Wir sahen uns in die Augen. „Ja…, gut…, ich …“ und dieser Blick besiegelte unsere neue Liebe.

      „Sorry. Können wir fahren? Es ist 1Uhr durch und wir zwei müssen in wenigen Stunden ins Geschäft. Hallöchen?“ Irmi klopfte auf meine Schulter.

      Ben drückte mich sanft von sich weg. Schlagartig war der zynische, arrogante Gesichtsausdruck wieder da. „Okay Mädels. Fahrt vorsichtig!“

      Ich hüpfte schnell hinauf zu Alice. „Hast du einen Musikwunsch, Schatz?“ „‘Time Machine‘, Zettel und Kugelschreiber!“ Er sah