Schneeflöckchen Weißröckchen. K. Spitschka. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Spitschka
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643654
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in die Luft gehen? Kommt erst mal rein. Trinken wir ein Käffchen?“ Sie sperrte die Türe auf und ich hatte sofort den Geruch von Erbrochenem in der Nase! Ich öffnete das große Fenster im Wohnzimmer. Ganz offensichtlich war hier was nicht okay! Jackson gab mir ein Zeichen, dass sie ebenfalls die Kotze roch.

      Irmi trug ein Tablett mit frischen Kaffee herein. „Also. Robert hat mir gestern was gegeben, damit ich locker werde, aber es hat nicht gewirkt!“

      „Bist du bescheuert? Das habe ich gar nicht mitbekommen. Im Auto warst du wie immer!“ Ich war sprachlos! Irmi und Drogen! Das passte überhaupt nicht zusammen. Dieser Moralapostel!

      „Und dann ging zu Hause plötzlich der Punk ab, dass du deine Bude vollgekotzt hast? Was hattest du eingeworfen?“ wollte Jack wissen.

      „Das weiß ich doch nicht! Was Harmloses hat Robert gesagt! Es ist inzwischen vorbei. Mir geht es gut. Hervorragend! Vielen Dank, dass ihr gekommen seid und vor meiner Nachbarschaft so ein Theater aufgeführt habt. Ihr seid ja beide völlig hysterisch!“

      „Jackson komm wir gehen! Und dir rate ich eins: ruf in Zukunft an wen du willst, aber lass uns beide bloß zufrieden!“

      Sie blickte mich an wie ein Dackel. „So war das nicht gemeint. Es tut mir leid. Ihr seht beide nur so lächerlich besorgt aus … als wäre sonst was passiert! Meine Güte! Man kann‘s auch übertreiben! Robert hat eben angerufen und sich abends bei mir zum Essen eingeladen. Ich war schnell Hackfleisch holen, für Spaghetti Bolognese. Ihr seht, alles roger in Kambodscha. Ist noch was? Trinkt aus und macht die Fliege!“

      Jackson würde jeden Moment explodieren. „Der knall ich gleich eine!“

      Ich packte sie am Arm. „Lass! Wir gehen. Und wenn die sich irgendwann mal wieder im Griff hat, kann sie Meldung machen!“ sagte ich in Richtung der blöden Töle.

      „Hört! Hört! Es sprach die Soldatenbraut! Wie geht’s eigentlich Mickilein?“

      Jack und ich ließen sie stehen und liefen die Treppe runter zum Parkplatz. „Ich hätte ihr auf jeden Fall eine knallen sollen!“

      „Ich habe keine Ahnung was mit Irmi los ist. Gestern in Ottersberg, war sie wie immer“.

      Ich fuhr Jack zurück zu ihrer Arbeit und fragte was der Briefkontakt machte. „Keine Ahnung! Ich habe mir nichts vorzuwerfen! Ich schreibe! Von Mezri dagegen ist noch kein Brief gekommen!“ Das kam aber sauer rüber!

      „Unsere Ansichtskarten sind auch noch nicht da!“, beruhigte ich sie. „Was haltet ihr von e-mails?“

      „Wir haben vereinbart, dass wir uns romantische Briefe schreiben! Was ist mit dem Typen aus Ottersberg?“, lenkte sie vom Thema ab.

      „Er heißt Ben. Wir sind ein Paar! Er ist verheiratet und hat Zwillinge!“, sprudelte mein Mund.

      „ALARM! No more Ottersberg! Das wäre dann ja wohl geklärt!“

      „Ist es nicht ….“ Ich erzählte ihr Bens Story.

      „Tragisch! Sehr tragisch! Aber stell‘ dir mal vor, es wird ernst mit euch beiden. Der muss Unterhalt bezahlen! Du wirst immer arbeiten müssen, wenn ihr euch was leisten wollt. Ein Kind mit dir wird er auch nicht wollen, wenn er schon zwei hat. Vergiss dieses Rassepferd und nimm den Hengst den du längst zu Hause hast!“

      „Ich habe nicht gesagt, dass ich mit Ben alt werden will“.

      „Wenn es sich aber so entwickelt? Das hast du nicht nötig, Süße! Dich entdeckt demnächst ein Scout und dann arbeitest du mit Kate und Naomi zusammen. Du brauchst diesen Ben nicht!“

      „Mann! Jack! Ich bin verloren! Gerade du müsstest das doch verstehen!“

      Auf dem Parkplatz fielen wir uns in die Arme. „Was hältst du davon wenn ich mir die Haare blond färbe? Außerdem möchte ich mir einen dramatisch aussehenden Lidstrich tätowieren lassen. Was sagst du dazu?“ Ach! Wechseln wir schon wieder das Thema?

      „Fänd‘ ich gut. Das dich aber dein Mezri wiedererkennt, wenn du ihn vom Flieger abholst!“

      „Ich mache Fotos von mir und schicke in jedem Brief eins mit. Nächstes Mal fahre ich mit nach Ottersberg. Ist das Klar?“

      „Klar! Ich liebe dich!“

      „Ich liebe dich auch!“

       Vierzehn

      Ich finde Moni im Straßengraben. Der Körper verrenkt, die Augen gebrochen. Ich laufe zu ihr nach Hause und läute ihre Eltern aus dem Bett. Ihr Vater rennt mit mir zurück. Er beschimpft mich laut schreiend. Dann hält er endlich die Klappe. Moni ist tot!

      Der Mann sitzt da mit seiner Tochter im Arm und heult.

      Ich will den Notarzt rufen aber er brüllt „Ich bin Arzt! Verschwinde! Ich bin doch Arzt!“

      Ich drehe mich um und gehe zurück ins ‚Hell’s‘. Cheesly kommt auf mich zu. Ich sage: „Moni ist tot!“ Er zuckt mit den Schultern. „Echt?“ Dann stellt er sich zu Robert an die Bar. Sie flüstern miteinander und lachen.

      Das ist mein immer wiederkehrender Alptraum.

      In der Badewanne ist das Wasser rosafarben. Hübsch. Die Toilettenschüssel zieht mich magisch in die Knie. Übergebe mich. Mir geht‘s beschissen. Ein Blick zu meinem Medizinschränkchen. Beruhigend. Schweinespeed! Valium! Windowpanes! Klingeling!

      „Bäumel?“

      „Frau Bäumel? Werner! Gestern wurden wir während unseres Gesprächs unterbrochen. Danach hatte ich leider keine Zeit sie zurückzurufen. Ich musste zu meinem Mann in die Klinik! Er hat sich beim Golfen das Knie verdreht! Ich hoffe, sie haben nicht den ganzen Tag vergeblich bei mir angerufen? Hallo?“

      ICH ATME. ALSO BIN ICH.

      „Nein. Doch. Aber es ging niemand ran“, lüge ich.

      „Nachdem sie nicht im Geschäft erschienen sind, wollte ich nachfragen wie’s ihnen heute geht?“

      „Es geht mir besser. In ein paar Tagen bin ich wiederhergestellt. Ich hätte mich heute auf jeden Fall noch bei ihnen gemeldet“. Sie räusperte sich ausgiebig. Sie glaubte mir kein Wort! „Lisa ich mache ihnen folgenden Vorschlag. Wir beide treffen uns heute Mittag. Sagen wir um 11Uhr30 im ‚Alex‘? Versuchen wir gemeinsam einen Weg zu finden, damit sie noch ein paar Tage zu Hause bleiben können. Aber ich will sie auf jeden Fall sehen! Haben sie mich verstanden?“

      Ich sage zu.

      Ich steige unter die Dusche. Das Wasser tut mir gut. Ich habe überall Kratzspuren. Die Wunde am Oberschenkel brennt wie die Hölle. Gewaschen und desinfiziert tapse ich in mein Ankleidezimmer. Mir ist kalt. Aber draußen scheint die Sonne. Jede Hose ist mir zu weit. Am Ende trage ich eine Jeans, die ich mit einem Gürtel festzurre. Der schwarze Rolli ist wahrscheinlich nicht passend aber er riecht gut. Ich kann weder Socken noch Schuhe finden. Ein Saustall ist das!

      Mein Schuhschrank war mal gut bestückt...

      Ich hatte mal einen Tick. Schuhtick…

      Aber dann habe ich die Schuhe vertickt. Ha, ha, ha, ha!

      Ich hatte mal einen Tick! Ha, ha, ha! Den Schuhtick vertickt! Ha, ha, ha!

      MANN. MANN. MANN.

      Im Wohnzimmer lagen, warum auch immer, mindestens 20 Paar Strümpfe auf dem Fußboden. Alle gebraucht! Während ich mir davon welche anziehe, fällt mein Blick auf die Dachterrasse. Alle Pflanzen sind hinüber. Wo war eigentlich meine Mutter?

      Die Frau mit dem grünen Daumen? Ha, ha, ha, ha!

      Die Frau mit dem grünen Daumen würde bei diesem Anblick auf die Palme gehen! Ha, ha, ha!

      Auf die Palme! Ha, ha, ha! … Scheiße nochmal!

      ICH DREH DURCH!

      Wie soll ich in diesem Zustand ins ‚Alex‘ kommen?

      Ich