Asitor10 - Asitor (Band1). Simon Savier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Simon Savier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738031102
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ihn an, den B1 so nahe wie möglich an Abbys Wagen heranzusteuern.

       Bras schnallte sich ohne zu zögern, dennoch mit zittrigen Händen, los und übernahm das Volant.

       Boone öffnete die Fahrertür und hielt sich am Gestänge der Karosserie fest. Er lehnte sich, so weit es ihm möglich war, aus dem Buggy und versuchte, am anderen Wagen Halt zu finden. Das holprige Gelände hinderte ihn daran, gefahrlos umzusteigen. Mel sah sich gezwungen, auf das Fahrzeuggestänge des Daches zu steigen. Der herumwirbelnde Sand nahm ihm die Sicht und sukzessiv auch die Kraft.

       Oben angelangt klappte er das Visier auf, um besser sehen zu können. Ein schlechter Einfall, wie er sogleich zu spüren bekam. Brennender Fahrtwind und glühender Sand schlugen ihm ins Gesicht und wurden in seinen Anzug gepresst. Er drehte sich blind und unbeholfen um, rieb sich den Sand aus den Augen und schloss das Visier sofort wieder. du bist ein Idiot, Mel!, rügte er sich selbst.

       Blinzelnd wartete er auf die Gelegenheit, das Fahrzeug durch einen gezielten Sprung zu wechseln, als ihm plötzlich etwas ins Auge stach, das ihrer Situation nicht sehr entgegen kam. Wörtlich gesprochen kam es ihrer Situation sogar sehr schnell entgegen. Es war die Schlucht.

       Da Boone nun unter Zeitdruck geriet, konnte er den richtigen Moment nicht abwarten und hechtete auf das andere Gefährt.

       Wie es nicht anders sein sollte, verfehlte er den B2 um Haaresbreite. Im Moment des Absprungs rollte der B1 über einen nicht unerheblich großen Gesteinsbrocken. Dadurch verlor er an Sprungkraft. So erreichte Mel - mehr fallend als springend - nur die seitliche Einstiegsleiste. Seine Beine schleiften neben dem Buggy her. Fluchend kämpfte er damit, nicht abzurutschen. In dem Moment, als die Kraft aus seinen Fingern wich und er den Halt verlor, spürte er einen festen Griff um seinen Unterarm. Condara Tyy, die muskulöse Creen, packte ihn fest am Arm und zerrten ihn in den Buggy.

       Er unterdrückte den muskelzerreißenden Schmerz, als sein gesamtes Gewicht an seinem Arm ruckartig hochgezogen wurde. Beinahe hätte Tyy ihm den Arm ausgekugelt. Die Creen hatte Boones Actionfigur in den Wagen geholfen. Viel mehr als das waren seine 85 Kilo nicht für sie. »Ich danke dir, Condara«, keuchte er und drehte sich um. »Was ist passiert?«, fragte er hektisch. Er ließ seine schmerzende Schulter kreisen.

       Die wahren Helden sind doch noch nicht ausgestorben. Quinn hatte mitangesehen, wie heldenhaft Boone es angestellt hatte, ihr … ihnen zu Hilfe zu eilen. Für eine Sekunde sah sie ihn verträumt an. Seine Frage, sein Keuchen und sein schweißüberströmtes Gesicht ließen sie aber rasch antworten. »Die Bremskabel sind durchgeschmort. Daraufhin hat sich der Tempomat aktiviert. Es ist unmöglich, ihn abzustellen, ich habe es mehrmals versucht«, klärte sie ihn hastig auf. »Wäre das nicht Katastrophe genug, hat auch die Lenkung kurz danach ausgesetzt.«

       Nach kurzem Kalkül blähte Boone seine Nasenflügel und sah Quinn mit leicht geneigtem Haupt in die Augen: »Wenn sich Kacke staut, dann zu einem riesigen Haufen.« Der Terraner schüttelte den Kopf. »Frauen am Steuer. Zuerst Watson, jetzt der Buggy. Langsam beschleicht mich der Verdacht, dass da pure Absicht dahintersteckt.« Sein angespannter Blick veränderte sich zu einem neckischen Grinsen. »Oder du versuchst mich zwanghaft in deine Nähe zu bringen.« Sie sah ihn wortlos an und hob eine Braue. »Also gut. Die einzige Möglichkeit, den Wagen zu stoppen, sieht wie folgt aus: Ich muss an die Unterseite des Buggys.« Quinn erschrak. Unter den Buggy? »Dort versuche ich die Karre kurzzuschließen, um so den Motor abzuwürgen. Das heißt, du musst den Wagen so ruhig wie möglich halten. Alles klar?«

       »Bist du verrückt?«, schrie sie ihm nach. Boone hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. »Das kannst du nicht machen! Wie soll ich den Wagen ruhig halten, wenn ich keine Kontrolle über die Lenkung habe?«

       »Gut, dass wir uns verstehen«, sagte er nur, blieb stehen und zeigte in die Fahrtrichtung.

       »Verdammt!« Die Felsspalte kam bedrohlich schnell näher. »Worauf wartest du noch? Runter mit dir«, änderte sie ihre Meinung.

       An den Seiten seines Anzugs befestigte die kleine Akilara Siri schlotternd ein Seil. Pure Angst stand ihr in den senkrecht stehenden Augen.

       Vier Insassen sicherten ihn ab. Er kletterte auf die ausladende Motorhaube bis nach vorne zu den Streben des Frontgrills, an denen er Halt fand. Er drehte sich um und krabbelte wie eine Spinne an die Unterseite. Am B2 standen links und rechts jeweils zwei Frauen und hielten die Seile unter ständiger Spannung. Würde auch nur einer loslassen wäre es um den Terraner geschehen. Er öffnete die zwanzig mal zwanzig Zentimeter große Vertäfelung, hinter der sämtliche Schaltkreise angeordnet waren. Um nicht falsche Drähte zu koppeln, die bei einer derart hohen Geschwindigkeit eine Explosion verursacht hätten, musterte er die Verbindungen ganz genau. Der wirbelnde Sand verhielt sich wie ein gnadenloser Gegner. Nur schwer konnte er etwas erkennen. Als er sicher war, welche Drähte zusammengehörten, machte er sich ans Werk. Nachdem er drei gelöste Drähte miteinander verbunden hatte, gab es, wie erwartet, eine Kurzschlussreaktion im Motor.

       Boone atmete tief durch. »Geschafft!«, schrie er nach oben in der Hoffnung gehört zu werden. Er beugte den Kopf nach hinten. Was er sah, jagte seinen Puls noch höher. Der Abgrund war erschreckend schnell näher gekommen. Die Restgeschwindigkeit ließ ihn vermuten, dass sie trotz aller Maßnahmen nicht rechtzeitig zum Stillstand kämen. »Los, holt mich wieder rauf!«

       An der linken Seite ließen sie das Seil nach, an der rechten zog man kräftig, so dass Tyy ihn an derselben Stelle wie zuvor in den Buggy ziehen konnte.

       Angespannte Stille breitete sich aus. Der Motor gab keinen Ton von sich. Nur der tosende Wind, der preschende Sand und der immer weiter zurückfallende zweite Buggy, waren zu hören. Sie starrten zum Abgrund, dessen immer geringer werdende Abstand zum Countdown des Todes wurde.

       Unaufhaltsam rollte das Fahrzeug weiter. Schlagartig wurde ihnen klar, dass es nicht rechtzeitig zum Stillstand kam, also war die einzige Möglichkeit…

       »Springen!«, schrie Boone scharf.

       Nachdem sie sich vom Buggy abgestoßen hatten, landeten sie mit weichen Überschlägen im Sand und konnten nur noch dasitzen, liegen oder weiterrollen und zusehen, wie sich ihr Transportmittel in die ewigen Jagdgründe verabschiedete.

       Doch entgegen all ihren Erwartungen blieb der B2 genau vor dem Abgrund mit beiden Vorderrädern über der Kante hängen.

       Keinem war zu Reden zumute. Realität wich der Vorstellung, was hätte passieren können.

       Allmählich richteten sich sämtliche Augenpaare auf Quinn und Boone. Es waren tief durchdringende Blicke.

       Boone schluckte und rang sich ein Lächeln ab. »Wenn Blicke töten könnten«, flüsterte er Quinn zu, die neben ihm im Sand lag, »wären wir längst geröstet, gevierteilt, erstochen, erschossen und aufgehängt worden.«

       »Was habt Ihr Euch dabei nur gedacht?«, donnerte Yadoo Throna mit seiner mächtigen Stimme. »Nichts, wie ich fürchte. Wie konntet Ihr nur so verantwortungslos sein?«

       Boone wusste natürlich, dass der Creen Recht hatte. Jedoch wäre er nicht der, der er nun mal war, hätte er keine passende Ausrede. »Das muss so sein. Stell dir nur vor, die Bremskabel wären durchgebrannt, während wir versucht hätten, in die Schlucht zu gelangen«, gab er zu bedenken. »Wie glaubst du, wäre die Situation dann ausgegangen? Also kannst du froh sein, dass wir dieses Rennen veranstaltet haben und sich das Unglück noch vor der Schlucht zugetragen hat. Somit kein Grund zur Aufregung. Es ist niemandem etwas zugestoßen. Vergesst nicht, Ihr habt die beiden besten Fahrer, die Ihr Euch nur wünschen könnt.« Er deutete zwischen sich und Quinn hin und her.

       »Halte hier keine Volksreden!«, brummte Thronas weibliches Gegenstück Condara Tyy. »Seht lieber zu, dass Ihr den Buggy fahrtüchtig bekommt.«

       Es vergingen mehrere Stunden, bis der B2 wieder in Stand gesetzt war. Ein paar Schrauben da, einige Drähte dort. Hier und da noch ein durchgeschmortes Lämpchen für die Batterie oder eine andere Anzeige, und alles war wieder in Ordnung. Natürlich steckte viel mehr Technik dahinter. Aber die Terraner verzichteten darauf, detaillierte Erklärungen abzugeben. Es hätte ihre Begleiter weder interessiert