Dich habe ich mir nicht gewünscht. Tara McKay. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tara McKay
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753189543
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Zettel und ich zücke einen Stift, den ich irgendwo in den Untiefen meiner Handtasche versteckt hatte.

      „Wie wollen wir uns nennen? Die, die nicht zusammenpassen? Oder, nein, ich weiß was Besseres. Kraut und Rüben!“

      Kapitel 5

      Am nächsten Tag hämmert mein Kopf, als würde einer von Schneewittchens Zwergen mit der Spitzhacke darin sitzen und bereits am Frühstückstisch frisch und munter nach Erz oder anderem Gestein suchen.

      „Du siehst nicht gerade wie das blühende Leben aus, Anna“, meint Dad, als er mir eine große Schüssel Porridge hinstellt.

      Ich könnte würgen, wenn ich sie nur ansehe und der Geruch der warmen Haferflocken tut sein Übriges. Energisch schiebe ich sie weit von mir.

      „Bloß kein Essen, Dad.“

      Mein Kopf ist so schwer, dass ich ihn am liebsten auf den Küchentisch legen würde.

      „Scheint ja ein netter Abend gestern mit Jo gewesen zu sein. War Kayleigh auch im Pub?“

      „Nein“, antworte ich einsilbig.

      „Seltsam.“ Dad reibt sich über das stoppelige Kinn. „Du weißt aber, dass Jo und Kayleigh jetzt befreundet sind?“

      „Hm.“

      Mehr bringe ich nicht zustande. Ich kann über seine Worte auch nicht wirklich nachdenken.

      „Ich meine, ich weiß, dass du dich mit Kayleigh MacDuff nicht gut verstanden hast, als ihr in der High School wart, aber die Dinge haben sich geändert. Jo und Kayleigh sind mittlerweile beste Freundinnen, soweit ich von Jos Eltern weiß.“

      „Dad, bitte.“ Ich halte mir den Schädel und sehe ihn gequält an. „Jo ist erwachsen und kann machen was sie will. Und ganz davon ab, haben wir Kayleigh MacDuff weder gesehen, noch von ihr gesprochen.“

      „War gestern nicht Pubquiz-Abend?“, setzt Dad seine Inquisition fort.

      Von draußen höre ich, wie Nathan und Emma sich einen Ball zu kicken. Es ist ein bewölkter Tag und der Regen nieselt nur so auf die Erde hinab.

      „Seit wann geht Emma raus, wenn es regnet?“, lenke ich vom Thema ab.

      Dad setzt sich mit zu mir, zieht eine Kaffeekanne zu sich heran und schenkt uns zwei Tassen ein. Das Aroma des frischgebrühten Kaffees breitet sich dampfend im Raum aus, ein Geruch, der mir nicht unangenehm ist und sogar den Zwerg mit der Spitzhacke in meinem Kopf für einen Moment von seinem Tun abbringt.

      „Das ist doch kein Regen. Es fisselt nur ein bisschen vom Himmel runter, das spürt man nicht mal.“

      „Ja, klar, das sagen du und ich. Aber Emma…“

      „Emma lernt allmählich das schottische Wetter kennen und vielleicht sogar lieben.“

      Ich schnaube ungläubig. Nicht Emma, die Freundin der Sonne, die sich am Liebsten auf unserem sonnenbeschienen Balkon in Bologna auf einem Liegestuhl aus der Fabrik ihrer Großeltern geaalt hat, oder am Strand von Rimini Stunden zubringen konnte, wenn wir den Sommer bei Matteos Eltern verbrachten.

      „Ich habe ganz vergessen zu fragen, wie gestern euer Einkaufsbummel in Kirkcaldy war?“

      „Ob du’s glaubst oder nicht, Emma war vollauf zufrieden.“

      „Wirklich?“

      „Zuerst sah es nicht so aus, als würde es ihr dort gefallen“, gibt Dad zu. „Aber dann entdeckte sie so einen Laden… TJ Next oder so ähnlich…“

      „TK Maxx?“

      „Genau.“

      „Okay. Dann war sie sicher im siebten Himmel. Vorausgesetzt sie hatten dort die richtigen Marken.“

      „Anscheinend. Sie hat fast ihr ganzes Taschengeld ausgegeben und als wir zu Mittag dort beim Italiener einkehrten, war der Tag ohnehin gerettet. Jedes andere Kind hätte sich mehr über einen Burger bei McDonalds gefreut, als über Rigatoni Vongole im La Gondola.“

      Dad kratzt sich wieder über seine Bartstoppeln, die blonden Härchen werden auch hier allmählich durch graue ersetzt. Ich trinke von meinem dampfenden Kaffee und genieße die Klarheit, die die schwarze Flüssigkeit in meinem Kopf verbreitet. Espresso wäre mir lieber, aber Dad kocht einen ziemlich starken Filterkaffee, der bei Kopfschmerzen genau richtig ist.

      „Mit richtigem italienischen Essen kannst du bei Emma immer punkten. Nathan ist da weniger wählerisch. Er weiß eine leckere Pizza durchaus zu würdigen, wäre aber über McDonalds nicht undankbar gewesen, zumal wir selten dorthin gehen.“

      Mir fällt wieder ein, was Nathan über die Pizza vom Lieferdienst gesagt hat.

      „Dad, kann ich mit dir nochmal über das Da Paola sprechen?“

      Mein Vater zieht die buschigen Augenbrauen zusammen.

      „Erzähl mir doch lieber, wie dein Abend gestern war.“

      Hmpf! Ich habe eigentlich keine Lust mit Dad zu plaudern, als wären wir beste Freundinnen. Dafür ist er schließlich denkbar ungeeignet. Dennoch sehe ich es als einzige Chance, damit er nicht komplett zu macht.

      „Es war nett mit Jo im Fairytale. Ich wusste gar nicht, dass Pete diese Pubquiz-Abende anbietet.“

      „Das ist zur Zeit der Renner in Sheemore. Wir sind ein bisschen spät damit dran, aber irgendwann kommt alles auch zu uns, man muss nur Geduld haben.“

      „Jo und ich haben ein Team gebildet mit dem neuen Filialleiter der Bank. Nick Lyle.“

      „Ach“, antwortet Dad nur und versenkt sein Gesicht im Kaffeebecher, trotzdem sehe ich sein Grinsen.

      „Jo kann ihn nicht leiden, was die Zusammenarbeit ein wenig beeinträchtigt hat. Trotzdem sind wir Dritte geworden. Es war lustig mit den Beiden, nur keiner von uns konnte die Musikfragen beantworten. Kennst du etwa die ‚Travelling Wilburys‘?“

      „Klar“, antwortet Dad. „Aber du warst noch ziemlich klein, als die ihre Hits hatten. Kein Wunder also, wenn du sie nicht kennst. Ihr hättet Kayleigh in eurem Team gebraucht, sie kennt sich mit Musik gut aus.“

      Herrgott, was hat Dad nur für einen Narren an Kayleigh MacDuff gefressen? Dauernd redet er von ihr. Ich weiß ja zum Glück, dass Dad noch an Mum hängt, ansonsten würde ich denken, er hat eine Affäre mit einer Frau, die seine Tochter sein könnte.

      „Das Fairytale ist immer noch das einzige Pub in Sheemore, nicht wahr?“, lenke ich ab, um Dad in die richtige Richtung zu bekommen, vor allem aber, damit er nicht mehr grinst, wenn ich weiter von Nick Lyle erzähle.

      „Vor einigen Jahren hat ein anderes Pub aufgemacht, aber es konnte sich nicht halten. In den Sommermonaten kommen vereinzelt Touristen hierher, aber im Winter ist nicht viel los.“

      „Ja, ein zweites Pub ist vermutlich zu viel bei einem kleinen Ort wie Sheemore. Aber mehrere Restaurants wären doch ganz schön.“

      Dad beäugt mich misstrauisch, dann atmet er tief durch und stößt einen Seufzer aus, der aus den Tiefen seiner Seele zu kommen scheint.

      „Das Da Paola war immer gut besucht, wenn du das meinst“, gibt er schließlich zu. Sein wehmütiger Blick trifft mich und er tut mir leid, weil er durch mich an Mum denkt. Aber es muss jetzt einfach sein, denn meine Idee lässt mich seit gestern nicht mehr los.

      „In anderen Ortschaften gibt es auch ganz unterschiedliche Lokale und sie werden sehr gut angenommen. Denk doch nur an das La Gondola in Kirkcaldy. Die Leute in Sheemore würden sich sicher freuen, wenn es neben dem grauenhaften italienischen Take-away wieder ein richtiges Restaurant geben würde.“

      Dad murmelt irgendwas vor sich hin, was ich nicht verstehe. In diesem Moment kommen Emma und Nathan in die