Ein Millionär für Freddy. Eva Bolsani. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Bolsani
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753178622
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rief sie hoffnungsvoll, doch nichts rührte sich.

      Stattdessen schellte es erneut. Freddy entschied sich dafür, einfach so zu tun, als hätte sie nichts gehört. Schließlich erwartete sie niemanden.

      Doch wer auch immer da draußen stand, gab nicht auf, klopfte nun sogar gegen die Wohnungstür. Ob Wanda womöglich ihren Schlüssel vergessen hatte? Freddy quälte sich wieder vom Bett hinunter, schlappte in den Flur und öffnete.

      »Sag bloß, du hast unseren Mädelsabend auch nicht so einfach weggesteckt und bist ohne Schlüssel …«

      Der Rest des Satzes blieb ihr einfach im Hals stecken. Freddy warf die Tür um einiges schneller wieder zu, als sie sie geöffnet hatte.

      Nie wieder Ramazotti, dachte sie dabei. Jetzt hatte sie auch schon Halluzinationen. Denn draußen stand mitnichten Wanda, sondern ein Mann, der definitiv nicht hier war, um ihr einen neuen Handyvertrag oder ein Zeitschriftenabo aufzuschwatzen. Es sei denn, die engagierten seit neuestem Typen, die zuvor die Hauptrolle im neuesten Blockbuster gespielt hatten.

      »Frederika von Querlitz?«

      Die Halluzination schien nicht aufgeben zu wollen und klopfte erneut an die Tür – oder war der Mann etwa doch echt? Aber woher kannte er ihren Namen? Freddy presste ein Auge auf den Spion und betrachtete misstrauisch den Kerl, der immer noch hartnäckig vor ihrer Wohnung stand und nun wieder die Klingel betätigte.

      Für ein Trugbild wirkte er eigentlich viel zu präsent. Und zu seriös, wie er da in seinem dunklen Anzug dastand, mitsamt farblich aufeinander abgestimmter Krawatte und seidenem Einstecktuch. Als er erneut klopfte, entdeckte sie sogar ein paar dezente goldene Manschettenknöpfe. Zudem trug er diese Dinge mit einer derartigen Selbstverständlichkeit, die nur eines bedeuten konnte: Sein sicher sauteures Outfit war ihm piepegal.

      »Frau von Querlitz?«

      Wenn er so weitermachte, versetzte er noch das ganze Haus in Aufruhr. Dann hieß es gleich wieder, in der Mädels-WG herrsche Sodom und Gomorra. Besser, sie sah zu, dass sie ihn loswurde. Freddy öffnete die Tür einen winzigen Spalt.

      »Wir kaufen nix!«

      »Davon bin ich ausgegangen«, sagte er Kerl gelassen und strich sich mit einer ziemlich verführerischen Geste eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn. »Sonst hätten Sie ja wohl kaum diese Anzeige aufgegeben.«

      Was laberte der denn da?!

      »Anzeige? Toller Trick!«, sagte Freddy skeptisch. »Mein Freund ist Preisboxer. Sie verschwinden besser, sonst befördert er Sie hinaus.«

      Doch der Typ vor ihrer Tür ging gar nicht auf diese Drohung ein.

      »›Aschenputtel sucht Millionär‹, das ist doch Ihre Annonce? Nun hier bin ich, also sollten Sie mich auch hereinlassen.« Er runzelte die Stirn. »Sagen Sie nicht, dass ein anderer schneller war!«

      Freddy bekam ein ganz ungutes Gefühl. Vage erinnerte sie sich daran, dass sie nach ein paar Gläsern Rotwein eine tolle Idee entwickelt hatte, wie sie den richtigen Mann finden könnte. Sie hatte das doch nicht – so besoffen wie sie gestern war – in die Tat umgesetzt?!

      »Welcher Idiot antwortet denn auf so eine Anzeige?«

      »Ich muss doch sehr bitten«, sagte er streng, aber nicht unfreundlich. »Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht hier bin, um mich als Ihr zukünftiger Prinz zu bewerben. Womöglich kommen wir aber anderweitig ins Geschäft. Aber wollen wir das nicht lieber drinnen besprechen?«

      Häh? Der hatte doch echt einen an der Klatsche! Im Leben würde Freddy den Typ nicht hereinlassen, wenn sie nicht ausgerechnet in diesem Moment gehört hätte, wie sich Frau Schneider – die größte Ratschkathl der ganzen Straße – die Stufen hochquälte. Freddy öffnete die Tür gerade weit genug, dass er hindurchpasste, packte ihn am Arm und zog ihn in ihren Flur.

      »Das ist alles ein riesiges Missverständnis«, erklärte sie dabei. »Tut mir leid, dass Sie sich umsonst herbemüht haben.«

      »Das glaube ich nicht«, entgegnete er gelassen und ließ seinen Blick erst über die schon etwas ramponierten Möbel ihres Flurs und dann über Freddy schweifen.

      Siedendheiß fiel ihr ein, in welchem Aufzug sie herumstand. Freddy spürte, wie sie rot wurde. Wie peinlich war das denn!

      »Gehen Sie bitte!«, sagte sie etwas weniger forsch.

      »Fangen wir doch einfach noch mal von vorne an«, ignorierte er ihre Bitte einfach. »Mein Name ist Arnold Völkel.«

      Dabei reichte er ihr die Hand, als befänden sie sich auf einem offiziellen Empfang. Perplex ergriff Freddy sie. Wobei sie nicht umhinkam festzustellen, dass diese sich wesentlich besser anfühlte als Edwards schwitzige Pranke gestern.

      »Frederika – aber alle nennen mich nur Freddy.«

      »Wie schade, Frederika ist so ein außergewöhnlich hübscher Name. Allerdings können wir uns wirklich duzen, da hast du recht. Aber möchtest du wirklich hier im Flur stehen bleiben?«

      »Ja!« Entschieden verschränkte Freddy die Arme vor der Brust. Höchste Zeit, dass sie das Heft des Handelns wieder in die Hand nahm. »Ich sagte ja bereits, dass das ein Missverständnis ist. Tut mir leid, aber ich kann nichts für dich tun!«

      »Es geht um ein Geschäft, von dem wir meines Erachtens nach beide profitieren würden. Möchtest du dir meinen Vorschlag nicht wenigstens anhören? Missverständnis oder nicht, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dir eine kleine Finanzspritze nicht ungelegen käme – immerhin wird es nicht sehr lukrativ sein, über eine Zeitarbeitsfirma am Empfang einer Versicherungsgesellschaft zu arbeiten, habe ich recht?«

      Der Kerl wurde ihr langsam unheimlich. Dass sie bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitete, hatte sie doch wohl kaum in eine Anzeige hineingeschrieben. Oder?

      Da er aber offenbar nicht vorhatte zu gehen, bevor er ihr seinen Vorschlag unterbreitet hatte, beschränkte sich Freddy vorerst darauf, ihn wütend anzufunkeln.

      »Ich dagegen habe Geld genug«, erklärte er lässig. »Ich möchte ja nicht unbescheiden wirken, aber es ist mir gelungen, mein Erbe in den letzten Jahren zu verdoppeln. Leider führt das dazu, dass sich meine Verwandtschaft Sorgen macht, was nach meinem Ableben wohl mit diesem Wohlstand geschehen wird.«

      Wie bitte? Freddy rieb sich die schmerzende Stirn. Was redete er denn da?

      »Meine Großmutter befürchtet, dass der Familienschatz in falsche Hände gerät, wenn ich nicht bald heirate und für Nachwuchs sorge«, präzisierte Arnold augenzwinkernd, um dann jedoch gleich wieder sehr ernst zu werden. »Bisher konnte ich sie recht gut vertrösten, doch nun ist sie krank geworden und liegt mir ständig damit in den Ohren, dass sie bald sterben könnte, ohne wenigstens meine zukünftige Frau kennengelernt zu haben.«

      Er seufzte tief.

      »Ich wünsche Großmutter ja wirklich, dass sie in Frieden gehen kann, aber ich bin einfach noch nicht bereit für eine feste Beziehung. Und da kommst du ins Spiel. Ich würde mich sehr gerne mit dir verloben.«

      Er lächelte sie entwaffnend an, und Freddy kam nicht umhin festzustellen, dass der Mann vor ihr nicht nur aufgrund seines schicken Anzugs ziemlich attraktiv war. Seine Idee dagegen erschien ihr völlig absurd.

      »Wir können doch nicht heiraten und Kinder bekommen, nur um deiner Oma eine Freude zu machen?!«

      »Nun, wie gesagt, es würde sich dabei ja um ein Geschäft, und nicht um eine echte Verlobung handeln. Ein Geschäft, bei dem beide Seiten von vornherein wüssten, woran sie sind. Keiner von uns muss dem anderen etwas vormachen. Wir lassen uns gemeinsam auf diversen Veranstaltungen sehen – meine Großmutter hat exzellente Kontakte, wird also bald erfahren, dass ich seit neuestem immer mit der gleichen Frau unterwegs bin. Das wird sie viel eher überzeugen, als wenn ich plötzlich eine Verlobte aus dem Hut zaubere. Und dann sage ich ihr, dass ich dich fragen will, ob du mich heiraten möchtest. Na, wie findest du das?«

      »Bescheuert«, sagte Freddy. »Wieso denn ich?«