Ein Millionär für Freddy. Eva Bolsani. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Bolsani
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753178622
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war, das unter einem günstigen Mond stand – wie sah nach Ansicht des Mondes dann eine misslungene Verabredung aus? Was machte der Mond denn da für einen Scheiß?

      »Ich bin ja so ein Mensch, der viel Wert auf gutes Essen legt …«, sagte Edward in diesem Moment.

      Perplex starrte Freddy auf die Reste der Currywurst. Aber immerhin war das ein Thema, zu dem sie auch so einiges zu sagen hatte. Sie öffnete schon den Mund, als Edward bemerkte:

      »Es geht mir wirklich nichts über die Fischstäbchen mit Kartoffelbrei und Erbsen meiner Mutter.«

      Freddy klappte den Mund wieder zu und versuchte sich stattdessen erneut an einem Lächeln. Nichts gegen Fischstäbchen – aber als kulinarisches Highlight würde sie die nicht gerade bezeichnen. Vielleicht sollte sie lieber überlegen, wie sie möglichst schnell hier wegkam, anstatt zu versuchen, sich an dem Gespräch zu beteiligen.

      »Du entschuldigst mich kurz – ich muss mich mal frischmachen«, schaffte sie es schließlich, Edwards Redeschwall zu unterbrechen.

      Der nickte gönnerhaft, und Freddy zog ernsthaft in Erwägung, einen Hinterausgang zu suchen, durch den sie sich heimlich davonmachen konnte. Vielleicht passte sie auch durch das Toilettenfenster? Aber so eine Unhöflichkeit war nicht ganz Freddys Stil. Besser, sie griff auf den bereits bewährten Notfallplan zurück. Anstatt also auf die Toilette zu gehen, schickte sie per WhatsApp an ihre Freundin Wanda: ›Anruf in 5 Minuten. BITTEEEE!‹

      Sehr gut. Jetzt musste sie es nur noch schaffen, ausreichend schockiert auszusehen und nicht etwa zu kichern, während ihre Mitbewohnerin am Telefon bestimmt wieder einen Haufen Blödsinn verzapfte. Am besten, sie behauptete, die Toilette ihrer WG sei verstopft und quelle über – Edward wirkte irgendwie nicht so, als würde er den Helden spielen und ihr bei so einer Katastrophe zur Seite stehen wollen.

      Doch scheinbar war eine Ausrede gar nicht nötig. Als Freddy zu ihren Lounge-Sesseln zurückkehrte, war Edward bereits aufgestanden und hielt einen Geldbeutel in der Hand.

      »Du, tut mir leid, ich muss gehen. Ich habe nur einen Euro in die Parkuhr geworfen. Aber es war total schön, dich kennenzulernen, das müssen wir bald mal wiederholen. Deine Currywurst ist schon bezahlt, ich habe ja gesagt, ich lade dich zum Essen ein.«

      Was vermutlich heißen sollte, dass sie für ihre Getränke selbst zuständig war. Ziemlich albern – allerdings hätte sie sich überhaupt nicht einladen lassen, wenn sie nicht gerade weg gewesen wäre, schließlich hatte sie nicht vor, diese Bekanntschaft zu vertiefen. Andererseits hatte Edward ihr die Currywurst ja sozusagen aufgenötigt, da geschah es ihm recht, dass er sie bezahlen musste.

      »Wie nett von dir«, flötete sie also. »Geh’ nur schon mal los, nicht, dass du noch einen Strafzettel bekommst.«

      »Ja …, dann bis bald?«, fragte Edward unschlüssig.

      »Bis irgendwann mal«, entgegnete Freddy vage.

      Zum Glück bewahrte sie das Klingeln ihres Handys davor, genauer darauf eingehen oder womöglich gar einen Abschiedskuss abwehren zu müssen. Edward machte sich tatsächlich davon, kaum dass sie den Anruf angenommen hatte.

      »Hallo Wanda«, sagte Freddy, nachdem ihre Verabredung außer Hörweite war. »Sag Valentina, sie braucht sich den Bauch nicht mit Wattebällchen vollzustopfen. Ich koche!«

      ***

      Arnold Völkel also. Joe schluckte. Das war ja wirklich eine Überraschung und nicht gerade eine von der angenehmeren Sorte.

      »Weißt du, was Arnold treibt?«, fragte der Anwalt.

      Joe schüttelte den Kopf. Er hatte Arnold seit Jahren nicht gesehen und keine Ahnung, was sein alter Freund machte.

      »Wir haben keinen Kontakt mehr seit damals.«

      Seit Köppen in das Vernehmungszimmer der Polizeiwache München Süd gekommen war, einen Blick auf den verängstigten Joe geworfen und sich freundlich als ›Tobias Köppen, dein Pflichtverteidiger‹ vorgestellt hatte.

      »Eine meiner Klientinnen – Ruth von Brünneck – hat mich heute aufgesucht«, erklärte der Anwalt. »Sie macht sich Sorgen um ihre beste Freundin Marion. Es scheint, als stehe die kurz davor, einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens der Verwaltung eines noch recht jungen Finanzmaklers zu übergeben – der ihr zudem schöne Augen macht.«

      »Arnold Völkel«, riet Joe, und Köppen nickte.

      »Frau von Brünneck hätte gern Gewissheit, dass es in dessen Finanzberatung mit rechten Dingen zugeht. Auf den ersten Blick lassen sich keine Unregelmäßigkeiten feststellen, und da kommst du ins Spiel. Aber ich kann durchaus verstehen, wenn du den Auftrag nicht annehmen willst.«

      »Natürlich mache ich das«, sagte Joe spontan.

      Obwohl – so ganz wohl war ihm bei der Sache nicht. Er hatte schon damals den Eindruck gehabt, dass er selbst dank Köppen besser wegkam, während Arnold eine Strafe im Jugendknast absitzen musste.

      Andererseits hatte Arnold es sich selbst zuzuschreiben, wenn er immer noch irgendwelche krummen Dinger drehte, das war ja nicht seine Schuld. Vielleicht war da ja auch gar nichts. Außer den wilden Vermutungen dieser Frau, die womöglich nur eifersüchtig war, hatte Köppen offenbar nichts in der Hand.

      »Und der Fummel? Den brauche ich eigentlich nicht, um nach ein paar Informationen zu graben«, meinte Joe und zupfte unwillig an seiner Krawatte.

      Tobias Köppen grinste.

      »Laut meiner Mandantin wollte sich ihre Freundin Marion heute eigentlich mit Arnold im Casino in Bad Wiessee treffen – aber Ruth von Brünneck hat sich da was ausgedacht, damit ihre Freundin gar nicht erst dort erscheint. Im Casino herrscht allerdings eine gewisse Kleiderordnung.«

      Joe stöhnte. Wenn er etwas hasste, dann einer Zielperson unvorbereitet gegenübertreten zu müssen, alter Kumpel hin oder her.

      »Es sähe ganz nach einem zufälligen Treffen mit einem alten Freund aus«, meinte Köppen hoffnungsvoll.

      Joe verdrehte die Augen. Klar, Arnold würde begeistert sein, wenn er eine reiche Lady erwartete und stattdessen Joe vorfand. Dennoch beschloss er, das Casino an diesem Abend aufzusuchen. Auch Arnold musste sich im Laufe der letzten Jahre ziemlich verändert haben, wenn er jetzt als Finanzmakler tätig war. Es schadete sicher nicht, wenn er sich das mal ansah.

      Außerdem – die Zeit war zwar verdammt knapp, aber vielleicht schaffte er es doch noch, vor dem Treffen eine Kleinigkeit zu organisieren. Und wenn Arnold entweder ebenfalls nicht erschien oder es vorzog, ihn zu ignorieren, dann konnte er sich immer noch einen netten Abend an einem der Blackjack-Tische machen. Schließlich hatte er kein Casino mehr besucht, seit er aus den Staaten zurück war. Also schüttelte er Köppen zum Abschied die Hand und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Wagen.

      ***

      Arnold hatte seinen Auftritt minutiös geplant: Sein Anzug saß perfekt, die dezenten Brillanten in seinen Manschettenknöpfen fanden sich in der Krawattennadel wieder, und eine Locke seines dunklen Haares fiel genau so weit in seine Stirn, um ihn ein wenig geheimnisvoll, aber keinesfalls unordentlich aussehen zu lassen. Er war ein wenig zu spät dran, natürlich, denn als erfolgreicher Geschäftsmann war er selbstverständlich sehr beschäftigt.

      Nun hätte eigentlich Marion von einem der Barhocker aufspringen und auf ihn zueilen sollen – doch von seiner Verabredung war weit und breit nichts zu sehen. Er ließ seinen Blick über die für einen Donnerstag gut besetzten Roulettetische gleiten und stellte erwartungsgemäß fest, dass er bereits die Aufmerksamkeit einiger sehr interessanter Vertreterinnen des schönen Geschlechts erregt hatte – aber die Lady, auf die es ihm heute eigentlich ankam, entdeckte er nicht.

      Arnold seufzte innerlich. Da steckte doch sicher wieder diese verflixte Ruth von Brünneck dahinter. Die ließ ja wirklich keine Gelegenheit aus, um ihn bei ihrer Freundin schlecht zu machen! Dabei hatte er der Lady doch überhaupt nichts getan, und auch Marion wollte er nichts Übles – wenn man mal davon absah, dass sie am Ende ihrer Bekanntschaft vielleicht nicht mehr