Ein Millionär für Freddy. Eva Bolsani. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Bolsani
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753178622
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Nichts hatte er dafür erwartet, außer dass Joe treu zu Arnold stand, der sich recht bald zum Anführer ihrer kleinen Gang aufgeschwungen hatte. Klar war er nicht immer zimperlich mit dem Kleinen umgegangen, als Boss einer Jugendgang konnte man sich eben keine Sentimentalitäten leisten. Hatte ihm doch nicht geschadet! Allerdings wurde im Laufe der Jahre aus dem Knirps ein recht stattlicher Kerl, der auch noch eine eigene Meinung entwickelte! Arnold hatte ihn mal ziemlich zurechtstutzen müssen, als er es gewagt hatte, ihm vor den anderen zu widersprechen. Danach war wieder klar gewesen, wer der Chef war.

      Das hatte Arnold zumindest angenommen. Doch in Wahrheit war es um Joes Loyalität nicht mehr gut bestellt, wie Arnold später erfahren musste.

      Und jetzt tauchte er nach all den Jahren wieder in seinem Leben auf und tat, als wäre nichts gewesen. Wahrscheinlich glaubte er, Arnold hätte keinen Plan, wer ihn verpfiffen hatte, anders war diese Unverfrorenheit ja nicht zu erklären. Denn natürlich rechnete Arnold schon länger damit, dass ihm irgendwer so einen verdammten Schnüffler auf den Hals hetzte. Dass es ausgerechnet Joe sein musste, war vielleicht gar nicht so blöd. Schließlich kannte er den Typ aus dem Effeff. Joe klopfte sich nun wahrscheinlich selbst auf die Schulter, da er scheinbar mühelos in Arnolds Nähe gelangt war, doch in Wahrheit diente die Aktion einzig dazu, dass er Joe im Auge behalten konnte.

      Und nicht nur das. Joe würde für das bezahlen, was er ihm damals angetan hatte – und zwar mit Zinsen! Es musste ihm nur gelingen, den Schnüffler lange genug hinzuhalten, um noch die ein oder andere goldene Gans zu schlachten. Wobei er leider in den letzten Wochen dabei nicht gerade erfolgreich gewesen war.

      Es war aber auch zum Kotzen, dass die ›bessere‹ Gesellschaft ihn einfach nicht als ihresgleichen akzeptierte. Als ahnten sie alle, dass der Luxus, mit dem er sich umgab, in Wahrheit nur auf Pump finanziert wurde. Einiges, wie zum Beispiel sein Urlaub auf einer Luxusjacht – die Fotos davon konnte man auf Facebook bewundern –, war sogar nur den Photoshop-Kenntnissen seines Kumpels Heiko zu verdanken.

      Arnold zog seinen Arm unter Susi hervor, die daraufhin zur Seite rollte und leise schnarchte. Er verdrehte die Augen, spazierte in seine Küchenzeile, machte sich einen Espresso, holte sein Tablet hervor und rief erst mal den Wirtschaftsteil der Tageszeitung sowie den Internetauftritt eines Manager-Magazins auf.

      Er scrollte durch die Seiten, als sein Blick plötzlich an einer Anzeige hängen blieb. Nachdenklich nippte er an seinem Espresso, während sich langsam eine Idee in seinem Kopf bildete. Eigentlich hatte Arnold ja gehofft, dass Marion und ihre Freundin Ruth von Brünneck ihm die ein oder andere Tür öffneten, doch Marion hatte nicht mal geruht, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, die ihr Fehlen gestern erklärte, und Ruth …, na ja. Womöglich musste er also bei einer anderen Lady ganz von vorne anfangen.

      Allerdings hatte er bereits festgestellt, dass es sich bei den reichen Damen Münchens keinesfalls um naive Dummchen handelte, die nach einer heißen Nacht nur allzu bereit waren ihre Geldbörsen für ihn zu öffnen. Ja, die meisten schienen nicht mal an einer Affäre interessiert zu sein!

      Aber wie war es ihm selbst denn gestern gegangen? Susi zu erobern, war fast langweilig gewesen, schließlich lechzte sie geradezu danach, verführt zu werden. Dass Joe unter allen Umständen verlieren wollte, war ebenfalls klar, sprich, die Herausforderung war gleich null gewesen. Wenn es den Ladys bei dem jungen Finanzberater, der nur allzu bereit für einen Flirt war, genauso erging? Aber wenn er nun eine feste Freundin hätte? Eine Freundin, die auch noch einen guten Namen hatte und ihm so den Zugang zu Veranstaltungen ermöglichte, bei denen er normalerweise nicht mal in die Nähe des Türstehers kam?

      Mit Daumen und Zeigefinger vergrößerte Arnold die Anzeige und las den Text noch mal genau durch. Wenn es die Wahrheit war, was dort stand, konnte das die Lösung seiner aktuellen Probleme sein.

      Nun hätte er diese Person natürlich selbst überprüfen können, aber schließlich hatte er seit gestern einen Angestellten, der vermutlich keine Probleme hatte, die gewünschten Informationen in kürzester Zeit zu besorgen. Außerdem würde es weit mehr Spaß machen, Joe zu demonstrieren, dass er von nun an wieder nach seiner Pfeife tanzen musste, anstatt die Arbeit selbst zu erledigen. Arnold würde derweil lieber mal nachsehen, ob Susi vielleicht endlich ausgeschlafen hatte …

      ***

      Nie wieder Soleros, schwor sich Joe und warf zwei Aspirin in ein Wasserglas.

      Das nächste Mal dachte er sich lieber was anderes aus, wenn er den Eindruck erwecken wollte, sich um die Gunst einer Frau zu bemühen. Denn sowohl Susi als auch Arnold hatten sich bereitwillig von ihm mit Cocktails versorgen lassen, auch wenn schnell klar wurde, dass er ansonsten überflüssig war. Zum Glück hatte Arnold wenigstens nicht darauf bestanden, dass sein frischgebackener Chauffeur die Turteltäubchen nach Hause fuhr. Stattdessen hatte er großzügig das Angebot akzeptiert, dass Joe für das Taxi nach München aufkam.

      Joe brühte sich noch eine Tasse extra starken Kaffees auf. Zu gerne hätte er sich mit einer ganzen Kanne dieses Gesöffs in sein Arbeitszimmer verzogen, um zu versuchen, mithilfe seines Computers irgendwas über Arnold und seine Geschäfte herauszubekommen. Aber zunächst musste er wohl oder übel wieder nach Bad Wiessee, um seinen Wagen abzuholen. Denn wer konnte schon wissen, wann seine Dienste als Chauffeur benötigt wurden?

      Just in diesem Moment klingelte sein Handy. Joe warf ein Blick auf das Display. ›Wenn man den Teufel nennt, kommt er gerennt!‹, fiel ihm prompt ein Spruch seiner Oma ein. Missmutig nahm er ab.

      »Arnold. Was kann ich für dich tun?«

      »Genau die richtige Frage«, kam die Stimme seines Freundes unanständig energiegeladen aus dem Telefon. »Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich dir! Du kannst mir tatsächlich einen Gefallen tun.«

      »Ich bin gerade erst aufgestanden«, stöhnte Joe. »Und der Rolls steht noch am Tegernsee.«

      »Keine Sorge, ein Chauffeur wird heute nicht benötigt. Ich habe vor, den Großteil des Tages in höchst angenehmer Gesellschaft im Bett zu verbringen. Aber du hast doch gesagt, du kannst mit Computern. Ich bräuchte da eine kleine Information …«

      »Na, dann lass mal hören«, meinte Joe um einiges entgegenkommender.

      Denn auch seinem schmerzenden Kopf war klar, dass dies womöglich schon die Chance war, zu erfahren, wie genau Arnold sein Vermögen machte. Wenn sein Freund ihm schon so weit vertraute, dass er ihm irgendwelche Informationen beschaffen sollte, dann konnte er den Auftrag womöglich schneller abschließen, als er zu hoffen gewagt hatte.

      Als er jedoch hörte, dass Arnold ziemlich umfangreiche Informationen über eine Frau wünschte, fragte sich Joe schon, wie ihm das weiterhelfen sollte. Zu blöd – für Arnolds Recherche und die Fahrt nach Bad Wiessee würde sicher der Rest des Tages draufgehen, für seine eigenen Nachforschungen blieb da kaum Zeit.

      Aber er musste ja auch nicht alles selber machen. Sein Hacker-Kollege Silas war ständig knapp bei Kasse, der verdiente sich sicher gerne ein paar Euro dazu. Sollte der sich doch durch Arnolds Vergangenheit wühlen, Joe würde sich um das Mädel kümmern und sobald er wieder komplett nüchtern war, einen kleinen Ausflug an den Tegernsee unternehmen.

      ***

       Der Anfang ist gemacht! Nutzen Sie die Gunst der Stunde!

      Welcher Teufel hatte sie bloß geritten, sich schon wieder diese Zeitung zu holen? Freddy konnte über sich selbst nur den Kopf schütteln. Gunst der Stunde, ha, ha! Sie fühlte sich, als wäre sie einmal durch den Fleischwolf gedreht worden.

      Wesentlich weniger schwungvoll als am Tag zuvor verließ sie die Tram, schlurfte kurz bei Murats Laden vorbei, um Zucchini, Paprika und Auberginen zu besorgen – Vitamine konnten schließlich nie schaden –, und schleppte sich dann die Stufen zu ihrer Wohnung hoch.

      Ein Wunder, dass sie diesen Arbeitstag überhaupt irgendwie überstanden hatte! Freddy stellte mit letzter Kraft die Einkäufe in der Küche ab, an Kochen war vorerst nicht zu denken. Dann trottete sie in ihr Zimmer, schlüpfte in eine ausgeleierte Leggins im Camouflage-Look und ein verwaschenes Mickey-Mouse-T-Shirt, plumpste erschöpft von dieser Anstrengung