Ein Millionär für Freddy. Eva Bolsani. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Bolsani
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753178622
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für diese Aufgabe qualifiziert.«

      Aha, daher wehte der Wind.

      »Da muss ich dich aber enttäuschen. Wenn du dich auch noch mit meinem Opa schmücken willst – der zieht es vor, meine Existenz zu ignorieren.«

      »Kein Problem, der interessiert mich nur am Rande. Sind wir im Geschäft?«

      Doch Freddy versuchte immer noch, ihrem matschigen Kopf einen klaren Gedanken zu entlocken. Sie hatte offenbar wirklich diese bescheuerte Anzeige aufgegeben, in der sie einen Millionär suchte. Peinlich genug, aber dass sich auf so eine Ansage tatsächlich jemand meldete?! Allerdings suchte Arnold ja gar nicht nach einer Beziehung. Dann fiel ihr auch noch das Horoskop ein, dass sie doch unmissverständlich aufgefordert hatte, die Gunst der Stunde zu nutzen. Würde vielleicht doch noch ein echter Interessent auftauchen? Unmöglich!

      Oder meinten die Sterne das womöglich ganz anders? Vielleicht hatte sie das Horoskop einfach ganz falsch interpretiert! Was, wenn sie gestern unter Einfluss des günstigen Mondes genau das Richtige getan hatte, um den Mann ihres Lebens zu finden? Okay, Arnold und sie hatten nun nicht den besten Start gehabt. Aber wer sagte denn, dass sich daraus nicht doch etwas ganz anderes entwickeln konnte? Hunderte Romane musste sie gelesen haben, in denen das Paar zunächst zum Schein zusammen war – und sich dann wirklich ineinander verliebte!

      Just in diesem Moment, als sich Freddy für seinen Vorschlag zu erwärmen begann, sah sie aus den Augenwinkeln, dass Valentina das Bad verließ – lediglich mit einem um den Körper gewickeltem Badehandtuch bekleidet. Rasch drängte sie Arnold nun doch in ihr Zimmer, wo er unsanft auf ihrem Bett landete. Aber gerade jetzt, wo sie beschlossen hatte, dass ihr irgendeine höhere Gewalt offenbar einen ziemlich gut aussehenden – und vermögenden! – Mann vorbeigeschickt hatte, konnte sie nicht riskieren, dass er auf den Gedanken verfiel, dass ein Model wie Valentina womöglich besser geeignet war, um seine Verlobte zu spielen.

      Arnold rappelte sich auf. In ihrem Zimmer wirkte er noch deplatzierter als zuvor im Flur.

      »Mag sein, dass ich an deinem Vorschlag interessiert bin«, erklärte sie möglichst würdevoll und versuchte zu vergessen, dass sie immer noch in ihren ollen Leggins und dem Mickey-Mouse-Shirt dastand. Keinesfalls durfte sie sich nun aus der Ruhe bringen lassen. »Aber wir müssen da ein paar Dinge klären!«

      »Nur zu.«

      »Kein Sex, kein Gefummel!«, bestimmte Freddy.

      »Ich bestehe auf Küssen und Händchenhalten«, schoss er sofort zurück.

      Sie nickte möglichst gnädig, und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich darauf freute.

      »Ich will eine Anzahlung. Schließlich brauche ich neue Klamotten, damit ich an deiner Seite attraktiv aussehe, nicht dass deine Oma mich für unpassend hält.«

      »Sehr sinnvoll«, bestimmte Arnold.

      Dabei hielt Freddy es ihm wirklich zugute, dass er nicht etwa bedeutungsvoll ihr aktuelles Outfit musterte. Stattdessen schlug er vor:

      »Was hältst du von einer Shoppingtour? Gleich morgen um neun?«

      »Einverstanden.«

      »Also haben wir einen Deal?«

      »Deal«, bekräftigte Freddy.

      Erneut schüttelten sie sich die Hände, wobei sich ein kleines, verschmitztes Lächeln in seinem Mundwinkel zeigte.

      »Es wundert mich allerdings nicht, dass du in finanziellen Nöten bist, Frederika, wenn du auf diese Weise Geschäfte machst – hättest du mich nicht erst mal fragen sollen, wie viel du verdienen kannst?«

      Sie spürte, wie sie rot wurde. Wegen dem Geld machte sie doch gar nicht mit!

      »500 Euro pro Abend, an dem du mich begleitest, sind ein angemessener Betrag, oder?«, schlug er vor.

      500 Euro! Pro Abend! Freddy nickte sprachlos.

      »Gut. Dann bis morgen.«

      Zu ihrer großen Enttäuschung schickte er sich zum Gehen an. Etwas belämmert begleitete Freddy ihn zur Wohnungstür.

      »Ach ja, das hatte ich ganz vergessen.« Er drehte sich noch mal zu ihr um. »Diese Anzeige habe ich verschwinden lassen. Das war doch bestimmt in deinem Sinne. Wir wollen ja nicht, dass es unschöne Gerüchte gibt, oder?«

      Damit wandte er sich endgültig ab, während Freddy ihm mit offenem Mund hinterherstarrte. Doch bevor sie noch etwas sagen konnte, verschwand er im Treppenhaus.

      Erschöpft wankte sie zurück zu ihrem Bett und ließ sich darauf fallen. War das alles eben wirklich passiert? Sie zwickte sich in den Arm.

      Autsch! Kein Zweifel, das war kein Traum.

      Also, dieser Arnold könnte sie schon interessieren. Wie er das mit der Anzeige wohl geschafft hatte? Auf jeden Fall war er offensichtlich ein Mann, der wusste, was er wollte und die Dinge direkt anpackte. Je länger sie darüber nachdachte, um so besser gefiel er ihr.

      Und schon morgen stand ihr Millionär wieder vor der Tür! Da musste sie allerdings zusehen, dass sie dann einen besseren Eindruck auf ihn machte. Am besten, sie begann damit, sich etwas zu kochen. Schließlich wollte sie nichts unversucht lassen, um Arnold letztendlich für sich zu gewinnen!

      ***

      Joe parkte seinen Wagen einige Blocks von seinem Ziel entfernt. Schließlich war es nicht nötig, dass der Mann, den er gleich aufsuchen würde, auf den ersten Blick sah, dass er mit seinem Rolls nicht so ganz nach Aubing passte. Er ging das letzte Stück zu Fuß und merkte, wie sich die Kopfschmerzen, die ihn den ganzen Tag geplagt hatten, langsam verabschiedeten. Silas hatte ihm die ersten Ergebnisse gemailt, und Arnold hatte ihm gnädigerweise den Rest des Tages frei gegeben. Also gedachte Joe, direkt vor Ort ein wenig in dem Leben herumzuschnüffeln, das Arnold geführt hatte, während er selbst in den Staaten weilte und immer tiefer in die Welt der Computer und ihrer Vernetzung eintauchte. Kurz entschlossen hatte er einen Termin bei dem kleinen Unternehmen in Aubing gemacht, in dem Arnolds Bewährungshelfer ihm laut Silas nach seiner Entlassung eine Lehrstelle verschafft hatte.

      ›Rendl Immobilien‹, las Joe dann auch schon auf einer Glastür, die mit einer etwas zu kleinen Milchglasfolie abgelebt worden war. Hinter dem riesigen Schaufenster neben der Tür befand sich ein altmodischer Lamellenvorhang, wie ihn auch Joes Zahnarzt besaß. Nicht gerade das Ambiente, das Arnold in der Zwischenzeit bevorzugte.

      Joe drückte gegen die Glastür, die sich anstandslos öffnen ließ.

      »Hallo?«

      »Herr Maier, nicht wahr? Ich freue mich, dass Sie den Weg in meine bescheidene Hütte gefunden haben!«

      Joe zuckte ein wenig zusammen. Maier. Heute Mittag hatte er aber noch gar keine Fantasie bei der Wahl eines Decknamens bewiesen! Nun, das konnte er ja jetzt wieder gutmachen, indem er überzeugend den jungen Familienvater auf der Suche nach einem netten Reihenhäuschen mimte.

      Eifrig klärte ihn Herr Rendl über die Preise in diesem Stadtteil auf, stellte seine Hilfe bei Abschluss eines Kredites in Aussicht und zeigte Joe zwei Exposés über seiner Meinung nach passende Objekte. Joe musste an sich halten, um sich nicht zu schütteln.

      »Sehr schön …«, behauptete er. »Vielleicht könnten wir einen Besichtigungstermin vereinbaren, bei dem dann auch meine Frau dabei sein kann? Aber sagen Sie – eigentlich hoffte ich ja, hier einen alten Freund von mir anzutreffen. Arnold Völkel. Hat der nicht bei Ihnen eine Ausbildung absolviert?«

      Herr Rendl lachte böse auf.

      »Der feine Herr Völkel, jaja. Als keiner ihm eine Chance geben wollte, war das hier gut genug für ihn. Aber er wollte ja schon immer höher hinaus. Als er die Ausbildung endlich abgeschlossen hatte – mehr schlecht als recht übrigens – und ich ihm alles über das Geschäft beigebracht hatte, hat er mich einfach sitzen lassen. Sich selbständig gemacht, damit er sich seine Kunden aussuchen könne. Schauspieler, Manager, so was schwebte ihm vor. Pah, würde mich nicht wundern, wenn er damit ordentlich auf die Schnauze