Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine. Benedict Dana. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Benedict Dana
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753190730
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City sagen“, zog Donovan wieder das Wort an sich. Nachdem er ein paar Mal Sauerstoff inhaliert und sich ächzend auf einen gepolsterten, vor dem Schreibtisch stehenden Bürostuhl fallen gelassen hatte, fuhr er fort:

      „Man muss Aqua City vor allem als ein Versuchsprojekt betrachten, mit dem wir erst noch erforschen wollen, inwieweit Geo-Engineering überhaupt sicher, sinnvoll und möglich ist. Es existieren noch viel zu wenige Erfahrungswerte hierfür. Zum Beispiel weiß niemand genau, was passieren würde, wenn wir der Atmosphäre in kurzer Zeit in sehr großem Umfang CO2 entziehen. Immerhin sind ja alle Fotosynthese treibenden Pflanzen auf CO2 angewiesen. Genau so wenig ist die Frage der dauerhaften Umwandlung und Speicherung von CO2 ausreichend geklärt. Vielleicht haben Sie schon von dem niederländischen Projekt Porthos gehört. Es geht darum, eine Leitung aus dem Hafen von Rotterdam in die Nordsee zu legen, in die ansässige Unternehmen ihre Abgase leiten. In Zukunft sollen jährlich 5 Millionen Tonnen CO2 aus den Abgasen herausgezogen und durch die Leitungen in leere Gasfelder gepumpt werden, die 12 Meilen vor der niederländischen Küste in fast 2 Meilen Tiefe in porösem Sandgestein unter dem Meeresboden liegen. In einer chemischen Reaktion werden die Abgase gereinigt, komprimiert, verflüssigt und dann in die Sandsteinformationen gepresst. Kritiker befürchten allerdings, dass lokale Ökosysteme durch austretendes CO2 versauern könnten.

      Die dauerhafte Speicherung von CO2 in sehr großen Mengen ist nun einmal das größte Problem. Wir in Aqua City forschen auf vielen verschiedenen Ebenen dazu.“

      Als Donovan sich abermals schnaufend an den Schlauch seines Sauerstoffgerätes hing, warf Mo ein:

      „Man kann also die Funktion von Aqua City als eine Art schwimmendes Forschungslabor verstehen… Es geht zurzeit noch nicht darum, der Atmosphäre relevante Mengen an CO2 zu entziehen, sondern vor allem darum, zunächst umfangreiche Experimente mit CO2 durchzuführen.“

      „Genau so ist es, Morton“, bestätigte Donovan. Er wies zu dem Bildschirm mit der Satellitenaufnahme von Aqua City und meinte:

      „Sie sehen ja dort die schlotförmigen Rohre auf den äußeren, sich um das Zentrallabor herumgruppierenden Inseln. Sie saugen große Mengen Luft an, aus der wir mit verschiedenen Methoden das CO2 extrahieren und versuchsweise in verschiedene Speicherformen überführen. Zurzeit forschen wir etwa nach isländischem Vorbild daran, wie man CO2 in vulkanischem Basalt mineralisieren kann. Das Kohlendioxid reagiert mit dem Basalt und bildet Karbonate. Der Vorteil ist, dass es danach nicht mehr entweichen kann. Ein anderes Forschungsprojekt beschäftigt sich zum Beispiel damit, mit Hilfe von CO2 Algen aufzuziehen, die man später als Biokraftstoff verwenden kann. Vielleicht haben Sie ja auch schon einmal von künstlichen CO2-Bäumen gehört, mit deren Hilfe man am Rande von Autobahnen CO2 aus der Luft filtern kann.

      Übrigens beschränken sich unsere Forschungen in Aqua City nicht nur auf CO2. Wir interessieren uns für alle Arten von Umweltthemen. Wir betreuen beispielsweise auch eine Plastikmüllreinigungsanlage, die sich momentan genau wie Aqua City in der Nähe der Themsemündung vor der englischen Küste befindet.“

      „Es scheint, als ob Sie eine ganz besondere Beziehung zu Wasser hätten, Ronan“, stellte Mary daraufhin mit einem bedeutungsvollen Lächeln fest. „Aqua City, Ihr Sommersitz auf einer Insel, eine Plastikreinigungsanlage auf dem Meer und dann all diese Abbildungen hier…“

      Sie deutete zu den Bildern und technischen Entwurfszeichnungen, die an der Wandschräge über dem Schreibtisch hingen und von denen viele in irgendeiner Form eine Beziehung zur See aufwiesen.

      „Sehen Sie, laut der Evolutionstheorie kommt doch alles Leben aus dem Meer. Stirbt das Meer, stirbt auch das Leben, nicht wahr?“, konstatierte Donovan mit einem schmerzlichen Seufzen. „Die tragische Verseuchung der Meere mit Mikro- und Makroplastik, aber natürlich auch die unserer gesamten Umwelt inklusive der Nahrungskette ist etwas, was mich besonders stark bewegt und beschäftigt. Allein schon deshalb, weil es gar nicht so schwer wäre, Plastikverpackungen abzuschaffen und durch unschädliche Alternativen zu ersetzen. Solange eine große Industrie sehr viel Geld mit Kunststoffen verdient, werden Veränderungen nur durch drastische Verbote und politische Interventionen möglich sein. Mittlerweile bin ich sicher, nicht die USA, sondern die EU wird Vorreiter bei diesen Verboten sein, weil sie effektiver als wir im Reglementieren ist. Dies kann man sowohl positiv als auch negativ verstehen.“

      „Sie wissen ja sicher, dass mein Vater noch in eine ganze Reihe weiterer Projekte investiert ist, die im weitesten Sinne mit Naturschutz und dem Klimawandel sowie seinen Folgen zu tun haben“, mischte sich daraufhin Una wieder ein. „Donovan EAW kauft beispielsweise bedrohte Regenwaldgebiete auf, betreut Wiederaufforstungsprojekte oder entwickelt etwa an der westafrikanischen Küste Meerwasserentsalzungsanlagen zur Bekämpfung der Dürre. In den USA betreiben wir einige Farmen, die sich auf artgerechte Tierhaltung und Biolandwirtschaft spezialisiert haben.

      Viele unserer diversen Zweige befinden sich noch im Aufbau und können auf Dauer nur durch die Zuwendungen von Geldgebern vorangetrieben werden. Wenn es nämlich so weitergeht wie bisher, könnte eines Tages das Kapital meines Vaters aufgezehrt sein.

      Die Gründe, warum wir Sie beide engagiert haben, beziehen sich momentan allein auf Aqua City. Wir rechnen allerdings jederzeit damit, dass sich dies ändern kann. Wie ich Morton ja bereits am Telefon andeutete, gab es einige Sabotageakte. Das ist das, was meinen Vater – wie er es eben formuliert hat – so sehr ins Herz getroffen hat!“

      „Leider weigerten Sie sich am Telefon, mir mehr darüber zu berichten“, beklagte sich Mo, während er mit Mary den Platz auf dem zur Hälfte mit Zeitschriftenstapeln bedeckten Sofa einnahm, der ihnen kurz zuvor durch Donovan zugewiesen worden war.

      „Ich wollte erst sicher sein, dass Sie wirklich hierher kommen und den Auftrag annehmen. Wir versuchen die Sache geheim zu halten, damit unsere Geldgeber nicht verunsichert werden. Außerdem sollen keinen Nachahmer auf Ideen gebracht werden“, hatte Una sofort eine plausible Erklärung parat. Dann ging sie zu dem Laptop hinüber und rief eine weitere Abbildung von Aqua City auf.

      „Es handelt sich hier um eine jüngere Satellitenaufnahme als die erste. Ich bin sicher, Ihnen wird der Unterschied sofort ins Auge fallen!“

      Tatsächlich konnten sie gleich erkennen, dass eine der äußeren Inseln im nordöstlichen Bereich einfach fehlte. Es war so offensichtlich, dass Una ihre Reaktion hierauf nicht abwartete, zu der entsprechenden Stelle auf dem Bildschirm deutete und erklärte:

      „Das fehlende Modul von Aqua City heißt Gamma 2 und wurde vor rund drei Wochen nachts abgetrennt, irgendwohin auf See geschleppt und nach aller Wahrscheinlichkeit versenkt. Jedenfalls hat sich die Spur der Schwimminsel nach einer vergeblichen GPS-Ortung vollkommen verloren, was anders schwer erklärlich ist. Es gab vorher bereits eine Reihe kleinerer Sabotageakte, die ich ihnen in einer Liste zusammengestellt und erläutert habe. Ich händige Sie Ihnen nachher zusammen mit anderen Unterlagen aus. Das Verschwinden von Gamma 2 stellt bisher das mit Abstand größte Ereignis dar. Die Hauptinsel heißt übrigens Alpha 1, während sich die 16 kleineren Forschungsmodule in den zwei, versetzt zueinander liegenden Ringen zu je 8 Inseln um sie herumgruppieren. Gamma 2 lag somit ganz außen im so genannten Gamma-Ring und stellte die Nummer 2 unter insgesamt 8 Schwesterinseln dar.“

      „Es wird höchste Zeit, uns zu verraten, wen Sie hinsichtlich dieser Sabotageakte verdächtigen. Am Telefon klangen Sie für mich so, als gäbe es bereits Vermutungen“, forderte Mo mit unverhohlener Ungeduld.

      „Obwohl ich meiner Tochter gern die Rolle der Wortführerin überlasse, möchte ich Ihnen dies selber darlegen“, erklärte Donovan diesen wichtigen Punkt zur Chefsache. „Zunächst sei gesagt, dass der Verlust des Bereiches Gamma 2 einen Schaden von fast 5 Millionen Dollar darstellt. Glücklicherweise war die Insel unbewohnt und zum Zeitpunkt des Verschwindens hielt sich niemand auf ihr auf.

      Gamma 2 hat sich mit einem unserer sensibelsten und wichtigsten Forschungen befasst: Die künstliche Nachahmung des natürlichen Fotosyntheseprozesses, durch den Pflanzen mit Hilfe des Sonnenlichtes aus Wasser und CO2 Energie gewinnen und Sauerstoff freisetzen. Sie werden wohl sofort verstehen, dass ein nachhaltiger Durchbruch in der Künstliche-Fotosynthese-Forschung eine der denkbar besten Lösungen des CO2-Problemes wäre. Es gibt übrigens