Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine. Benedict Dana. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Benedict Dana
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753190730
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und Tagesplan folgte.

      „Kommen Sie, Dr. Morris und Dr. Kelly. Da ich später noch an einer Videokonferenz mit einigen meiner Leute in England teilnehmen muss, möchte ich Sie bitten, mich in mein Arbeitszimmer ins Obergeschoss zu begleiten.“

      „Nennen Sie mich Morton bitte. Ich habe nämlich das Gefühl, dass unsere heutige Begegnung der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit sein wird…“, entgegnete Mo mit einem tiefgründigen Lächeln, so als läge seiner Bitte irgendeine besondere Ahnung zugrunde.

      „Von einem solchen Gefühl lasse ich mich gerne leiten. Ich hoffe, es wird sich bewahrheiten. Da bei Donovan EAW grundsätzlich ein lockerer Umgangston herrscht, können Sie beide Ronan zu mir sagen. Wir sind ja schließlich alle nur Menschen und die Förmlichkeiten, wie sie heute noch Geltung haben, können eigentlich nur Adelige und arrogante Snobs erfunden haben.“

      Donovan schickte seinen Terrier, den er „Cyrus“ nannte, in den Garten und begab sich zu einer offen im Raum liegenden Treppe, die mit jedem seiner Schritte unter seinem schweren Körper so ächzte und knarrte, als wäre sie viele hundert Jahre alt. Auf einem Absatz drehte er sich um und erklärte:

      „Una wird an unserem Gespräch teilnehmen. Sie muss in die Aufgabe hineinwachsen, mir einiges abzunehmen. Sie wird eines Tages die Führung von Donovan EAW übernehmen, wozu Ihre Brüder meiner Meinung nach nicht fähig sind. Die Beiden werden wohl noch viele Jahre dem Mammon die Stiefel lecken müssen, bevor sie vielleicht eines Tages aufwachen und ihr höheres Selbst entdecken.“

      Er lachte und stapfte den Rest der Treppe ins Obergeschoss hinauf. Es war im Gegensatz zum Erdgeschoss in Räume eingeteilt und besaß in seiner Mitte einen langen, schmalen Gang, dessen Wände aus gemauerten Felssteinen und den tragenden Balken der schweren Dachkonstruktion bestanden. Er zog sich über die gesamte, fast 50 Yards betragende Länge des Hauses hin und besaß in unregelmäßigen Abständen kleine Holzkassettentüren, die in diverse Dachkammern führten. Lediglich Donovans Büro besaß eine breite, Licht spendende Milchglastür, durch die sie in eine riesigen, bis zum Firstbalken nach oben offenen Raum gelangten, der sich in einer länglichen Grundfläche an der Dachneigung entlang zog. Er verfügte über eine ungewöhnlich breite, gerundete Gaube, durch deren Sprossenfenster die Solaranlage und die große Satellitenschüssel zwischen den wilden Brombeersträuchern des Gartens zu sehen waren.

      Mo und Mary fielen sofort die Skizzen und Abbildungen technischer Anlagen und Gebilde ins Auge, die so zahlreich und chaotisch an die geneigte, holzverkleidete Dachunterseite geheftet waren, als hätte in dem Raum Tag und Nacht ein emsiger Erfinder sein Werk getan. Große Teile der innen liegenden Wände waren von hohen Holzregalen bedeckt, die bis in den letzten Winkel mit Buchbänden voll gestopft waren; dazu passend waren auf der Sitzfläche einer großen Couch hohe Stapel diverser wissenschaftlicher, halbwissenschaftlicher und esoterischer Zeitschriften zu sehen. Donovan, der nie das College besucht hatte, war allem Anschein nach nicht nur ein gute Zeichner, sondern auch ein fleißiger und wissbegieriger Autodidakt, der seine Fühler in viele verschiedene Richtungen ausstreckte. Er leitete den entscheidenden Teil ihres Gespräches mit einer seiner scheinbar typischen pathetischen Anwandlungen ein, indem er sich in der Mitte des Raumes aufstellte, einmal rundherum mit ausgestreckter Hand um sich wies und meinte:

      „Normalerweise lasse ich hier niemanden außer Una und meiner Frau Susan hinein und wenn ich bei Ihnen eine Ausnahme mache, hat das natürlich seinen guten Grund.

      Ich wurde nämlich ins Herz getroffen, jawohl mitten ins Herz, und es wird Ihre Aufgabe sein, diese schwere Verwundung zu lindern und zu heilen!“

      Er begab sich zu einem sehr langen Schreib- und Zeichentisch, der direkt unter den Fenstern der Gaube auf einer Vielzahl von Holzböcken stand, tippte auf einem bereitstehenden Laptop herum, woraufhin auf einem großen, über dem Tisch hängenden LCD-Screen das Foto einer besonderen technischen Anlage erschien. Es handelte sich um eine gestochen scharfe Satellitenaufnahme von „Aqua City“, einer großen, aus mehreren schwimmenden, künstlichen Inseln zusammengefügten Forschungsanlage, die als Donovans derzeitiges Top-Projekt galt. Es sollte den sowohl ideellen also auch finanziellen Durchbruch bringen, um in Zukunft mit den Geldern von Regierungen und privaten Spendern im großen Stil Anti-CO2-Anlagen in der gesamten Welt zu bauen und so die Erderwärmung durch Geoengineering gezielt zu bremsen.

      Der Anblick von „Aqua City“ mit seinen kreisrunden, durch Stege verbundenen Inseln und seinen wie kleine Schlote in den Himmel ragenden „Rüsseln“ erstaunte Mo aus ganz bestimmten Gründen nicht sehr. Durch seine zuletzt durchgeführten Recherchen über Donovan hatte er nämlich die Ähnlichkeit Aqua Citys zu dem Traumbild, aus dem er tags zuvor in seinem Arbeitszimmer durch die feuchte Zunge seines Hundes Dr. Watson aufgeweckt worden war, sehr schnell festgestellt. Der hauptsächliche Unterschied zu dem Traumgebilde bestand darin, dass das Zentrum von Aqua City aus einer großen schwimmenden Plattform mit einem mehrstöckigen Aufbau bestand, in dem Forschungslabore und Unterkünfte untergebracht waren. Um diese zentrale Plattform herum waren wie Blätter um eine Blüte in zwei kreisförmigen Ringen weitere Schwimminseln angebracht.

      Während Mo und Mary näher an den Bildschirm traten, begann Donovan zu erklären:

      „Sie werden bereits einiges über Aqua City gehört haben. Zurzeit hat die Insel unweit von London und der Themsemündung wenige Meilen vor der englischen Küste festgemacht. Bevor ich auf den springenden Punkt komme und Ihnen verrate, was mich so tief getroffen hat, möchte ich Ihnen die wesentlichsten Hintergründe des Projekts erläutern.

      Aber Eines noch vorweg: Ich bin natürlich überzeugt, dass es das Beste wäre, die Abholzung der Regenwälder sofort zu stoppen und die gesamte Erde radikal aufzuforsten, um die Bäume und alle sonstigen Pflanzen als natürliche CO2-Umwandler und Sauerstoffproduzenten für uns arbeiten zu lassen. Da es aber keine Anzeichen dafür gibt, dass dies schnell genug und in ausreichendem Maß geschehen könnte, sind wir gezwungen zusätzlich nach technischen Mitteln zu suchen, um ausreichend Zeit für natürliche und nachhaltige Lösungen zu gewinnen.

      Die Zeit rennt. Sie wissen, der Erderwärmungsprozess beschleunigt sich unter anderem durch das zusätzliche CO2, das aus den sich erwärmenden Ozeanen aufsteigt, oder etwa durch das Methan, das durch die auftauenden Permafrostböden frei wird. Wir befinden uns mitten in einem gigantischen Klimaveränderungsprozess, der auf die alleinige Reduktion des von Menschen Gemachten CO2 so reagieren wird, wie ein Wassertropfen, der auf einen heißen Felsblock fällt.

      Wenn wir also eine steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre wirklich als eine ernsthafte Bedrohung für das Leben auf Erden erkennen wollen, dann müssen wir logischerweise nicht nur auf Vermeidung, sondern auch auf die Umwandlung von CO2 setzen. Es wird kaum möglich sein, das Problem auf andere Weise ernsthaft anzugehen.

      Ich persönlich zweifle übrigens etwas daran, dass unsere heutigen Klimaphänomene allein vom Menschen hervorgerufen worden sind. Ich glaube vielmehr an einen natürlichen, zyklischen Erwärmungsprozess, der durch das von Menschen verursachte CO2 sowie die allgemeine Umweltzerstörung verstärkt wird. Es gibt nämlich Belege dafür, dass auch die Temperaturen auf anderen Planeten unseres Sonnensystems in einem großen, weit gefassten Zeitrahmen zyklisch steigen und fallen. Hier wirken kosmische Zusammenhänge, die über die alleinige Beobachtung der Natur unserer Erde weit hinausgehen und zu komplex für die öffentliche Diskussion sind.

      Sie wissen, die Politik und die Öffentlichkeit brauchen einfache Parolen und Erklärungen, die niemanden überfordern und die Massen auf eine bestimmte Linie einschwören. Insofern äußere ich auch nur im vertraulichen Rahmen, was ich gerade gesagt habe.“

      Als sich Donovan hier unterbrach, beeilte sich seine Tochter einzuwerfen:

      „Was mein Vater damit sagen will, ist, dass das Erdklima zu komplex für vereinfachte Diskussionen ist, die abweichende Denkweisen nicht zulassen. Außerdem sollte man grundsätzlich zwischen denjenigen Kräften unterscheiden, die ernsthaft an der Bewahrung unserer Natur und Schöpfung interessiert sind, und denen, die das Klimaproblem als ein willkommenes Vehikel für die Durchsetzung bestimmter politischer Interessen sehen.

      Wir wollen das hier nicht weiter diskutieren, weil unser derzeitiges Problem in eine ganz andere Richtung geht. Ich