Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine. Benedict Dana. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Benedict Dana
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753190730
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ihren heutigen oder früheren Mitarbeitern absichtlich oder unabsichtlich technisches Wissen weitergegeben haben könnte.

      Ich verfolge allerdings noch einen weiteren Ansatz und habe noch vor meinem Abflug nach London entsprechende Maßnahmen zu Hause eingeleitet.“

      „Dann weihen Sie uns ein!“, verlangte Susan und verriet damit, von diesem Ansatz noch keine Ahnung zu haben, obwohl Mo in enger Absprache mit ihrem Mann Ronan gehandelt hatte.

      „Ich nehme an, Mr. Donovan hat die Sache nicht an die große Glocke gehängt, weil er zunächst erste Erfolge abwarten wollte. Es geht um den Verdacht, die Täter könnten ihre Informationen durch diejenigen erhalten haben, die Aqua City entwickelt und gebaut haben. Auch hier gelten die beiden Varianten, dass es entweder absichtlich oder unabsichtlich geschehen sein könnte. Konkret dreht es sich um mehrere Ingenieurbüros sowie den amerikanischen Konstrukteur Bloom & Blacksmith, der auf den Bau von Sonderschiffen und großen, technischen Modulen für Bohrinseln spezialisiert ist. Die Konstruktionspläne von Aqua City liegen auf den Servern der beteiligten Firmen und könnten im Auftrag der Täter gehackt worden sein. Da ich dies ohne fremde Hilfe nicht herausfinden kann, habe ich meine Kontakte zu dem bekannten Detektiv Tim Diamond reaktiviert, der über hervorragende Verbindungen und Möglichkeiten verfügt. Er wird herausfinden, ob es Hackerangriffe auf die betreffenden Firmen gab. Falls ja, wird er es mit Hilfe von Spezialisten vielleicht sogar schaffen, den Weg zu den Urhebern zurückzuverfolgen. Das ist eine aufwändige detektivische Arbeit, die wohl weder die englische Polizei noch der englische Geheimdienst übernehmen würde. Da müssen wir schon selber ran! Um Satellitenaufnahmen wollte sich Diamond übrigens ebenfalls kümmern!“

      „Alle Achtung, Larry! Vor kaum einer Woche haben Sie meinen Mann auf Block Island getroffen und heute sitzen Sie bereits hier auf der Miss Mary Blue und haben einige komplexe Untersuchungen in die Wege geleitet“, belohnte Susan Mos Ausführungen mit einem dicken Lob.

      „Würden Sie mir glauben, dass Miss Kelly, beziehungsweise Esther, mit einigen entscheidenden Überlegungen zu dieser Vorgehensweise beigetragen hat?“, bemühte sich Mo einen Teil der Lorbeeren an Mary weiterzureichen, um ihre Mitarbeit an dem Fall gerechtfertigt erscheinen zu lassen.

      „Sie haben ein sehr ehrliches Gesicht. Offen gesagt finde ich Sie sogar richtig süß. Warum sollte ich Ihnen also nicht glauben? Aber nun sagen Sie mir mal, wie Sie in den nächsten Tagen vorgehen wollen. Haben Sie schon einen Plan?“

      Mo brauchte einen Augenblick, um das ihm unpassend erscheinende „Süß“ zu verdauen, und erwiderte betont nüchtern und distanziert:

      „Nun ja, wir werden uns zunächst ein umfassendes Bild von Aqua City machen und darauf hoffen, demnächst Hinweise durch die Satellitenaufnahmen zu erhalten. Sobald es erste konkrete Spuren und Untersuchungsansätze gibt, werde ich sie nach New York zu Diamond Investigations weiterleiten. Sollte daraus irgendein konkreter Handlungsbedarf resultieren, werde ich wahrscheinlich die persönliche Hilfe meiner Kollegen Michael King und Betty Cadena anfordern. Das dürfte dann den Fortschritt der Arbeit sehr bald beschleunigen.“

      Obwohl wegen der fehlenden Spuren und mangelnden Ermittlungsergebnisse der Polizei genügend Zweifel und Unsicherheiten an ihm nagten, versuchte er sich vor Susan betont zuversichtlich zu geben. Als ihm zufällig ihr aufgeschlagenes, noch immer auf dem kleinen Schreibtischchen liegendes Notizbuch in die Augen fiel, wollte er wissen:

      „Ist das so etwas wie ein Tagebuch? Falls ja, könnten für mich die Eintragungen der Tage im Zeitraum des unmittelbaren Verschwindens von Gamma 2 interessant sein.“

      „Ja stimmt, es ist ein Tagebuch. Wenn man an einem Ort wie Aqua City lebt, lohnt es sich, eines zu führen. Allerdings sind die Eintragungen des betreffenden Tages dürftig und Sie werden ihnen nichts Neues entnehmen können. Gamma 2 war über Nacht plötzlich spurlos verschwunden, ohne dass irgendjemand auch nur das Geringste bemerkt hätte. Das war’s, basta! Fragen Sie mich lieber selber, anstatt in meinem privaten Tagebuch zu lesen.“

      „Gut, dann würde ich von Ihnen gerne mehr über die besondere Funktion von Gamma 2 erfahren. Ihr Mann deutete lediglich an, dass man sich auf der Forschungsplattform mit der künstlichen Fotosynthese beschäftigt hat. Er sagte, weiteres würde man mir hier vor Ort erklären.“

      „Damit sprechen Sie den bedeutungsvollsten und heikelsten Punkt an. Ronan hielt sich diesbezüglich Ihnen gegenüber bedeckt, weil er noch unentschieden war, inwieweit man Sie in den Stand unserer Forschungen einweihen dürfte. Er gab mir inzwischen grünes Licht, weitestgehend offen mit Ihnen zu sein, weil Geheimniskrämerei Ihre Untersuchungen zu sehr behindern würde. Außerdem wollte er zunächst sicher gehen, dass Sie beide auch tatsächlich hier erscheinen und nicht im letzten Moment abspringen würden. In dem Fall hätte man ihnen im Vorfeld zu viel erzählt.“

      „Das hatte ich mir bereits gedacht“, unterbrach Mo sie schnell, um ihr einige sehr richtige Vermutungen unter die Nase zu reiben. „Ich kann aus Ronans Verhalten nur schließen, dass die Künstliche-Fotosynthese-Forschung von Donovan EAW einen sehr hohen Level erreicht hat. Wahrscheinlich steht Ihre Firma kurz davor, ein Bahn brechendes Patent anzumelden. Das würde natürlich gut erklären, warum Sie den Verdacht haben, eine konkurrierende Firma könnte hinter dem Diebstahl von Gamma 2 stecken.“

      „Das haben Sie sehr klar erkannt, Larry“, lobte ihn Susan mit einem bedeutungsvollen Augenaufschlag. „Meine Aufgaben liegen nicht in der Forschung und Technik, sondern darin, die wesentlichen Abläufe auf Aqua City für meinen Mann vor Ort zu koordinieren. Sie haben ja mittlerweile verstanden, wie sehr das Projekt eine Herzensangelegenheit für ihn ist. Aus diesem Grund will er es in vertrauten Händen wissen.

      Ich werde es Josh überlassen, Ihnen etwas über unsere Arbeit auf Gamma 2 zu berichten. Es wird allerhöchste Zeit zu enthüllen, dass er kein gewöhnlicher Kapitän, sondern ein promovierter Biologe ist, der sich früher selbstständig mit Meeresforschungen beschäftigte. Leider ging ihm irgendwann das Geld für seine Arbeit aus. Wie mein Mann ihn und sein Schiff freikaufte und in unsere Dienste stellte, habe ich Ihnen ja bereits erzählt.“

      Während Joshs Verwandlung von einem raubeinigen und eher einfach gestrickten Seemann zu einem hoch gebildeten Wissenschaftler in Mos und Marys Wahrnehmung einige Sekunden Zeit in Anspruch nahm, setzte dieser bereitwillig zu der ihm zugedachten Erklärung an.

      „Ich versuche es kurz zu machen, weil wahrscheinlich bald die Crew zurückkommt und wir den Anker lichten werden. Wir werden ja später noch genug Gelegenheit zum Reden haben.

      Wie Sie schon sehr richtig vermutet haben, Larry, ist uns in der Künstliche-Fotosynthese-Forschung ein Bahn brechender Durchbruch gelungen. Ich sage Ihnen nur, was Sie wissen dürfen und müssen. Die eigentlichen technischen und chemischen Details bleiben bis zu der kurz bevorstehenden Anmeldung des Patents geheim und könnten von Ihnen als Laie ohnehin nicht auf Anhieb verstanden werden.

      Wie fast jeder aus der Schule weiß, gewinnen Pflanzen im natürlichen Fotosyntheseprozess mit Hilfe von Sonnenlicht, Wasser und CO2 Energie in Form von Kohlehydrat und setzen dabei Sauerstoff frei. Wir haben bei unserer Forschung ein Augenmerk darauf gelegt, den natürlichen Prozess in seinen stofflichen Mengenverhältnissen annähernd zu imitieren, um bei der künstlichen Umwandlung von CO2 im Verhältnis nicht mehr Sauerstoff freizusetzen, als Pflanzen es tun würden. Falls die künstliche Fotosynthese eines Tages in großem Umfang eingesetzt würde, sollte auf diese Weise gewährleistet werden, dass die natürliche und ideale Zusammensetzung der Erdatmosphäre nicht zu sehr aus dem Gleichgewicht kommen würde. Uns geht es um reines Geoengineering und nicht primär um die Gewinnung von Energie. Wir wollten niemals Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe aus CO2 herstellen, sondern vor allem CO2 in Sauerstoff umwandeln, um in der späteren, umfangreichen Anwendung wie in einem großen Experiment Erkenntnisse über den Treibhauseffekt und alle mit ihm zusammenhängenden Klimaphänomene zu gewinnen. Die frei werdende Energie sollte möglichst in elektrische Energie umgewandelt und für den Betrieb der Anlage selber verwendet werden. Wir nahmen uns von Anfang an die Arbeit der Natur – also die der Pflanzen – zum Vorbild. Einer der Grundgedanken war, dass für jeden seit Beginn der industriellen Revolution gefällten, an Krankheiten gestorbenen und in Waldbränden umgekommenen Baum ein künstliches Ersatzmodul