Magie, Schicksal und der Zauberkristall. Jeanny O'Malley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jeanny O'Malley
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754168219
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Du hättest vielleicht auch alle Voraussetzungen zu einem Ritter. Du müsstest nur einem vom Königshaus das Leben retten und der König könnte dich zu einem Ritter schlagen. Dann wärst du schon näher an deinem Ziel. Aber bis dahin ist die Prinzessin schon längst verheiratet und dann hast du wirklich keine Chance mehr bei ihr. Aber dafür könntest du die Herzen von vielen anderen Damen gewinnen. Du musst es nur wollen. Ich könnte dich etwas trainieren.“ Timono lächelte und sagte dann leise: „Das ist wirklich nett von euch, aber ich denke, dass ich dies nicht will. Ich glaube, ich brauche einen Abstand zwischen der Prinzessin und mir. Wenn ich irgendwann mal ein Ritter werden soll, dann bin ich bestimmt auch mal öfter in ihrer Nähe. Das würde ich nicht aushalten, ohne sie küssen zu wollen.“ Clarence klopfte ihm auf die Schulter und meinte dann: „Das verstehe ich nur zu gut. Ich bin ja auch noch jung und habe mich gerade erst in eine tolle Frau verliebt.“ Danach stand er auf und ging bis auf den Turnierplatz. Timono folgte ihm. Dort hatte er das Wildpferd angebunden. Seufzend sah Timono Clarence an und sagte leise: „Wenn ihr wirklich der Ritter der neuen Königin werdet, dann passt bitte auf sie auf. Ich werde jetzt die Stadt verlassen und werde meinen eigenen Weg suchen. Lebt wohl.“ Clarence hielt ihm die Hand hin und meinte leise: „Lebe auch du wohl. Ich habe noch niemals einen jungen Mann wie dich kennen gelernt. War nett dich als Knappen zu haben. Wie war noch einmal dein Name?“ „Timono! Und ich danke euch für alles.“ Antwortete er und der Ritter ging lächelnd in sein Zelt zurück.

      Als Timono wieder im Gasthaus auf seinem Zimmer war, schrieb er Joanna einen Brief.

      Meine Prinzessin Joanna,

      ich weiß nicht, wie ich es am besten sagen soll, aber seit dem ersten Moment, als ich euch sah, gehörte mein Herz bereits euch. Als wir uns dann im Schlosspark am Teich trafen, bemerkte ich, dass ihr ganz anders seid, als alle anderen Prinzessinnen auf der Welt. Ihr habt Humor und ihr seid abenteuerlustig. Ich fühle mich in eurer Gegenwart stark und schwach zugleich. Gestern habe ich erfahren, dass ihr mit einem Prinzen verlobt werden sollt, der bestimmt zwanzig Jahre älter ist, als ihr. Bestimmt habt ihr ihn auch erst vor kurzem kennengelernt, aber ihr liebt ihn bestimmt nicht. Ich will nicht voreingenommen sein, aber durch diese Hochzeit wird bestimmt nur an ein vereintes Königreich gedacht, und nicht an wahre Liebe. Ich hingegen liebe euch meine Prinzessin. Ich kann in eurer Gegenwart kaum atmen. Und wenn meine Liebe nicht erwidert wird, dann will ich auch nicht länger als Stallbursche in eurer Nähe sein, sondern dann würde ich in die weite Welt gehen und versuchen euch zu vergessen. Ich wünsche euch noch viel Glück und ein langes Leben bei einem vereinten Königreich.

      In Freundschaft Timono

      Diesen Brief versiegelte er gut und schlich mit dem Umschlag in der Tasche am nächsten Morgen aus dem Gasthaus heraus. Es war um die Mittagszeit und jeder Mensch am Hofe konnte Timono sehen. Er hatte Glück, dass er unbemerkt in das Schloss hineinkam. Als er sich in den vielen Gängen verirrte, kam er in die Küche. Dort wurde er von einer Küchenhilfe gesehen. Sie war ein noch sehr junges Mädchen und half ihrer Mutter gelegentlich beim Kochen. Mit großen Augen sah sie ihn an. Timono nutzte die Gelegenheit und fragte das Mädchen freundlich: „Kannst du mir helfen und mir sagen, wo ich die Prinzessin Joanna finden kann?“ Zuerst sah ihn das Mädchen nur an, aber dann hob sie ihren Arm und deutete auf eine Türe am Ende der Küche. Sie antwortete ihm: „Die Prinzessin ist im Garten. Durch diese Türe kann man sie sehen.“ Timono bedankte sich lächelnd und ging langsam durch die Küche hindurch zu der Türe in den Garten.

      Als er die Prinzessin erblickte, versteckte er sich zunächst hinter einem Busch, da die Prinzessin nicht alleine war. Ihre Mutter saß neben ihr auf der Bank und sie beide beobachteten einen Maler bei der Arbeit. Es dauerte gar nicht lange, da stand die Königin von der Bank auf, nahm ihr Kleid in die Hand und ging auf den Maler zu. Timono nutzte den Augenblick und lief geduckt zu der Bank herüber. Joanna sah ihn ankommen und lächelte ihn verzückt an. Schnell übergab er ihr den Brief und versteckte sich dann wieder hinter dem Busch.

      Joanna kam gar nicht dazu, die Nachricht zu lesen, weil ihre Mutter schon wieder auf dem Rückweg war. Vorsichtig ließ die Prinzessin den Umschlag in ihrer Tasche verschwinden.

      Beruhigt darüber, dass der Brief sein Ziel erreicht hatte, ging Timono wieder durch die Türe in die Küche. Erneut lief ihm das junge Mädchen über den Weg. Diesmal wollte er den schnellsten Weg aus dem Schloss wissen und fragte leise: „Kannst du mich auf dem schnellsten Wege zu dem Pferdestall bringen? Du wirst auch dafür belohnt.“ Sofort nickte das Mädchen und brachte ihn durch den Hintereingang aus dem Schloss heraus. Dankend drückte Timono ihr ein Geldstück in die Hand und machte sich auf dem Weg zu seinem Onkel. Dort angekommen setzte er sich mit ihm zusammen an einen Tisch in dem Gasthaus und sie aßen eine warme Suppe.

      Am Abend wurde es früh dunkel. Die Verlobungsfeier sollte erst, wie er im Gasthaus erfahren hatte, in ein paar Stunden anfangen, und bis mitten in die Nacht andauern. Timono saß in seinem Zimmer und dachte an Joanna. Er wollte gerne wissen, ob sie den Brief schon gelesen hatte. Plötzlich bekam er eine Vision. Er sah Joanna im Schlosspark an dem Teich stehen und auf ihn warten. Erstaunt über seine Fähigkeit wusste er zunächst gar nicht, was er machen sollte, aber dann zog er seine Schuhe an und ging aus seinem Zimmer heraus und machte sich auf den Weg zu dem Schlossteich.

      Dort angekommen sah er die Prinzessin wie in seiner Vision am Teich stehen. Sie ging aufgeregt hin und her. Timono lief auf sie zu und verneigte sich vor ihr. Joanna sah ihm traurig in seine Augen und sagte: „Es tut mir leid. Ihr habt mir einen sehr schönen, aber auch sehr traurigen Brief geschrieben. Ich mag euch wirklich sehr, denn ihr seid ein netter Mann und ich freue mich sehr, dass unsere Pferde bei euch in guten Händen sind. Die traurige Stelle war die, dass ihr fortgehen werdet, wenn ich eure Liebe nicht erwidere.“ Zuerst wusste Timono nicht, was er sagen sollte, deshalb sprach er kein Wort. Joanna ging einige Schritte weiter und erklärte schließlich: „Der Prinz, den ich heiraten werde, ist zwar viel älter als ich, aber dafür ist er liebevoll und wird mich behüten und beschützen.“ Da konnte er nicht mehr seinen Mund halten. Er fragte etwas wütend: „Bin ich denn nicht liebevoll, oder kann ich euch nicht behüten, oder beschützen?“ Seufzend antwortete Joanna ihm: „Darum geht es doch nicht. Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich mich vielleicht anders entscheiden, aber das kann ich nicht. Ich bin eine Prinzessin und ich muss einen Prinzen heiraten. Und dieser Prinz ist wirklich sehr nett und lieb zu mir. Ich kann nicht einfach fortgehen, so wie ihr es vorhabt. Ich muss die Entscheidung meines Vaters akzeptieren und ich werde deshalb den Prinzen heiraten.“ Mit einem Kloß in seinem Hals ging Timono einige Schritte weiter weg von Joanna und sagte mit zittriger Stimme: „Dann werdet ihr mich nie wieder sehen, denn ich kann nicht in eurer Nähe sein, um meine Liebe zu euch zu vergessen.“ Traurig ging er auf Joanna zu. Leise fragte er sie: „Darf ich euch noch um eine Sache bitten?“ Nickend stimmte die Prinzessin zu. Mit seinem ganzen Mut fragte Timono: „Darf ich euch um einen ersten und letzten Kuss bitten?“ Lächelnd nickte die Prinzessin und hielt ihm ihre Hand entgegen, doch er wollte einen richtigen Kuss. Schnell nahm er sie in seine Arme und gab ihr einen langen Kuss auf ihren schönen roten Mund. Ganz überrascht schaute sie Timono hinterher, der ihr kurz darauf den Rücken zudrehte und davonging.

      Noch in der gleichen Nacht packte Timono seine Sachen zusammen, und meinte zu seinem Onkel: „Ich kann nicht länger hierbleiben. Ich will kein Stallbursche mehr sein.“ Etwas traurig sah der Onkel ihn an und fragte vorsichtig: „Und wohin willst du gehen, mein Junge?“ Mit gesenktem Blick antwortete Timono ihm, als er die letzten Klamotten in seine Tasche packte: „Ich habe noch keine Ahnung. Ich gehe dahin, wo der Wind mich hintreibt. Ich kann nur nicht mehr hierbleiben.“ Dann machte er die Tasche zu und schaute seinem Onkel in die Augen. Kurz darauf umarmte er ihn liebevoll und meinte: „Ich wollte doch schon immer mal etwas mehr von der Welt sehen. Und jetzt ist es Zeit dazu. Ich kann hier nicht länger bleiben.“ Mit einer schwenkenden Bewegung warf er die Tasche über seine Schulter und bat seinen Onkel: „Sag meiner Tante, dass ich sie sehr lieb habe. Ich werde ihr auch schreiben, wenn ich mein Ziel erreicht habe.“

      Mit einer Träne in den Augen sah der Onkel seinen einzigem Neffen und überhaupt einzigem Kind nach und konnte ihn nicht aufhalten. Er wusste, dass es bestimmt das Beste für Timono sein würde, wenn er andere Menschen kennenlernt