Magie, Schicksal und der Zauberkristall. Jeanny O'Malley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jeanny O'Malley
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754168219
Скачать книгу
verschwand er wieder durch das Tor.

      Jubelnd lief Timono ins Gasthaus zu seinem Onkel und rief: „Onkel! Onkel! Morgen werde ich ein Knappe für einen der Ritter sein. Endlich kann ich dann beweisen, was wirklich in mir steckt.“ „Das ist ja schön für dich. Vernachlässige aber nicht deine Hauptaufgabe.“ meinte sein Onkel etwas strenger. „Keine Sorge. Ich werde mich bemühen alle Aufgaben mit höchster Sorgfalt zu erledigen.“ strotze er voller Stolz.

      In der Nacht konnte Timono kaum schlafen. Er war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Er überlegte laut: „Es könnte ja sein, dass bei dem Turnier auch die Prinzessin anwesend ist. Dann kann ich ihr zeigen, dass ich besser bin als sämtliche Prinzen der Welt.“

      Am nächsten Morgen eilte Timono sehr früh zu den Pferden in den Stall und versorgte sie. Er wollte ziemlich schnell mit seiner Hauptaufgabe als Stallbursche fertig werden, um sich danach voll und ganz seinen Aufgaben als Knappe zu widmen.

      Es dauerte nicht mehr lange, bis der junge Ritter Clarence den Pferdestall betrat. „Komm mit. Es wird Zeit. Du musst mir noch in meine Rüstung helfen.“ befahl er seinem Knappen. Voller Stolz folgte Timono ihm als neuer Knappe. Zusammen gingen sie zu einem großen Zelt neben dem Festplatz. Staunend sah sich Timono alles genauestens an. „Wird der König und seine Familie nachher auch da sein?“ fragte er leise. Der junge Ritter war erstaunt über die Neugierde des neuen Knappen, antwortete ihm aber: „Ja! Beide Königsfamilien werden später da hinten unter dem Dach sitzen und die Spiele eröffnen. Auf die Prinzessin Joanna bin ich mal gespannt. Sie soll so schön sein wie eine Rose, die gerade ihre Knospen öffnet. Der Gewinner des Turniers tritt in die Dienste der Prinzessin, wenn sie mit dem Prinzen verheiratet wurde. Und es gibt einen Wettkampf mit einem Wildpferd. Derjenige, der es schafft am längsten auf dem Pferd zu bleiben und es vielleicht sogar zähmt, der wird von der Prinzessin geküsst. Ich hoffe ja, dass ich derjenige bin.“ Erstaunt über diese Informationen konnte Timono seinen Mund zunächst einmal nicht mehr schließen. „Was passiert denn mit dem Wildpferd? Und warum sollte die Prinzessin einen Mann küssen, wenn sie doch so gut wie verlobt ist?“ fragte Timono vorlaut. Ritter Clarence lachte und erklärte ihm: „Na du bist mir ja ein Neugieriger. Aber du gefällst mir. Das Pferd wird der Prinzessin als Verlobungsgeschenk überreicht. Das Wildpferd, welches gezähmt wird, symbolisiert eine Frau, die verheiratet wird. Nach der Hochzeit muss sie ihrem Mann hörig und treu sein. Und sie küsst den Mann, der das Pferd zähmt dafür, dass er ihr dabei geholfen hat, eine gute Frau zu werden und dafür, dass sie später auch mal selbst auf diesem Pferd reiten kann.“ So viel Unterwürfigkeit widerte Timono an. Er konnte nicht verstehen, dass sich eine Frau einem Mann so einfach hingeben konnte. Er würde die Prinzessin auf Händen tragen und nicht in einen Käfig sperren, um sie zu zähmen. Er liebte die Prinzessin so wie sie wahr. Und ein wildes Pferd ist ein edles Tier, dachte er bei sich im Stillen.

      Im Zelt des jungen Ritters angekommen zeigte ihm dieser, wie man eine Rüstung anlegt und welche Waffen für welche Disziplin benutzt werden. „Also, die Lanze ist für den Kampf zu Pferde um den Gegner von seinem Gaul zu stoßen. Dieses also reichst du mir bitte für den ersten Kampf an. Sobald einer auf dem Boden ist, kommt der Kampf der Schwerter oder man kann auch dafür die Streitaxt benutzen oder den Schlegel mit Kette. Gut ist auch manchmal der Streitkolben. Wenn es so weit ist, werde ich dir schon sagen, welche Waffe du mir bringen sollst. Vergiss aber niemals mein Schild. Und für den Wettbewerb des Zielschusses bringst du mir für die Zielscheiben die Armbrust und für die Strohtiere die Wurfaxt. Wenn du noch Fragen hast, dann stelle sie mir, während du mir jetzt in die Rüstung hilfst.“ erklärte Clarence ruhig und gelassen. Timono schaute ihn beeindruckt an und antwortete leise: „Nein mein Herr, Ihr habt mir alles wirklich gut erklärt und teilweise habe ich die Benutzung dieser Waffen schon einmal gesehen. Es sollte für sie heute nichts schief gehen.“

      Das Turnier fing an. Die Menge jubelte dem Herold zu, der gerade in die Arena schritt. Die Fanfaren ertönten und der Herold sprach danach zu dem jubelnden Volk: „Höret her und vernehmt meine Worte. Heute findet ein ganz besonderes Turnier statt. Der Beste der Besten wird heute als Gewinner hervorgehen und unserer zukünftigen Königin als königlicher Ritter zur Seite stehen. Darüber hinaus findet als krönender Abschluss des Turniers etwas statt, was man nur zu königlichen Hochzeiten macht. Die Ritter dürfen alle am Ende des Tages versuchen ein Wildpferd als Hochzeitsgeschenk für die Prinzessin Joanna zu zähmen. Demjenigen, dem dieses gelingt, wird einen Kuss von der Prinzessin als Dank für seine Dienste erhalten. Die Regeln für den heutigen Tag lauten: Die meisten und besten Treffer geben die meisten Punkte. Sobald ein Ritter das Visier hochklappt, heißt es für ihn Aufgabe, und das Turnier ist für ihn vorbei, und er hat verloren. Wer beim Ringstechen die meisten Ringe auf seiner Lanze zählt, gewinnt diesen Abschnitt. Beim Roland zählen die Drehungen, die das Schild, welches von der Lanze getroffen wird, macht. Der Tjost findet in alter Tradition statt. Die Lanze muss beim Aufprall brechen. Es gibt zwei Punkte bei einem Treffer auf den gepanzerten Kopf, einen Punkt bei einem Treffer auf die gepolsterte Brust und sogar drei Punkte, wenn der Gegner aus dem Sattel gehoben wird. Sollte es bei dem Tjosten am Ende unentschieden stehen, dann wird am Boden mit dem Zweikampf weitergemacht, bis einer zu Boden geht und sich geschlagen gibt.“ Dann stellte sich der Herold auf ein Podest am Rande der Arena und rief der jubelnden Menge zu: „Und hier meine sehr verehrten Gäste lasset uns die Ritter begrüßen, wenn sie in die Arena einreiten.“

      Timono folgte Ritter Clarence, der auf seinem Pferd saß, in die Arena. Er hörte die Leute um ihn herum jubeln und feiern. Die Pferde trabten über den Staub in der Arena, als wären sie die Hauptpersonen bei diesem Wettkampf. Stolz präsentieren die anderen Knappen die Wappen ihrer Herren und Timono tat dies auch. Sein Blick ging aber hinüber zur Tribüne des Königs. Dort sah er seine geliebte Prinzessin sitzen. Sollte sie ihn auch schon erkannt haben? Nervös schaute er sie an, aber sie blickte in eine andere Richtung. Mit seinem Übermut schwenkte er das Wappen von Ritter Clarence mit sehr viel Elan. Sein Plan ging auf und die Prinzessin, aber auch sehr viele andere Augen wurden auf ihn aufmerksam. Timono hörte sofort auf mit dem Wappen zu spielen und nickte der königlichen Familie ehrfürchtig und respektvoll zu. Seine Geste wurde auch wohlwollend zur Kenntnis genommen und Joanna lächelte ihn sogar ein wenig an und schüttelte dabei leicht ihren Kopf. Clarence lächelte auch die Prinzessin an, da er dachte dieses Lächeln galt ihm. Höflich nickte sie zurück und schaute dann wieder in eine andere Richtung.

      Als alle Ritter auf ihren Positionen standen und die Knappen bereit waren, fing das Turnier an. Zunächst galt es, mit Wurfäxten auf ein Wildschwein aus Stroh zu treffen. Auch da gab es Abstufungen für die Punkte. Ritter Clarence ging aus diesem Spiel zunächst als Zweiter hervor. Timono gab ihm die letzte Wurfaxt in die Hand und sagte leise: „Ein Treffer noch in das Herz des Schweins und ihr seid der Gewinner in diesem Spiel.“ Clarence nahm die Axt, trieb sein Pferd an und ritt auf das Schwein aus Stroh zu und traf tatsächlich an die Stelle, wo es sein Herz haben sollte. Timono jubelte seinem Herrn zu und sprang vor Freude in die Luft.

      In der nächsten Disziplin war der Roland das Ziel, welches Clarence mit der Lanze treffen musste. Tatsächlich schaffte er es, den Roland ziemlich oft drehen zu lassen. Nur wenige vermochten dies zu schaffen.

      Beim Ringstechen war Clarence in seinem Element. Er sagte zu Timono: „Das ist der Wettkampf, den ich am besten beherrsche. Bis jetzt stehe ich schon nicht schlecht da, oder?“ „Es könnte nicht besser sein. Wenn ihr dies hier gewinnt, dann steht ihr an erster Stelle. Dann kann euch nur noch das Tjosten den Sieg rauben.“ antwortete Timono euphorisch.

      Wie schon erhofft, gewann Clarence das Ringstechen. Triumphierend hielt er seine Lanze mit den Ringen in die Luft und nickte der Prinzessin zu.

      Wenig später fing das Tjosten an und Timono spürte die Anspannung, die in der Luft lag. Mensch und Tier wirkten in diesem Moment nervös. Man hörte die Pferde schnaufen und einige scharrten mit ihrem Huf auf dem Boden herum. Langsam reichte Timono seinem Ritter die Lanze in die Hand und schaute ihm in die Augen, als er sagte: „Ihr schafft das schon. Ich glaube fest an euch.“ Nickend dankte Clarence ihm und trieb sein Pferd an, langsam auf seine Position zu gehen. Die Anspannung aller in der Arena verriet, dass es der gefährlichste aller Wettkämpfe war. Alles wurde ruhig in der Arena und der Atem schien zu stocken, als