Magie, Schicksal und der Zauberkristall. Jeanny O'Malley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jeanny O'Malley
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754168219
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vielleicht mal werden könnte.“ Da klopfte es an die Haustüre und ein Diener des Königs stand vor Timono. „Ist dein Onkel da?“ wollte der Diener wissen. Timono nickte und deutete auf die Stube, wo sein Onkel auf einer Holzbank saß und eine Figur schnitzte. Der Diener betrat das Zimmer und sagte: „Ich bin geschickt worden, um euch mitzuteilen, dass der König morgen eine Reise ins andere Königreich machen will. Der Kutscher ist krank geworden, und da ihr ja sowieso die Pferde pflegen müsst, wollte der Hofmarschall wissen, ob ihr auch die Kutsche fahren könnt.“ „Aber sicher können wir eine Kutsche fahren. Ich werde für ihn einspringen.“ antwortete der Onkel. „Da ist noch eine Sache! Unser Lakai ist auch krank geworden, vermutlich eine ansteckende Krankheit. Dieser müsste auch ersetzt werden.“ meinte der Diener. „Dann wird Timono diesen ersetzen. Wir werden beide mitkommen.“ Voller Freude über eine kleine Reise jubelte Timono in der Küche bei seinen Freunden herum. Alle drei waren sehr neidisch auf ihn.

      2

      Am nächsten Tag durfte Timono zusammen mit seinem Onkel die königlichen Pferde vor die Kutsche des Königs spannen und diese dann auch fahren. Für diesen Tag zog er extra seine besten Kleider an. Er fragte seinen Onkel neugierig: „Warum will denn der König seine Kutsche dabei haben? Sonst reitet er immer auf seinem Lieblingspferd.“ Lächelnd antwortete sein Onkel: „Heute will seine ganze Familie das benachbarte Königreich von Philipp dem Dritten besuchen. Das heißt, dass seine Frau und seine Tochter dabei sein werden.“ Aufgeregt über seine neue Tätigkeit als Lakai, wartete er ab, bis der Onkel die Kutsche vor dem Eingang des Schlosses anhielt. Danach stellte er sich neben der Treppe auf, um den Damen beim Einsteigen zu helfen.

      Zuerst schritt der König selbst aus dem Schloss und stieg in die Kutsche ein. Direkt nach ihm kam die Königin zu den starken Armen von Timono, der ihr in die Kutsche half. Ihr folgte die Prinzessin mit fast schwebenden Schritten. Eine solche Frau hatte er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen. Sie weckte in ihm ein Gefühl, welches ihm noch neu war in seinem jungen Alter. Er fand, dass sie wunderhübsch aussah. Ihr langes blondes Haar hatte sie zu einem Zopf zusammen geflochten und ein kleines winziges Diadem auf ihrem Kopf glitzerte in der Sonne. Zwar hatte er sie mal von weitem gesehen an ihrem Fenster oder hinter dem Zaun im Garten, aber so nah sah er sie niemals. Vorsichtig half er auch ihr in die Kutsche und lächelte sie dabei freundlich an. Timonos Lächeln war ihr irgendwie sympathisch und sie lächelte zurück. Der König sah dies und räusperte sich kurz. Daraufhin sah die Prinzessin schnell in eine andere Richtung.

      Der König gab ein Zeichen und sein Onkel lenkte die Kutsche bis ins andere Königreich. Dort angekommen half Timono ihnen auch wieder aus der Kutsche. Verzückt schaute er der Prinzessin hinterher. In seinem Bauch kribbelte es irgendwie. Ihm waren diese Gefühle neu. Er hatte aber schon mal von Erzählungen gehört, dass man verliebt ist, wenn es im Bauch kribbelt.

      Als die königliche Familie in dem Schloss verschwunden war, fragte Timono seinen Onkel an der Kutsche: „Warst du schon einmal verliebt?“ Nickend bestätigte er diese Frage. Schließlich antwortete er kurz: „In deine Tante. Dann habe ich sie geheiratet.“ Timono musste lachen. Darauf meinte er lächelnd: „Nein! Ich meine in eine Prinzessin.“ Vorsichtig zündete sich der Onkel seine Pfeife an und verschluckte sich fast dabei an dem ersten Zug. Nachdenklich schaute er Timono in die Augen und meinte besorgt: „Vergiss sie schnell wieder. Sie ist nichts für dich. Du wirst sie niemals heiraten können. Außerdem würde sie nie einen Stallburschen bevorzugen wollen.“

      Traurig schaute Timono zum Schloss. Dann merkte er, dass er einen Stich in seinem Herzen fühlte. Er fand dieses Gefühl, nicht geliebt zu werden, so schrecklich, dass er am liebsten tot wäre. Mit gesenktem Kopf versorgte er die Pferde und ging dann in das Gasthaus zu den anderen Untertanen und Dienern. Zunächst aß er etwas Suppe mit Brot und ging dann auf sein Zimmer. Er legte sich auf das Bett und starrte an die Decke. Diese Prinzessin ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Die ganze Zeit musste Timono an ihr schmales Gesicht, ihre langen blonden Haare und an ihre blauen Augen denken. Sie war für ihn wunderschön. Er mochte alles an dieser Frau. Dann dachte er daran, dass er noch nicht einmal wusste, wie sie heißt. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und ging aus seinem Zimmer in den Gastraum. Dort setzte er sich neben seinen Onkel und fragte ihn leise: „Weißt du, wie die Prinzessin heißt?“ Nickend antwortete er: Joanna ist ihr Name. Seltsam, dass du den Namen der Prinzessin nicht kennst. Schließlich arbeiten wir an ihrem Hofe.“ Seufzend stand Timono wieder von dem Stuhl auf und wollte gerade gehen, als ihm sein Onkel streng befahl: „Mach nur keine Dummheiten!“ Nickend verließ er das Gasthaus und ging etwas spazieren.

      Timonos Weg führte ihn zu dem Teich mitten im Schlosspark. Dort schaute er sich das Wasser an, welches im Mondschein glitzerte. Plötzlich hörte er hinter sich Schritte. Langsam drehte er sich um und sah die Prinzessin vor sich stehen. Überrascht fragte er sie: „Was macht ihr denn noch zu so später Stunde hier?“ Freundlich antwortete sie: „Die gleiche Frage wollte ich euch auch gerade stellen. Ich bin hier um noch etwas Luft zu schnappen, bevor ich auf mein Zimmer gehe.“ Timono verneigte sich vor ihr und meinte stammelnd: „Genau das hatte ich auch vor.“ Langsam ging die Prinzessin an ihm vorbei und stellte sich an den Rand des Teiches. Er gefiel ihr irgendwie. Zwar fand sie es seltsam, dass ihr ein Untertan ihres Vaters viel besser gefiel als der Prinz, den sie hier in diesem Königreich besuchte, aber in diesem Augenblick war es ihr egal. Dann schlug sie ihm vor: „Ihr könntet mich ja eine kurze Strecke begleiten. Dann können wir zusammen die frische Luft atmen und keiner von uns ist alleine. Alleine zu sein ist ja auch so langweilig.“ Glücklich stimmte er zu. Vorsichtig stellte er sich neben sie an den Rand des Teiches und sagte stammelnd: „Wenn ich euch schon begleiten darf, will ich mich wenigstens vorstellen! Mein Name ist Timono.“ „Das ist ein schöner Name, finde ich.“ Dann ging sie einige Schritte von dem Wasser weg und sagte schließlich: „Mein Name ist Joanna.“ Timono folgte ihr und ihm fiel nichts Besseres ein als die Tatsache, dass dieser Name, aus ihrem Mund gesprochen, Musik in seinen Ohren war. Lächelnd und verliebt sah er ihr in ihre Augen und meinte nur: „Das ist auch ein schöner Name. Der Schönste, den ich je gehört habe.“ Joanna musste lachen. Dann sagte sie etwas schüchtern: „Ich finde euch sehr nett. Ihr seid ein sympathischer Mensch. Erzählt mir mehr von euch.“ Ohne lange nachzudenken, was sie interessieren könnte, plauderte er einfach über das Erste, was ihm einfiel. Er redete wie ein Wasserfall und erzählte ihr: „Als ich noch klein war, kamen meine Eltern bei einem Sturm ums Leben, als sie auf einem Schiff waren. Seitdem lebte ich bei meinem Onkel und meiner Tante bei euch im Schlosshof. So bin ich Stallbursche geworden. Und es macht mir sehr viel Spaß mit den Pferden zu reden und sie zu pflegen.“ Joanna fand seine Geschichte traurig und lustig zugleich. Sie fragte neugierig: „Ihr redet wirklich mit den Pferden? Könnt ihr sie verstehen?“ „Leider nein!“ antwortete er ihr. Dann sah er ihr in die Augen und meinte verträumt: „Aber es beruhigt sie, wenn jemand mit ihnen redet. Manchmal meine ich, dass sie mich verstehen können. Ich merke auch, wenn sie aufgeregt sind, oder Angst haben. Dann weiß ich sofort, was zu tun ist.“ Begeistert sah Joanna ihn an. Sie fand ihn lieb, nett und er sah gut aus. Sie mochte ihn schon vom ersten Moment an.

      Zusammen gingen sie zum Schloss. Timono begleitete sie bis kurz vor den Hintereingang. Dann sagte er zu ihr: „Ab hier fängt für mich die verbotene Zone an. Weiter darf ich euch nicht begleiten.“ „Das ist sehr schade“, meinte sie seufzend. Dann hielt sie ihm ihre Hand hin und wartete auf einen Handkuss von ihm. Doch er lehnte es ab. Timono sagte etwas kleinlaut: „Ich darf dies bestimmt nicht machen. So gerne ich eure Hand mit meinen Lippen berühren würde, darf ich dies bestimmt als Stallbursche nicht.“ Die Prinzessin sah ihm in die Augen und meinte auffordernd: „Ich erlaube es euch und es sieht hier auch keiner.“ Glücklich und erleichtert, dass er sie nicht beleidigt hatte, küsste er vorsichtig ihre Hand. Dann fragte er sie: „Kann ich euch wiedersehen?“ Einen kurzen Moment lang überlegte sie und schließlich antwortete sie ihm: „Ja! Morgen zur selben Zeit am gleichen Ort.“

      Verliebt sah er ihr noch nach, bis sie hinter der Türe verschwunden war. Timono ging wieder zurück in sein Zimmer im Gasthaus, um endlich etwas zu schlafen und dabei von seiner Prinzessin Joanna zu träumen. Es dauerte einige Zeit, bis er endlich schlafen konnte.