Magie, Schicksal und der Zauberkristall. Jeanny O'Malley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jeanny O'Malley
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754168219
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Zum Glück war es nicht Clarence. Dieser saß triumphierend in seinem Sattel und genoss den Jubel der Menge.

      So ging es den Nachmittag weiter. Die verschiedensten Ritter traten gegeneinander an, bis nur noch das Finale ausblieb. An dem Finale sollten Clarence und ein Ritter Roland teilnehmen. Timono sprach zu Clarence: „Er heißt schon so wie das Gerät, welches ihr heute auch schon besiegt habt. Das könnt ihr schaffen. Und dann werdet ihr später auch noch das Wildpferd zähmen.“ „Wenn das so einfach wäre. Der Mann ist wirklich gut und er sitzt fest im Sattel. Das wird doch etwas schwieriger werden. Von den Punkten her sind wir gleich. Dieser letzte Kampf ist entscheidend.“ klagte Clarence und nahm seine Lanze in die Hand, die sein Knappe ihm hochhielt, und ritt dann zu seinem Platz.

      Die Fahne wurde geschwenkt und die Pferde wurden angetrieben. Die Lanzen schwenkten in die Richtung des Zieles und es ertönte zwar ein kräftiger Knall, jedoch fiel keiner zu Boden. Clarence hatte nichts erreicht, außer dass er starke Schmerzen in seiner Brust verspürte. Aber er hielt es noch ein wenig aus. Der Herold sprach zu der Menge: „Das ist der erste Kampf heute, der zu Boden ausgetragen werden muss. Lasset die Ritter von ihren Pferden steigen und sich bewaffnen.“ Timono eilte zu Clarence und fragte hastig: „Welche Waffen wollt ihr nutzen? Ich werde euch alles holen, was ihr nur wollt.“ „Mein Schild und mein Streitkolben. Ich hoffe, das wird reichen.“ antwortete Clarence und versuchte dabei Luft zu holen. Timono merkte dies und fragte vorsichtig: „Ist alles in Ordnung bei euch? Soll ich einen Arzt rufen?“ „Nein! Ich werde das Turnier gewinnen und koste es meine letzte Kraft.“ hauchte er aus seinem Visier heraus. Eilig lief Timono davon um, die Waffe seines Herrn zu holen. Joanna beobachtete ihn dabei.

      Der Zweikampf verlief am Anfang noch sehr gut, aber dann wurde Clarence von einer Stachelkugel auf den Brustpanzer getroffen. Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Mit seiner letzten Kraft nahm er seinen Streitkolben und schlug mit diesem auf den Helm des Gegners, der ohnmächtig zu Boden fiel. Kurz darauf sank Clarence auf die Knie und die Menge sah ihn entsetzt an. Hastig und voll Sorge lief Timono auf ihn zu und hob ihm vorsichtig den Kopf an. Er hörte ihn keuchend atmen. Schnell zog er ihm den an der Brust zusammengedrückten Panzer aus, dass Clarence besser Luft holen konnte. Der Herold rief zu der Menge: „Sieger im Wettkampf ist Ritter Clarence. Er ist als Letzter übrig geblieben und hat beim Zweikampf die meisten Punkte erzielt. Wir haben den Ritter der zukünftigen Königin gefunden. Er ist der Beste unter den Besten.“

      Nachdem Timono Ritter Clarence zusammen mit zwei anderen Knappen ins Zelt getragen hatte, nahm er ihm die restliche Rüstung ab. Er hatte genau an den Rippen einen großen Bluterguss durch den harten Aufprall. Er atmete nur noch schwach und war bewusstlos. Timono legte einen kalten nassen Umschlag auf die verletzte Stelle und auf seine Stirn, damit sein Kreislauf wiederkommen würde. Von außerhalb des Zeltes hörte er, wie das nicht normalerweise übliche Zureiten des Wildpferdes für die Prinzessin begann. Zweigeteilt wusste Timono nicht, was er machen sollte. Sollte er sich die Rüstung des Ritters, soweit er das alleine konnte, anziehen und dann für ihn bei dem Turnier mitmachen, oder sollte er weiter dafür sorgen, dass es dem Ritter bald wieder besser ging? Dann schaute er durch einen Spalt im Zelt und sah die Prinzessin auf der Tribüne sitzen. Da packte ihn der Mut, teilte einem anderen Ritter mit, dass Clarence mitmachen würde und er sich nur ausruhen müsste, und dann zog er die Sachen seines Ritters an.

      Nachdem alle anderen Ritter bei dem Wildpferd versagten, kam Timonos große Stunde. Sein Gesicht war verdeckt und er schritt mit dem Wappen seines Herren und stolzen Fußes auf das Pferd zu. Das Pferd stand da nur mit einem Seil um den Hals und schaute Timono an. Vorsichtig ging er langsam auf das Pferd zu und sagte: „Schhhht! Mein Großer! Ganz ruhig, ich will dir nichts tun. Ich will mich nur kurz auf deinen Rücken setzen und der Prinzessin imponieren.“ Langsam griff er zu dem Seil und meinte leise: „Ich werde dir nicht zur Last fallen. Ich bin viel leichter als die anderen Ritter.“ Etwas unruhig trippelte das Pferd zurück. Beruhigend strich Timono ihm über den Hals und schwang sich mit einem Ruck auf den Rücken des Pferdes. Nervös bäumte es sich auf, um diesen lästigen Menschen herunter zu werfen. „Ganz ruhig! Merkst du denn nicht, dass ich dir nicht wehtue? Ich will dir nicht schaden. Ich möchte nur gewinnen, um einen Kuss der schönsten Frau der Welt zu bekommen.“ meinte Timono leise. Das Pferd wurde immer ruhiger und blieb auf einmal stehen. Joanna saß auf der Tribüne und hatte das ganze Spiel verfolgt. Begeistert von dieser Darbietung klatschte sie eifrig und jubelte ihrem kühnen Ritter zu. Timono streichelte das Pferd am Hals und sagte: „Ich danke dir.“ Danach schaute er zu der Prinzessin rüber, die sich auf den Weg zu ihrem neuen Pferd machte. Zufrieden stieg er von diesem ab und hielt es am Seil fest. Joanna blieb vor dem Hengst stehen und gab ihm eine Möhre zu essen. „Meine Prinzessin, ich bin es, Timono.“ flüsterte er ihr zu. Joanna lächelte, streichelte das Tier und sagte leise: „Ihr seid sehr mutig euch als Ritter auszugeben, nur um einen Kuss von mir zu bekommen.“ „Nur in eurer Nähe zu sein und euch zu sehen, macht mich glücklich.“ antwortete er leise. Der König stellte sich hin und rief: „Jetzt ist die Zeit gekommen, dass sich die Prinzessin bei ihrem zukünftigen Ritter bedanken muss.“ Joanna lächelte und kam mit ihrem Mund näher an Timonos Wange heran. Kurz bevor ihr Mund sein Ziel erreichte, schrie jemand: „Man hat mir meine Sachen gestohlen. Wo ist mein Knappe abgeblieben?“ Timono erschrak. Er war entdeckt worden. Voller Angst stieg er auf das Pferd, schaute noch einmal zu der Prinzessin hin und ritt von dem Turnierplatz weg. Einige Wachen wollten ihn aufhalten, aber er war viel zu schnell und sie konnten ihn nicht mehr einholen. Seufzend blickte Joanna ihm hinterher.

      Spät am Abend war der Turnierplatz wieder wie leergefegt. Nur noch in dem Zelt von Ritter Clarence brannte eine Kerze. Timono sah das Licht und nahm das Pferd am Seil und führte es mit sich zu seinem Ziel. Vorsichtig schaute er in das Zelt hinein und sah den Ritter, der seine Wunden verarztete. „Kann ich euch helfen, mein Herr?“ fragte Timono etwas kleinlaut. Clarence sah ihn an und fragte: „Wo bist du gewesen? Du hast mich vor aller Welt lächerlich gemacht.“ „Das tut mir wirklich leid. Ihr wart nur schwer verletzt und ohnmächtig und die letzte Disziplin fing an. Ich dachte, ich würde euch noch wieder fit bekommen und sagte, dass ihr daran teilnehmen würdet. Als ich merkte, dass ihr nicht wach wurdet, dachte ich an eure Ehre und zog eure Sachen an. Ich dachte, es würde nicht auffallen. Und da ich gut mit Pferden umgehen kann, wollte ich für euch den Sieg erringen, was mir auch gelungen ist. Und dann flog ich auf und musste weg.“ Prüfend blickte Clarence in seine Augen, grinste ein wenig, und meinte „Dann komm herein und hilf mir mit meinen Wunden. Ich könnte tatsächlich etwas Hilfe gebrauchen.“ Timono fiel ein Stein vom Herzen und sagte: „Ich habe eure Sachen hier in meinem Sack und das Pferd habe ich auch wieder mitgebracht. Ich habe es an einen Pfahl gebunden.“ „Das ist wirklich ehrlich von dir. Du hättest dich ja auch mit den Sachen aus dem Staub machen können und ich hätte dich nie wiedergesehen.“ meinte der Ritter und wrang dabei ein Tuch aus, welches er zuvor ins Wasser gelegt hatte. „Das hätte ich nie gemacht. Ich war so stolz und dankbar, dass ihr mich als Knappe wolltet, dass ich euch niemals enttäuschen wollte.“ Wieder lachte der junge Ritter und meinte: „Mal sehen, wie der König dies entscheiden wird. Eigentlich habe ich mich in den anderen Disziplinen nicht schlecht gehalten. Es muss ja schließlich einen Gewinner geben, welcher der neuen Königin nach der Hochzeit dienen darf.“ Dieser letzte Satz erinnerte Timono wieder daran, dass die Prinzessin jemanden heiraten sollte, den sie vielleicht nicht liebte. Dies machte ihn traurig. Clarence sah ihn an und fragte dann neugierig: „Was macht dir solchen Kummer? Kann ich dir irgendwie helfen?“ Timono schaute ihm in die Augen und antwortete aufrichtig: „Ich will ehrlich zu euch sein. Ich bin unglücklich verliebt.“ „Wie kann man denn unglücklich verliebt sein? Geh hin zu der Frau, nimm sie dir und versuch sie zu erobern.“ bestärkte ihn der Ritter. Seufzend meinte Timono: „Nein! Das geht nicht. Sie ist einem anderen Mann versprochen worden und sie will ihn heiraten. Ihre Liebe ist nur ein Traum von einem einfachen Stallburschen.“ Clarence sah ihn prüfend an und fragte leise: „Es ist die Prinzessin, nicht wahr?“ „Ja! Ihr habt mich durchschaut. Sie ist es. Und sie ist unerreichbar für mich.“ seufzte Timono. Lächelnd bemerkte der Ritter: „Daher auch der Versuch das Wildpferd zu zähmen. Wegen des Kusses der Prinzessin.“ Dann machte er das Tuch noch einmal nass und legte es wieder auf seine Prellung und sagte