KISHOU II. Michael Kornas-Danisch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Kornas-Danisch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754146002
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war das?!“, fragte Kishou, die endlich wieder einigermaßen zu sich kam.

      „Knüppelhörner – ,gemeine’ Knüppelhörner!“, erläuterte das Untere Squatsch schulterzuckend. „Es verdrängen noch ,spezielle’ von ihnen das Allsein! Das waren aber gewöhnliche Verdrängungen. Nicht ganz ausgegoren. Noch nicht genügend bemessen ...!“

      „Knüppelhörner? – So heißen die?!“, fragte Kishou.

      „Knüppelhörner! Ja, ja – Knüppelhörner. So verdrängen sie das Allsein!“, bestätigte das Untere Squatsch.

      „Und warum haben die uns angegriffen? Wir haben doch gar nichts gemacht?!“

      „Doch, doch – haben wir, haben wir!“, erklärte das Untere Squatsch mit bedauerndem Schulterzucken.

      „Wir sind in ihren Körper eingedrungen!“, schaltete sich nun Mo ein.

      „Wie ...?!“, wunderte sich Kishou.

      „Madame KA ist entschieden ...”, erklärte Mo, „... der Körper eines Wesens ist mehr als das, was eure Augen vom Allsein trennen. Madame KA ist entschieden, eure Augen bemessen nur sein Zentrum – Ich bemaß es schon einmal in euch! Ihr könnt seinen wahren Raum mit euren anderen Sinnen bemessen und vom Allsein verdrängen, wenn ihr so entscheidet!“

      „Ach so!“, staunte Kishou. „jetzt versteh' ich ... Bei mir zu Hause in unserem Garten sind ganz viele Tiere. Ich hab’ auch ein paar Hasen. Und wenn sie keine Lust haben mit mir zu spielen, dann hoppeln sie immer ein paar Schritte weiter, wenn ich ihnen näher komme. Ist das sowas?!“, fragte sie mit großen Augen.

      „So ist es entschieden!“, lächelte Mo.

      „Und weil meine Hasen kleiner sind als ich, müssen sie immer weghoppeln!“, sinnierte Kishou weiter. „... aber für die Knüppelhörner sind wohl eher wir die Hasen, und sollten schleunigst weghoppeln!“, Grinste sie verstehend. „Außer du wohl!“, richtete sie sich an Mo. „Da waren die wohl wieder die Hasen!“

      „Mo bat sie um Verzeihung!“, lächelte sie. Es war nicht Mos Absicht, ungebeten in ihr Revier einzudringen, und es damit zu verletzen. Die Knüppelhörner haben Mo verstanden!“

      „Dann sind sie eigentlich gar nicht so böse, wie sie tun!“ meine Kishou zu verstehen. „Eigentlich sind wir ja dann Schuld! Na ja ... oder wenigsten war’s ein Missverständnis!“, dachte sie laut. Ihr kam das Monster in den Sinn, dessen Horn sich in dem aufgerissenen Baumstamm verklemmt hatte. Sie wandte sich um, und schaute zu dem mächtigen Tier hinüber, das grade einen Steinwurf weit von ihnen noch immer in dem Holz eingeklemmt war. Es war inzwischen von den Anstrengungen der Befreiungsversuche ermattet, und saß entkräftet auf dem Boden. „können wir’s nicht da irgendwie loskriegen?!“, fragte sie. „Er schafft’s vielleicht nicht mehr alleine!“

      „Das wird das kreuselhaarige Stemmholz ja wohl noch allein vom Allsein verdrängen können – wird er ja wohl!“, stellte das Untere Squatsch mit einem kleinen Seitenblick auf Boorh fest, um sich sogleich bei Kishou für eine kleine Unbemessenheit zu entschuldigen.

      Kishou schaute Boorh bittend an, und der zeigte ein willfähriges Grinsen. Gemeinsam gingen sie zu dem ermatteten Brocken hinüber, und Boorh schulterte das mächtige Horn des Tieres. Obwohl Kishou ein Einsehen hatte – ja sogar bereits so etwas wie Mitleid verspürte – hielt sie sich doch besser hinter Mo.

      Boorh brüllte auf und stemmte mit einem Ruck das Horn des Tieres aus seiner Verkeilung. Etwas schwankend erhob es sich, und trottete davon.

      Kishou schaute zufrieden. „na bitte – gar nix los!“, stellte sie leicht übertrieben fest, um dann aber doch noch einen Stoßseufzer loszuwerden. „Aber hier bleiben will ich auf keinen Fall!“, entschied sie mit einem Blick auf das etwas weiter entfernte tote Knüppelhorn. Sie ging, um ihr Bündel aufzusammeln, und band es sich um die Schulter. Die Sonne schickte bereits die letzten Strahlen über den Horizont und färbte den Himmel in ein purpurnes Rot. „Wenigstens noch ein Stückchen!“, meinte sie. „Ich hab’ ja noch meinen Besonderen Apparat der das Licht vom Allsein trennt, wenn’s zu dunkel wird!“ Sie klopfte sich auf ihre Bluse zwischen Brust und Bäuchlein.

      Sie wendeten sich gerade zum Aufbruch, als Mo erneut in jene seltsame Starre verfiel, bevor die Knüppelhörner kamen. Kishous spürte, wie ihre Haut sich zusammenzog und sich die Haare aufstellten. Zu nah war noch das letzte Geschehen.

      Mo drehte sich langsam um sich selbst, und fixierte mit starren Augen auf der anderen Seite des Platzes einen kleinen Felsen, der unweit vor ihnen inmitten einer kleinen Baumgruppe stand.

      „Ist wieder was?“, schluckte Kishou hörbar. Und suchte in der selben Richtung nach irgendwelchen Bewegungen.

      „Mo ist nicht entschieden!“

      „Vielleicht ein kleines Tier ... also was ungefährliches ...!“, erhoffte Kishou flüsternd.

      „Mo ist nicht entschieden. Doch in Mo ist entschieden, dass es zu dieser Zeit keine Gefahr vom Allsein verdrängt!“ Ihre Haltung entspannte sich wieder.

      „Du meinst, du würdest es merken, wenn es was schlimmes sein würde?!“, fragte Kishou sichtlich nervös.

      Mo lächelte und legte den Arm um Kishou. „Wenn ihr so entscheidet, so verdrängt es das Allsein!“, sagte sie nur. Gemeinsam gingen sie zu den Anderen zurück um mit ihnen noch ein Stück weit in die anbrechende Nacht hineinzugehen.

      ~*~

      Erste Begegnung

      Tek duckte sich tief hinter den Felsen, als er gewahr wurde, wie eines der drei seltsamen Gestalten seine Deckung aufmerksam musterte. Seine Augen waren weit aufgerissen, und sein Atem ging schwer. Er war zutiefst verwirrt, und fürchtete nun zudem, entdeckt zu sein.

      Er hatte diese Wesen nie zuvor gesehen – dass heißt, bis auf eines von ihnen. Dem Unteren Squatsch war er in frühen Tagen schon einmal begegnet, als es für kurze Zeit einmal in Zargo auftauchte. Er erinnerte sich an dieses kleine Untersetzte Wesen. Er wusste, dass es das Untere Squatsch war – nach den Legenden gar einer der Herrscher über dieses Drom. Aber viel wusste er nicht von ihm – nicht mehr, als er von den Alten aufgeschnappt hatte.

      Er wusste auch aus erzählten Legenden von Mo und Boorh, aber die hatte er natürlich nie gesehen und erkannte sie somit auch nicht. Er hatte die Gruppe noch rechtzeitig entdeckt, um den Kampf mit den Knüppelhörnern mitzuerleben. Diese Wesen verfügten augenscheinlich über ungeheure Kräfte, aber keiner von ihnen konnte dem Stamm der Grabenmacher zugehören – und auch nicht dem der Langen Schatten. Da war sich Tek absolut sicher. Aber wer waren sie dann?

      Der größte Teil seiner Verwirrung aber galt diesem seltsamen Wesen, dass nicht viel größer war, als das ihm immerhin schon bekannte Untere Squatsch. Die Gruppe war noch zu weit entfernt, um es richtig erkennen zu können, dennoch spürte Tek, wie sich seine Haut bei deren Anblick fröstelnd zusammenzog. Etwas Unerklärliches ging von ihr aus – etwas unerklärliches und wunderbares.

      Er richtete sich vorsichtig wieder etwas auf, und lugte hinter seiner Deckung hervor – um sofort wieder abzutauchen. Jetzt starrten alle diese Wesen zu seinem Versteck hinüber. Seine Augen suchten hektisch nach einem geeigneten Rückzug. Aber er müsste wenigstens für einen Augenblick dafür seine Deckung aufgeben ... Wieder richtete er sich vorsichtig auf, und sah gerade noch, wie die Gruppe im kahlen Gestrüpp der schroffen Landschaft verschwand.

      Tek atmete tief durch – man hatte ihn nicht entdeckt. Er verharrte noch eine Weile hinter seinem Felsen, bevor er tief geduckt, von Deckung zu Deckung laufend, der seltsamen Gruppe folgte. Er hatte keine Ahnung, warum er es tat, aber es schien ihm unmöglich seine Entdeckung wieder einfach entschwinden zu lassen. Zumal eines dieser Wesen so wundersam schien, dass er es auf keinen Fall verlieren durfte, bevor er nicht wusste, was es war. Es war da ein seltsames und schweres Gefühl des Erinnerns in ihm, dass ihm fast den Hals zuschnürte. Aber die Erinnerung hatte keine Bilder ...

      Das große Wesen im weißen Gewand