KISHOU II. Michael Kornas-Danisch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Kornas-Danisch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754146002
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werdet einen Pfad durch die Grenzen vom Allsein verdrängen. Kein Problem. Kein Problem für euch! Und mit meiner bescheidenen Hilfe ...!“

      „Nun fang du auch noch an ...!“, stöhnte Kishou missmutig. „Is’ ja auch egal!“, sagte sie sich, und versuchte, an etwas anderes zu denken ... An die Oasen zum Beispiel. Hatte nicht Trautel Melanchful mal eine Geschichte erzählt, wo solche Oasen vorkamen. ... nein – in der Geschichte hießen sie ,Inseln’, und waren über ein weites großes Wasser verstreut. Es war die Geschichte von dem Fährmann, der es irgendwann zu mühevoll fand, mit seinem kleinen Boot immer zwischen den Inseln hin und her zu fahren. Da hat er große Brücken gebaut zwischen den Inseln, dass es wie ein einziges großes Land war. Die Bewohner der Inseln konnten nun nach belieben und ohne Mühe und wann immer sie wollten in ihren bequemen Kutschen von einer Insel zu jeder anderen gelangen, und es war ein reger Verkehr zwischen ihnen.

      Bald schon vermischten sich die Bewohner der vielen Inseln untereinander, und mit ihnen die Tiere, die Bäume, die Sträucher und die Blumen.

      Doch dann versiegte der Verkehr zwischen ihnen, bis niemand mehr die Brücken betrat. Es gab zu jener Zeit keinen Grund mehr, sie zu überqueren, denn es war nun auf jeder Insel genau so, wie auf jeder anderen. Und alle Bewohner auf allen Inseln langweilten sich, und auch der Fährmann langweilte sich auf seinem kleinen Boot.

      Da verstand er endlich, dass er all die Brücken gar nicht gebaut hatte, um sich vor der Mühe zu bewahren, sondern um zu verstehen, warum er die Mühen einst auf sich genommen hatte ...

      Vielleicht hätte sie sich ja in ihrem großen Garten auch irgendwann einmal gelangweilt, überlegte Kishou, als die Sonne gerade jenen Ort am Himmel fand, von dem sie sich schon bald verabschieden würde. Sie wollte die letzten Strahlen nutzen, um noch in ihrem Licht den Tag mit einer Mahlzeit zu beschließen. Also machten sie Rast. Sie setzte sich auf einen großen, trockenen Grasbüschel und begann in ihrem Bündel herumzukramen. „Gibt es hier auch Tiere?!“, fragte sie in die Runde. „Ich hab’ manchmal was gehört, aber ich war mir nicht sicher!“

      „Boorh entscheidet: Die Zweite Ebene des Zweiten Tals des Zweiten Droms verdrängt sehr viele Wesen vom Allsein!“

      „Nicht viele!“, widersprach das Untere Squatsch. „Nicht viele! Meine Wenigkeit bemisst nicht mehr ,sehr’ viele!". Er warf einen kleinen Seitenblick auf Boorh, der durchaus etwas spöttisches hatte. „Nun ja, es verdrängen hier noch durchaus viele Wesen das Allsein – durchaus. Aber über die Zeiten der versiegenden Wasser ist ihre Zahl geschwunden. Versiegt! ... wie die Wasser!“

      „Ich hab’ aber noch keines gesehen!“, gab Kishou mit vollem Munde zu bedenken!“

      „Wo eines ist, kann ein anderes nicht sein! Sie sind im allgemeinen bemüht ... bemüht den Raum zu respektieren, ... zu respektieren, der euer ist!“

      „Wie meinst du das?!“

      „Sie sind bemüht euer Revier nicht zu verletzen – und das ihre zu schützen!“ Erklärte Mo mit ihrer klaren Stimme.

      „Hab’ ich ein Revier?“, fragte Kishou erstaunt.

      „Madame KA sagt, in jedem Wesen verdrängt ein ein Revier das Allsein – sein Körper ist sein Zentrum. So ist es entschieden!“, antwortete Mo.

      „Und so verdrängt es das Allsein!“, lachte Kishou kauend und streckte schulmeisterlich den Zeigefinger in die Höhe. Immerhin hatte sie ja schon bemerkt, dass in diesem Drom das Allsein offenbar nicht nur 'getrennt', sondern vor allem 'verdrängt' wird. Die Mahlzeit tat ihr offenbar sehr gut.

      Das erwartete Lächeln Mos blieb aber aus. Stattdessen verengten sich plötzlich ihre Augen, und ihr Blick fiel nach innen. Auch das Untere Squatsch und Boorh wandten sich wie verabredet zu Mo. In ihren Gesichtern lag eine Spannung. Es war nicht zu übersehen, dass irgend etwas nicht stimmte.

      Kishou blickte fragend von einem zum anderen. „Ist was?“, fragte sie verunsichert.

      Niemand antwortete. Doch plötzlich weiteten sich die Augen Mos wieder, und ihr Kopf erhob sich. „Wir haben ein Revier verletzt!“, sagte sie leise und erhob sich. „Bereitet euch vor!“ Sie wendete sich ab, und verschwand kurz darauf zwischen den hohen, trockenen Gräsern, Büschen und Baumgerippen.

      ~*~

      Die Verweigerung

      In dir ist entschieden: ,Tek – der Dompteur’! Und wie es entschieden ist, so verdrängt es das Allsein!“

      Es war Rahon, der diese Worte sprach. Die vollzählig versammelten Grabenmacher des Ortes reagierten mit einem tiefen, zustimmenden Brummen, und wippten dabei mehrmals gemeinsam mit den Oberkörpern.

      Der Stamm hatte sich noch am selben Abend, kurz nach der Rückkehr der Gruppe, die Tek begleitet hatte, auf dem am Rande Zargos befindlichen Dorfplatz versammelt. Sie saßen dort dicht gedrängt in einem großen Kreis.

      Rahon, mit einer Lanze bewaffnet, lief ziemlich aufgeregt um den in der Mitte des Kreises sitzenden Tek herum. Er suchte offenbar nach Worten, denn er stoppte seinen Gang, und umkreiste nun Tek in der anderen Richtung. „Niemand von uns ...!“ Er verhielt wieder in seinem unsteten Lauf, um die Richtung abermals zu wechseln. „... niemand von uns erinnert sich einer solchen Verdrängung des Allseins! ... niemand!“ Das letzte Wort wiederholte er fast für sich, während er nachdenklich in sich gekehrt Halt machte. „Nicht die Ältesten unter uns!“, fügte er ebenso leise hinzu.

      Sein Körper richtete sich ruckartig zur vollen Größe auf, und er blickte musternd in die Runde seines Stammes. „Der Stamm der Grabenmacher verdrängt nun ein Geschick vom Allsein, dessen Entschiedenheit das Maß des Widerstands der Langen Schatten weit übersteigt!“ Er wendete sich abrupt zu Tek, und rammte seine Lanze tief in den Boden. „Mit der Kraft der Rjuchhus wird die Zeit der Grabenmacher soviel Raum vom Allsein verdrängen, dass alle Oasen Teil ihres Reviers sein werden! In der Bemessenheit der Kraft der Rjuchhus werden wir bald dort das Allsein verdrängen, wo jetzt noch Stämme der Langen Schatten den Raum bemessen!“

      Ein Brummen und Körpernicken hinter ihm gab seinen Worten zustimmenden Rückhalt.

      „So ist es entschieden, und so verdrängt es von nun an das Allsein!“, schloss er seine Rede, während er mit einem Ruck seine Lanze aus dem Boden zog. Er machte kehrt, und setzte sich im Innenkreis seiner Stammesgenossen nieder. „Nun sprich du – Tek – Dompteur – Wie viele Rjuchhus wirst du für uns in Besitz nehmen können, in einer Zeit, in der zwei volle Monde das Allsein Verdrängen? Dieser Raum ist bemessen, um ihn mit anderen Vorbereitungen zu füllen!“, stellte er fest. „Wir werden als erstes Luegra in Besitz nehmen, und ihn als einen Ort der Grabenmacher vom Allsein verdrängen. In Luegra verdrängt die nächstliegende Oase der Langen Schatten das Allsein, und in ihr soll sich als Erstes unsere neue Macht bemessen!“

      Tek antwortete nicht gleich. Er schien unsicher zu sein und starrte fast verlegen vor sich hin. „Wo ein Ding ist, kann ein ander Ding nicht sein!“, flüsterte er mehr, als das er sprach. Es war zu leise, als das es von den Umliegenden gehört werden konnte. Endlich richtete er seinen Blick auf. „Ich bin Tek, Afetit vom Stamme der Grabenmacher ...!“, hob er endlich an. Er zögerte wieder etwas. „Aber ich bin auch Tek der Dompteur!“, setzte er fort und blickte dabei fast auffordernd in die Menge.

      „So verdrängt es das Allsein!“, erwiderte Rahon unter der Zustimmung seiner Landsleute.

      Teks Blick senkte sich kopfschüttelnd. „Und ich weiß nicht ...!“

      Rahon nickte verständig. „Es verdrängen an diesem Orte nicht sehr viele der Rjuchhus das Allsein. Es ist nicht von Bedeutung für unser Ziel, sollte sich der Raum, den du benötigst, um einen vollen Mond erweitern!“

      Tek schüttelte erneut verlegen mit dem Kopf. „Nein ... nein, dass ist nicht, was ich bemesse. Der Afetit kann nicht sein, wo ein anderer schon ist!“, fügte er mit wieder leiser werdender Stimme hinzu. Eine kleine irritierende Pause entstand, und alle Blicke lagen fragend auf Tek, der sich nervös auf den Lippen herumbiss. „Ihr trennt nur Tek, den Afetiten vom Stamm der Grabenmacher