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      Robert Lang

      kollateral

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Prolog: Status quo ante

       Erstes Kapitel: Corpus delicti

       Zweites Kapitel: Netzwerker

       Drittes Kapitel: Jäger und Gejagte

       Viertes Kapitel: Atmosphärische Störungen

       Fünftes Kapitel: Profis bei der Arbeit

       Sechstes Kapitel: Irritationen

       Siebtes Kapitel: Eine spät gepflückte Blume

       Achtes Kapitel: Am See

       Neuntes Kapitel: Und… Action!

       Zehntes Kapitel: Freiheit oder nicht?

       Elftes Kapitel: Ein enges Zeitfenster

       Epilog: Suum cuique

       Impressum neobooks

      Prolog: Status quo ante

       Robert Lang

       kollateral

       Roman

      Impressum:

      © 2021 by Robert Lang (Pseudonym)

      Heinz-Gerd Faßbender

      D-77728 Oppenau

      E-Mail: [email protected]

      Umschlaggestaltung Harri Faßbender

      Druck und Vertrieb: epubli, ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

      Printed in Germany

       1

      Er hätte wissen müssen, dass so etwas passieren kann. Mit den Briefmarken hat er sich angreifbar gemacht, denkt Langer, Quittung hin oder her. Die verdammten Briefmarken!

      Bornemanns Sekretärin hat ihn von Beginn an nicht gemocht. Wochenlang hat sie nach dem Haar in der Suppe gesucht, ihm fehlende Arbeitsmoral oder mangelnde Sorgfalt unterstellt, und je weniger sie an ihm und seiner Arbeitsweise auszusetzen fand, desto mehr hat sie ihn schikaniert. Es kann nicht sein, was nicht sein darf, er ist schließlich kein richtiger Arbeitnehmer, sondern ein „Künstler“. Die Anführungszeichen spricht sie jedes Mal laut und vernehmlich mit.

      Aber endgültig hat er das Fass zum Überlaufen gebracht, als er sie auf zwei Tippfehler aufmerksam machte, die ihr bei einem nur zwölfzeiligen Brief unterlaufen sind, den er eigentlich nur eintüten und frankieren sollte. Seither ist es blanker Hass.

      Er hätte die Klappe halten sollen.

      Sie haben ihn ins Büro den Chefs gerufen, direkt, nachdem er ahnungslos aus der Mittagspause kam. Zu dritt sind sie über ihn hergefallen. Die alte Sekretärin, der Firmenchef und irgendein Anzugträger, der blutleerer ist als ein Vampir am Ende der Fastenzeit.

      „Was haben Sie mit den Marken gemacht, die Sie heute von der Post mitgebracht haben?“

      „Die sind dort, wo Sie hingehören. Ich habe mir zwanzig Stück davon übers Wochenende ausgeborgt, weil ich heute Abend noch wichtige private Unterlagen zu verschicken habe. Aber dafür habe ich eine Quittung ins Briefmarkenbuch gelegt.“

      Das mit den wichtigen Unterlagen ist die Wahrheit. Er nimmt an verschiedenen Musikwettbewerben teil, bei einem davon ist der Einsendeschluss am kommenden Montag. Er hat einige Demobänder zu verschicken gehabt, ebenso wie Probeseiten seines Gedichtbands, den er gerade fertiggestellt hat. Und weil er pleite ist und sein Monatslohn erst in ein paar Tagen auf dem Konto eingehen wird, hat er diese kleine Anleihe genommen.

      „Geliehen, geliehen“, giftet Bornemanns Sekretärin. „In dem Buch liegt keine Quittung. Sie haben Marken im Wert von sechsunddreißig Euro gestohlen, und ich habe Sie dabei ertappt.“ Und zum Chef gewandt: „Ich hab’s von Anfang an gesagt. Was soll man auch anderes von diesen, äh… Künstlern erwarten.“

      In diesem Moment wird ihm heiß und kalt zugleich. Diese Schlange hat ihn ausmanövriert und den Zettel verschwinden lassen, während er an der nahegelegenen Imbissbude ahnungslos seine tägliche Currywurst gegessen hat. Und natürlich hat er keinen Zeugen.

      Sie hat ihn loswerden wollen, und er muss neidlos anerkennen, dass sie dabei alles richtig gemacht hat. Willkommen im richtigen Leben, Herr Langer!

      Endgültig begreift er seine missliche Lage, als ein sichtlich schlechtgelaunter Bornemann sein Urteil fällt. „Holen Sie sich Ihre Papiere in der Personalabteilung. Ich will Sie hier nicht mehr sehen. Und ich werde natürlich Anzeige erstatten. Das bin ich meinem Betrieb und seinen ehrlichen Mitarbeitern schuldig. Und jetzt raus hier!“

      Du dämlicher Hund, hat Langer gedacht. Ich fälsche seit Monaten Stundenbelege von Aushilfen für dich, damit du dir ein paar Tausender an Sozialversicherung einsparst.

      Aber er hat geschwiegen und ist aus dem Büro geschlichen wie ein begossener Pudel. Er kann es nicht wahrhaben. Ein paar Wochen vorher hat seine Claudia Schluss mit ihm gemacht (Sie braucht jemanden „mit mehr Biss, mit mehr Ehrgeiz und Zielstrebigkeit“). Und jetzt ist sein Job weg, er hat Mietschulden - und das Schlimmste steht ihm noch bevor. Dieser blöde Hund könnte tatsächlich die Polizei auf ihn hetzen, und dann steht Langer vermutlich ein Prozess wegen Diebstahls, Unterschlagung oder was auch immer bevor. Und obwohl es sich um eine Bagatelle handelt, ist es unangenehm und zieht ihn noch weiter runter, als er es schon ist.

      Andererseits, das Ganze ist jetzt sechs Wochen her, und weder von der Polizei noch vom Gericht ist eine Vorladung gekommen. Vielleicht hat sich die Firma ja eines Besseren besonnen und die Sache fallen lassen. Es ist ohnehin fraglich, ob sich ein Richter mit einer solchen Nichtigkeit befassen will. Aber die Geschichte hängt immer noch wie ein Damoklesschwert über ihm und hindert ihn daran, sich zu entspannen und auf andere Dinge zu konzentrieren.

      Es ist seine erste und einzige Begegnung mit dem großen Bornemann gewesen, denkt er jetzt bitter, als er sich eine neue Dose Billigbier aus dem Kühlschrank holt. Vermutlich hat dieser ihn schon am nächsten Morgen wieder vergessen. Langer ist nur eine Aushilfe mit zwanzig Wochenarbeitsstunden gewesen, auch wenn er schon seit acht Monaten im Betrieb gearbeitet hat. Wozu sich weiter an ihm