Verlorenend - Fantasy-Epos (Gesamtausgabe). S. G. Felix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: S. G. Felix
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738095289
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den Hals.

      »Die Festung Mondstein ist leer. Alle Largonen sind fort. Wir haben es genau überprüft.«

      »Sie sind weg? Das ist merkwürdig. Als ich Brelius telepathisch zur Largonen-Festung geleitet habe, da habe ich auch keine Largonen wahrnehmen können, die Brelius hätten aufhalten können. Wo sind sie? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich auch selber hingehen können.«

      »Wir haben es nicht herausfinden können«, sagte Feuerwind. »Sie sind einfach fort.«

      In Koros’ Gehirn arbeitete es. Wieso sollten die Largonen verschwunden sein? Sie waren die Wächter des Zeittores. Schnell kam er zu einer Lösung.

      »Das Buch! Es hat mir geholfen. Es hat mir berichtet, dass sich die Späher um die Largonen kümmern würden. Die Späher haben mir tatsächlich geholfen, so wie es das Buch gesagt hat. Die Largonen haben versagt. Das Zeittor ist aktiviert und unbewacht und wartet nur darauf, von mir geborgen zu werden. Das ist fantastisch!«, sagte Koros, wobei er gar nicht merkte, dass er mit sich selbst redete.

      Wrax war sich nicht ganz sicher, wen sein Erster mit den Spähern meinte. Aber das wollte er eigentlich auch gar nicht so genau wissen. Dieses Buch, mit dem sein Erster viel Zeit (zu viel Zeit, wie Wrax sich nicht eingestehen wollte) verbrachte, war ihm schon unheimlich genug.

      Koros ballte die linke Hand zu einer Faust: »Ich wusste es! Ich wusste, dass es funktionieren würde. Was ist mit Brelius? Ist er wieder aufgetaucht?«

      »Ja, Herr. Er hat die Festung verlassen, nachdem er den Schlüsselstein benutzt hat und wurde kurz darauf wieder in seinem Heim gesichtet. Allerdings soll er es schon wieder verlassen haben.«

      »Wohin ist er gegangen?«, fragte Koros mit einem Anflug von Besorgnis.

      Der Gorgen schwieg, weil er es nicht wusste und sich nicht traute, Koros zu erklären, warum er und seine Artgenossen es versäumt hatten, Brelius nach dessen Besuch der Largonen-Festung nicht weiter zu folgen. Er fürchtete, einen Wutanfall über sich ergehen lassen zu müssen.

      Koros ging ein paar Schritte weg von Wrax und Feuerwind und stellte sich mit dem Kopf zur Wand. Er schloss die Augen.

      Feuerwind war verdutzt. Er verstand nicht, was der Herrscher gerade tat. Wrax wusste es. Koros versuchte, telepathischen Kontakt zu Brelius aufzunehmen, so wie er es schon einmal gemacht hatte, als der Sternenbeobachter für ihn zu dem Zeittor gehen und es für ihn aktivieren musste.

      Sein Versuch schlug jedoch fehl. Er versuchte es wieder. Erfolglos. Dann gab er auf und drehte sich wieder um.

      »Ich kann ihn nicht erreichen. Das kann nur bedeuten, dass dieser Dummkopf ein zweites Mal durch das Tor gelaufen ist und dortgeblieben ist. Wäre er noch in dieser Welt, würde ich ihn erreichen können. Oder aber er ist tot. Und Letzteres wäre mir am liebsten.«

      Koros schaute kurz grüblerisch zur Seite. »Und selbst wenn er noch am Leben sein sollte. Was soll dieser Niemand schon ausrichten? Die Späher werden sich um ihn gekümmert haben. Das Tor ist nur für mich bestimmt, das wissen die Späher. Sie werden ihn hoffentlich umgebracht haben. Ich werde das Buch nachher fragen, was mit ihm geschehen ist.«

      »Da bin ich mir ganz sicher, Herr«, versuchte sich Feuerwind einzuschleimen, doch Schleimerei war bei dem Herrscher fehl am Platze. Koros sah in Feuerwind und seinen Artgenossen nicht mehr als eine von ihren primitiven Instinkten fehlgeleitete Narretei der Schöpfung. Nützlich ab und zu. Mehr aber nicht.

      »Was hast du noch zu berichten, Feuerwind?«

      »Das Zeittor wurde reaktiviert. Brelius Vandanten war tatsächlich im Besitz des echten Schlüsselsteins, wie Ihr es vermutet habt. Von jetzt an ist das Zeittor geöffnet. Sie können es jederzeit benutzen, Herr.«

      »Sehr gut. Sehr gut«, freute sich Koros und warf dem entlasteten Wrax einen bestätigenden Blick zu. »Jetzt, da wir wissen, dass das Tor funktioniert, können wir endlich die weiteren Schritte einleiten.

      Der Gorgen machte auf einmal einen Schritt zurück und legte eine entschuldigende Miene auf. »Nun, Herr, wir wissen zwar, dass das Zeittor wieder funktioniert, es gab dann aber bedauerlicherweise ein kleines Problem.«

      »Welches?«

      »Nachdem wir durch den Geheimgang, der aus dem Inneren der Festung der Largonen führt, zurückgekommen sind, verschwand der Ausgang plötzlich. Wie es aussieht, verändert der geheime Gang seine Lage jedes Mal, nachdem er benutzt wurde. Es ist eine Art Sicherheitsmechanismus. Der Zugang ist jetzt irgendwo in den Grashügeln rund um die Festung der Largonen. Wir haben ihn gesucht, nur waren wir zu wenige, als dass wir ihn hätten finden können. Deshalb habe ich mich auch um so viele Tage verspätet und habe Brelius aus den Augen verloren.«

      Koros presste seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und stellte sich dicht vor den Gorgen. »Wozu bezahle ich euch Wilde eigentlich? Habe ich nicht ausdrücklich angeordnet, ihr sollt feststellen, wo sich der geheime Zugang befindet?«, brüllte er los.

      Feuerwind begann mit seinen Flügeln zu zittern.

      »Aber Herr, wir konnten doch nicht wissen, dass der Zugang seinen Standort verändern kann. Wenn wir noch einmal losziehen würden, mit ausreichend Gorgens, dann finden wir ihn bestimmt.«

      Koros starrte voller Verachtung ein paar Sekunden dem Gorgen in die gelben Augen, wandte sich dann von ihm ab und schlug, so fest er konnte, mit der Faust auf den Tisch.

      »Erster, wir werden schon an das Tor herankommen. Wichtig ist allein, dass wir wissen, dass es existiert und funktionsfähig ist. Die Largonen sind fort, also werden wir einen anderen Weg in die Festung finden«, versuchte Wrax seinen Ersten zu beruhigen.

      »Sie haben Recht, Wrax. Gibt es vielleicht sonst noch irgendetwas, das ich erfahren sollte, Feuerwind?«

      »Ja, Herr«, begann dieser vorsichtig. »Auf unserem Rückweg sind wir zwei Menschen und einem Sortaner begegnet, gut zehn Tagesmärsche vor den Toren der Largonen Festung.«

      »Und?«

      »Wir wollten den Sortaner ausfragen, was er soweit außerhalb der Stadt zu suchen habe, aber die Menschen kamen dazwischen und einer verletzte mich mit seiner Armbrust, sodass ich nicht mehr in der Lage war zu fliegen.«

      Feuerwind öffnete seine Flügel ein wenig, um Koros seine Verwundung zu zeigen. Dieser interessierte sich jedoch nicht sonderlich dafür. »Sehr bedauerlich. Ich hoffe, es wird schnell heilen«, sagte er angewidert.

      »Das ist nicht das Problem, Herr. Wie ich von ihnen erfahren habe, waren sie ebenfalls auf der Suche nach dem Tor.«

      Koros wurde hellhörig: »Wieso das?«

      »Sie waren auf der Suche nach Brelius Vandanten. Sie wissen irgendetwas von dem Tor. Vielleicht wollen sie es sogar selbst benutzen.«

      »Was weißt du über die drei?«

      »Der Sortaner ist nur ein einfacher Händler. Über den älteren Menschen konnten wir nichts in Erfahrung bringen, aber der jüngere stammt nicht von hier. Jemand vom alten Schienenbahnhof an der Westküste verriet uns seinen Namen: Antilius.«

      »Antilius«, wiederholte Koros begeistert.

      Wrax war verwundert über diese Reaktion. Eigentlich kannte er seinen Ersten ganz gut. Glaubte er jedenfalls.

      »Ich denke aber nicht, dass diese Truppe Euch irgendwie im Weg stehen könnte, Herr.«

      »Sehr gut, Feuerwind. Geh jetzt. Eine meiner Dienerinnen wird dich für deine Arbeit entlohnen. Warte in der Eingangshalle auf mich, dann werde ich dir Anweisungen für mein weiteres Vorgehen geben.«

      »Oh, vielen Dank, mein Herr. «Nachdem Feuerwind den Saal verlassen hatte, bemerkte Wrax, dass Koros beunruhigt zu sein schien. »Erster, machen Euch etwa diese beiden Menschen, die nach dem Tor suchen, Sorgen?«

      Koros schüttelte den Kopf. »Die Tatsache, dass sich jemand in meine Pläne einmischt, gefällt mir nicht, obwohl ich weiß, dass ich von diesen Sonderlingen sicherlich nichts zu befürchten habe. Was mich allerdings nachdenklich gemacht