Verlorenend - Fantasy-Epos (Gesamtausgabe). S. G. Felix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: S. G. Felix
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738095289
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erstens: Sagt doch einfach Haif zu mir. Und zweitens: Was ich hier mache, geht nur mich etwas an.«

      »Aber ...« Antilius konnte nicht weitersprechen, weil der Gorgen wieder zu Bewusstsein kam. Rasch näherte sich Pais und hielt die Armbrust wieder schussbereit.

      »Halt! Nicht schießen!«, flehte der Gorgen mit seiner zischenden Stimme.

      »Ja! Jetzt winselst du, du Tier!«, schimpfte Haif übermütig.

      Der einstige Anführer stöhnte vor Schmerz.

      »Wie heißt du?«, fragte Pais in einem herrschenden Ton.

      »Feuerwind.«

      »Was für ein dämlicher Name! Was wolltest du von dem Sortaner?«

      Feuerwind schwieg.

      Haif baute sich, soweit es ihm mit seinem kleinen rundlichen Körper überhaupt möglich war, vor dem Gorgen auf.

      »Na los! Antworte! Was wolltest du von mir?«

      »Tu doch nicht so scheinheilig, Zwerg! Du hast nach dem Tor gesucht.«

      »Ha! Was denn für ein Tor? Lügner! Du wolltest mich ausrauben!«

      Feuerwind wandte sich wieder an Pais und Antilius. »Und ihr? Sucht ihr auch nach dem Tor?«

      »Du bist nicht in der Position, Fragen zu stellen. Übrigens, ich glaube, das gehört mir.« Antilius deutete auf den Kompass, den Feuerwind um den schwarzen Hals trug und nahm ihn ihm ab.

      »Nimm es ruhig. Dieses komische Ding hat mir sowieso nicht gefallen.«

      Pais hatte unterdessen keine Anstalten gemacht, seine Armbrust zu senken. »Du bist also auf der Suche nach einem Tor? Was soll das genau für ein Tor sein?«

      »Aber das wisst ihr doch ganz genau. Das Zeittor.« Eine kurze Pause machte Feuerwind klar, dass die Menschen und der Sortaner genau wussten, wovon er sprach.

      »Du suchst also das Zeittor«, begann Pais. »Wieso? Was will eine kleine Gruppe Wilde, die sich bei Blitz und Donner in ihre Höhlen verkriechen, damit anfangen?«

      »Das geht euch nichts an.«

      Pais zielte wieder mit seiner Lieblingsausrüstung.

      »Also gut! Also gut. Wir haben nach dem Zeittor gesucht. So lange schon galt es als verschollen, und da begegneten wir diesem dummen Sortaner und wollten herausfinden, ob er weiß, wo es sich befindet.«

      »Ich bin nicht dumm, du Echse!«

      Pais bedeutete Haif, still zu sein. »Sprich weiter!«

      »Wir haben versucht, den Sortaner auszuquetschen, als ihr dazwischen gekommen seid. Was wisst ihr eigentlich über das Tor?«

      »Wir stellen hier die Fragen!«

      »Ich meine es doch nur gut mit euch. Wer sich in die Nähe des Zeittores wagt, der geht ein großes Risiko ein.«

      Pais war misstrauisch. »Ich glaube kaum, dass du aus eigenem Antrieb das Tor gesucht hast. Für wen arbeitest du?«

      Schweigen.

      »Antworte, oder ich durchlöchere auch noch deinen anderen Flügel!«

      Doch Feuerwind blieb ihm eine Antwort schuldig. Aber Antilius konnte sich schon denken, für wen er arbeitete.

      Nach einer Weile nahm Pais schließlich die Waffe herunter. »Geh! Hau ab!«

      Feuerwind war erstaunt. »Ihr schenkt mir die Freiheit?«

      »Ich sage es nicht noch einmal. Verschwinde!«

      »Er hat heute seinen mitfühlenden Tag«, sagte Gilbert spöttisch.

      »Danke. Aber ich warne euch! Wenn ihr das Tor findet und benutzen wollt, dann spielt ihr mit eurem Leben.«

      Pais richtete wieder die Armbrust auf Feuerwind. Diese Geste war unmissverständlich und der Gorgen eilte davon. Fliegen konnte er durch die Verletzung nicht mehr.

      »Halt! Warte! Wo sind meine restlichen Sachen?«, rief Antilius Feuerwind noch hinterher, doch der drehte sich nicht mehr um, sondern verschwand im Baumlabyrinth. »Verdammt! Wieso hast du ihn gehen lassen?«

      Pais legte die Armbrust beiseite und setzte sich, weil ihm seine Wade immer noch Schmerzen bereitete. »Gorgens können furchtbar stur sein. Aus ihm hätten wir allenfalls nur noch mehr Lügen herausbekommen.«

      »Glaubst du, er arbeitet für Koros?«

      Pais nickte.

      »Wieso sollte Koros nach dem Tor suchen lassen? Ich dachte, er wüsste bereits, wo es sich befindet«, fragte Gilbert.

      »Er hat es nicht suchen lassen. Der Gorgen hat uns belogen. Aber er hat irgendetwas dort gemacht. Vielleicht hat er auch nur den schnellstmöglichen Weg ausgekundschaftet, um zum Tor zu kommen. Oder er hat auch nach Brelius gesucht, was ich am ehesten vermute. Aber das konnten wir ihm wieder aus dem Kopf schlagen. Mit dem verletzten Flügel kommt er nicht mehr so schnell voran. Und die anderen drei sind zu feige, um zurückzukommen.«

      »Möglich. Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl dabei, ihn laufen gelassen zu haben«, sagte Antilius missmutig. Er wandte sich wieder Haif zu. »Also, erkläre uns, warum du hier bist!«

      »Soll das ein Verhör werden?«

      »Nein, aber wir können ja eines daraus machen«, sagte Pais und deutete auf die Armbrust.

      »Schon gut. Ich sage es euch. Ihr habt mir schließlich das Leben gerettet. Ich suche nach dem Gleichen, wonach ihr sucht und auch der Gorgen.«

      Antilius wurde stutzig. »Woher kennst du das Zeittor?«

      Haif schaute nach unten, um Antilius’ Blick auszuweichen.

      »Nun, eigentlich hast du mich auf die Idee gebracht.«

      »Ich?«

      »Ja. Du hast mir erzählt, dass du nach diesem Sternenbeobachter suchen würdest. Zufälligerweise wusste ich, wo er wohnt und habe gehört, dass er schon seit Längerem verschwunden sei. Also dachte ich mir, bevor du, Antilius, sein Haus findest, schaue ich mich dort kurz um.«

      »Du bist bei ihm eingebrochen und hast seine Sachen durchgeschnüffelt? Das schlägt ja dem Fass den Boden aus!«, intervenierte Pais zornig.

      »Ich habe aber nichts gestohlen. So etwas würde ich nie tun.«

      »Du hast den Stimmenkristall benutzt. Deshalb funktionierte er bei uns anfangs nicht, weil du nicht wolltest, dass noch jemand anderes davon erfährt«, sagte Pais.

      Haif grinste verschlagen. »Ich dachte, ich könnte mit diesem Tor ein gutes Geschäft machen.«

      »Ein Geschäft?«

      »Wenn ich das Tor zuerst finden würde, so hoffte ich, dass ich es später an den Meistbietenden verkaufen könnte. Es gibt eine Menge von Interessenten. Ein Tor zu besitzen, das es eigentlich gar nicht geben darf. Selbst wenn es nicht funktioniert, ist es mehr wert, als ich in meinem ganzen Leben durch den Verkauf von Informationen erwirtschaften könnte.«

      »Du und welche Armee? Wie hast du dir denn vorgestellt, ganz allein in die Largonen-Festung zu spazieren?«

      Haif lächelte tückisch und schwieg.

      »Raus damit!«, befahl Pais wütend.

      Der Sortaner zögerte. »Ich kenne den Geheimgang, der in die Festung führt.«

      »Und selbst wenn du in die Festung kommen würdest. Das Zeittor wird wahrscheinlich schwer bewacht. Du würdest nicht mal in seine Nähe kommen.«

      »Ich glaube nicht, dass es bewacht wird«, sagte Haif. »Ich habe gehört, dass die Largonen fort sind.«

      »Fort? Das glaube ich nicht. Das wäre doch Unsinn!«, sagte Pais wütend.

      »Brelius Vandanten hat es geschafft hineinzukommen. Und er hat nichts von