Der wunderbare Garten der Druiden. Claudia Urbanovsky. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Claudia Urbanovsky
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783738009958
Скачать книгу
unserer vierbeinigen Freunde erheblich kürzer als unsere; es ist zu vermuten, dass z.B. mit Beinwell behandelte Pferde eher ihrem Alter als einer Leberkrebserkrankung erliegen. Zum anderen ist Beinwell, wie oben angeführt, eine Futterpflanze, die die Tiere auch freiwillig und mit Gusto zu sich nehmen. Für gewöhnlich fressen sowohl Rinder als auch Pferde nichts, was ihnen nicht gut tut. Man nennt dies »Instinkt«, etwas, was wir Zweibeiner im Laufe unserer Entwicklung fast vollständig verloren haben, so dass wir entgegen aller Vernunft eher Dinge tun, essen oder einnehmen, die uns – wissentlich – schaden! Kein Pferd käme auf die Idee, sich die Leber zu ruinieren, indem es sich mit Alkohol zuschüttet, bis die letzte Gehirnzelle im Nichts aufgelöst ist. Man verwendet also ruhig weiterhin die Blätter zur Wundheilung: als Breiumschläge äußerlich bei Quetschungen, Blutergüssen, Venenleiden, Verstauchungen, Rheuma oder Hautausschlägen und Ekzemen, und gelegentlich als Tee oder als Tinktur innerlich, wenn zum Beispiel die Heilung eines Knochenbruchs beschleunigt werden soll. Beinwell bewirkt außerdem auch, dass die Gelenke wieder »mitmachen«; deshalb sind die Blätter als Badezusatz für die Vitalität sehr zu empfehlen und vollkommen unschädlich.

      In der Antike und bei den Druiden-Ärzten der gallischen Kelten wurden vornehmlich die schleimigen Wurzeln abgekocht, um damit Knochenbrüche, Quetschungen, Prellungen, Verrenkungen, aber auch Geschwüre und alte Narben zu behandeln. Dieser schleimige Brei wurde aus klein geschnittenen Wurzeln hergestellt, die man über Nacht in einem Tongefäß im kalten Wasser quellen ließ, bevor man sie – im gleichen Tongefäß – bei kleiner Flamme zu Brei zerkochte. Bei den Kelten wurde in diesen Brei zusätzlich Lehmpulver eingerührt und dann reichlich fingerdick auf die zu behandelnde Stelle aufgetragen. Man ließ den Beinwellbrei-Lehmverband entweder so lange auf der Verletzung, bis er vollständig ausgetrocknet war, oder man erneuerte ihn spätestens nach einer Nacht, also nach etwa 12 Stunden.

      Ich habe diese Methode selbst mit großem Erfolg eingesetzt, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, den Beinwellbrei-Lehmverband mit Frischhaltefolie zu fixieren und dadurch feucht zu halten und ihn bei Knochen- und Gelenkverletzungen immer lauwarm anzulegen. Statt Beinwellwurzeln, die sehr schwer zu trocknen sind und leicht schimmeln, können auch die Blätter für Umschläge genommen werden.

      Am Rande sei hier noch kurz erwähnt, dass Leichtgläubigen im Mittelalter gerne »Beinwellwurz-Männchen« als »Alraunewurz-Männchen« aufgeschwatzt und dass die von ihren kleinen Wurzeln befreiten phallisch anmutenden Hauptwurzeln gelegentlich in Liebeszaubern verwendet wurden. Ansonsten ist in magischer Hinsicht nicht viel über Symphytum officinalis überliefert, vielleicht deswegen, weil man die Heilkraft der Pflanze bei der Behandlung der damals oftmals fatalen Knochenbrüche, auch offenen Brüche, an sich bereits als magisch empfand.

       Kapitel 2.5 Brechwurz

      Lateinisch: Asarum europaéum L.

      Weitere deutsche Volksnamen: Nieswurz, Hasenpappel,

      Gewöhnlicher Haselwurz

      Altertümlich: Hexenrauch, Teufelsklaue

      Gallisch-keltisch: Bacar

      Botanisch gehört die Brechwurz zur Familie der Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae) und zu den Bedecktsamern. Sie ist eine mehrjährige Pflanze und wird 5 bis 10cm hoch. Die Sprossachse ist kriechend mit 2 bis 3 bräunlich-grünen Niederblättern. Die Blüten stehen einzeln unmittelbar in Bodennähe, sie sind kugelförmig, braunrot mit 3 Zipfeln. Die Pflanze besitzt 12 Staubblätter und 2 immergrüne Laubblätter sind nierenförmig-rundlich und glänzend. Die vorweiblichen (protogynen) Blüten bestäuben sich in der Regel selbst. Die Samen tragen Elaiosome und werden von Ameisen verbreitet.

      Man findet Brechwurz in Laubwäldern, Gebüschen, Au- und Schluchtwäldern vor allem auf feuchten und kalkhaltigen Böden. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Eurasien bis Sibirien und Europa von Skandinavien bis Südfrankreich, Mittelitalien und Griechenland. Brechwurz riecht intensiv nach Pfeffer. Ihre Blütezeit ist von März bis Mai. Man sammelt den Wurzelstock mit Wurzeln im August. Alle Teile der Pflanze sind schwach, der Wurzelstock ist stärker giftig.

      Die Pflanze enthält in den Blättern bis zu 0,3 % ätherisches Öl. In den Wurzeln kann dieser Gehalt bis auf 4 % ansteigen. Es existieren vier verschiedene Brechwurzsorten. Bei der am häufigsten vorkommenden Art besteht das ätherische Öl zu vier Fünfteln aus alpha-Asaron (sogenanntem Asarumkampfer). Weitere Inhaltsstoffe sind Mono- und Sequiterpenderivate sowie Flavonoide und Phenolcarbonsäureverbindungen.

      Die Pflanze dient auch heute noch als auswurfförderndes Mittel, insbesondere bei trockenen Rachen- und Kehlkopfkatarrhen sowie bei Asthma. Homöopathisch verwendet wird Asarum europaéum L. in entsprechender Verdünnung bei nervösen Reizerscheinungen wie Kopfschmerz mit Übelkeit oder nervösem Erbrechen. Auch bei Hysterie, nervöser Überempfindlichkeit, Lichtscheuheit oder Frostgefühl wird das homöopathische Mittel verabreicht. Außerdem findet man Brechwurz in ganz niederen Dosen noch als Zusatz in Niespulvern und in einem österreichischen Schnupftabak.

      In der französischen Sprache hat sich der gallisch-keltische Name der Brechwurz – »bacar« – in einer Verbalhornung als »cabaret« bzw. »asaret« bis zum heutigen Tage gehalten. Schon im Altertum galt die Pflanze als Heilmittel und wurde auch für die Zubereitung von wohlriechenden Salben oder die Herstellung von Kränzen benutzt. Gemeinsam mit dem Efeu und der Echten Nieswurz – Helleborus viridis – war die Brechwurz dem Bacchus geweiht. Dioscorides verwendete die Brechwurz insbesondere als Brechmittel. Außerdem empfahl er die Pflanze gegen Wassersucht und chronischen Ischias.

      Darüber hinaus überliefert er uns eine Rezeptur aus Brechwurz und Minze in Honigwasser, die er bei weiblichen Monatsbeschwerden verschrieb.

      Allerdings muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass Brechwurz in hohen Dosen abtreibend wirkt. Grund dafür ist das in ihr enthaltene Asaron, das eben nicht nur Brechreiz auslöst, sondern in zu hoher Dosierung und unvernünftig verwendet eben auch zu Gebärmutterentzündung, Nierenentzündung, einer allgemeinen Schwächung des Körpers und schließlich zum Kollaps führt. Schon der »Vater der deutschen Botanik«, Otto Brunfels (1488–1534), beschreibt in seinem dreiteiligen »Herbarum vivae icones« den Einsatz eines solchen aus Brechwurz destillierten Wassers als Abtreibungsmittel, das gerne von »bösen Schlepseck« angeboten wurde.

       Kapitel 2.6 Brennessel

      Botanisch: Urtica dioica L.

      Gallisch-keltisch: Tanatt Bretonisch: Danad

      Die stark variierende Brennnessel – Urtica dioica – besitzt einen ausdauernden, kriechenden, stark verästelten Wurzelstock. Ihr 30 bis 150cm hoher Stängel ist einfach, vierkantig, mit kurzen Borsten und langen Brennhaaren besetzt. Die gegenständigen eiförmigen bis länglichen Blätter sind am Grund herzförmig oder abgerundet und am Rand grob gesägt. Die Blütenzweige tragen in der Regel nur männliche oder nur weibliche Blüten. Diese sind unscheinbar grün und windblütig. Sie haben ein vierteiliges Perigon. In den weiblichen Blüten findet sich ein oberständiger Fruchtknoten mit großen pinselförmigen Narben. Die Frucht ist ein kleines, einsamiges Nüsschen. Die männlichen Blüten enthalten 4 eingebogene Staubgefäße, die beim Öffnen der Blüten, was insbesondere bei klimatischer Erwärmung geschieht, sich ruckartig aufrichten und dabei den Blütenstaub in Form kleiner Wölkchen ausstreuen. Darüber hinaus das Aussehen der Brennnessel zu beschreiben ist vielleicht nicht hilfreich: Machen Sie einfach die »Griffprobe«, die schon Carmer im 16. Jahrhundert empfahl. Greifen Sie die Pflanze Nachtens mit der nackten Hand an. Wenn’s brennt, dann war’s eine Brennnessel!

      Die Große Brennnessel blüht vom Juli bis in den