Der wunderbare Garten der Druiden. Claudia Urbanovsky. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Claudia Urbanovsky
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783738009958
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andere Gründe hatte, wissen wir nicht. Es ist lediglich überliefert, dass ein Auszug aus Mistel, Eisenkraut, Mädesüß und Brunnenkresse von den Druiden für rituelle Reinigungen verwendet wurde. Da in der irischen Mythologie ein heldenhaftes halbgöttliches Wesen – Suibhne – sich während einer Zeit der Verbannung in der Wildnis von Brunnenkresse ernährte und dadurch überlebte, wäre allerdings anzunehmen, dass es vielleicht genau diese vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Pflanze in der Heilung und Ernährung waren, die ihr im Kräuterparthenon der Druiden einen so hohen Stellwert einbrachten.

       Kapitel 2.8 Efeu

      Lateinisch: Hedera helix L.

      Gallisch-keltisch: Bolus, Serron

      Bretonisch: Etiar

      Der Efeu – Hederea helix – gehört zu den Araliaceae. Das Verbreitungsgebiet der Pflanze erstreckt sich von Europa über Nordpersien, Armenien, Kurdistan und den Libanon.

      Der Namensursprung von Hedera ist lateinisch. Diesen Namen verwenden schon Virgil und Plinius. Hedera »helix« ist bei Plinius die Bezeichnung des Efeus oder eines efeuähnlichen Gewächses und wird vom griechischen »helíssein« abgeleitet, was wiederum »winden« beziehungsweise »herumdrehen« bedeutet.

      Das kriechende oder kletternde Holzgewächs wird bereits von den antiken Botanikern ausführlich besprochen, denn sowohl die Vielgestaltigkeit der Blätter als auch die Arbeitsteilung der Wurzeln erregte ihr Interesse. Der Efeu ist in Europa der einzige »Wurzelkletterer«, bei dessen Wurzeln es zu einer Arbeitsteilung in Nährwurzeln und Haftwurzeln gekommen ist. Er ist also kein Schmarotzer. Die Blätter der nicht-blühenden Sprosse sind drei- bis fünfeckig gelappt, die der blühenden Sprosse aber sind ei- oder rautenförmig bis lanzettlich. Seine in traubiger Anordnung stehenden Blütendolden erscheinen erstmalig im September des 8. bis 10. Jahres. Der kleine weiß-filzige fünfzähnige Kelch ist mit dem Fruchtknoten verwachsen. Die 5 blassgelben Kronenblätter stehen abwechselnd mit den 5 Staubgefäßen. Die Früchte, erbsengroße schwarze Beeren, reifen erst im Frühjahr des nächsten Jahres.

      Diese immergrüne Schattenpflanze liebt Kalkböden und ein warmes, feuchtes Klima. Sie meidet gewöhnlich Torf. Häufig trifft man sie wildwachsend in den steinigen Mischwäldern Europas als Begleiter von Eiche und Buche an.

      Bereits im klassischen Altertum spielten Efeukränze und Efeublätter eine kultische Rolle und wurden häufig zu ornamentalen Darstellungen benutzt. Im alten Ägypten war der Efeu dem Osiris heilig und bei den Griechen dem Dionysos/Bacchus geweiht. Statuen des Bacchus wurden mit Efeu geschmückt, und dieser erregte daher im Volksglauben auch die »bacchische Ausgelassenheit«, wie dies im Chor bei Sophokles beschrieben wird: »O sehet, es erregt mir den Geist der Efeu, der zum bacchischen Lusttaumel mich entrückt. «

      Noch heute hält der Efeu seinen Listenplatz als das pflanzliche Symbol von Geselligkeit, Heiterkeit und Freundschaft.

      Die römischen Priester durften die Pflanze nicht berühren, denn man glaubte, der Efeu würde sie gefangen halten. Die keltischen Druiden sahen in ihm ein heiliges Symbol des Lebens, denn Hedera helix ist immergrün und scheint niemals zu sterben. Der Efeu stand gleichermaßen für Unvergänglichkeit, Unsterblichkeit und Wiedergeburt.

      In einem der Tumuli von Kleinaspergele wurden in einem Tongefäß Überreste eines mit Efeu versetzten Weines nachgewiesen, der den dort bestatteten keltischen Aristokraten auf seiner Reise ins Jenseits als Trankopfer begleiten sollte.

      Darüber hinaus war der Efeu auch eine symbolische Pflanze für den siegreichen Krieger, ähnlich dem im antiken Rom so gebräuchlichen Lorbeerkranz.

      Aber auch um die Gottheiten von Quellen und fließenden Wassern gefällig zu stimmen – im Sinne der Kelten bedeutete dies, ein reines und trinkbares Wasser zu erhalten –, war es Tradition, Efeukränze zu opfern. Gelegentlich kann man dieses alte Ritual auch heute noch in der Normandie auf Bauernhöfen mit eigenen Quellen oder Brunnen beobachten, wo die Bauern nach Ende des Winters – aus Gewohnheit und beinahe unbewusst – kleine Efeukränze oder auch nur einen Efeuzweig ins Wasser werfen. Aber nicht nur im Kult, sondern auch in der Heilkunde fand Hedera helix frühzeitig Verwendung. Bereits in den hippokratischen Schriften sind sowohl die Wurzeln als auch Blätter und Beeren des Efeus als Arzneimittel zu innerem und äußerem Gebrauch genannt. Dioscorides empfiehlt die Blüten, in Wein getrunken, gegen Dysenterie und mit Wachssalbe fein zerrieben als gutes Mittel gegen Milzleiden, während ihr Saft Ohren- und Kopfschmerzen heilen soll und der junge Blättersproß als Emmenagogum verwendet wird. Von Bock und Matthiolus wird Hedera helix als stopfendes, steintreibendes Mittel und gegen Milzsucht und Nasenpolypen gerühmt. Osiander erwähnt Efeu als zuverlässiges Hühneraugenmittel.

      Die Druiden-Ärzte der Kelten verwendeten Hedera helix häufig äußerlich als Mittel gegen Kopfschmerz oder auch zur Straffung und Festigung von schwabbelig gewordenem Gewebe. Für eine innerliche Anwendung haben wir keine Spuren gefunden. Entweder ging dieses »Wissen« verloren oder die Druiden-Ärzte waren sich bereits der unguten Auswirkungen auf den menschlichen Organismus bewußt. Hedera helix hat die Eigenschaft, die roten Blutkörperchen zu zerstören. Überdies sind die schwarzen Beeren der Pflanze giftig. Die innerliche Anwendung von Efeu ist auch heute eine überaus diffizile Angelegenheit. Es ist einfacher, gesünder und vor allem ungefährlicher, bei verschleimten Bronchien andere auswurffördernde Heilkräuter zu verwenden!

      Was uns aus der Zeit der keltisch-gallischen Druiden-Ärzte zu Hedera helix noch überliefert ist, sind Teile eines Sammelrituals. Offensichtlich schien es die Heilkraft der Efeublätter bei Kopfschmerzen zu erhöhen, wenn diese in einem rot eingefärbten Tuch zuerst gesammelt und dann zerrieben wurden, bevor man sie als Umschlag auf Schläfen und Stirn aufbrachte.

      Das aus dem Stamm schwitzende Harz der Pflanze benutzte Alexander Trallianus im Mittelalter in Salbenform gegen Gichtknoten. In den Kräuterbüchern der Renaissance wird das weiche und poröse Holz von Hedera als gut für Milzsüchtige beschrieben. Auch wurden aus ihm Becher zum Filtrieren von Wein gedreht. In der Volksmedizin galten aus Efeuholz geschnitzte Löffel als Schutz vor Halsschmerzen. In Oberösterreich und Salzburg wurde Efeu im 19. und frühen 20. Jahrhundert noch zu tierärztlichen Zwecken angebaut, denn Ziegen, die die Blätter des Efeus fressen, scheinen besonders viel Milch zu geben. Diese Efeufütterung von Ziegen konnten wir allerdings in französischen Gebirgsgegenden nicht nachweisen.

      Das ausfließende Harz (Gummiresina hederae) fand in den Anfängen der Zahnheilkunde als Plombiermasse Verwendung. Es gilt in manchen Gegenden auch als Aphrodisiakum. Ein Dekokt aus den Blättern wurde noch in den ersten Tagen des 20. Jahrhunderts in ländlichen Gegenden Frankreichs bei Lungentuberkulose getrunken und der Pflanzenextrakt auf Geschwüre aufgelegt.

      Das in den Blättern von Hedera helix enthaltene Glykosid Hederin ruft in kleinen Dosen Gefäßerweiterung, in größeren Dosen eine Verengung der Gefäße bei gleichzeitiger Verlangsamung des Herzschlags hervor. Es wirkt ebenfalls stark hämolytisch. In den Blättern befinden sich insgesamt fünf verschiedene Saponine. Das in den Früchten reichlich vorhandene Harz enthält ebenfalls das Glykosid Hederin (= Helixin). Ferner konnten in der Pflanze nachgewiesen werden: »Hederaglykosid«, Hederagerbsäure, flüssiges und festes Fett, Cholesterin, Chlorogensäure, Pectin, Inosit, Ameisen- und Apfelsäure (2-Hydroxibernsteinsäure).

      Grundsätzlich sei zu dieser Pflanze gesagt, dass viele andere Heilkräuter ungefährlicher und einfacher für ähnliche Krankheitsbilder anzuwenden sind und wir aus diesem Grund von »Eigenversuchen« abraten. Wer es trotzdem nicht lassen kann, sollte sich vor Augen halten, dass die maximale orale Tagesdosis für einen erwachsenen Menschen von ca. 80 Kilogramm bei 8 Gramm liegt (als Aufguss in Teeform o. ä.). Bei mehr als 8 Gramm pro Tag setzt die Zerstörung der roten Blutkörperchen ein. Die giftigen Beeren sollte man als Laie überhaupt nicht einnehmen, da ihre Dosierung äußerst schwierig ist.

      Dessen ungeachtet möchten wir Ihnen ein Rezept mit auf den Weg geben, bei dem Sie