Lucullus muss sterben. Ann Bexhill. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ann Bexhill
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847682035
Скачать книгу

      »Nein er sagte nur Papa hätte geschrieben, dass er niemals Mama vertrauen dürfe und er nicht sagen soll, dass er in Ostia ist. Dass sie wohl mit einer Sekte zu tun hat.«

      »Sekte?« Das wird immer spannender was der Junge mir anvertraut.

      »Das ist alles, was er mir erzählte.«

      »Wo kam der Brief her?«, frag ich.

      »Ostia, ich meine, wenn er schreibt, Onkel soll nicht verraten das er in Ostia ist wird er wohl dort sein. Es ist so etwas wie der Satz Pythagoras. Betrachte das Große und schlussfolgere auf das Kleine.«

      Ich kenne keinen Satz, könnte vermutlich nicht einmal das Wort fehlerfrei buchstabieren.

      »Was hältst du davon?«, fragt mich Iulia.

      »Das ist Blödsinn«, sagt Bulbus Mercius. »Er meint bestimmt den Verein der Sabiner. Das ist kein Geheimnis. Calpurnius ist deren Schriftführer. Das ist albern. Mama ist nicht gefährlich. Sie ist bloß ein Fall von vererbter Skrupellosigkeit. Ein minderer Fall und völlig uninteressant.«

      »Und Ihr Vater steht dem Verein im Weg?«, frag ich. Automatisch habe ich das Wort Verein besonders betont.

      Bulbus Mercius zuckt die Achseln. »Die Freunde von Mama haben einen Verein, sie kaufen überall in Subura Land. Aulus sagt ihnen, wo was geplant ist und der Verein gibt das Geld. Aulus erledigt Kauf und Verkauf, eben alles.«

      »Hat einer von euch jemals mitbekommen das Aulus mit eurem Vater Probleme hat?«

      Aebutius schüttelt den Kopf. »Nein warum?«

      »Ist nur so eine Idee von mir. Wenn Aulus weiß, wo Staatsprojekte geplant sind und er dem Senat das Land vor der Nase wegschnappt, verstößt das gegen das Gesetz.«

      »Ich habe zwar noch nie von so einem Gesetz gehört aber du bist der Fachmann. Was wollen wir machen?«, fragt Iulia.

      »In den Brecheisen gehen«, sag ich.

      Wir lassen die jungen Leute alleine in unserer Stadtvilla und lassen uns mit der Sänfte zu einer Gasse im dunkelsten Teil der Subura bringen. Nachdem unsere Fackelträger, ehemalige Gladiatoren den Weg erfragt hatten, fanden wir das Lokal. Spurius kam auf mich zugeeilt, wie der Patron der seinen liebsten Klienten entgegen geht. Würdevoll doch mit einem Lächeln im Gesicht.

      »Wie geht es Decimus?«, ruft er für seine Verhältnisse fast exstatisch. In seiner Taverne geht es hoch her, es ist gerammelt voll. Einige Betrunkene singen etwas Keltisches, das einem Veteranen der Gallienkriege bestimmt das Zittern beibringen würde. Spurius tritt auf die Straße und sieht nach links und rechts, in seinem Gürtel steckt ein Siccariamesser. »Los kommt rein.«

      Spurius ist dick geworden und der viele Ärger, den er der städtischen Kohorte gemacht hat, zeigte sich in Form von Narben, die seinem pausbäckigen Gesicht Charakter verleihen. Sein verfilztes Haar ist in dicke Zöpfe geflochten. Seine Stimme ist ein tiefer Bass, der aus verwinkelten Bergwerksschächten zu kommen scheint. Ich schüttele ihm die Hand und stelle ihm Iulia, die Tochter Caesars vor.

      »Eine echte Herrin«, sagt er beeindruckt.

      Seine Taverne macht von außen einen schäbigen Eindruck, der sich innen bestätigt. Es ist viel los um diese Zeit und die Würfelbecher knallen auf schmierige Tischplatten. Wir setzen uns in eine ruhige Ecke und Spurius erklärt, das er uns Bier bringen lässt, die Leute, die hier verkehren, trinken lieber cervesia als Wein. Nach den ersten Schlucken mustert er mich. Er kratzte sich das Kinn und sagt verlegen.

      »Lange her.«

      »Lange her«, bestätige ich gefolgt von einem Räuspern.

      Spurius furchtbares Gesicht bekommt etwas Heiteres: »Er hat mich immer in den Fluss geworfen, wenn er mich bei einem krummen Ding erwischt hat«, erzählt er Iulia.

      »War er ein guter Wächter?«

      Spurius runzelte die Stirn, als verstehe er die Frage nicht. »Gut, ein Wächter? Nein, aber verglichen mit den anderen hat er mir wenigstens die Hälfte meiner Beute gelassen.«

      »Wieso hast du mir Tiro auf den Hals gehetzt?«, frage ich.

      Er winkt ab: »Ihr wisst doch, wie Freigelassene sind«, sagt er. »Er fragte mich, ob ich einen ehrlichen Legionär kenne. Ich sagte ihm Decimus Namen und das er ganz in Ordnung ist. Tiro hat Angst, dass die blöden Nachtwächter ihm den Mord an seiner Freundin anhängen wollen.«

      »Er hat mir sein Messer in die Brust gejagt, die Prätorianer haben Iulias Villa überwacht.«

      Spurius nickt: »Man munkelt du stehst auf der Abschussliste, und das ein paar Senatoren nicht begeistert sind, wenn ein alter Centurio seine Nase da rein steckt.«

      Ich vermisse Pompeji wäre ich nicht gekommen.

      »In welche Sache, denn ich war in Pompeji.«

      »Pompeji feines Fleckchen Erde«, meint Spurius, als hätte er jemals die Subura verlassen. »Habe noch nie Urlaub gemacht, um den Kopf freizubekommen.«

      »Glaubst du Tiro, hat sein Mädchen umgebracht?«, fragte ich ganz undiplomatisch. Das ist die einzige Sprache, die man in Subura spricht.

      »Ausgeschlossen«, sagt er kategorisch.

      »Corati ein Nudelmacher sagt der Name dir was?«

      »Nein.«

      »Warum hat sich Tiro denn Sorgen gemacht?«

      »Was weiß ich.«

      »Vielleicht hat Corati einem Freund aus Ostia einen Gefallen getan und ihr von Tiro einen Besuch machen lassen?«

      »Nicht Tiro, ihr seht den Jungen im falschen Licht und Corati ist kein Mörder«, meint Spurius. »Ich kannte die Frau, manchmal kam er mit ihr her. Er war verrückt nach ihr. Er hat keinen Grund gehabt, sie umzubringen. Dieser Valerius hat sie umbringen lassen, sagen die Leute er ist es, ob es einem nun passt oder nicht.«

      »Das wollen eine Menge Leute«, sage ich, »aber er hat es nicht getan er hat niemals ein Gladius dabei. Er hat ein blödes Langschwert, das seit Generationen in seiner Familie ist.«

      »Und was aus erster Hand?«, wiederhole ich.

      Spurius sagt: »Draußen, am Tempel für die Namenlosen ist seine Insulae zusammengeklappt. Es waren noch die Mieter drin.«

      »Das ist bedauerlich.«

      »Die Alte vom Valerius hat die Insula gebaut, sie wird noch ein richtiger Miethai, wie der Cicero. Ihre Mieter können einem leidtun. In der acta diurna steht, das ein gewisser plebejischer Aedil meint, es liegt wie immer am wässrigen opus cementium und angefaultem Bauholz, er will die Namen der Insula Besitzer veröffentlichen.«

      »Und?«, frag ich.

      »Das ist nicht das Übliche, man wird nicht nur ein paar Untersuchungen anstellen und nichts kommt bei raus. Der will die Namen veröffentlichen und nicht nur der zwischen geschalteten Freigelassenen. Da werden ein paar überraschende Namen stehen, nehme ich an.

      Wir verlassen Spurius Taverne, es ist sehr spät geworden. Er begleitet uns zu unserer Sänfte und meint unser Besuch sei ihm ein Vergnügen und Ehre.

      »Die Hälfte von dem, was er sagt, klingt komisch«, sagt Iulia.

      »Er ist in Ordnung und wir wissen nun das sie auch mit dem Nudelhändler herumhing. Den Nudelhändler aus Ostia.«

      »Woher willst du das wissen?«

      »Als ich gefragt habe ob Corati Tiro geschickt haben könnte, hat er nicht geleugnet, ihn zu kennen. Er kennt Corati aus seiner Taverne, er verlässt den Ort seit zehn Jahren nicht mehr.«

      »Glaubst du immer noch der Stadtpräfekt, ist unschuldig?«

      »Ich glaube nichts, aber Valerius hätte die Ehesache ausgegraben und sie ins Haus ihres Vaters bringen lassen.«

      Am nächsten Tag gehe ich zu den Prätorianern vom Schweinemarkt,