Mimosa schüttelt den Kopf. »Ich verstehe überhaupt nicht. Was er alles aufschnappt.«
»Also was ist das mit dem Beweisstück, das du gefunden hast?«
»Das ist eine Lüge.« Sie kneift die Augen zusammen und senkt die Stimme, bis sie kaum mehr als ein Flüstern ist: »Iulius vermutest du, dass Aulus Kassiopeia umgebracht hat?«
Ich zucke mit den Schultern: »Warum sollte er das getan haben, außer sie hat ihn erpresst und wollte verraten, dass er was mit dem Einsturz zu tun hat. Das Land wird jetzt das dreifache einbringen?«
»Angenommen es ist so. Der Einsturz ist sehr überraschend.«
»Dort sind 70 Bürger umgekommen, wenn er das absichtlich getan hat, rädert man ihn bei den nächsten Spielen. Bürger hin oder her.«
»Kann sein, dass es meine Idee gewesen ist, Land zu kaufen und eine Insulana darauf zu bauen, doch ich habe nichts mit dem Einsturz zu tun. Kann es nicht sein, das Kassiopeia darüber bescheid wusste. Sie hat ihn erkannt, wie er jemanden Bezahlte dessen Ruf sie kannte, einen Brandstifter?«
Spurius schießt es mir durch den Kopf. Das Opfer verkehrte in dieser zwielichtigen Taverne und traf dort auf Tiros. Hat sie Aulus erpresst und ist er schon vorher an jenem Tag zu ihr gegangen, um sie zum Schweigen zu bringen.
»Vielleicht«, sage ich. Ich stehe auf und rate ihr vorsichtig zu sein.
Vor der Gasse treffe ich Bulbus, der auf mich gewartet hat. Er hat sich seine Toga über den Kopf gezogen, als gehe er an einer Leiche vorbei. Er kommt auf mich zu und hakt sich ein, wir beide gehen, wie Sklave und Herr die belebte Strasse auf dem Hügel entlang.
»Ich habe gelauscht«, erzählt mir Mercius und nimmt die provisorische Kapuze ab und sieht mich mit seinen komisch verdrehten Augen an.
»Ich finde es direkt dumm nicht zu lauschen, wenn zwei Senatoren miteinander reden. Eine Gelegenheit darf man sich nicht entgehen lassen. Und wenn Cato die Thermen schon Catos Thermen nennen lässt.«
»Hast du viele Gespräche mitbekommen?«, frage ich.
»Genug um zu wissen, wessen Adler die meisten Legionäre zählt.«
»Mir ist, seit ich in Pompeji wohne was entgangen.«
Er nickt mit offenem Mund sagt vorsichtig seine Worte abwägend: »Es ist nicht schwer, Politik genau zu beurteilen. Mama kommt sich informiert vor, wegen ihres Vereins. Doch manchmal liegt etwas an der Oberfläche versteckt.«
Ich stimme ihm zu: »Politik ist eine komische Sache.«
»Aulus ist in der Nacht als die Insula in der Subura zusammenstürzte nicht nach Hause gekommen. Deshalb ist Mama aufgebracht gewesen. Sie schickte ihm sogar einen Sklaven nach, der ihn suchte. Jedenfalls hab ich mir seine Truhe angesehen, ich halte nichts von Geheimnissen.« Er sieht mich aufrichtig an: »Warum schließt er ab und steckt den Schlüssel immer ein, wenn er nicht will, dass man in die Truhe sieht?« Er zieht ein vom Aedilen Ostias gesiegeltes Dokument hervor. »Lies es am besten sofort, ich nehme an du kannst lesen? Ich denke es ist wichtig und zeigt das mein Vater nicht das einzige Motiv hat. Dass er vielleicht nicht nach Rom kommen konnte, weil er ermittelt.«
Der Stempel ist aus dem Amt des Aedilen Ostias vom XII. XI 705 ab urbe condita. Also vom Ende des vorigen Jahres. Aulus Calpurnius Quirinal steht als Adressat drauf. Ich lese das Dokument. Es ist die Urkunde über den Verkauf von zehn bebaut und unbebauten Grundstücken in Subura, die allesamt um die Thermen verteilt liegen. Als Verkäufer ist Petronius Vater verzeichnet, als Käufer Aulus Calpurnius und ein gewisser Tiberius Calpurnius der patrizische Aedil der Stadt Ostia. Die Mieteinnahme der sechs Insula betragen 800.000 Sesterzen 200 000 Denare im Jahr. Der Kaufpreis beträgt 3,5 Millionen Denare. Solche Summen machen mich besorgt. Aulus ist ein enger Verwandter des Ehemannes des Mordopfers.
Ich sehe den Jungen ernst an. »Du wirst nichts erzählen, niemals hast du mich gehört?« Die Leute sehen mich erstaunt an ich habe wohl meine Stimme erhoben.
»Wir sollten’s den Prätorianern sagen.«
»Ich könnte es Iulia zeigen.« Ich stecke das Dokument das Pretonius Familie in die Klemme bringen kann, tief in meine Tunika. Es ist üblich seine Mietshäuser, weil es ein anrüchiges Geschäft ist, über Mittelsmänner zu verwalten. Römer hassen die Besitzer der Insula, die Mieten betragen das Vierfache der Wohnpreise in der Provinz. In der Regel verwalteten Freigelassene oder Sklaven die Mietshäuser und treiben die Mieten ein. Für einen Senator, einen Menschen, der nach Amt und Würde strebt, kann der Besitz von Mietskasernen das aus bedeuten. Es ist ein dreckiges Geschäft und Petronius tut mir leid. Die Subura hat nicht so viel gute Aedilen. Die Gewichte auf den Märkten werden kontrolliert die Leute sind zufrieden mit seinem Amt.
Er sagt: »Da ist noch ’ne andere Sache: Ich hatte eine Handarmbrust ein ganz seltenes Ding. Mein Lehrer hat sie aus Athen mitgebracht und jemand hat sie gestohlen.«
»Ein altes Ding?«
»Ich wollte den Mechanismus studieren. Ich interessiere mich auch für den Waffenbau. Ich wollte die Wirkungsprinzipien studieren.«
»Und sie ist nun weg?«
»Ja leider. Vater hat mich in einem Brief mal gefragt, wie ich Kassiopeia finde, er mochte sie. Sie haben sich in Ostia kennengelernt. Sie haben sich vor kurzem verlobt!«
»Also du kanntest Kassiopeia?«, frag ich.
Er nickt: »Ich bin ganz kurz bei ihr gewesen. Aber sie wusste rein gar nichts über Ostia. Ich denke, dass die erste Siedlung unserer Ahnen, wegen der natürlichen Bucht Ostia ist und damit wäre sie älter als Rom.« Er schüttelt den Kopf. »Kassiopeia wusste es leider nicht.« Er sieht mich hoffnungsvoll an. Er ist ein ungewöhnlicher Junge, und obwohl er nach dem Gesetz ein Mann ist, wirkte er unglaublich naiv.
»Hat sie dir etwas erzählt?«
»Nein nichts von Ostia. Nur dass sie Vater liebt und wie einsam sie sich ohne ihn fühle.«
»Ja.«
»Es wäre eine Sensation denn, wenn Ostia älter wäre, dann wäre Rom die Provinz.«
»Das ist ein Grund, warum du Ostia mit deinem Forschungsdrang in Ruhe lassen solltest. Etruskia ist älter und nun? Rom kann nichts neben sich stehenlassen, was mehr Geschichte hat. Die schicken die Legionen und lassen keinen Stein auf dem anderen und bauen Ostia wieder komplett neu auf.«
Er schüttelt den Kopf und murmelte fasziniert: »Politik.«
»Also was sagte sie?«
»Sie sagte ganz eindeutig ich glaube ich habe einen Verdacht. Aber es ging nicht um Ostia, also hat es mich nicht interessiert.«
»Wie hat sie dir gefallen Mercius?«
»Oh gut gefallen, sie hätte gut zu Vater gepasst. Ich denke er wird traurig sein. Aber jetzt bleibt ihm mehr viel Zeit für seine Pläne.« Er strahlte mich an: »Alles hat auch immer irgendwie sein Gutes finde ich.«
Beim Schweinemarkt halt ich, um Metellus zu sehen. Ich rechne nicht damit, ihn noch zu erwischen. Er ist dort und teilt die Prätorianer für die Nachtwachen an den öffentlichen Gebäuden und wichtigen Tempeln ein.
»Du arbeitest lange«, sage ich.
»So ist es.« Er klingt müde und wirft mir einen Blick zu, der einen sensibleren Menschen zum Schweigen gebracht hätte.
Ich nehme ihn beiseite und erzählte ihm vom Kaufvertrag. Und das Kassiopeias Ehemann einer aus der Calpurnius Familie ist, der curulische Aedile Ostias. Bei jedem meiner Worte wird sein Gesicht länger, bis es fast auf den Boden hängt.
»Gute Arbeit«, beschwert er sich. Ich erzähle ihm, dass Aulus Calpurnius seit dem Vortag nicht zu Hause gewesen ist.
»Glaubst du, dass wir ihn in Ostia finden?«
»Entweder dort«, mutmaße ich, »oder so weit weg, wie er in der Zwischenzeit mit einem schnellen Pferd kommen konnte.«