»Er traf sich ein paarmal mit ihr. Tiros Geschichte er habe sie seit Wochen nicht mehr gesehen konnte bisher nicht widerlegt werden.«
»Ein harter Kerl?«
»Ja wir haben ihn in die Mangel genommen und er bleibt dabei. Naja ist einer aus der Subura, die kann man verprügeln, bis man erschöpft ist, die unterschreiben keine Geständnisse nur so. Ich wollte mich nicht aufdrängen, sondern nur meine Entschuldigung zum Ausdruck bringen.«
Ich nicke und murmele etwas von, so ist die Arbeit eben.
»Wir haben natürlich die Geschichte von Mimosa und Calpurnius überprüft. Sie ließen sich nachmittags hinbringen. Die Sklaven bestätigen ihre Aussage, es fehlte nur der Verlobungsring an der Hand des Opfers. Die Sklavin will den am Morgen noch gesehen haben.«
»Verlobungsring von Valerius?«
»Angeblich.«
»Und keiner hat was gehört? In einer hellhörigen Insulae?«
»Sie wohnte in einer absoluten Luxuswohnung, direkt am Schweinemarkt auf der clivus Suburana. Die gelb gestrichene Insulae, wo unten der Seidenhändler Faustus seinen Laden hat. Gutes cementium und gutes Holz wurden verbaut.«
»Was sagte Mimosa was sie dort wollte?«
»Sie glaubt Kassiopeia wusste, wo Valerius steckt. Ein kleines Vögelein hat ihr zugezwitschert, dass er sein Geld zum Fenster herauswirft.« Der Centurio blickt stirnrunzelnd auf seine Becher Retsina.
»Sie ließen sich hintragen und fanden sie. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass jemand gewaltsam eingedrungen ist und die Sachen in der Wohnung sind nicht in Unordnung gebracht worden. Ich meine die Arbeit eines Einbrechers ist es nicht. Eher erinnert es mich an eine Hinrichtung. Sie steht dicht vor ihrem Bett und dann ersticht der Täter sie. Das Mädchen sinkt getroffen aufs Bett.«
»Wo sind ihre Sklaven?«
»Ihre Sklaven sind unten und kauften das Essen. Der andere besorgte eine Amphore Falerner Wein aus dm Gourmetgeschäften am Capitol.«
Ich spinn den Faden weiter. »In der Zwischenzeit erscheinen Aulus Calpurnius und Mimosa. Der Janitor lässt sie ins Haus. Mimosa sagte laut acta diurna: Sie vernehmen ein Geräusch, das sie alarmiert. Aulus bricht die Tür auf und sie finden das Opfer. Wie ist der Täter entkommen? Die Treppe?«
»Keine Augenzeugen, dass einer vor kurzer Zeit die Treppe benutzte. Es sieht so aus, als ob er gesprungen oder geflogen ist.«
»Was sagt der Pförtner?«
»Nichts zu dem Tag. Aber er hat Valerius und Tiro erkannt. Valerius hat den Schlüssel zur Wohnung. Tiro ist ein paarmal dort über Nacht geblieben, aber der Pförtner hat ihn schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen.«
»Das ist alles.«
»Das ist leider alles. Keine Zeugen und Beweise. Nur Indizien, die ziemlich klar den Weg der Ermittlungen weisen.«
»Ihre Familie und ihre Freunde haben sich nicht gemeldet?«
»Sie scheint zumindest in dieser Stadt keine gehabt zu haben. Rom verschluckt die Menschen, die nicht gefunden werden wollen.«
»Was ist mit Corati dem Nudelmacher? Die Acta diurna brachte seinen Namen ins Spiel.«
»Corati der Nudelfabrikant kennte sie aus Ostia, er ist sich ziemlich sicher. Sie war seiner Meinung nach die Ehefrau des Aedilen Tiberius. Vermutlich ein weiterer Grund, warum sie ausgerechnet was mit dem Kommandanten der Cohorten begann. Tiberius ist curullischer Aedil in Ostia und das seine Frau wegläuft, hat ihn an Ansehen gekostet. Er kann sich nicht scheiden lassen, dann wäre es mit der Mitgift auch Essig. Wenn sie auch nur drei Tage, außerhalb des Hauses des Ehemannes verbringt, geht die Mitgift in Patronage ihres Vaters über und da er Tod ist in ihr Eigentum. Also sagt Tiberius, der Nudelmacher spinnt, seine Gattin ist zu Hause.«
»Tiberius aus Ostia hat er ein Alibi?«
»Er könnte einen Mörder bezahlt haben. Aber er hätte nichts davon, wenn sich herausstellt unser Opfer ist seine Frau, gilt er als Verlassener. Das Prätoramt kann er dann vergessen. Niemand hat Respekt vor einem verlassenen Mann, er ist in Ostia unten durch, weshalb es ihm auch nicht recht ist, dass die acta diurna eine große Sache daraus macht.«
»Da steckt wer anderes dahinter.«
Der Centurio zuckt mit den Schultern. »Ich kann nur sagen die Acta diurna gehört Caesar.«
Nachdem der Centurio gegangen ist, ziehe ich mir die gelbe Tunika an, und mache mich auf den Weg zu Petronius am Schweinemarkt.
6 Kapitel
Auf den Wegen drängen sich die Lebewesen, die ins Forum wollen, zum großen Markt und in die, wegen der Bacchanalien feierlich herausgeputzten Geschäfte. Rote Wimpel hängen aus den Fenstern. Die Fassaden der großen Häuser sind frisch gestrichen. Zwei Wachmänner in ihren roten Umhängen stehen vor einem Markt und halten Ausschau nach Dieben. Das Gedränge löst sich am Eingang des Marktgeländes auf. Die Reichen sitzen in ihren Tragestühlen und werden von ihren Sklaven auf den Schultern umhergetragen. Die Sänften bilden regelrechte Staus in beide Richtungen der clivus Subura. Ein Strom fließt den Aventinhügel hinab ein anderer hinauf. Ich halte mir die Nase zu, als ich mich einer Slumgasse nähere, die von der Subura direkt zum Schweinemarkt führt. Hohe Mauern können die Lebewesen voneinander trennen, aber halten den Gestank nicht auf. Die Luft ist schwer von Ausdünstungen der Färbereien und Gerbereien, die von Transtiberim herwehen. Ich nehme eine Abkürzung zwischen grauen hohen Insula, die so eng beieinanderstanden, dass zwei Sänften nebeneinander nicht durchpassen. Die metallischen Klänge von Schmiedearbeiten prallen hier von den Mauern ab und verstärken sich. In den Hütten sehe ich Gerber und Lederarbeiter ihrer Arbeit nachgehen. Selbst der Wind erbleicht hier vom Gestank voller Senkgruben und Pissefässer. Die in der Nacht von den Sklaven der Gerbereien abgeholt werden. Am Ende des kleinen Durchgangs in deren ersten Etagen Garstuben, Geschirrmacher, Bordelle und Schenken ihre Dienste feilbieten erheben sich, zu beiden Seiten die Säulen des Romulus. Ich marschiere den Hügel hinunter vorbei an mehreren Tempeln und in den ovalen Platz, wo Wechsler Bankhäuser und die Fleischhändler ihre Geschäfte unterhielten. Bacchanalien hat alles Leben, in Scharen auf die Straßen gelockt. Wechsler und Anwälte haben ihre Stühle und Tische vor den Türen ihrer Läden aufgebaut. Neben dem Gefängnis der Polizeikaserne herrscht großer Andrang, die Leute warten vollgeladen mit Geschenken auf Einlass in das Gefängnis, um ihre Verwandten zu besuchen. Ich schiebe mich durch das Gedränge und wandere weiter vorbei an Säulengängen. Staatssklaven machen die Tempelvorplätze sauber. Manches Gesetz ist gut, wie das Verbot an Feiertagen Vieh auf den Straßen zu schlachten. Kein Gegrunze von Sauen ist zu hören und die Wege sind sauber. Normalerweise liegt ein penetranter Gestank aus Schweinefäkalien über dem ganzen Bezirk.
»Platz da! Platz!« Schrien die Sänftenträger und eilen mit fliegenden Füssen über das Straßenpflaster. Es ist ein angenehmer Ort in Subura; die Häuser stehen weit auseinander. Ich trete in die Kolonnade und melde dem Diener, dass ich den Aedilen sprechen will. Die Amtszimmer von Petronius befinden sich in einer Villa, die er sich mit den Quästoren, den Beamten die für Morduntersuchungen zuständig sind, teilt. Petronius ist, weil er die vorgeschriebenen 32 Jahre noch nicht zählt, ein Promagistrat. Das heißt, seine Ädilszeit wird nach Ablauf des Jahres verlängert bis er das nötige Alter zum Prätor hat. Sein Vater hat genug Geld ihm das Amt jedes Jahr zu kaufen. Als Aedil prorogatio genießt er besondere Popularität unter den Händlern des Schweinemarktes. Das Tablinium von Petronius, zu dem ich geleitet werde, ist rechteckig; die Wände sind mit Wandgemälden von Orgien verziert, der polierte Steinboden ist aus Marmorplatten. Petronius sitzt im Stuhl und liest raschelnde Dokumente und sieht auf. Er legte den Brief auf seinen Tisch zurück.
»Das klingt und sieht aus als konnte man deine Begeisterung für diesen Fall erwecken.« Er steht auf und küsst meine Wangen. Er führte mich auf die Terrasse in den Garten und lässt Wein, Käse und Trauben bringen.
»Weißt du, ob dein Kollege Tiberius aus Ostia in der Stadt ist?«