Undercover. Manuela Martini. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manuela Martini
Издательство: Bookwire
Серия: Ein Shane O'Connor Krimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742759382
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Fahrer setzte ihn auf dem Parkplatz ab und wünschte ihm Gute Besserung. Shane bedankte sich, wie schon so oft in den vergangenen Tagen, humpelte mit den Krücken auf die Haustür zu, und stutzte: Die Haustür des Apartmenthauses stand auf. Normalerweise wurde sie immer geschlossen gehalten. Die Hausbewohner und allen voran der Hausmeister, der unten im Erdgeschoss wohnte, achteten peinlich genau darauf, dass die Tür geschlossen blieb. Jetzt fiel Shane auf, dass auf dem zweiten Platz unter dem Dach, der sonst leer stand, weil die Mieterin schon über achtzig Jahre alt war und seit Jahren kein Auto mehr fuhr, ein blauer, zerbeulter Kadett stand. Als sich die Falttüren des Aufzugs hinter ihm schlossen, tastete er nach seiner Dienstwaffe. Die Türen öffneten sich. Er hinkte zu seinem Apartment. Die Tür war unbeschädigt, und das Schloss auch. In der Wohnung wartete auch niemand auf ihn. Verflucht, wenn ich weiterhin so paranoid bin, sollte ich meinen Job an den Nagel hängen. Er legte die Walther und die Glock auf den Nachttisch. Dann wusch er sich so gut es ging, zog sich mühsam kurze Hosen und ein frisches T-Shirt an, holte sich ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank und bemerkte auf dem Weg ins Wohnzimmer die aufblinkende Anzeige des Anrufbeantworters. Er drückte auf Play.

      Die atemlose Stimme gehörte Kim, seiner Ex-Frau.

      „Um Himmels Willen Shane, ich habe es jetzt erst erfahren, ich war mit Frank ein paar Tage unterwegs. Ich , ich weiß nicht, was... wenn du auch...“ Sie brach ab, das Band schaltete sich aus. Sie hatte gleich noch einmal angerufen. Diesmal klang ihre Stimme kräftiger.

      „Shane, vielleicht hältst du es für unangebracht, ich weiß nicht, wie man sich fühlt, wenn man so etwas mitgemacht hat, aber ich dachte – vielleicht wäre es gerade gut, wenn du mal raus kämst und hierher fahren würdest? Pam würde sich natürlich wahnsinnig freuen. Sie war völlig aufgelöst, als ich ihr erzählt habe, was dir passiert ist! Ach ja, Frank hat in Mooloolaba, unserem Nachbarort, ein Apartment, das noch nicht vermietet ist, da könntest du dich eine Weile entspannen. Was hältst du davon?“

      Die künstliche Stimme verkündete, dass es keine weiteren Nachrichten gab, und das Gerät schaltete ab. Seitdem Kim mit Frank zusammen war, hatte sie sich verändert. Er tat ihr gut, musste er zugeben. Eigentlich hatte er unter keinen Umständen Kims Hochzeit besuchen wollen. Doch jetzt realisierte er, dass Mooloolaba und Buderim, der Ort, in dem Frank und Kim wohnten, an der Sunshine Coast lagen, dort, wo Darren Martin im Catering Service gearbeitet hatte.

      Endlich konnte er etwas unternehmen. Am nächsten Morgen müsste er zum Verbandwechseln ins Krankenhaus. Anschließend würde er an die Sunshine Coast aufbrechen. Wer auch immer Darren Martin gewesen war, er war bis jetzt die einzige Spur, die ihn zum Mörder seines Partners und seiner Kollegen führen könnte.

      Kapitel 13

      

      „Es hätte nicht so weit kommen dürfen.“

       Er erwiderte nichts, hielt einfach nur den Telefonhörer. Es stimmte ja. Der Chief hatte recht.

      „Du musst die Sache in Ordnung bringen.“

      „Ich weiß.“

      „Sie werden weiter in Darrens Leben herumstochern...“

      „Ich hab’ gesagt, dass ich die Sache in Ordnung bringe.“ Er schwitzte, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.

      „Ich verlass’ mich auf dich.“

       Ein Klacken in der Leitung. Der Chief hatte aufgelegt.

       Er hängte den Hörer auf die Gabel und verließ die Telefonzelle. Es war brütend heiß, und er eilte über den Asphalt des Parkplatzes vor dem Supermarkt Sunshine Plaza zu seinem Wagen. Das Telefonat hatte ihn erinnert. Dabei hatte er vergessen wollen.

      Kapitel 14

      Shane nahm von Brisbane aus die Motorway. Als zweispurige, viel befahrene Autobahn zog sie sich fast parallel zur Küstenlinie zwischen Eukalyptuswäldern und Baustellen für neue Siedlungen hin.

      Heute Morgen hatte er sich bei Al Marlowe abgemeldet: Er würde wegfahren, um sich in einem Apartment am Meer auszuruhen, hatte er behauptet.

      „Das wollte ich dir schon vorschlagen“, hatte Al am Telefon gesagt und Shane daran erinnert, dass er die psychologische Hilfe annehmen solle. „Es war alles zuviel, Shane, das kann keiner so einfach wegstecken.“

      „Ja, Al, das tue ich. Aber jetzt fahre ich erst einmal ans Meer“, hatte Shane geantwortet und ihm verschwiegen, dass sich das Apartment am Meer zufällig in dem Ort befand, in dem der Catering Service „Nice & Cool“ sein Büro unterhielt - und in dem Darren Martin zu seinen Lebzeiten gearbeitet hatte.

      Als er in der Ebene die Glass House Mountains sah, die wie hohe, schroffe Eisbergspitzen emporragten, musste er an einen Fall denken, den er mit Jack vor sicher vier Jahren bearbeitet hatte. In einer Felsspalte hatten Wanderer eine Leiche entdeckt. Der Tote war erschossen worden und hatte bereits seit zwei Wochen dort gelegen. Die Identität konnte bis heute nicht geklärt werden und auch den Täter hatten sie nie gefunden. Kurz vor den Glass House Mountains gab es eine Raststätte und Tankstelle, an der sie oft auf der Fahrt angehalten hatten, und Shane überlegte, ob er auch jetzt dort eine kurze Pause einlegen und ein Sandwich essen sollte. Doch dann entschied er sich dagegen und fuhr weiter. Bald nach den Mountains begann die Vegetation tropischer zu werden. Ausgedehnte grüne und zur Erntezeit gelbe Zuckerrohrfelder breiteten sich bis zum sanften Hügelland aus. Ein Schild wies auf den Australian Zoo hin, dessen Attraktion Steve Irving mit seinen Krokodilfütterungen gewesen war – bis ihn bei Unterewasseraufnahmen der Stachel eines Rochens ins Herz getroffen und getötet hatte.

      Links, neben der Autobahn, sah Shane schon das im Blockhausstil errichtete Eingangsgebäude des Zoos. Ein Reisebus hielt davor. Dort war eine Haltestelle des Busses, der regelmäßig von Cairns im Norden bis nach Brisbane fuhr.

      Shane überholte ein Wohnwagengespann mit einem Kennzeichen aus Viktoria. Bis Mooloolaba war es nicht mehr weit. Kurze Zeit später nahm er die Ausfahrt Maroochydore.

      Bisher war er auf seinen unzähligen Reisen zu Einsatzorten durch diesen Strandort gefahren. Er wusste, dass dort die Triathlon-Teams trainierten, dass eine Underwaterworld zu den Touristenattraktionen zählte und ein verzweigtes, künstlich angelegtes Kanalsystem einen großen Hafen für Privatyachten bot. In den fünfziger und sechziger Jahren war Mooloolaba lediglich eine Ansiedlung langweiliger Häuser gewesen in einer von der Zuckerrohrindustrie geprägten Region.

      Heute erlebten Mooloolaba und die benachbarten Orte an der Küste und auch im näheren Hinterland einen Boom. Auf der Fahrt hatte er bemerkt, wie die Bebauung entlang der Straße dichter wurde, ein Ort an der Sunshine Coast in den anderen überging. Nicht nur der Tourismus breitete sich dorthinaus sondern auch Städter zogen zunehmend dorthin, an den Platz an der Sonne, am Strand. Selbst in diesem weiten Kontinent wurde man sich bewusst, dass die Anzahl der Plätze direkt am Meer begrenzt war.

      Die Hauptstraße zog sich zwischen eintönigen Wohnstraßen und flachen Gewerbegebäuden hin bis der Yachthafen begann und mehrstöckige Apartmenthäuser mit farbig gestrichenen Balkons, die direkten Blick auf den Ozean boten, auftauchten. Shane bremste und stand in einer Autoschlange, die sich nur langsam vorwärtsbewegte. Jack hätte jetzt geflucht. Er hatte immer geflucht, wenn sie im Stau standen. Jack – er konnte es immer noch nicht fassen, war tot. Jack und Evans und Hawking – es erschien ihm so unwirklich. Alles war doch so friedlich. Die Sonne schien, die Yachten schaukelten sanft im ruhigen Wasser der künstlichen Kanäle...

      Shane drehte die Aircondition höher. Ganz langsam kroch die Autolawine vorwärts. Rechts, sich an den Hafen anschließend, sah er das kastenartige Gebäude der Underwaterworld, in der .täglich Robben oder Delfine ihre Kunststückchen vorführten und man Haie bestaunen konnte.

      Er folgte dem Bogen der Straße nach links, die nach einer Ansammlung von kleinen Läden - er hatte einen Buchladen mit gebrauchten