Djihad. Christoph Hoenings. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Hoenings
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847623380
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Saudi Arabien und geht an Mahmut. Der füllt hieraus die Taschen derjenigen, die geholfen haben, das Geschäft so schnell über die Runden zu bringen. Graf tut also nichts, was in Deutschland nicht legal wäre.“

      „Und Nigeria? Das ist doch wohl eins der korruptesten Länder überhaupt?“

      „Tja,“ antwortete Goldstein. „Zunächst dachten wir, wir hätten ihn. Graf hat mehrere Berater, die bei Zustandekommen eines Vertrages Geld bekommen. Viel Geld. Sehr viel Geld. Wenn unsere Berechnungen stimmen, geht es in der Summe um runde zehn Prozent.“

      „Also Schmiergeld?“ fragte Moishe Shaked.

      „Vermutlich. Aber es gibt da eine ganze Anzahl von Verträgen, über kaufmännische Beratung, über technische Beratung, über Hilfe bei der Beschaffung von Ersatzteilen, über Serviceleistungen nach Lieferung der Schiffe. Ich glaube, sechs Verträge insgesamt. Alle mit unterschiedlichen Parteien. Wahrscheinlich sind die dahinter stehenden Figuren dann wieder dieselben. Ich weiß es nicht, es ist aber zu vermuten, auch, wenn alle unterschiedliche Anschriften haben.“

      „Kann man rausfinden, ob die selben Typen dahinter stecken?“

      „Klar, nur kostet das. Und wir können das ja nun nicht im Sinne der Sicherheit Israels finanzieren.“

      „Aber wir könnten den deutschen Behörden einen Tipp geben!“

      „Graf hat das ganz pfiffig gemacht. Schmiergeld wird immer da vermutet, wo die Zahlung vom Erfolg abhängt. Also, kein Erfolg, kein Geld, wenn Erfolg, dann viel Geld. Graf hat die Zahlung so vom Erfolg abgekoppelt, dass manche Verträge nur in Kraft treten, nachdem er das Geschäft an Land gezogen hat. Also, ohne den vorherigen Kauf der Schiffe wird zum Beispiel der Vertrag über Serviceleistungen nach Lieferung der Schiffe gar nicht erst rechtskräftig.“

      „Haarspalterei! Pilpul!“ rief Shaked.

      „Ja, aber Graf hat noch ein Übriges getan. Er ist mit seinen ganzen Verträgen zu seinem Finanzamt gestiefelt und hat sich dort bestätigen lassen, dass alle seine Beratungsverträge in Ordnung sind und er alle diese Aufwendungen als steuerlich abzugsfähige Betriebsausgaben anmelden kann. Jetzt müsste also erst mal nachgewiesen werden, dass seine Berater tatsächlich Amtsträger in Nigeria bestechen.“

      „Aber da kann man doch mit dem Finger dran fühlen!“

      „Ja. Aber wir können es nicht nachweisen. Nicht, ohne dass wir uns wirklich dahinter klemmen, und das kostet erst mal Geld. Wir werden weiter die Ohren offen halten und aufpassen, ob wir Graf erwischen.“

      Alle drei sahen sich an.

      „Noch was zu Graf?“ fragte Salomonowitz.

      „Ja, er will in den USA um ein Sonar für das erste U-Boot nachfragen.“

      „Die deutschen Geräte sind doch genauso gut, wenn nicht besser.“

      „Richtig, aber er kriegt so schnell keines. In den USA liegen die im Lager. Er korrespondiert fleißig mit Washington.“

      „Aus Riad irgendwas, Moishe?“

      „Ahmed Falouf hat über Siddiqui Kontakt zu einem der Pakistani bekommen, die die Saudis ausbilden sollen. Ein Leutnant Naqui ul Haq. Wir haben nur ein dünnes Dossier über ul Haq. Achtundzwanzig Jahre alt, U-Bootfahrer, Navigationsexperte. Ich habe den Residenten in Islamabad aufgefordert, mehr herauszufinden. Laut Falouf ist Siddiqui in der Lage, ul Haq abzuschöpfen, will aber dafür zweitausend Dollar mehr im Monat.“

      „Sagt Siddiqui oder Falouf?“

      „Falouf sagt, dass Siddiqui das sagt.“

      „Und kein Majed Akhad mehr in der Nähe, der das überprüfen könnte?“

      Moishe Shaked wiegte den Kopf.

      „Falouf wurde unberechenbar. Akhad war zu wertvoll, als dass ich ihn hätte opfern können. Er ist nicht mehr in Saudi Arabien.“

      Keiner seiner beiden Kameraden stellte die Frage, wo Majed Akhad jetzt eingesetzt wurde.

      Rupert Graf traf sich mit Sheikh Mahmut in dem mit Efeu überwucherten Innenhof des Hotels Plaza Athène in Paris. Mahmut hatte zwar eine Wohnung an der Avenue Foch in Sichtweite des Arc de Triomphe, aber das Plaza Athène war auf Gäste aus dem Morgenland bestens eingestellt.

      Das Treffen war auf Bitten Rupert Grafs zustande gekommen.

      Nach dem üblichen Geplänkel über das Wetter, den Sommer, die Situation in Nahost, in Mittelost, in Afghanistan, über die besten Tauchgebiete der Welt, über die Vorteile eines Porsche Cayenne kamen sie auf ihr Geschäft erst zu sprechen, nachdem die Hauptspeise gegessen war.

      Es war –zu Grafs Zufriedenheit – Mahmut, der fragte, warum Graf um das Gespräch nachgesucht hatte.

      „Wissen Sie, was ein Sonargerät ist?“ fragte Graf.

      „Ja. Etwas, um unter Wasser zu lauschen.“

      „Ein wenig komplizierter ist das schon,“ antwortete Graf. „Es gibt an Bord von Marineschiffen sowohl ein passives als auch ein aktives Sonar.“

      Mahmut machte nicht den Eindruck, als ob er sich für Sonare besonders interessierte. Er las stattdessen in der Dessertkarte.

      „Das passive Sonar besteht aus einer Reihe von am Bootskörper angebrachten Sensoren, die die Schallwellen aller Geräusche unter Wasser auffangen und analysieren,“ erklärte Graf. „Das aktive Sonar sendet selbst eigene Schallwellen aus und analysiert, ob und wie diese Wellen von einem Gegenstand zurückgeworfen werden. Die Schallsignale werden in Lichtsignale umgewandelt und sind wie auf einem Radarschirm als leuchtende Punkte auf einem Monitor zu erkennen.“

      „Ja und?“ fragte Mahmut. Graf hätte genauso gut über die Qualität der Zylinderkopfdichtung des Motors von Mahmuts vor dem Hotel wartenden Maybach referieren können. Die wäre ihm genauso egal gewesen.

      „Wir haben ein Problem mit dem Passivsonar für das erste Boot. Ein Lieferproblem,“ sagte Graf.

      Mahmut ließ die Dessertkarte theatralisch auf den Tisch fallen.

      „Was soll das heißen, Mr. Graf?“ fragte er in scharfem Ton.

      „Wir hatten für das erste Boot wie für die anderen auch ein Produkt aus Deutschland vorgesehen. Die deutschen Sonarsysteme zählen zu den besten, die es gibt. Allerdings können wir in der Kürze der Zeit für dieses Boot kein deutsches Passivsonar bekommen. Der Zusammenbau und die Testphasen dauern länger als die Lieferzeit des Bootes selbst.“

      Mahmut sah auf einmal aus, als wolle er im nächsten Moment platzen. Der Kopf hochrot, hörbar nach Luft schnappend.

      „Sie haben sich vertraglich verpflichtet, Mr. Graf, ein überholtes und modernisiertes Boot abzuliefern. Also tun Sie das gefälligst!“ zischte Mahmut in einer Lautstärke, deren Aggressivität nicht zu überhören war.

      Die Damen an den Nachbartischen sahen neugierig zu Graf und Mahmut herüber.

      Jetzt las Graf interessiert in der Dessertkarte.

      „Darf ich bitte eine Erklärung haben!“ forderte Mahmut.

      Graf winkte dem Kellner, der in respektvoller Entfernung gewartet hatte und bestellte sich eine Crème brulée mit frischen Erdbeeren. Sheikh Mahmut war augenscheinlich der Appetit vergangen. Er wollte nur einen Espresso. Und einen Whisky.

      „Unser Vertrag besagt, Exzellenz, dass wir die Systeme an Bord des von Pakistan zurückgegebenen Bootes modernisieren und diejenigen ersetzen, die von den Experten meines Unternehmens als sinnvollerweise erneuerbar angesehen werden. Wir könnten Ihnen und der Königlich Saudischen Marine also ganz einfach sagen, das Passivsonar ist noch bestens und bedarf nicht des Austauschs. Sie hätten nicht mal was gemerkt. Die Geräte funktionieren einwandfrei, und manche Marine wäre stolz, so etwas an Bord zu haben. Gerade bei einem solch kleinen Boot!“

      Graf nahm gelassen einen Schluck aus seinem Weinglas.

      „Ich würde Ihnen