Djihad. Christoph Hoenings. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Hoenings
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847623380
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      „Das ist dort doch nichts Unübliches!“ warf Itzak ein. „Aber wir wissen nicht, wer genau?“

      „Nein.“

      „Aber wir wissen,“ warf Ezrah Goldstein ein, „dass Graf, kaum war der Vertrag in Kraft und er wieder zuhause, sich sämtliche Informationen über das saudische Königshaus auf seinen Bürocomputer gerufen hat. Also, sämtliche Brüder des Königs, sämtliche von deren männlichen Nachfahren, sogar deren Enkel. Es sah aus, als suche er das Bild von jemandem, den er mal getroffen hat.“

      „Hat er keinen Namen eingegeben?“

      „Leider nicht. Sonst wüssten wir ja, nach wem er gesucht hat.“

      „Kann man diesen Scheich Mahmut al Ibrahim nicht abschöpfen. Ihm ein Mädchen unterschieben, die ihn aushorcht? Einen seiner Mitarbeiter? Viele seiner Angestellten stammen doch aus Palästina!“

      „Bekomme ich dafür ein Budget?“ fragte Shaked. Alle drei waren sich bewusst, dass solche Aktionen nicht kostenfrei sein konnten.

      Salomonowitz antwortete:

      „Ich werde mit dem Minister sprechen. Allerdings kann ich bisher keine direkte Bedrohung Israels begründen, und ihr wisst ja, wie knauserig der Bursche ist. Ständig hält er mir vor, was die bisherigen Aktionen schon gekostet haben.

      „Im Übrigen hat mich Chaim Zimmerman aus Washington angerufen. Er ist befreundet mit jemandem aus der Heimatschutzbehörde. Die haben vor einiger Zeit einen seltsamen Anruf aus Riadh nach Peshawar in Pakistan abgefangen. Jemand aus Riadh bat jemanden in einer Koranschule in Peshawar um Hilfe bei den U-Booten. Die Schule gilt als Außenstelle der Taliban.“

      „Kann man sich da einen Reim draus machen?“ fragte Shaked.

      „In dem Telefonat war wohl etwas dergestalt gesagt worden, man wolle die Boote gegen den Großen Teufel einsetzen. Das ist eigentlich die Bezeichnung für die USA. Aber je nach Dialekt könnte auch Israel gemeint sein.“

      „Was machen die Amerikaner jetzt?“ fragte Goldstein.

      „Sie behalten die Schule im Auge!“

      „Ach so, noch etwas,“ sagte Moishe Shaked. „Hakeem bin Zaif geht zum Studium nach Deutschland. Nach Hamburg.“

      „Wer ist das jetzt wieder?“

      „Der Sohn von Admiral Zaif al Sultan. Das bedeutet, der Alte wird den Knaben regelmäßig dort besuchen. Und damit er die Reisen nicht aus eigener Tasche zahlen muss, wird er dienstliche Gründe erfinden, um zu den Werften nach Bremen zu reisen. Das ist eine Autostunde von Hamburg entfernt.“

      „Wir haben Fotos und wesentliche Einzelheiten in unserer Datenbank,“ antwortete Goldstein. „Lass mich wissen, wann der Bengel kommt. Dann soll Ari sich um ihn kümmern.“

      Hakeem bin Zaif freute sich einerseits darauf, sein Studium in Deutschland aufzunehmen, andererseits war er betrübt, nicht mehr an den Gebetsstunden und den anschließenden Debatten mit Imam Hadschi Omar teilnehmen zu können.

      Da Hakeem so gut wie keine Deutschkenntnisse hatte, wäre die Aufnahme seines Studiums in einem englischsprachigen Land sicherlich einfacher gewesen. Aber in die USA wollte er nicht, nach England auch nicht. Nach Australien wollte ihn sein Vater nicht lassen. Zudem hatte sein Vater ihm gesagt, die Ingenieurausbildung in Deutschland sei die beste, die man sich vorstellen könnte.

      Hakeem würde bereits jetzt, drei Monate vor Semesterbeginn, nach Hamburg übersiedeln. Die Saudische Botschaft in Berlin hatte für ihn ein kleines Apartment in der Nähe der Universität ausfindig gemacht und ihm einen Lehrer besorgt, der ihm Deutsch beibringen würde.

      Hakeems Mutter wollte ihn unbedingt begleiten, um zu sehen, dass er ordentlich untergebracht würde, aber das hatte der Vater untersagt. Stattdessen hatte Vater sichergestellt, dass ein Mitarbeiter des Stabes des Verteidigungsattachés aus der Botschaft Hakeem in Frankfurt abholen und ihn nach Hamburg begleiten würde. Der Mann, ein junger Leutnant des Heeres, würde Hakeem bei den ersten Kontakten mit deutschen Ämtern und Behörden behilflich sein, was Anmeldungen und Papierkram anging.

      Was Hakeem nicht wissen konnte war, dass das deutsche Verteidigungsministerium den Innensenator der Stadt Hamburg aufgefordert hatte, dem Sohn eines der ranghöchsten Offiziere des Königreiches Saudi Arabien diskrete Hilfe und Unterstützung zu gewähren.

      Morgen würde es also endlich losgehen.

      Hakeem war auf dem Direktflug der Saudi Airlines von Riad nach Frankfurt gebucht.

      Aber vor seiner Abreise hatte Hakeem noch etwas Wichtiges zu tun: Abschied zu nehmen von Imam Hadschi Omar.

      Das Gespräch mit Omar dauerte mehr als zwei Stunden. Zwei Stunden, in denen Omar sich ihm, Hakeem, ganz alleine widmete. Omar gab Hakeem mehrere Anschriften in Hamburg, unter denen er Glaubensgenossen finden würde, genauso durchdrungen wie Hakeem von dem Wunsch, Allah fromm zu dienen.

      Richtig berührt war Hakeem von den Fragen des Imam nach seiner Familie. Wie Hakeems Eltern damit zurecht kamen, den ältesten Sohn in die Ferne, in ein Land der Ungläubigen zu schicken? Welche Vorsorge die Eltern getroffen hätten, dass Hakeem nicht die Pfade der Tugend verlassen, und Allah möge es verhüten, im Sumpf der Sünde der westlichen Länder versinken würde.

      Hakeem berichtete, dass seine Eltern, jetzt, nachdem die Marine U-Boote aus Deutschland bezog, ihn regelmäßig in Hamburg besuchen und nach ihm sehen würden.

      Imam Omar pries Allah für diese glückliche Fügung. Hakeem empfand es als besondere Höflichkeit des Imam gegenüber seinem Vater, dass er nach dem Fortgang des U-Bootsgeschäftes fragte. Hakeem, um den Imam zu beeindrucken, berichtete alles, was er dazu wusste.

      Vom Umbau eines der ursprünglich mal nach Pakistan gelieferten Boote. Von der Entsendung saudischer Marineangehöriger nach Pakistan. Von der Tatsache, dass pakistanische Offiziere nach Saudi Arabien kommen würden, um saudisches Marinepersonal auszubilden.

      Imam Hadschi Omar hörte Hakeem aufmerksam zu und unterbrach ihn nur mit Bemerkungen wie: „Das ist höchst gottgefällig!“ Oder: „Allah sei gepriesen, dass diese Ausbildung durch ein gläubiges Brudervolk erfolgt!“ Oder: „Allah hat diesem Vorhaben seinen Segen gegeben!“

      Zum Abschluss ihres Treffens beteten sie gemeinsam um den Schutz Hakeems durch Allah und um Allahs Segen für den erfolgreichen Beginn von Hakeems Studien.

      Zum Schluss sagte der Imam:

      „Wenn ich jemanden zu dir schicken sollte, um in meinem Namen zu dir zu sprechen, so achte darauf, dass gleich im ersten Satz das Wort „grün“ vorkommt. Grün, die Farbe, die dem Islam heilig ist.“

      Als Hakeem sich von Imam Hadschi Omar verabschiedete, hatte der fromme Mann Tränen in den Augen. Als Hakeem dies sah, fing auch er selbst an, zu weinen. Er küsste dem Imam ein letztes Mal die Hände und stolperte, durch einen Tränenschleier in seiner Sicht behindert, aus dem Gebetsraum.

      Sabine Sadler war ausgesprochen unglücklich.

      Nicht, weil ihre Verlobung in die Brüche gegangen war. Das war eher peinlich als traurig! Ihr Vater war zutiefst verärgert, weil die Auflösung der Verlobung auch seine Freundschaft zum Vater des jungen Mannes beeinträchtigte.

      Nein, Sabine Sadler sehnte sich zurück an die Seite Rupert Grafs.

      Sie hätte weiterhin nicht guten Gewissens sagen können, sie liebe Graf. Aber ihr fehlte das erregende Leben mit ihm, die Reisen, die Wiedersehen, wenn er ohne sie unterwegs gewesen war.

      Hinzu kam, dass der nette Kreis, sie, Simone, Holger Brockert, Graf, auseinandergefallen war. Sie waren zwar nicht sehr oft zusammengetroffen, aber doch gelegentlich zu viert zum Essen ausgegangen und einmal zu einem Rockkonzert.

      Zu den letzten Essen, so hatte Simone berichtet, hatte Graf jedes Mal eine andere Bekannte mitgebracht!

      Bisher hatte sie sich nicht getraut, Rupert Graf anzurufen. Schließlich war sie selbst es ja gewesen, die das Verhältnis beendet hatte. Jetzt