Djihad. Christoph Hoenings. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Hoenings
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847623380
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herrschte!

      Rupert Graf saß dabei, ohne die geringste Ahnung, über was die beiden palavern mochten, Pferderennen, Frauen, Yachten, Autos. Es kam ihm zwar so vor als wäre zweimal das englische Wort ´Submarine` gefallen, aber das mochte genauso gut eine Täuschung gewesen sein. Immerhin war es inzwischen weit nach vier Uhr morgens.

      Erst nach einer guten halben Stunde richtete Mahmut das Wort an Graf:

      „Seine Hoheit möchte wissen, seine Hoheit fragt, seine Hoheit…“

      Stets ging es um Sachverhalte zur pünktlichen Auslieferung des ersten Bootes, Mahmut übersetzte die Antworten Grafs, wobei die Übersetzungen jeweils mehr als doppelt so lang schienen als Grafs Antworten selbst.

      Danach folgte noch mal eine Viertelstunde Disput auf Arabisch.

      Plötzlich erhoben sich der Prinz und Mahmut, der Prinz schüttelte dem überrascht ebenfalls aufgestandenen Rupert Graf die Hand, und Prinz Mirin, mit wehendem Umhang und begleitet von dem wieselflinken Mahmut, verschwand durch die Doppeltür zum Ausgang.

      Es dauerte eine weitere Viertelstunde, bis Mahmut wieder erschien. So lange schien die Abschiedszeremonie gedauert zu haben. Graf war hundemüde. Er bat darum, in sein Hotel gebracht zu werden.

      Bevor Graf in den wartenden Rolls Royce stieg, raunte Mahmut ihm zu:

      „Prinz Mirin ist derjenige, der das ganze Geschäft bezahlt.“

      5. Hakeem

      Moishe Shaked hatte Ezrah Goldstein und Itzak Salomonowitz in seine kleine Wohnung im fünften Stock eines Wohnblocks in der Nähe des Dizengoff-Einkaufszentrums eingeladen. Seine Frau Sarah war mit ein paar Freundinnen zu einem Abendessen in der Altstadt von Jaffa unterwegs, so dass sie ungestört waren.

      Sie tranken Whisky, Eiswürfel klimperten in den Gläsern, und die Aschenbecher quollen über von den zahlreichen Zigarettenkippen.

      Ihre gelöste Laune rührte daher, dass es Ahmed Falouf gelungen war, Siddiqui als zusätzliche Informationsquelle anzuzapfen.

      Angeblich hatte zwar Siddiqui für seine Tätigkeit 5.000 US-Dollar verlangt, wobei Shaked überzeugt war, dass Falouf davon die Hälfte für sich behielt, aber die neue Quelle hatte sich als wertvoll erwiesen. Außerdem war Falouf auf viertausend heruntergehandelt worden.

      Siddiqui lieferte nicht nur Tonaufnahmen der von Admiral Zaif aus dem Auto geführten Telefonate, sondern er berichtete Falouf auch, was er von anderen Chauffeuren erfuhr, was die U-Boote anging.

      „Leider können wir den Kerl nicht so wie Falouf unter Druck setzen,“ sagte Moishe Shaked. „Falouf hat Angst um seine Familie in der West-Bank. Siddiquis Sippe in Pakistan können wir schließlich nicht gut als bedroht darstellen. Aber das, was er liefert, ist das Geld wert.“

      „Fassen wir noch mal zusammen, was wir inzwischen wissen,“ antwortete Salomonowitz. „Die Deutschen haben das aus Pakistan erhaltene Boot aufgeschnitten und sind dabei, es in aller Eile zu modernisieren.Die Werkshallen in Dhahran sind dank modularer Bauweise so gut wie fertig. Gleich mehrere Rammbären schlagen Tag und Nacht Spundwandbohlen in den Boden, um die zukünftige Pier herzustellen. Eines muss man den Deutschen lassen: Die gehen mit Umsicht und gut geplant vor. Auf die Idee, die ersten Segmente der Boote auszuliefern und in den Hallen zusammenbauen zu lassen, während draußen noch an der Pier gebastelt und der Shiplift installiert wird, muss man erst mal kommen!“

      „Wichtiger sind die Fortschritte an dem ersten Boot,“ warf Ezrah Goldstein ein. „Graf will in den nächsten Tagen nach Washington. Er will versuchen, dort fertige Sonarsysteme zu bekommen. Die deutschen Produkte haben zu lange Lieferfristen.“

      „Woher weißt du das?“ fragte Shaked. „Ich denke, deine Quelle ist versiegt.“

      „Naja, sie tröpfelt noch.“ Goldstein musste daran denken, dass Ari Roth immer noch aus Grafs Büro Informationen erhielt. „Die Geschichte mit dem Computer war eine Falle, in die die Deutschen prompt hineingetapert sind,“ erklärte er grinsend. „Wir hatten das Programm mit Absicht so geschrieben, dass irgendwann auffallen musste, dass Informationen abflossen. Sie haben ja auch nicht allzu lang gebraucht, das herauszufinden. In der Freude über ihren Erfolg sind sie nicht mal auf die Idee gekommen, dass es ein redundantes zweites Programm geben könnte, das uns Informationen liefert. Und zwar auf eine Art und Weise, hinter die sie niemals kommen können!“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „Wenn wir wollen, können wir Graf jederzeit hochgehen lassen. Wir wissen inzwischen soviel über ihn und seine übrigen Geschäfte, dass der Auftrag aus Saudi Arabien nicht mal erwähnt werden müsste. Allein seine Bemühungen um einen Auftrag aus Nigeria würden ausreichen, dass ihm die deutsche Staatsanwaltschaft auf die Pelle rückt!“

      „Und seine kleine Freundin?“ fragte Itzak.

      „Ist auf dem Weg zurück zu ihm. Ihr Verlobter ist ihr abhanden gekommen. Über eine Freundin, die wiederum mit einem von Grafs Freunden liiert ist, erfährt sie, was Graf tut und wohin er reist, und da will sie wieder mit.“

      „Woher wissen wir das alles?“ wollte Itzak wissen.

      „Ari hat selbstverständlich ihre Wohnung verwanzt,“ antwortete Ezrah trocken.

      „Zurück zum Geschäft, “ sagte Moishe Shaked. „Die Saudis haben eine Gruppe von zehn Offizieren der Pakistani Navy angeheuert, die bereits dabei sind, einer handverlesenen Truppe saudischer Marineleuten die Geheimnisse der U-Bootskriegsführung beizubringen. Gleichzeitig sind mehrere saudische Dienstgrade nach Karachi delegiert, um dort an Bord der pakistanischen Boote ausgebildet zu werden.“

      „Was ist mit den Leuten, die zur Ausbildung nach Deutschland geschickt worden sind?“ fragte Itzak Salomonowitz.

      „Die lernen noch Deutsch,“ antwortete Ezrah. Auf die fragenden Blicke seiner beiden Kameraden fügte er zufrieden grinsend hinzu:

      „Die Ausbildung in der Marineschule Eckernförde, wo auch die U-Bootssimulatoren stehen, erfolgt in deutscher Sprache. Die Saudis sitzen alle noch in einer Sprachschule in Hamburg und lernen Deutsch.“

      „Was ist mit der Technik?“ wollte Itzak Salomonowitz wissen. „Leistungsdaten der Boote, Signaturen, Schallabstrahlung?“

      „Diese Daten gehen nicht über Grafs Tisch,“ antwortete Goldstein. „Er hat mit der Technik nichts zu tun. Das alles wird direkt auf der Werft in Bremen behandelt.“

      „Und da haben wir keine Quellen?“ fragte Salomonowitz.

      „Nein. Die haben, weil sie ja auch für das deutsche Verteidigungsministerium bauen, einen ganz engen Schutzschirm. Sehr professionell. Ständige Sicherheitsüberprüfungen. Dicht wie ein Mäusearsch!“ Nach einem Augenblick fügte er mit bitterem Unterton hinzu: „Die Sicherheitsexperten der Bundeswehr sind schließlich zum Teil hier in Israel ausgebildet worden!“

      „Haben wir keine Chance, über die offizielle deutsche Seite an diese Informationen zu kommen? Du weißt schon, deutsch-israelische Freundschaft und dieser ganze Schmu. Oder, indem wir sie an den Holocaust erinnern. Das hilft doch eigentlich immer!“

      Ezrah Goldstein sah Salomonowitz nachdenklich an.

      „Ich will das mit Ari besprechen. Das wird nicht leicht. Du weißt ja, wie die Deutschen sind. Die haben ein Geheimschutzabkommen mit den Saudis geschlossen, und da halten die sich dran. Ihr kennt doch die Geschichte, wo ein Deutscher an einem Puff klingelt und, als die Puffmutter rausguckt, er die fragt: `Ich hab nur zwei EURO, was krieg ich dafür?` Sagt die: ´Hinterm Haus ist eine Kellertreppe, da kannst du dir einen runterholen!` Nach fünf Minuten klingelt der Typ erneut. `Was willst du jetzt schon wieder?´ fragt die Puffmutter. Sagt der: `Bezahlen`.“

      Salomonowitz und Shaked lachten.

      „Ja, so sind die wirklich!“ sagte Goldstein. „Immer penibel!“

      „Interessant finde ich, was wir durch Siddiqui über den Geldgeber erfahren konnten,“ sagte Moishe Shaked. „Aus den Mitschnitten der Telefonate von