Vampire Blues 1. Thomas Barkhausen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Barkhausen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738075410
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VICTIS!

       SONNENKRIEGER - RELOADED

       HERR K IN DER PATHOLOGIE

       HUIS CLOS

       HISTORISCHES II: DER ANFANG VOM …

       DER CLOWN DER PHILOSOPHIE

       LABORRATTE

       ERZSÉBET

       AGITPROP

       DER VORHANG

       CAFÉ BLEU

       Impressum neobooks

      VAMPIRE BLUES

       Roman

       in drei Bänden

       Band 1

       GELB

      „Es gibt nur zwei reine Farben, Blau und Gelb.

      Eine Farbeigenschaft, die beiden zukommt, Rot…“

      Johann Wolfgang von Goethe „Farbenlehre“

       2066.

       Die Vampire haben die Macht übernommen.

       Zu ihrem Schutz haben sie die Zodiaks erschaffen.

      ASSAULT

      Der Mann, der der Hohepriester gewesen war, war gegangen, vor nicht ganz zehn Minuten. Es war der Mann, von dem wenige nur seine wahre Identität kannten. Sein Gang war geschmeidig, kaum berührten seine Sohlen den Boden und doch wob das Klacken seiner Absätze auf dem Asphalt eine Melodie in die Nacht, die schwebte über dem Hof wie ein Spinnennetz der Unausweichlichkeit.

      Sie pirschten sich heran, durchs Dickicht der Büsche, die den Hof säumten, der in einem Grün dalag, das vom Dunkel der Nacht zerrissen war und dem Lichtschein, der aus dem Gebäude brach. Ihre Tritte waren geräuschlos. Sie positionierten sich rechts und links, so dass sich die Mündungen ihrer Waffen kreuzen würden wie die Geschoßbahnen ihrer Projektile. Den Hinterausgang genau im Visier. Gelbe Medaillons mit einer stilisierten Sonne baumelten an Lederbändern von ihren Hälsen herab, direkt über dem Solar Plexus. Eng anliegende Masken hatten sie über die Köpfe gezogen, die ihre Gesichtszüge kaum mehr erahnen ließen. Das Material ihrer Anzüge machte sie für die Überwachungskameras unsichtbar. Hinter den Müllcontainern aus grünem Plastik kauerten sie in ihren schwarzen, silbrig durchwirkten Tarnanzügen. Die kurzläufigen Waffen im Anschlag. Den Blick geheftet auf den Hintereingang des Club 777.

      Der Seventies-Beat aus der Vorzeit dröhnte dumpf heraus in die von orangefarbenen Lichtern getränkte Nacht. Ein Orange, das wie eine Karikatur auf das Sonnenlicht erschien, das jetzt vor ihnen als Mondlicht in den kleinen Pfützen schwamm, die der Hausmeister hinterlassen hatte, als er den Asphalt am Hintereingang mit dem Schlauch abspritzte, um die Blutlachen wegzuschwemmen. Whether you're a brother or whether you're a mother, you're stayin' alive, stayin' alive.

      Das Stampfen der Tänzer drang heller heraus und lauter, als sich die Hintertür öffnete, die knarrte wie die Stimme einer Gouvernante nach dem vierten Martini. Die Gestalten hinter den Müllcontainern spannten die Muskeln an. Zwei Partygäste traten hervor. Sie schwankten leicht, ihre bauschigen Gewänder hoben sich im Luftzug. Feel the city breakin' and everybody shakin', and you're stayin' alive, stayin' alive.

      Sie kicherten. Einer hielt eine Flasche in der Hand und trank daraus, reichte sie weiter, der Andere nahm einen Schluck, stellte die Flasche auf den Boden zu ihren Füßen, sah zu, wie sie tänzelte, bevor sie zur Ruhe kam und nicht umfiel, und zog ein mit einer gezackten Sieben verziertes Döschen mit Pulver darin hervor. Einem tiefroten feinen Granulat, das sie sich auf ihre Handrücken häuften mit zittrigen Junkie-Fingern. Sie formten mit den Fingerkuppen eine schmale Linie, hielten dünne Platinröhrchen daran, justierten sie mit bebenden Fingern und schnupfen das Pulver mit einem Zug in ihre Nasen.

      Jeder wusste, dass es das gab. Aber keiner wusste, was es war und woher es kam. Rotes, tiefrotes Feuer. Sie hoben ihre Gesichter in den Nachthimmel, warteten andächtig, harrten des Kicks, der unvermeidlich kommen werden würde. An ihren Mündern klebte noch Blut, sie leckten es sich von den Lippen. Somnambule Connaisseure der eigenen Belanglosigkeit, und standen schwankend im Sichellicht des Mondes.

      „Red Dust“.

      Der Kick kam wie ein Stiefeltritt. Der Express-Zug schoss ins Hirn. Ihre Körper zuckten kurz, als wenn sie den elektrischen Nervenblitz verdauen müssten, bevor er in ihr Hirn schiss. Dann standen sie starr wie Statuen. „Red Dust“. Dem ersten würde ein zweiter Kick folgen, von dem sie noch nichts ahnten.

      Wie auf ein Zeichen traten die vier Gestalten hinter den Containern hervor. Sie luden ihre kurzläufigen Gewehre im Gehen durch, hoben sie an, fixierten die beiden Vampire. Ah, ha, ha, ha, stayin‘ alive, stayin‘ alive. Sahen durch die Visiere, mit zusammengekniffenen Lidern, sahen durch die Schlitze, hielten den Atem an, zielten und drückten ab. Ah, ha, ha, ha, stayin‘ alive.

      Silberblitze zuckten in mikrofaserdünnen Spiralen aus den Läufen der Handfeuerwaffen und fanden das Ziel.

      Den Vampir mit dem Döschen in der Hand traf es zuerst, es glitt ihm aus der Hand, fiel scheppernd auf den Boden, der Deckel öffnete sich beim Aufprall und feines, rotes Granulat staubte auf den Asphaltboden der Rampe, auf der sie standen. Er sah trunken und erstaunt zugleich hinüber zu den Containern, wandte wie in Trance den Kopf seinem Freund zu, sie sahen sich ungläubig an, als dämmere ihnen ganz langsam wie in Zeitlupe nur eine Erkenntnis, die ihren Weg nicht mehr ganz bis in ihr getrübtes Bewusstsein finden würde. Dann trafen auch den zweiten in kurzer Folge die fast parallel abgefeuerten Geschosse. Grellweiße Blitze rasten durch ihre Körper, ließen die Vampire sich aufbäumen, ihre Adern hervortreten, die Augen verglühen, das Hirn eindampfen und bündelten sich dann über dem Herzen zu einem dichten, silbernen Spiralnebelball und explodierten in einem die gesamte Szenerie in der Blendung verschwinden lassenden, enormen, weißsilbernem Blitz. Life goin’ nowhere. Somebody help me. Somebody help me, yeah.

       ARCHILL

       Der eine Liebe findet.

       Die er nicht finden durfte.

      ARCHILL

      Die Straße lag verlassen. Dunkel, kühl, feucht. Der Mond schimmerte, als wolle er vergehen in einer Schwärze, die er auf den Asphalt legte wie ein Tuch über die Leiche. This is the end / Beautiful friend…

      Letzte Fetzen von Wind legten sich in den Mauern des alten Schlosses zur Ruhe. Müde sanken sie, kauerten sich gähnend an den Stein. Erschöpft vom Tagwerk des Wehens.

      Ein Löcherteppich pechschwarzen Asphalts, der den Namen