Sinja und der siebenfache Sonnenkreis. Andreas Milanowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Milanowski
Издательство: Bookwire
Серия: Sinja
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748596837
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      „Wenn alles gut geht, im Garten des Schlosses von Königin Myriana!“

      „Und wenn nicht?“, fragte Gamanziel.

      Emelda hatte keine Lust mehr, zu diskutieren. Sie malte mit dem Taktstock einen senkrechten Strich in die Luft, ließ das Instrument bis zur Hälfte des Striches nach oben schnellen und setzte mit einem kleinen Ruck ab. Eins – Zwei – Drei. Die sieben Körper lösten sich in einem silbrigen Schimmer auf.

      29 (26/4)

      Im königlichen Schloss zu Fasolanda herrschte unterdessen noch immer nervös geschäftiges Treiben. Nach wie vor war weder die Königin gefunden noch der Entführer Bugga oder sein möglicher Komplize verhaftet. Es gab, außer dem hingekritzelten Zettel, den Zabruda Menroy noch immer in der Tasche seiner Weste trug und dem sonderbaren Auftritt Cheetys beim Magus keinerlei Hinweise auf das Schicksal der Regentin. Das sorgte, nicht nur bei Mister Menroy, für erhebliche Nervosität. So nahm zunächst niemand Notiz von den sieben Gestalten, die soeben im Schlossgarten angekommen waren. Materialisiert hatten sich ihre Körper in einem kleinen, runden Tempel, der am Rande der Gartenanlage stand.

      „So, da wären wir. Das hat ja bestens geklappt!“, sagte Emelda und schob, sichtlich zufrieden mit sich, den Taktstock in ihren Rucksack.

      „Ja, sieht aus, als wären alle da!“, stellte Amandra fest, „und sogar in einem Stück!“

      „War das mal anders?“, fragte Sinja.

      „Hm, sagen wir mal, es gibt bei Reisen mit dem Taktstock ein gewisses Restrisiko, vor allem, wenn die Gruppe so groß ist“, antwortete Amandra und grinste.

      „Wie schön, dass ich das hinterher erfahre! War Emelda deshalb so nervös?“

      „Du lebst doch noch“, sagte Doriando, „also beschwer´ dich nicht.“

      „Ahhhh!“, rief Amandra und trat als Erste aus dem Tempel heraus. Sie räkelte und streckte sich genüsslich und sog die Luft tief in ihre Lungen, „das riecht nach dem guten alten Schlossgarten!“

      „Könntest du dann jetzt mal deinen Propeller aus meiner Nase nehmen, Cichianon?“, fragte Sinja und tippte dem Elfen auf die Schulter.

      „Oh, Entschuldigung!“, erwiderte Cichianon höflich. Er trat vorsichtig einen Schritt beiseite, aus dem Tempel heraus und schlug dann einmal kräftig mit seinen Flügeln.

      „Gut, sich wieder bewegen zu können, auch wenn der Weg hierher nicht lang war!“ Einer nach dem anderen löste sich jetzt aus dem Knäuel und verließ den kleinen Tempel.

      „Dann wollen wir mal nachsehen, ob wir jemanden finden können, der uns erzählen kann, was hier los ist“, sagte Emelda.

      „Dürfte bei dem Lärm hier kein allzu großes Problem sein!“, stellte Gamanziel fest und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung des Schlosses.

      „Ja“, sagte Amandra, „so ein Tohuwabohu kennt man normalerweise nicht aus dem Palast von Königin Myriana.“

      „Ich höre nichts!“, sagte Sinja.

      „Du hast keine Elfenohren!“, sagte Amandra, zwinkerte und zeigte auf ihr langes, spitzes Hörorgan. „Die sind etwas feiner, als eure Salatblätter. Manchmal wundere ich mich ohnehin, wie ihr Menschen überhaupt ein Instrument stimmen könnt.“

      Großmaul, dachte Sinja. Der helle Kies knirschte unter ihren Schritten, als sie die gewundenen Wege des Schlossgartens entlanggingen. Sie ließen ein Kiefernwäldchen und den Goldfischteich rechts liegen und gelangten schließlich zu einem großen dreieckigen Tor, das den rückwärtigen Eingang des Palastes darstellte. Vorsichtig drückte Cichianon gegen die schwere Holztüre. Sie öffnete sich knirschend einen Spalt breit.

      „Sehr merkwürdig“, flüsterte Doriando, „normalerweise stehen hier mindestens zwei von diesen Riesenelfen mit Gardemaß als Wache. Hier muss das komplette Chaos herrschen. Was haben die für ein Problem?“

      Cichianon lugte um die Ecke und spähte in den Vorraum der Eingangshalle.

      „Es hört sich an, als seien hunderte von Leuten im Haus unterwegs, ein Gerenne und Gebrüll überall, aber hier vorne kann ich niemanden sehen.“

      Langsam schob er den Türflügel weiter auf und trat in die Vorhalle. Die sechs Anderen folgten. Ein hell getünchter, hoher Raum empfing sie. Das Licht, das durch zwei große, runde Fenster oberhalb der Türe in diesen Raum fiel, ließ die bunten Gemälde, die die hellen Wände zierten, in kräftigen Farben leuchten. Szenen aus William Shakespeares `Sommernachtstraum´ waren zu sehen. Titania und Oberon von Efeu umschlungen. Dünne, weiße Säulen schmückten den Raum, an denen sich bunt bemalte Weinreben bis unter die Decke emporrankten. Die Decke selbst schien aus vier Dreiecken geformt zu sein, deren Spitzen sich über der Mitte des Raumes trafen. Von dort hing ein mächtiger Kronleuchter herunter, dessen Leuchten die Form von Blütenblättern hatten.

      30 (26/5)

      Auf einmal schlug eine schmale Seitentür auf und eine Bedienstete in schwarzem Kleid mit weißer Schürze und weißer Kopfhaube stürzte aufgeregt in den Raum.

      „Ahaaaa!!! Haaaa!!!“, schrie sie erschrocken auf, als sie plötzlich und unerwartet vor den sieben Eindringlingen stand. „Bei allen Geistern der Elemente“, rief sie, „was machen sie hier? Wo ist die Wache? Waaacheeee!!!“ Sie drehte sich auf dem Absatz herum und wollte aus dem Raum flüchten, doch Cichianon hielt sie fest.

      „Lassen sie mich sofort los!“, brüllte die Magd hysterisch, „Hilfeeee!!! Waaacheeee!!!“

      „Wir wollen ihnen nichts Böses!“, versuchte Cichianon, die Aufgebrachte zu beruhigen, doch die schrie weiter um Hilfe. Es dauerte nicht lange, bis auf der anderen Seite der Vorhalle eine Flügeltür krachend aufflog. Zwei Elfenmänner mit blankem Oberkörper, die in hautenge, hellbraune Lederhosen gekleidet waren, stürmten im Laufschritt in den Raum. Beide waren jeweils einen Kopf größer als Cichianon, Doriando und Ferendiano und hatten langes, geflochtenes, blondes Haar, dass ihnen weit über den Rücken fiel. Sie waren mit Kurzschwertern für den Nahkampf bewaffnet und hatten jeweils einen Langbogen bei sich. Ihr kräftiger Oberkörper ließ auf einen ausgezeichneten Trainingszustand schließen.

      „Oh, oh! Die Leibgarde! Also doch!“, konnte Doriando noch flüstern, als Cichianon auch schon auf dem Boden lag, eine Hand auf den Rücken gedreht und das Knie eines der Riesen auf seinem Körper spürte. Die Magd rannte schreiend davon. Der zweite Leibgardist hielt die anderen sechs mit seiner Klinge in Schach.

      „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, brüllte er.

      „Wir sind Elfen aus Engil!, antwortete Emelda und wir wollen zu Königin Myriana.“

      „Sie da ist sicher keine Elfe!“, erwiderte der Riese und deutete mit einer Kopfbewegung auf Sinja.

      „Nein! Das ist Sinja aus der Menschenwelt. Sinja, die Geigerin!“, sagte Emelda.

      „Wir werden warten, bis Mister Menroy wieder im Haus ist. Dann werden wir sehen, ob ihr etwas mit der Entführung zu tun habt, oder nicht und bis es soweit ist, werden wir euch im Verlies unterbringen.“

      Der erste Leibgardist hatte Cichianon mittlerweile die Hände auf den Rücken gebunden. Doriando hatte sehr schnell eingesehen, dass Widerstand hier vollkommen sinnlos war und so ließen sich die Sieben zu einer weiteren, schmalen Tür führen, die der exakt gegenüberlag, durch die die Magd in den Vorraum gekommen war. Eine steinerne Wendeltreppe führte in die Tiefe. Die zwei Wachen schoben und schubsten die Sieben die Treppe hinunter. Es ging durch einen langen, gemauerten Gang. An den Wänden brannten Fackeln, die spärliches Licht gaben. Sie kamen zu einer dreckigen, düsteren Höhle, die mit einer Gittertür versperrt war.

      „Hier rein!“, befahl einer der beiden Riesen und ließ das Gittertor ins Schloss fallen, nachdem sie die Sieben in die Zelle gestoßen hatten. Die zwei Wachen gingen wortlos.

      „Heh!“,