Outback Todesriff. Manuela Martini. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manuela Martini
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742759511
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war es ja einer von den Blackfellows. Wenn die gesoffen haben, nicht wahr, Paddy ...?“ Sie warf Paddy einen um Unterstützung heischenden Blick zu und eilte zurück hinter die Theke. Sie trug dreiviertellange bunt gemusterte Leggins, stellte Shane fest. Genauso hatte er es sich vorgestellt. Er seufzte lautlos. Die Steaks waren verkohlt und die Pommes fettig, aber er wusste, dass wenn er sich beschwerte, er sich gleich zwei Feinde machte. Also aß er.

      „Sie sind sicher der Detective aus der Stadt“, hörte Shane sagen und drehte sich um.

      „Das ist Jeff Petterson vom Outback-Radio in Charleville“, stellte Paddy Dunegal den langen, hageren Kerl vor. „Er macht alles, was mit Unfällen, Katastrophen und anderen weltbewegenden Themen zu tun hat. Jeff, das ist Detective Shane O’Connor aus Brisbane, geschickt, um unseren Barbareien auf den Grund zu gehen!“ Paddy lachte dröhnend, „setz dich.“

      Jeff rückte einen weiteren Stuhl an den Tisch und verzog sein Pferdegesicht zu einem Lächeln. Seine hellen Augen flackerten und unter seiner Haut traten Adern und Sehnen hervor. Er sah aus als stünde er ständig unter Strom.

      „Und Detective, wie gehen Sie jetzt vor? Das ist ja wohl kein Opfer dieses Frauenkillers!“ Jeff hatte bereits sein Aufnahmegerät gezückt und hielt es Shane unter die Nase. Der schob es zur Seite wie einen verdorbenen Fisch. Paddy stopfte sich Pommes in den Mund und sagte kauend:

      „Langsam Jeff, der Detective kennt die Leute hier ja nicht.“ Er schluckte und seine Worte klangen nun etwas deutlicher. „Ich bin ziemlich sicher dass die auch nicht gerade heiß darauf sind, mit einem Fremden aus der Stadt zu reden, oder Jeff?“

      Jeff verzog wieder das Gesicht. „Hast wahrscheinlich Recht.“

      „Eben“, sagte Paddy, „da hilft Ihnen Ihre ganze Ausbildung nichts, O’Connor!“ Seine Schweinsaugen leuchteten triumphierend auf.

      „Ich meine, das hat man ja schon bei Billy Henderson gesehen, an den kommen Sie nicht ran“, redete Paddy weiter, schluckte erneut und schüttete Bier hinterher. Von seinen Lippen troff Fett, und auf seiner Stirn standen Schweißperlen.

      Shane spürte, wie seine Kiefermuskeln malmten. „Ich bin schon mit anderen fertig geworden, Paddy“, sagte er, und er gab sich keine Mühe mehr, harmlos zu klingen. „Und morgen reißen wir den Parkplatz auf und suchen den Kopf.“ Dabei bemerkte er Paddys zornig zuckende Mundwinkel und Jeffs amüsiertes Lächeln.

       Andy

      Im Nachhinein fiel es Andy wieder ein: das erste, was er von Coocooloora gesehen hatte, war das kugeldurchsiebte Shell-Schild neben dem Highway.

       Willkommen in Coocooloora 10 Minuten bis zur Tankstelle

      stand da in roter Schrift, und jemand hatte das zweite O von Coocooloora exakt durchschossen. Dann, Werbeschilder für eine Autowerkstatt, Best’s Coffee Shop, Übernachtungen im Stonewall-Motel, Lunch und Dinner im Coocooloora-Pub. Morgen bin ich schon in Lambina und stecke meinen Claim ab, dachte er und sah weiter zum Fenster hinaus.

      Die Häuser standen nun dichter beieinander. Bei vielen blätterte der Anstrich von der Holzfassade wie die Rinde von Eukalyptusbäumen, Dachrinnen und Fensterläden hingen schief, und würden vom nächsten Windstoß mitgerissen werden. Wäschespinnen mit Hosen und bunten Hemden ächzten heiser im Wind, Fliegentüren schlugen auf und zu.

      Auf den Rasenflächen der Vorgärten parkten rostige Autos und zerbeulte Caravans, zwischen kümmerlichen Bäumchen und trockenen, blütenlosen Büschen. Ein Mann mit Shorts und weißen Kniestrümpfen führte einen fetten Dackel die Straße entlang. Der Hund setzt sich zum Kacken auf den Rasen vor der Adventskirche. Andy reckte den Hals. Im Vorbeifahren konnte er beobachten, wie der Mann vergeblich versuchte, den Hund wegzuzerren.

      „Hier war früher ´en bisschen mehr los, weil jeder durchfuhr, der zur Küste wollte, aber seitdem sie den Highway ausgebaut haben ...“

      Scotty versuchte, den Schlaglöchern auszuweichen.

      „Gab wohl auch, ´n bisschen Ärger mit den Aborigines. Na ja, das Übliche. Hier soll aber jetzt ´n Bowling Club hin mit Spielautomaten und so.“

      Andy hörte nicht zu. Er war viel zu müde, und außerdem wusste er, dass er sowieso nicht bleiben würde.

      „Findest sicher einen, der dich weiter mitnimmt“, meinte Scotty. Andy kurbelte das Fenster hinunter. Eigentlich sah es in Quilpie genauso aus. Dort gab es vielleicht ein paar Straßen und Häuser mehr. Er sah einen langen Balkon mit der Aufschrift: Pub Coocooloora. Und davor einen massigen Aborigine mit grauschwarzem Haar, der ihnen nachstarrte. Erst als Scotty sagte: „So, Endstation!“, bemerkte Andy, dass sie in einen Hinterhof gefahren waren. Scotty stellte den Motor ab.

      „Da du gerade da bist, kannst du mir was reintragen helfen.“ Scotty kletterte aus dem Auto und Andy sah, dass er ein steifes Bein hatte. Er rutschte vom Sitz und stand in der warmen Sonne.

      „He!“, hörte er von hinten Scotty rufen und ging um den Lieferwagen herum. Scotty stand im Laderaum und ließ auch schon einen Karton mit Brot in Andys Arme fallen. Er selbst nahm einen kleineren Karton, hinkte voraus zu einer grauen Eisentür und stieß sie auf. Andy sah in eine dunkle Höhle. Es roch nach Schinken, Schokolade und Putzmittel. Er stolperte hinter Scotty durch den vollgestellten Lagerraum in den Laden.

      „Hi, Scotty!“, hörte Andy eine Frauenstimme hinter den Regalen. Dann sah er einen blonden Pferdeschwanz und dann ihren Mund, der ihn irgendwie irritierte.

      „Sie haben hier eine Leiche gefunden“, sagte sie ohne Einleitung. Sie war so aufgeregt, dass sie Andy nicht wahrnahm. „Unten, wo sie den Parkplatz für den Bowling Club gebaut haben!“

      „Jesus!“ Scotty stellte ächzend den Karton ab. „Hier in diesem verschlafenen Kaff? Ermordet?“

      „Die schicken jemand von der Küste hierher. Ist das nicht schrecklich? Ein Mord hier bei uns!“

      Scotty wiegte den Kopf hin und her. Er wandte sich an Andy:

      „Du hörst ja, wie es hier zugeht. Sieh lieber zu, dass du so schnell wie möglich weiterkommst.“

      Jetzt erst streifte sie ihn mit einem Blick.

      „Ja, fast überall ist es besser als in Coocooloora.“ Andy bemerkte ihren goldenen Ring. Sie war höchstens vierundzwanzig, schätzte er, oder fünfundzwanzig.

      „Ihr trinkt sicher noch ´n Kaffee“, fragte sie und machte schon einen Schritt auf eine Glastür zu, hinter der ein Rollo heruntergelassen war.

      „Der da kann sicher was vertragen“, meinte Scotty und wies auf Andy. „Er war schon im Auto ´n bisschen müde. Also, Jo, nichts für ungut, aber ich muss los, hab heut noch ´n paar Fuhren und will rechtzeitig zu Hause sein!“ Scotty klopfte Andy aufmunternd auf die Schultern und hinkte nach draußen. Andy lief ihm nach.

      „He, was soll ich verdammt noch mal hier?“

      „Willst du wieder zurück nach Quilpie?“ Scotty blinzelte durch die Brillengläser. „Jungchen, du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir!“ Er lachte und zog die Wagentür zu. Andy sah dem Lieferwagen hinterher und ging zurück in den Laden. Während er zwei Coladosen aus dem Kühlschrank nahm, spürte er, dass sie ihn beobachtete. Er schob die Dosen vor die Kasse.

      „Ist schon okay, statt Kaffee“, meinte sie. Er wollte sie nicht ansehen, aber er tat es doch. Ihre Augen waren honigbraun und es dauerte, bis seine Augen von ihren loskamen. Die Türglocke bimmelte und Andy sah auf. Ein knochiger, vollbärtiger Alter schlurfte herein.

      „Hi, Jo!“, krächzte er und tippte an seinen löchrigen Hut. „Das ist ja ein Ding! Möchte wissen, wer der Tote ist!“ Er bleckte nikotingelbe Zahnstummel, stopfte die Hände in die Taschen und wippte auf den Spitzen seiner schlammverkrusteten Stiefel. „Gehst du nicht raus und guckst dir das an?“, wollte er von Jo wissen.

      „Nein.“ Sie mochte den Alten nicht, das merkte Andy.

      „Hm, na ja, dem haben sie die Klamotten