Gesprochenes Portugiesisch aus sprachpragmatischer Perspektive. Bernd Sieberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bernd Sieberg
Издательство: Bookwire
Серия: Romanistische Fremdsprachenforschung und Unterrichtsentwicklung
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823300892
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fokussierte Thema genannt wird.

      In den folgenden Paragraphen werden die Transkriptionszeichen, die ich aus den Originaltranskriptionen übernommen habe, aufgelistet und erklärt. Im Hinblick auf die pragmatische Ausrichtung des Konzepts des Buches und die Einteilung der thematisierten sprachlichen Merkmale auf der Basis unterschiedlicher universaler Diskursverfahren des Nähe- und Distanzmodells von Ágel / Hennig wurden die Originaltranskriptionen der Beispielsätze des ‚C-ORAL-ROM-Korpus‘ so weit wie möglich vereinfacht und alle gemessen an dieser Zielsetzung überflüssigen Symbole und Transkriptionszeichen4 weggelassen, um die Leserlichkeit der Textbeispiele zu erhöhen:

L, T, S, … etc.: Mittels von Großbuchstaben abgekürzte Namen der Personen – künftig auch als ‚Gewährspersonen‘ bezeichnet, die an einem Gespräch teilgenommen haben. L entspricht Luís, T steht für Teresa, S für Sara etc.
Zusätzliche Informationen: Ergänzende Informationen zu den Aufnahmesituationen, den Gewährspersonen und behandelten Themen, füge ich in Form von Abkürzungen den Transkriptionen hinzu. Zum Beispiel bedeutet die Buchstabenfolge ‚ptelpv11.txt‘ ‚Dialog am Telefon‘, ‚ppubdl10.txt‘ steht für ‚Dialog‘ und ‚ppubmn07.txt‘ kennzeichnet eine ‚monologische Gesprächssequenz‘. Zusätzlich habe ich noch in Stichworten angemerkt, worüber sich die Personen jeweils unterhalten und alle Informationen wie im folgenden Beispiel annotiert: (13) C-ORAL-ROM ‚pfamcv02.txt‘ – Anwälte und Kleiderordnung.
/ : Ein Schrägstrich markiert eine kurze Pause in einer Intonationseinheit, die aber noch nicht an ihr Ende gelangt ist5. Die Länge einer solchen Pause wird nicht objektiv (z.B. in Sekunden oder Sekundenbruchteilen) angegeben. Stattdessen dient als Kriterium dieser Definition das subjektive Empfinden eines kompetenten Sprechers des Portugiesischen.
// : Zwei nebeneinander stehende Schrägstriche bedeuten, dass ein Sprecher seine Intonationseinheit beendet hat. Außerdem weisen sie auf eine zeitlich ausgedehntere Pause zwischen Äußerungen, wobei aber exakte, objektiv nachvollziehbare Aussagen über die Länge der jeweiligen Pausen fehlen.
: Drei hintereinander gestellte Punkte stehen für eine vom Sprecher nicht zu Ende geführte Äußerung. Einen möglichen Grund dieses Abbruchs sehen die Autorinnen des CLUL z.B. darin, dass es sich bei der begonnenen Äußerung um ein Sprichwort handelt, das darum nicht beendet wird, weil jedem kompetenten Sprecher des Portugiesischen das passende Ende bereits bekannt sein dürfte, wie águas passadas não… 6. Man sollte aber ausdrücklich hinzufügen, dass es sich nicht um Anakoluthe handelt, deren Erscheinen in einer diskursiven Sequenz auf andere Gründe verweist7.
[…] : Diese in eckige Klammern gesetzten Punkte ersetzen Textstellen, die aus den Originaltranskriptionen herausgenommen werden. Ich lasse sie weg, wenn sie für die Veranschaulichung und Interpretation der thematisierten sprachlichen Erscheinung unerheblich sind.
< > : Eckige Klammern bedeuten, dass die sich zwischen ihnen befindlichen Teile der Sprechsequenz teilweise oder gänzlich mit Teilen der Äußerungen des Gesprächspartners überschneiden.
[<] < > : Dieses Zeichen verweist darauf, dass ein Sprecher die Äußerung seines Gegenübers weiterführt – es handelt sich also um eine Form der Adjazenz –, wobei diese Weiterführung parallel zur Äußerung des Gesprächspartners verläuft.

      Im Laufe meiner Arbeit hat das ‚Mike-Davies-Korpus‘8 mit der Bezeichnung O Corpus do Português, das über die vergleichsweise riesige Zahl von 450 Millionen (Género / Histórico) bzw. 1 Billionen (Web /Dialetos) Wörtern verfügt, zunehmend an Bedeutung gewonnen. Bei der ersten Variante dieses Korpus handelt es sich um ein ‚kleineres‘ Korpus, das durch Sprachwandel verursachte Veränderungen der Wörter erfasst und sich mit Wörtern aus dem 13. bis hin zum 20. Jahrhundert besonders für die historische Erforschung der portugiesischen Sprache anbietet. Das zweite wesentlich umfangreichere Korpus hingegen, dessen Einträge in den Jahren 2013 und 2014 gesammelt und aufgearbeitet wurden, berücksichtigt sprachgeographische Varianten des Portugiesischen aus Brasilien, Angola und Mozambique und eignet sich darum besonders für synchrone Studien. Weil diese Korpora aber keine Visualisierung dialogischer Strukturen ermöglichen, sondern ausschließlich monologische Passagen als jeweilige Kontexte eines Lemma angegeben sind, habe ich diese Korpora nur zur Ergänzung und zur Analyse sprachlicher Ausdrücke und Erscheinungen benutzt, deren Interpretation ohne die Berücksichtigung dialogischer Kontexte auskommt. Im Text werden Übernahmen aus diesem Korpus mittels der Abkürzung MD gekennzeichnet.

      Einige Beispiele aus monologischen Diskurssequenzen stammen aus dem Korpus von Maria de Fátima Viegas Brauer-Figueiredo. Dabei handelt es sich um Transkriptionen mit insgesamt 154584 Wörtern als Ergebnis von Interviews, die in den Jahren von 1984 bis 1994 stattgefunden haben. Die Autorin hat dieses Material und ihre auf Deutsch verfassten Interpretationen in dem Buch „Gesprochenes Portugiesisch“ (1999) veröffentlicht. Ursprünglich handelte es sich um den Versuch, die Zweisprachigkeit portugiesischer Immigranten der zweiten Generation in Hamburg zu analysieren. Dabei gelangte die Autorin aber schließlich zu der Erkenntnis, dass die erzielten Ergebnisse generelle Aufschlüsse über Charakteristika des gesprochenen Portugiesisch ermöglichen. Mit der Veröffentlichung „Gesprochene Sprache in der Romania: Französisch, Italienisch, Spanisch“ von Koch / Oesterreicher im Jahre 1990 und vor dem Hintergrund der Ergebnisse und der benutzen Methode dieser Arbeit änderte Viegas Brauer-Figueiredo schließlich das Untersuchungsziel ihrer Arbeit und wertete sie als Versuch, das von Koch / Oesterreicher benutzte Konzept auf die Untersuchung des gesprochenen Portugiesisch anzuwenden. So erfasst das Korpus nach Aussagen der Autorin insgesamt 3.459 Ausdrücke und Strukturen, die charakteristisch für diese Variante sind. Entsprechend vergrößerte Viegas Brauer-Figueiredo auch den vom Korpus erfassten Kreis der interviewten Personen sowie der berücksichtigten kommunikativen Praktiken. Dazu gehören: (a) Interviews und Gespräche mit portugiesischen Immigranten der zweiten Generation in Hamburg, (b) Gruppengespräche und Interviews mit Studierenden von drei verschiedenen portugiesischen Universitäten, (c) Interviews von Personen unterschiedlicher Sozialschichten, Berufen und Altersgruppen, die auf dem portugiesischen Festland, auf den Azoren sowie auf den Kapverden durchgeführt wurden, (d) Auszüge aus Vorträgen, Diskussionen und Gesprächen zwischen Schriftstellern, Moderatoren und Personen aus dem Publikum in Hamburg, (e) Auszüge aus Vorlesungen, Seminaren und Kolloquien von portugiesischen Gastprofessoren an der Universität Hamburg und (f) Mitschnitte aus portugiesischen Fernsehsendungen.

      Die resultierende Heterogenität dieses Korpus sowie der Umstand, dass die dialogischen Abläufe von Dialogen nicht visualisiert werden, wie es z.B. das gesprächsanalytische Transkriptionssystem GAT mit seiner „Textnotation“ (üblich bei Transkriptionen des IDS) ermöglicht, schränkt die Benutzung dieses Korpus für die in dieser Studie definierten Ziele entscheidend ein. Diese Transkriptionen werden an dieser Stelle darum ausschließlich zur Erklärung von sprachlichen Erscheinungen benutzt, die sich auch aus den monologischen Strukturen der erfassten Diskurssequenzen erschließen. In der vorliegenden Arbeit sind die wenigen Beispiele aus diesem Korpus mittels der Kürzel VBF. Zusätzlich hinzugefügte Zahlen geben jeweils die Seite des Buches an, aus dem das Beispiel stammt.

      Die Beispiele aus dem Bereich „keyboard-to-screen communication“ (Jucker / Dürrscheid 2012, 40) stammen aus einer von mir verfassten Studie aus dem Jahre 2013 zur Kommunikationsplattform ‚Twitter‘ (Sieberg 2013b). Es handelte sich um das internationale Forschungsprojekt „Microblogs global“, das an der Universität Hannover und mittels des Internetportals „mediensprache.net“9 unter Leitung von Siever und Schlobinski