DMT - eBook. Markus Berger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Markus Berger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783038000969
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großen Stresses kann sich nämlich unsere Atmung drastisch verändern, was wiederum zu erhöhten DMT-Konzentrationen im Hirngewebe führt. »Es gibt einige Hinweise darauf, dass DMT neuroprotektive (nervenschützende) Eigenschaften hat und in körperlich extremen Situationen, die auch die Lungenfunktionen betreffen, unsere Nerven vor Schädigungen bewahrt.« (J. C. 2015) Darüber hinaus könne es aber auch sein, dass DMT in der Lunge noch andere Rollen spielt.51

       DIMETHYLTRYPTAMINE IM GEHIRN?

      1971 wurde ein In-vitro52-Versuch mit menschlichem Hirngewebe veranstaltet, um herauszufinden, wie und ob dies unter Zugabe von Tryptamin DMT synthetisiert. Das Ergebnis: Hirngewebe produziert tatsächlich DMT aus Tryptamin (Mandell und Morgan 1971) – zumindest im Labor. Die Forscher Juan M. Saavedra und Julius Axelrod berichteten 1972 ebenfalls über die Invivo53-Biosynthese von DMT im Hirngewebe von Ratten aus vorher verabreichtem Tryptamin (Saavedra und Axelrod 1972). Im selben Jahr erschien ein Artikel, der belegte, dass Tryptamin als natürliche Substanz im menschlichen Gehirn vorkommt (Martin et al. 1972), und auch das notwendige Methyltransferase-Enyzm (siehe dazu oben) konnte im Gehirn von Säugetieren und Menschen nachgewiesen werden (Cozzi et al. 2011; Saavedra und Axelrod 1972; Saavedra et al. 1973; Mandell und Morgan 1971). Anfang der Siebzigerjahre hatten der US-amerikanische Psychiater und Neurowissenschaftler Arnold J. Mandell und Marrily Morgan vom Department of Psychiatry, University of California, San Diego, nachgewiesen, dass menschliches Hirngewebe im Labor DMT aus Tryptamin synthetisieren kann (Mandell und Morgan 1971). Auch im Gehirn von Ratten wurde DMT nachgewiesen (Saavedra und Axelrod 1972), sogar in deren Zirbeldrüsen (Barker et al. 2013). Ob DMT aber auch im lebenden menschlichen Gehirn hergestellt wird, weiß man noch nicht sicher, wenngleich es doch sehr wahrscheinlich scheint. »Die Präsenz von DMT im Gehirn ist eine kontroverse Angelegenheit. Manche Forscher sind der Ansicht, dass die Synthese von DMT für das Hirn physiologisch nicht relevant sei (…). Andere können sich vorstellen, dass der DMT-Level in Säugetieren bei Stress ansteigt, wobei das DMT dann als körpereigenes Anxiolytikum54 wirken könnte.« (Burchett 2006)

      Wissenschaftliche Arbeiten zum Thema

      Eine Zusammenfassung der 69 Studien zu endogenen Dimethyltryptaminen, die von 1955 bis 2010 durchgeführt wurden, ist von Steven Barker, Ethan Hamilton McIlhenny und Rick Strassman 2012 veröffentlicht worden. (Barker et al. 2012) Den Status quo der Erforschung von endogenem DMT bis Anfang der Achtzigerjahre bilden Steven A. Barker, John A. Monti und Samuel T. Christian in ihrem 28 Seiten langen Artikel »N,N-Dimethyltryptamine: An Endogenous Hallucinogen« ab, der im Magazin »International Review of Neurobiology« publiziert worden ist (Barker et al. 1981).

      Eine umfangreiche Arbeit zum Metabolismus des DMT- und Beta-Carbolin-haltigen amazonischen Schamanentranks Ayahuasca und dessen Beziehung zu den endogenen Dimethyltryptaminen hat Ethan H. McIlhenny als Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades in Philosophie vorgelegt (McIlhenny 2012).

       Verstoffwechselung der Dimethyltryptamine

      Der US-amerikanische Chemiker und Neurochemiker Steven A. Barker beschäftigte sich federführend mit DMT als endogener Substanz und fasst im Film »DMT: The Spirit Molecule« den Status quo zusammen: »Wir wissen nicht, wie und wo DMT im Gehirn ausgeschüttet wird, und auch nicht, wie genau die Synthese und der Abbau dieser Moleküle im Organismus reguliert sind. Aber es bietet uns jede Menge Möglichkeiten zur Spekulation, was wiederum zu neuen Studiendesigns führt, mit deren Hilfe wir nach und nach die speziellen Aspekte dieser Moleküle verstehen lernen. Es ist wichtig, die Verstoffwechselung dieser Substanzen zu verstehen. Sie werden im Organismus zu einem Teil in ihre N-oxid-Formen umgebaut (…), die allerdings noch nie in menschlichem Urin oder Blut nachgewiesen wurden – obwohl bekannt ist, dass sie zu den Hauptmetaboliten von DMT, 5-MeO-DMT und Bufotenin gehören. In keiner der Studien wurde nach diesen Stoffwechselprodukten geforscht, aber es wäre wichtig, da Klarheit zu haben. Wird z. B. DMT verabreicht, dann wird ein nur verschwindend geringer Teil von weniger als zwei Prozent davon wieder unverändert ausgeschieden. Die Frage ist: Wo sind die restlichen 98 Prozent? Antwort: Die sind zu Metaboliten geworden, und die sollten wir nachweisen. Andere Metaboliten sind z. B. Tryptamin, N-Methyltryptamin und die Beta-Carbolin-Alkaloide. Der am häufigsten vorkommende Metabolit ist Indol-3-Essigsäure (IES)55.« (Steven Barker in: »DMT – The Spirit Molecule«56)

      Mitte der Fünfzigerjahre erschien die Publikation der ersten wissenschaftlichen In-vitro-Untersuchung des DMT-Stoffwechsels in der Mäuseleber. Dabei wurde herausgefunden, dass DMT-N-oxid neben Indol-3-Essigsäure der sogenannte Hauptmetabolit, also das hauptsächliche Stoffwechselprodukt des DMT ist. Fish und seine Kollegen wiesen nach, dass DMT in vitro von der Mäuseleber in seine Oxidform und in Indol-3-Essigsäure verstoffwechselt wird. (Fish et al. 1955) Stephen Szára und Julius Axelrod untersuchten eine mit dem MAO-Hemmer Iproniazid57 präparierte Kaninchenleber und wiesen DMT, NMT, 6-Hydroxy-DMT, 6-HO-DMT-N-oxid und DMT-N-oxid als Stoffwechselprodukte nach (Szára und Axelrod 19 5 9)58, im Urin von mit Iproniazid behandelten Ratten fanden sie DMT, NMT, 6-HO-DMT, Tryptamin, 6-Hydroxyindolylessigsäure und Indol-3-Essigsäure. (Ebd.) Steven Barker führte mit Kollegen – ebenfalls mit dem MAO-Hemmer Iproniazid – Forschungen über die Stoffwechselprodukte des DMT im Gehirn und in der Leber von Ratten durch. Sie identifizierten DMT-N-oxid, NMT und Formaldehyd, aber kein 6-HO-DMT. (Barker et al. 1978)

      Indol-3-Essigsäure wird wahrscheinlich eher zu einem Großteil per oxidativer Desaminierung59 im Körper gebaut, als dass sie ein Produkt der auf das DMT einwirkenden körpereigenen MAO ist (Barker et al. 1981). Untersuchungen mit DMT am Rattengehirn ergaben folgende Stoffwechselprodukte (Metaboliten): Indol-3-Essigsäure als Hauptmetabolit, daneben N-Methyltryptamin, DMT-N-oxid und das Beta-Carbolin 2-Methyl-THBC. (Barker et al. 1980) Höhere DMT-Konzentrationen ergaben dieselben Stoffwechselprodukte, nur dass nun DMT-N-oxid der Hauptmetabolit war. (Ebd.) Die Verstoffwechselung von DMT-N-oxid ergab als Metaboliten 2-Methyl-THBC, NMT, Indol-3-Essigsäure und DMT. (Barker et al. 1981)

      6- HO-DMT (6-Hydroxy-N,N-dimethyltryptamin;

      3- [2-(Dimethylamino)ethyl]-1 H-indol-6-ol) ist ein Nebenmetabolit, also ein Stoffwechselprodukt, des DMT im Menschen und im Tier (Szára und Axelrod 1959; Szára 1968b; Barker et al. 1981). Früher hatten Forscher angenommen, 6-HO-DMT sei der Hauptmetabolit des DMT und eventuell sogar für die psychedelische Aktivität verantwortlich. (Szára 1956; Szára und Rockland 1961) »10 mg 6-Hydroxy-DMT bringen mentale Effekte hervor wie 60 mg DMT«, schrieb Ralph Metzner in einem frühen Artikel (Metzner 1963) und bezog sich auf Ergebnisse einer Arbeit von Stephen Szára und Eliot Hearst (Szára und Hearst 1962). Versuche mit Menschen ergaben dann aber, dass die Substanz keine dem DMT ähnlichen halluzinogenen Effekte erzeugt. Im Rahmen einer US-amerikanischen Doppelblindstudie, die mit DMT, 6-HO-DMT und einem Placebo an fünf opiumabhängigen und wegen Drogendelikten verurteilten Probanden durchgeführt wurde, konnte ebenfalls lediglich die Inaktivität des 6-HO-DMT dokumentiert werden. Es wurde festgestellt, dass 6-HO-DMT nicht aktiver ist als das Placebo – und deshalb geschlussfolgert, dass es kein aktiver DMT-Metabolit ist. (Rosenberg et al. 1963 und 1964) Einer der Probanden hatte 0,75 mg/kg KG und vier sogar 1 mg/kg KG der Substanz zugeführt bekommen – keiner der Fünf berichtete von psychoaktiven Effekten, und auch die physischen Reaktionen der Versuchspersonen entsprachen nicht denen, die in der Kontrollgruppe mit N,N-DMT zu verzeichnen waren. (Ebd.; Shulgin und Shulgin 1997: 402f.)

      6- HO-5-MeO-DMT soll übrigens deutlich weniger potent sein als 5-MeO-DMT. (Taborsky et al. 1966; Ott 1993: 197)

      In-vivo-Studien zum Stoffwechsel des DMT erschienen ab Mitte der Fünfzigerjahre. Die erste Arbeit kam von Vittorio Erspamer, der Indol-3-Essigsäure als DMT-Abbauprodukt im Urin von Ratten identifizierte. Allerdings konnte er im Vergleich zum injizierten DMT-Volumen nur 2,7 % Indol-3-Essigsäure messen (Erspamer 1955). Stephen Szára machte ähnliche Versuche und konnte im Vergleich zum DMT-Volumen 8,3 % Indol-3-Essigsäure in menschlichem Urin messen (Szára 1956). Später fand Szára heraus, dass DMT und auch DET (Diethyltryptamin) auf zwei hauptsächlichen Wegen verstoffwechselt werden: über Dealkylierung und die erwähnte oxidative Desaminierung zu Indol-3-Essigsäure und über 6-Hydroxylierung zu 6-HO-DET (Szára 1961a). Der US-amerikanische Forscher Jonathan Kaplan fand schließlich heraus, dass nur eine verschwindend geringe Menge DMT innerhalb von 24 Stunden unverstoffwechselt