Wissenschaftliche Prüfung des kolloidalen Silbers
Bisher gibt es keine sinnvolle wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema kolloidales Silber. Einerseits weil es kein kommerzielles Interesse gibt, dieses Randgebiet der Medizin zu bearbeiten, andererseits aber auch wegen des immer noch gegen kolloidales Silber vorliegenden Vorurteils, dass das »Schwermetall Silber« giftig ist.
Man nimmt zwar in Kauf, dass jedes Jahr in Deutschland 65 000 Menschen an den Nebenwirkungen von Medikamenten sterben, aber bisher ist noch kein einziger Todesfall bekannt, der auf kolloidales Silber zurückzuführen ist. Also kann die »Giftigkeit« des Silbers kein Argument sein, die Wirkung dieses Edelmetalls nicht zu erforschen.
Nach unabhängigen Schätzungen der letzten Jahre kann man davon ausgehen, dass kolloidales Silber weltweit in etwa 80 Ländern jährlich von mehr als 5 Millionen Menschen angewendet wird. Man weiß seit über 20 Jahren von mehreren Hunderttausend Einzelfällen, in denen private Anwender das kolloidale Silber bei sich selbst mit Erfolg gegen verschiedene Erkrankungen eingesetzt haben. In der »wissenschaftlichen Betrachtung« spricht man dann abwertend von kolportierten Einzelfällen, denen kein Aussagewert zugebilligt wird.
Auf zahllosen Internetseiten, in Facebook-Gruppen, Blogs usw. werden Erfahrungsberichte gepostet, interessanterweise nur äußerst selten mit negativen Erfahrungen. Diese inzwischen in die Millionen gehenden Berichte werden trotzdem weiter als »episodenhafte Einzelfälle« dargestellt.
Andererseits: Das »wissenschaftlich geprüfte« und »klinisch erprobte« Thalidomid (Contergan), das von 1957 bis 1961 im Handel war, wurde im Dezember 1961 aus dem Verkehr gezogen, nachdem 1600 Warnungen über beobachtete Fehlbildungen an Neugeborenen vorlagen. 2014 wurde das Verfahren gegen den Hersteller eingestellt, da es in 53 Jahren nicht gelungen war, den wissenschaftlichen Beweis zu führen, dass die Einnahme von Thalidomid während der Schwangerschaft fruchtschädigend wirkt.
Kolloide und Dispersionskolloide
Kolloidpartikel sind die kleinsten Teilchen, in die Materie zerlegt werden kann, ohne die individuellen Eigenschaften zu verlieren. Die nächste Stufe der Zerkleinerung wäre das Atom selbst. Diese Partikel befinden sich in destilliertem Wasser und tragen eine elektrische Ladung. Da sich gleiche Ladungen abstoßen, halten sie sich gegenseitig in der Schwebe. Kolloide spielen in der Natur eine sehr große Rolle. Alle Lebensvorgänge in einer Zelle, den Bausteinen der Lebewesen, basieren auf kolloidalen Zustandsformen. Weitere Beispiele für Kolloide sind zum Beispiel frisch gepresster Orangensaft, Waschmittel, die Beschichtung von Filmen, aber auch Rauch oder Nebel.
Durch das Zerkleinern in mikroskopisch kleine Teilchen wird die Gesamtoberfläche enorm vergrößert und damit auch die Wirkung. Außerdem wird die Möglichkeit, in den Körper einzudringen und an selbst entlegene Stellen zu gelangen, enorm verbessert. Ganz besonders interessant sind Silberkolloide, da das Edelmetall Silber der beste, natürliche elektrische Leiter ist.
Wissenschaftlich spricht man von einem kolloidalen System, wenn drei Bedingungen erfüllt sind:
1. Es müssen unterschiedliche Bestandteile vorliegen, wie zum Beispiel Silber und Wasser.
2. Die Bestandteile müssen unterschiedlichen Phasen angehören, wie zum Beispiel flüssig/fest oder gasförmig/flüssig.
3. Die Partikel dürfen nicht löslich sein.
Demnach sind Kolloide heterogen, multiphasisch und unlöslich.
Die Teilchengröße liegt typischerweise zwischen 7 und 10 nm. Ein einzelnes Kolloid-Teilchen entspricht etwa einer Atomansammlung von 103 bis 109 Atomen. Das entspricht einer Größe von 1 bis 10 nm. Als Vergleich möge man sich ein rotes Blutkörperchen mit 7,5 µm (7,5 µm = 7500 nm) vorstellen. Das bedeutet, dass ein rotes Blutkörperchen ca. 750 mal größer ist als ein kolloidales Teilchen.
Der Mythos des monoatomischen Silbers
Auf amerikanischen Internetseiten wird immer wieder »monoatomisches Silber« als eine extrem kleine und damit bessere Form des kolloidalen Silbers beschrieben. Auf diesen Seiten wird die Behauptung aufgestellt, dass es gelungen wäre, Silber in einer Clustergröße von jeweils einem Atom herzustellen und diese Clustergröße in der Flüssigkeit stabil zu halten.
Physikalisch ist ein monoatomisches Element, egal welches, nur für einen Bruchteil einer Sekunde stabil, dann reagiert es mit einem anderen Atom und bildet ein gemeinsames Molekül. Dass Einzelatome (hier z. B. Silberatome) in einer Lösung stabil bleiben können, widerspricht also jeder physikalischen Vorstellung. Es hört sich jedoch werbetechnisch interessant an – und wird somit gerne angenommen.
Der Tyndall-Effekt
Schickt man in einem dunklen Raum einen feinen Lichtstrahl durch eine Flüssigkeit, so zeichnet sich bei Vorliegen eines Kolloids der Lichtstrahl deutlich ab und bildet einen Konus (Faraday-Tyndall-Effekt). Der Effekt entsteht durch Streuung des Lichts in der kolloidalen Lösung; er wird am schönsten sichtbar, wenn man mit einer Taschenlampe durch ein 1–2 mm großes Loch leuchtet.
Tyndall-Effekt.
Kolloidales Silber
Kolloidales Silber ist eine spezielle Verwendungsform von Silber. Es wurde medizinisch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Infektionsbekämpfung eingesetzt, als wirksamere Mittel nicht zur Verfügung standen. Das kolloidale Silber wurde mittels eines Lichtbogens unter Wasser hergestellt. Es trat wegen der damals zu hohen Herstellungskosten und den Problemen bei der Qualität und Standardisierung in den Hintergrund.
Kolloidales Silber sind elektrisch geladene Silberteilchen in Wasser. Kolloidales Silber ist eine Dispersion aus dampfdestilliertem, mineralienfreiem Wasser sowie reinstem metallischem Silber, hergestellt durch elektrolytische Abscheidung. An zwei ins Wasser getauchte Silberstäbe wird eine Spannung angelegt, wodurch sich daraus Silberpartikel und Silberionen herauslösen.
Objekte | Größenordnung | (in Angström) |
Silber-Atom Kolloidales Silber | 0,175 nm | (1,15 A) |
Cluster | 1–5 nm | (10–50 A) |
Viren | 20–300 nm | (200–3000 A) |
Bakterien | 200–80 000 nm | (2000–800 000 A) |
Rotes Blutkörperchen | 7500 nm | (75 000 A) |
Haar (Mensch) | 40 000–100 000 nm | (400 000–1 Mio. A) |
Eizelle | 150 000 nm | (1,5 Mio. A) |
Diese aus nur 103–106 Silberatomen bestehenden Partikel sind in der Regel zwischen 0,01 und 0,001 Mikrometer klein und machen sich durch einen goldenen oder silbrigen Schleier im Wasser sichtbar. Unabhängig von der Konzentration ist die Partikelgröße jedoch nicht homogen.
Die Silberteile sind elektrisch positiv geladen und stoßen sich gegenseitig im Wasser ab, sodass sie sich in der Schwebe halten und gleichmäßig im Wasser verteilen. Diese abstoßende Bewegung ist als Brownsche Molekularbewegung unter dem Mikroskop sichtbar. Die Konzentration des Silbers liegt zwischen 3 und 50 ppm (parts per million), das heißt 3–50 Milligramm Silber verteilen sich in 1 Liter Wasser.
Die in allen Berichten angegebenen ppm beziehen sich auf die Konzentration des kolloidalen Silbers in der umgebenden Flüssigkeit. 1 ppm (millionster Teil, ein Millionstel) entspricht 1