Wie der Name sagt, beschäftigen sich Transaktionsanalytiker viel mit der Analyse von Transaktionen. Eine Transaktion ist eine Kommunikationseinheit, die sich aus dem Auslöser durch einen Sender und der darauf bezogenen Reaktion eines Empfängers zusammensetzt. Über Transaktionen werden Botschaften aufgenommen und beantwortet. Damit sind – zumindest formal – die Elemente, aus denen letztlich alle transaktionsanalytischen Analysekombinationen zusammengesetzt sind, definiert. Für psychologische Betrachtungen werden zwischenmenschliche wie auch innerpersönliche Vorgänge in Begriffen von Transaktionen gefasst. Für die innere Kommunikation werden dabei interagierende Teilpersönlichkeiten angenommen.
Die Analyse von Transaktionen ist gleichzeitig ein wesentliches identitätsbildendes Merkmal für die TA. Der von SCHLEGEL (1987) bevorzugte Begriff »transaktionale Analyse«, macht deutlich, dass Analysen anhand von Transaktionen dargestellt und belegt werden. Die Analysen sind jedoch nicht auf menschliche Kommunikation beschränkt. Sie beschäftigen sich z.B. auch mit personeninterner Organisation oder mit dem Rollengefüge in einer Organisation. Doch wird dies meist auf die kommunikative Verwirklichung durch Transaktionen bezogen.
Die TA steht einerseits in der Tradition der Psychoanalyse und der an ihr orientierten entwicklungspsychologischen Schulen. Daher sind Betrachtungsweisen, bei denen gegenwärtige Erlebens- und Verhaltensweisen vor dem Hintergrund kindlicher Entwicklungen gesehen werden, auch bei Transaktionsanalytikern zumindest im psychotherapeutischen Bereich üblich. Lernvorgänge in der Vergangenheit eines Menschen werden als maßgeblich für das Verständnis seines Erlebens und Verhaltens in der Gegenwart betrachtet. Andererseits steht TA in der Tradition der Sozialpsychiatrie und der kybernetischen Kommunikationslehre. Unabhängig von der persönlichen Vergangenheit der beteiligten Menschen beschäftigt sich der TA’ler mit Mustern ihrer gegenwärtigen Lebensgestaltung im sozialen Kontext. Man versucht hier, problematische Kreisläufe in deren Entstehung und Aufrechterhaltung aufzuzeigen, sowie Alternativen dazu zu eröffnen.
Soweit entwicklungspsychologische Ansätze aus einer psychotherapeutischen Perspektive berücksichtigt werden, geschieht dies meist kombiniert mit dem psychoanalytischen Konzept der Übertragung (von Vergangenem in die Gegenwart). Man tut dies zuerst in der Absicht, »störende Relikte« der Vergangenheit zu entdecken, ihr Störpotential zu reflektieren und an ihrer Stelle gegenwärtige Entwicklung freizusetzen.
TA eignet sich jedoch auch für Anwendungsbereiche, in denen der Bezug zur persönlichen Geschichte der Klienten und die Berücksichtigung der Regression (im Sinne der Belebung kindlicher Erlebnisse) als Methode häufig nicht adäquat ist. Dies ist in einigen Bereichen der Erwachsenenbildung, der Management- und Organisationsberatung und in vielen Formen der nichtpsychotherapeutischen Beratung der Fall. Hier werden Vorgehensweisen, die Beschreibungen von Gegenwart und Zukunft sowie von Kommunikation und Systembezügen in den Vordergrund gestellt.
Dem Zeitgeist unterworfen, haben auch Transaktionsanalytiker bemerkt, dass ihre psychologischen Konzepte keine objektiven Beschreibungen der Welt und der Menschen darstellen. TA-Konzepte werden als Beobachtungsschemata (Landkarten) deutlich, die von Handelnden für ihre Orientierung ausgewählt und mit Erfahrung und Tun in einen plausiblen Zusammenhang gebracht werden müssen. So hat in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts in transaktionsanalytischen Verbänden eine tiefgreifende Diskussion über den Umgang mit Theorie, über das Verständnis der einzelnen Inhaltskonzepte und über Grundbegriffe und Annahmen der Transaktionsanalyse begonnen.
Seit den 50er-Jahren bis heute haben Transaktionsanalytiker ein reichhaltiges Repertoire an Konzepten zur Beschreibung menschlichen Erlebens und Verhaltens hervorgebracht. Dieses bietet Anfängern und Erfahrenen in verschiedenen Professionen viel Nützliches. Gleichzeitig lässt jedoch der Glaube an die inhaltliche Richtigkeit der Konzepte nach. Sie werden mehr und mehr eher als Raster für Fragestellungen verstanden, die man selbst je nach Situation und Funktion spezifizieren, kombinieren, abwandeln oder erweitern kann. Die meisten Transaktionsanalytiker zeigen sich gegenüber dem unbefangen-schöpferischen Umgang mit eigenen Konzeptbildungen ebenso aufgeschlossen wie gegenüber der Integration von Konzepten anderer Schulen. Zu den Wesensmerkmalen der Transaktionsanalyse gehörte von Anbeginn an ihre integrative Funktion. Diese Entwicklungen wirken einer »Dogmatisierung« von Konzepten und einer »Verkirchlichung« der Verbände und ihrer Institutionen entgegen.
Die Themenbereiche des menschlichen Erlebens und Verhaltens, mit denen sich transaktionsanalytische Konzepte beschäftigen, lassen sich zunächst in drei Perspektiven (SCHMID 1986c) einteilen, die dann durch übergreifende Perspektiven der Entwicklung ergänzt werden:
– die Perspektive der Persönlichkeit (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster der Persönlichkeit)
– die Perspektive der Persönlichkeit (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster der Persönlichkeit) – die Perspektive der Beziehungen (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster in Beziehungen)
– die Perspektive der Persönlichkeit (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster der Persönlichkeit) – die Perspektive der Beziehungen (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster in Beziehungen) – die Perspektive der Wirklichkeitskonstruktionen (Erleben und Verhalten als Ausdruck von Wirklichkeitsverständnissen)
– die Perspektive der Persönlichkeit (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster der Persönlichkeit) – die Perspektive der Beziehungen (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster in Beziehungen) – die Perspektive der Wirklichkeitskonstruktionen (Erleben und Verhalten als Ausdruck von Wirklichkeitsverständnissen) – die Perspektive der Entwicklung (Erleben und Verhalten als Erscheinungen vergangener, gegenwärtiger und künftiger Entwicklungen)
Die Perspektiven 1. bis 3. werden in Kapitel 7 zu einem Orientierungsschema zusammengefügt und erläutert.
2.1 Die Perspektive der Persönlichkeit
Aus der Perspektive der Persönlichkeit werden Erleben und Verhalten von einzelnen Personen im Lichte der Organisation ihrer Persönlichkeit betrachtet. Hierzu hat BERNE das Strukturmodell der Persönlichkeit entwickelt. Es ist ein Modell, das die Persönlichkeit als ein System von Teilpersönlichkeiten, genannt Ich-Zustände, darstellt. Hierzu muss der Begriff der Ich-Zustände, der in der Transaktionsanalyse von großer Bedeutung ist, erläutert werden.
2.1.1 Ich-Zustände
BERNE hatte bezüglich Persönlichkeitsstruktur ursprünglich eine sehr allgemeine Definition von einem Ich-Zustand als einem »state of mind« gegeben (was man je nach der Bedeutung des Begriffes »mind« mit »psychischer Zustand«, »geistige Verfassung« oder »seelische Verfassung« übersetzen könnte). Später operationalsierte BERNE diese allgemeine Definition, indem er sagte, es handele sich bei Ich-Zuständen um kohärente Systeme von Einstellungen, Gefühlen und damit korrespondierenden Verhaltensweisen. Diese Operationalisierung erscheint sinnvoll, wenn man die Transaktionsanalyse vorwiegend als eine Ich-Psychologie (Psychologie der bewussten oder aktuell bewusstseinsfähigen Persönlichkeit) betrachtet.
2.1.2 Das Strukturmodell der Persönlichkeit
Aus den Grundbausteinen der Ich-Zustände konstruierte BERNE das Grundschema eines Persönlichkeitsmodells, indem er drei verschiedene Arten von Ich-Zuständen zu unterscheiden begann (s. Abb. 1).
Abb. 1: TA-Modell der Persönlichkeit (Strukturmodell der Ich-Zustände) In der ersten Kategorie werden Ich-Zustände, die eine Person in der Vergangenheit selbst erlebt und entwickelt hat, zusammengefasst und von