Bist du unterliebt?. Eugen Prehsler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eugen Prehsler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783990011980
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»Wer braucht solche Menschen?«

      • »Wer hat einen Nutzen davon, dass es uns nicht so gut geht?«

      • »Was können wir dagegen machen?«

      Rainer, zu deinem Vorwurf des ineffizienten Geschwafels möchte ich dich darauf hinweisen, dass Vertrauen die Basis jeder Beziehung ist und erst aufgebaut und dann gepflegt werden muss. Warum ich das euch Führungskräften immer wieder von Neuem sagen muss! Du hast es ja leicht. Du kannst deine Mitarbeiter freisetzen, wenn du ihr Vertrauen verloren hast. Ich kann meinen Leser aber nicht einfach rauswerfen, wenn er mir die Gefolgschaft verweigert. Da ist es umgekehrt. Der Leser kann mich aus seinem Leben rauswerfen. Nimm das jetzt einmal und gedulde dich. Sonst hänge ich dir gleich eine Mail von eurem Super-CEO von weltweit überhaupt um, der euch alle zu einem Boardmeeting vergattert. Morgen zehn Uhr früh in London. Ihr seid 3,62 % unter Plan. Sparmaßnahmen müssen sofort gefasst werden. Da kannst du dein Super-Businessclass-Ticket umbuchen und kommst heute wieder nicht nach Nürnberg heim. Yeah. Die Runde geht wohl an mich. Aber du sollst deine Action haben.

      Ich möchte dich, Rainer, meine anderen virtuellen Leser und Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in die warme Sonne Kaliforniens entführen. Zum Superbowl.

      UNTERLIEBT ♥ Der Superbowl

      Der Superbowl ist das wichtigste Einzelsportereignis der Welt mit knapp einer Milliarde Fernsehzuschauern weltweit. Ein 30-sekündiger Werbespot kostet 4 Millionen Dollar.

      Er ist das Endspiel der nfl, der National Football League in den USA, wo die Sieger aus den beiden Vorrunden aufeinander treffen und den Champion ausspielen. In diesem Jahr fand das Endspiel im Levi's Stadion in Santa Clara in Kalifornien statt. Dort begeben wir uns jetzt hin und tun so, als ob wir live dabei wären. Ein wunderbares Stadion. 75.000 Zuschauer. Und wir mitten drinnen. Angenehm warm ist es da.

      Die Spieler sind noch nicht eingelaufen, doch die Begeisterung ist schon zum Greifen, die Euphorie spürbar. Alle sind gut drauf. Die Stimmung ist toll. Die Leute machen schon die Welle. Ohoohooo! Da sollten wir jetzt mitmachen. Wir sitzen ja auch im Stadion. Live dabei. Patrizia, du willst nicht? Du bleibst lieber auf deinem Sofa sitzen. In deinem Schmuddelpyjama. Es ist gerade so gemütlich. Claudia, du liest das Buch gerade in der Straßenbahn. Da würde die Welle ein bisschen peinlich wirken. Inmitten all dieser ernsten Gesichter und dieser vielen Menschen, die ihre privatesten Geheimnisse in ihr Mobiltelefon schreien. Peter, du liest mich auf deinem stillen Örtchen. Du bleib bitte sitzen. Lassen wir das mit der Welle.

      Die Kisscam fängt immer wieder Pärchen ein. Die werden dann auf den großen Videowalls gezeigt, von einem Herz gerahmt und sollen sich küssen. Alle jubeln dazu. Da ist auch der Popcorn und Hotdog-Verkäufer mit seinem Bauchladen. Der Duft ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Stimmung. Dort sitzt so ein typischer Ami mit seiner Cola-Dosen-Mütze. Sie wissen eh, je eine Dose rechts und links auf der Kappe mit einem Schlauch direkt zum Mund. Damit man die Hände fürs Popcorn und den Hotdog frei hat. Crazy. Mit unseren Wein, Prosecco und Kräutertee fallen wir schon ziemlich auf.

      Am Spielfeldrand tanzen sich die Cheerleader schon warm. Die Cheerleader sind diese leicht bekleideten, gut aussehenden Mädchen. Kurze Röcke, enge Tops. Die sorgen mit ihren Choreografien für jede Menge Akrobatik und Erotik.

      Und da kommen die beiden Mannschaften aufs Spielfeld, Gladia …

      Rainer, Rudi und Peter, habe ich euch gerade verloren? Seid ihr gedanklich bei oder in den Cheerleadern hängengeblieben. Die Präposition macht einen Unterschied. Unsere Damen denken sich gerade, was schon wieder für eine hormongesteuerte Geschichte. Gut. Meine Herren, ihr könnt euch jetzt selbst in einen kurzen Werbeblock hängen oder weiter von den Cheerleadern träumen. Oder ihr lest auch, was ich über die Wichtigkeit der Cheerleader zu sagen habe.

      Definition der Cheerleader, nach Wikipedia.

      Die primäre Aufgabe des Cheerleading – von englisch cheer ›Beifall‹ und to lead ›führen‹, also sinngemäß »zum Beifall führen« – ist das Anfeuern der eigenen Sportmannschaft und die Animation des Publikums.

      JAA – Die Cheerleader sind ganz wichtig. Gäbe es die nicht, würden die beiden Mannschaften aufs Spielfeld kommen und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf einigen, dass sie ins nächste Pub auf ein Bier gehen. Wenn jedoch erotische Frauen auf dem Spielfeld sind, schießt bei uns Männern das Testosteron ein und wir beginnen, um die Frauen zu buhlen. Wir fangen dann zu raufen an, zu streiten und zu kämpfen. Wir Männer machen ziemlich viele Unsinnigkeiten, nur um den Frauen zu gefallen. Meine Damen, ihr denkt euch jetzt, typisch für uns Männer. Aber ähnliche Effekte gibt es auch in der Damenwelt. Stellt euch vor, ihr sitzt mit zwei, drei Freundinnen in eurem Lieblingskaffeehaus. Ihr trinkt einen Cafe Latte. Nicht zu kalt, nicht zu warm. Mit einem Hauch von Kakaopulver. Wegen der schlanken Linie. Auf einmal geht die Türe auf und es erscheint – George Clooney. Da werdet wohl auch ihr in ein anderes Verhaltensmuster wechseln.

      Zurück nach Santa Clara. Wo war ich stehen geblieben? Aja! Die Mannschaften laufen gerade ein. Gladiatoren der Neuzeit. Die haben superbreite Schultern. Betont noch durch die Schulterpolster. Kriegsbemalung in den Gesichtern. Und total knackige Hintern. Die Mannschaften stellen sich wie Silberrücken, wie Gorillas in einem Kreis auf und machen eigenartige Brunftgeräusche. Sie schwören sich auf den gemeinsamen Erfolg ein. Klopfen sich gegenseitig anspornend auf die Helme. Der Coach pumpt seine Männer bis über die Haarwurzeln voll mit Selbstvertrauen und Siegeswillen. Yeah. Go for it! You can!

      Bevor das Spiel beginnt, singen die Amis sogar noch die Nationalhymne. Die Zuschauer stehen auf und halten ihre Hand aufs Herz. The land of the free and the home of the brave. Das Land der Freien und die Heimat der Braven. Oder so ähnlich. Gut, das war ein Schenkelklopfer. Entschuldigung.

      Jetzt beginnt das Spiel. Mit einem Freekick. Die Menge tobt. Es wird um jeden Yard gekämpft. Da bekommt der Quarterback den Ball. Der wirft einen Superpass über sechzig Yards nach vorne. Dort fängt ihn ein Angriffsspieler und rennt damit wie von der Tarantel gestochen los. Über die weiße Linie. Und drischt mit aller Kraft den Ball auf die Erde. Touch Down. Das höchste, was man in diesem Spiel erreichen kann. Sechs Punkte. Der Spieler macht einen Salto und wird von seinen Mitspielern unter einem Knäuel der Begeisterung begraben. Das Stadion explodiert. Applaus brandet auf. Yeah!

      Und jetzt nehmen wir die beiden Teams, saugen sie aus dem Stadion in den blauen Himmel Kaliforniens und fliegen sie über den Pazifik. Nach Sibirien. Der Himmel wird grau. Es ist fürchterlich kalt. Minus 24 Grad. Wir stellen die beiden Mannschaften auf eine Wiese, wo niemand ist. Keine Menschenseele weit und breit. Kein Publikum, kein Coach, kein Platzsprecher, kein Hotdog-Verkäufer, keine Cheerleader. Nicht einmal ein Kamtschatka Bär. Wir verbieten den beiden Mannschaften, während des Spiels miteinander zu reden. Jedes Erfolgsritual wird untersagt. Da gibt es kein anerkennendes auf den Helm Klopfen, kein high five, keinen Salto. Leise und brav sollen die spielen. Und außer dem eisigen sibirischen Wind hört man vom Platzsprecherband die ganze Zeit nur monoton Angst, Angst, Angst, Angst, Angst.

      Das Spiel im warmen Kalifornien wird wohl ein anderes sein als jenes im frostigen Sibirien. Obwohl es genau dieselbe Sportart ist. Und dieselben Mannschaften.

      Hier ein Klima des Erfolges, der Anerkennung, des Selbstvertrauens und der Freude.

      Dort keine Aufmunterung, kein Anfeuern, dafür frostige Angst und Unlust.

      UNTERLIEBT ♥ Obama, Europa und wir selbst

      Was würden Sie sagen? Spielt Europa momentan eher so wie beim Superbowl, strotzend vor Selbstvertrauen und erfolgshungrig oder doch eher eine ängstliche Zitterpartie wie in Sibirien. Hat Europa einen starken Selbstwert? Gut, wir in Österreich sind ja eine Mannschaft der Seeligen. Wir haben ja zwei echte Motivationsbolzen als Coaches. Faymann und Mitterlehner. Und die Mikl-Leitner ist ja auch eine bezaubernde Cheerleaderin. Mikl-Leitner im kurzen Rock und eng anliegendem Top. Man muss sich nicht alles vorstellen. Aber das übrige Europa?

      2008 hat Obama bei seinem ersten Wahlkampf die Amis mit einem einzigen Satz aufgerichtet: »Yes,