Die Operationalisierung von Lernzielen ist teilweise umstritten; deshalb gehen wir auf die Stärken und Schwächen dieses Konzepts ein:
Wichtig ist, dass bei der Formulierung nur auf ein Thema bzw. auf einen Gegenstand Bezug genommen wird. Fremdwörter sollen möglichst vermieden werden. Es sind stets auch die Hilfsmittel und die Bedingungen anzugeben, unter denen die Lernleistung erbracht werden soll. Entsteht sie in Einzel-, Partner- oder Kleingruppenarbeit, in einer bestimmten Zeiteinheit, mit bestimmten Techniken? Soll sie an einem näher zu bezeichnenden Lernort gezeigt werden?
Schließlich müssen Beurteilungsmaßstäbe oder Kriterien genannt werden, denen die Lernleistung zu genügen hat. Letzteres kann durch die Angabe von quantitativen (zum Beispiel drei Merkmale) oder qualitativen – auch für einen Laien verständlichen – Kriterien erfolgen.
Für den kognitiven Bereich des Lernens hat Benjamin Bloom mit seinem Mitarbeiterstab Mitte der 1950er-Jahre ein Ordnungssystem entwickelt, das helfen sollte, bei der Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts Lern- und Denkprozesse auf verschiedenen Ebenen anzugehen. Auf der ersten Ebene dieser Taxonomie sind eher anspruchslose Denkleistungen aufgeführt: Die Lernenden müssen sich an einen Sachverhalt erinnern und die gelernten Informationen wiedergeben. Auf den weiteren Stufen werden die Denk- und Lernleistungen immer komplexer; die Lernenden müssen beispielsweise eine eigene Analyse durchführen und eine persönliche Bewertung abgeben.
Taxonomie von Bloom
(K1) Kenntnisse – etwas auswendig können
Sich an Ereignisse oder Sachverhalte erinnern, diese erkennen, ohne zeigen zu müssen, dass sie auch weiterverarbeitet wurden: Begriffe, Definitionen, Faktenwissen.
(K2) Verstehen
Ereignisse oder Sachverhalte durchschauen, Erklärungen nachvollziehen, Sachverhalte begreifen, Inhalte erfassen und in eigenen Worten wiedergeben, wissen, wo Einzelheiten nachzuschlagen sind.
(K3) Anwenden – Gelerntes auf neue Situationen übertragen
Kenntnisse oder Einsichten auf andere Ereignisse oder Sachverhalte übertragen.
(K4) Analyse
Strukturen durchschauen, die Elemente identifizieren und die Beziehung zwischen den Elementen erkennen, bestehende Prinzipien und Strukturen herausfinden.
(K5) Synthese
Ereignisse oder Sachverhalte miteinander verknüpfen, verschiedene Wissenselemente zu etwas Neuem zusammenfügen, originale Pläne, Strukturen, Schemata entwerfen, etwas konstruieren.
(K6) Bewertung
Das zu bewertende Ereignis oder den Sachverhalt sichten, nach Bewertungskriterien suchen und diese mit dem Ereignis oder Sachverhalt in Beziehung setzen. Urteilen verlangt selbstständiges Denken von verschiedenen Gesichtspunkten aus: eigenständige Meinungen, Aussagen formulieren, Entschlüsse fassen und begründen.
Auf Stufe I (Kenntnisse) wird als Denkleistung das Erinnern vorausgesetzt. Gelernte Informationen sollen wiedererkannt und unverändert reproduziert werden. Stufe II setzt sich aus Verstehen und Anwenden zusammen. Die Lernenden können eine gelernte Information sinngemäß »abbilden« und die gelernte Struktur auf einen sprachlich neuartigen, strukturell gleichen Inhalt übertragen. Bei der Stufe III (Analyse, Synthese, Beurteilung) werden Probleme umfassend bearbeitet.
Die Taxonomie von Bloom ist nach Gage/Berliner (1996) sowohl logisch als auch empirisch gesehen unvollständig. Viele praktizierende Lehrpersonen empfinden sie trotzdem als hilfreich. Der Gewinn in der Praxis, so postulieren die Autoren, mache ihre theoretischen und empirischen Mängel wett. In Diskussionen mit Lehrpersonen lassen sich die Positionen der Befürworter und jene der Kritiker wie folgt zusammenfassen (Becker 2007a):
Lernziele und Kompetenzen
Kompetenzen können nicht losgelöst von einem Inhalt oder Gegenstand gefördert werden, sondern nur ganzheitlich, und zwar am besten in einer Situation, in der Kopf- und Handarbeit und somit ein integrierendes Begreifen, Beurteilen und Bewältigen von konkreten Situationen im Zentrum steht. Kompetenzen werden dann gefördert, wenn Probleme im Zentrum des Unterrichts stehen. Dafür garantieren Aufgaben der Komplexitätsstufen »Transfer«, »Analyse«, »Synthese«, »Beurteilung« und prozessorientierte Formen wie Fallstudien, Einzel- und Gruppenprojekte. Kompetenzen müssen im Unterricht gezielt aufgebaut und geschult werden. Unter den
In den Ausbildungsreglementen und Rahmenlehrplänen finden wir meistens eine Unterteilung in die zwei Bereiche Methoden- und Sozialkompetenz:
• Methodenkompetenz bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler Strategien erarbeiten können, die sie befähigen, Wissen und Können selbst zu beschaffen, sich anzueignen und situationsgerecht anzuwenden. Durch die Förderung dieser Kompetenz sollen sie ihr Lernen selbstständig angehen und die Verantwortung dafür übernehmen können.
• Sozialkompetenz ist die Fähigkeit, in Zusammenarbeit mit anderen Personen Probleme zu lösen, neue Modelle zu erarbeiten und Antworten auf existenzbedrohende Fragen unserer Zeit zu finden. Konkrete Ergebnisse in Gruppen kommen nur dann zustande, wenn soziale Kompetenzen in der Ausbildung gezielt erworben werden konnten.
Wie kann die Lehrperson eine Verbindung zwischen den kognitiven Lernzielen und den Kompetenzen herstellen? Sind die Lernziele einmal formuliert, können für eine Unterrichtssequenz Kompetenzen festgelegt werden (Städeli/Obrist/Grassi 2008, S. 81–95). Die Lehrperson überlegt sich, welche Fertigkeiten oder Kompetenzen im Rahmen der vorgegebenen Unterrichtssequenz erworben werden sollen. Der Ausgangspunkt ist dabei meistens das formulierte Lernziel.
Beispiel: Die Auszubildenden beschreiben drei bis fünf Fälle, bei denen elektronische Informationen manipuliert oder missbraucht worden sind, zum Beispiel durch Hacker, Viren oder unberechtigten Zugriff. Zu jedem Fall kennen sie eine Vorbeugemaßnahme.
Zum eben skizzierten Lernziel können die Schülerinnen und Schüler nach einer Einführung durch die Lehrperson beispielsweise in Kleingruppen ein Brainstorming durchführen. Sie notieren sich alles, was ihnen zu den Begriffen »Hacker« und »Viren« einfällt. Ausgehend von dieser Ideensammlung werden drei bis fünf Suchbegriffe festgelegt. Dann beginnt die Suche im Internet mit dem Ziel, mindestens fünf aktuelle Zeitungsartikel zum Thema »Manipulation elektronischer Informationen« zu suchen und auszudrucken. Die Artikel werden in der Kleingruppe begutachtet. Jede Gruppe wählt zwei Artikel aus. Der Inhalt der ausgewählten Texte wird zusammengefasst. Anschließend bereiten sich die Gruppen auf eine kurze Präsentation der Ergebnisse vor, in der sie zeigen sollen, wie es zu Manipulationen von Informationen durch Hacker oder Viren kommen konnte.
Die von der Lehrperson ausgewählten Kompetenzen werden auf dem Planungsinstrument neben dem Lernziel aufgeführt. Folgende Darstellung (s. Tab 3) hat sich in der Praxis bewährt:
In vielen Lehrplänen ist festgehalten, welche Kompetenzen im Unterricht geschult werden sollen. Häufig zielt die Schulung der Kompetenzen auf ein Produkt hin, das im Rahmen einer Abschlussprüfung hergestellt werden soll. Unter den Instrumenten findet sich auch