7.2 Mündliche Prüfungen vorbereiten – Checkliste
7.3 Mündliche Prüfungen durchführen
7.4 Eine Kriterienliste erstellen
7.5 Eine Themenmappe erstellen
7.6 Instrumente zur Selbstbeurteilung einsetzen
7.7 Eine interdisziplinäre Projektarbeit durchführen und beurteilen
1 Die Ausgangslage analysieren
Am Anfang steht immer eine Analyse der Ausgangslage. Wir gehen zunächst auf die Rahmenbedingungen ein, die uns durch Schule und Gesellschaft vorgegeben sind. Der nächste Schritt führt uns zu den Lernvoraussetzungen. Lernvoraussetzungen einzuschätzen, gehört zu den wichtigsten Aufgaben jeder Lehrperson.
Zu einer Analyse der Ausgangslage gehört aber auch, dass man die eigenen Lehrvoraussetzungen kennt und sich die Frage stellt, wie weit man mit Lehrplan und Unterrichtsstufe vertraut ist. Eine Lehrperson, die neu in einer bestimmten Stufe unterrichtet, wird sich andere Fragen stellen als eine, die das Metier kennt.
Rahmenbedingungen
Mit Rahmenbedingungen sind die äußeren Faktoren gemeint, welche die Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts maßgeblich beeinflussen. Günstige Rahmenbedingungen sind eine wichtige Voraussetzung für einen guten Unterricht.
Lernort: Größe und Lage der Schule, Art des Gebäudes, Raumausstattung, akustische, klimatische und optische Verhältnisse, Gruppenräume, Mediothek, Kantine, Turnhalle.
Lernzeit: Stundenplan und Fächerfolge, Einzellektionen, Blockunterricht, Anzahl Lektionen pro Schultag, Anzahl Dozierende oder Lehrpersonen pro Schultag und Klasse.
Lerngruppe: Größe und Zusammensetzung, Art und Dauer der Sozialbeziehungen, Fach- oder Klassenlehrersystem.
Kollegium: Anzahl der Lehrpersonen in der Schule, Zuteilung der Lehrpersonen in Fach- und Arbeitsgruppen, Verhältnis Schulleitung – Lehrerschaft.
Rahmenbedingungen werden durch Menschen geschaffen und können von Menschen auch wieder verändert werden.
• Sofort veränderbare Faktoren: Auf die Klasse bezogene Maßnahmen, wie Sitzordnung und Gestaltung des Klassenzimmers.
• Mittelfristig veränderbare Faktoren: Veränderungen, die die Schulleitungen und die Lehrpersonen in ihrer organisatorischen Flexibilität und methodisch-didaktischen Kreativität herausfordern (Stundenplangestaltung, Gruppenräume, äußere Differenzierung u. a.).
• Langfristig veränderbare Faktoren: Bei bildungs- und schulpolitischen Entscheidungen ist eine direkte Einflussnahme einzelner Lehrpersonen kaum möglich.
In jedem Fall können die Rahmenbedingungen im Unterricht in eine positive Richtung weiterentwickelt werden. Ein Beispiel dazu: Wenn eine Lehrperson eine Klasse nur am Freitagnachmittag unterrichtet, braucht es nach unserer Erfahrung neben einer klaren Führung und einer sinnvollen Sequenzierung der Lerneinheiten auch immer wieder motivationsfördernde Elemente, die dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler die Lernzeit gezielt nutzen. Der Unterrichtsnachmittag könnte zum Beispiel mit einer Erkundung enden, in der die Lernenden nach vorgegebenen oder vereinbarten Regeln ein Thema außerhalb des Schulzimmers bearbeiten.
Lernvoraussetzungen
Im Verlauf der Unterrichtsplanung stehen die Lehrenden immer wieder vor der Frage, über welche Lernvoraussetzungen ihre Schülerinnen und Schüler verfügen. Die Entscheidung für bestimmte Lehrer- oder Schüleraktivitäten lässt sich erst treffen, wenn die gegebenen Voraussetzungen analysiert wurden (Städeli/Obrist/Grassi 2008, S. 99–111, Euler/Hahn 2007). Fehlen die nötigen Lernvoraussetzungen, bleibt meistens auch der Unterrichtserfolg aus. Wichtige Lernvoraussetzungen betreffen die folgenden Bereiche:
• Arbeitstechnik: Über welche Lern- und Arbeitstechniken verfügen die Schülerinnen und Schüler? Welche Erfahrungen bringen sie aus der Primar- und Sekundarstufe I im Hinblick auf den Einsatz von erweiterten Lehr- und Lernformen mit?
• Sachstrukturen: Auf welchem Wissen der Schülerinnen und Schüler kann ich meinen Unterricht aufbauen? Welche Begriffe müssen zu Beginn einer Einheit aufgebaut werden, damit die Schülerinnen und Schüler anschließend selbstständig arbeiten können? Was können zentrale Fragen und Problemstellungen der Schülerinnen und Schüler sein?
• Soziale Beziehungen, Gruppe: Welches Verhältnis haben die Schüler und Schülerinnen untereinander? Welche Auswirkungen hat die Art der Interaktion auf das Arbeits- und Lernklima? Wie ist die Beziehung zur Lehrperson?
• Motivation und Emotionen: Welche Haltung und welche persönlichen Einstellungen bringen die Schülerinnen und Schüler in den Unterricht ein? Sind sie bereit, sich auf den Unterricht einzulassen?
• Kulturen und Sprachen: Welche sprachliche und kulturelle Vielfalt zeichnet sich in meiner Klasse ab? Wie viele Schüler und Schülerinnen kommen aus einem anderen Kulturkreis? Wie können sie in den Unterricht besser integriert werden?
• Individuelle Faktoren: Gibt es Schüler oder Schülerinnen, die etwas Interessantes aus dem eigenen beruflichen oder privaten Umfeld einbringen können? Ist ein Schüler dauernd über- oder unterfordert?
Ist einmal die Analyse der Lernvoraussetzungen geleistet, so kann die Lehrperson methodische Vorüberlegungen anstellen und die Unterrichtsvorbereitung planen. Dabei soll sie auch ihre eigenen Lehrvoraussetzungen berücksichtigen.
Lehrvoraussetzungen
Es hat sich gezeigt, dass bei Lehrpersonen eine positive Ausprägung der Merkmale »Kontaktbereitschaft«, »emotionale Stabilität/Belastbarkeit« und »Selbstkontrolle« als Faktoren für eine später erfolgreiche Berufspraxis gewertet werden können (Rheinberg et al. 2006). Auf der Ebene der Kompetenzen ist nach Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz zu unterscheiden (Becker 2007a): Qualifizierte Lehrpersonen sind in der Lage, die Lernbereiche zu strukturieren und einzelne Lernbereiche sinnvoll zu sequenzieren. Im Unterricht selbst können sie durch verschiedene Methoden den Lehr-Lern-Prozess steuern und sind fähig, Konflikte zu lösen und gruppendynamische Prozesse zu begleiten. Auch die Erfahrung, die eine Lehrperson in einer Schulstufe mit bestimmten Klassen sammeln kann, spielt eine wichtige Rolle.
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